1. >>
  2. Birds Online
  3. >>
  4. Allgemeines
  5. >>
  6. Wellensittiche verschenken: ja oder...

Wellensittiche verschenken: ja oder nein?

Wer einen Wellensittich verschenken möchte, sollte dies zuvor genau durchdenken.
Wer einen Wellensittich verschenken möchte, sollte dies zuvor genau durchdenken.

Alle Jahre wieder… Vor allem in der Weihnachtszeit beginnt für viele Haustiere das große Elend, denn sie werden aus einer spontanen Idee heraus völlig unbedacht an jemanden verschenkt. Mit dieser gut gemeinten Geste nimmt nur allzu oft großes Unglück seinen Lauf. Neben Hunden, Katzen und anderen Heimtieren sind davon oft auch Vögel betroffen: In bester Absicht wird beispielsweise junger Wellensittich, der im Zoogeschäft aus großen, schwarzen Knopfaugen so niedlich geschaut hat, dem Enkel geschenkt. Oder die niedlich zwitschernden Vögelchen werden jemandem zum Einzug ins neue Haus als Geschenk mitgebracht, damit „Leben in die Bude“ kommt. Anlässe zum Beschenken gibt es genug, doch beim Beschenkten kommt der Charme der Vögel nicht an, weil er absolut keinen Draht zu Wellensittichen hat oder weil Heimvögel zu halten nicht in seine momentane Lebensplanung passt. Etliche dieser Zwangsbeglückten haben daher nicht viel Freude an ihren neuen tierischen Hausgenossen, behandeln sie eventuell gleichgültig – oder im schlimmsten Falle sogar schlecht –, und schieben sie in den meisten Fällen letztlich ab.

Meist werden junge Wellensittiche verschenkt, weil sie mit ihren großen, schwarzen Knopfaugen überaus niedlich aussehen. © pixel2013/Pixabay
Meist werden junge Wellensittiche verschenkt, weil sie mit ihren großen, schwarzen Knopfaugen überaus niedlich aussehen. © pixel2013/Pixabay

Wellensittiche sind als preisgünstiges Geschenk beliebt, wobei jedoch meist übersehen wird, dass sie keine „Anfängervögel“ sind, sondern Exoten mit speziellen Bedürfnissen. Dass sie gern verschenkt werden, zeigt sich an einem jährlich wiederkehrenden Phänomen: Etwa ab Mitte Januar füllen sich die Käfige der ohnehin schon viel zu sehr mit Tieren überlasteten Tierheime mit lästig gewordenen, ungeliebten gefiederten Weihnachtsgeschenken. Und kurz vor Ferienbeginn „entfliegen“ erstaunlich viele Vögel – etliche von ihnen dürften wohl lästig geworden sein, weshalb sie einfach „weggelüftet“ werden … Falls Sie also planen, Wellensittiche oder andere Heimvögel zu verschenken, dann sollten Sie sich unbedingt gänzlich sicher sein, ob sich der Empfänger des Geschenks tatsächlich für Vögel interessiert und begeistert, den Tieren ein gutes Zuhause bieten kann und ob alle weiteren Voraussetzungen für die Haustierhaltung bei ihm oder ihr erfüllt sind.

In der Zeit kurz vor Weihnachten stellen inzwischen einige verantwortungsbewusste Zoofachgeschäfte den Verkauf von Kleintieren, darunter auch Wellensittiche, ein, damit die Tiere nicht als ungeliebtes Geschenk enden. Dieses Vorgehen ist aus meiner Sicht sehr zu begrüßen. Auch Züchter, die verantwortlich handeln, fragen vor Weihnachten sehr genau nach, für wen die neu gekauften Vögel denn sein sollen.

Anders verhält es sich mit dem Schenken, wenn sicher ist, dass der Beschenkte den Tieren optimale Bedingungen bieten und sie schnell in sein Herz schließen wird. In diesem Fall kann es auch sinnvoll sein, sich für Vögel aus dem Tierheim zu entscheiden, denn dort sitzen meist viele heimatlose Wellensittiche, die dauerhafte Zuwendung und ein liebevolles Zuhause benötigen. Zudem sind über Tierrettungsaktionen ebenfalls oft Vermittlungstiere aus zweiter Hand zu haben, die eine liebevolle neue Bleibe benötigen.

Sonderfall: Vögel als Geschenke für Kinder

Viele Kinder mögen Wellensittiche sehr gern, doch für die Vögel verantwortlich zu sein und sie täglich zu pflegen, dazu ist nicht jeder Heranwachsende in der Lage. © Andreas Lischka/Pixabay
Viele Kinder mögen Wellensittiche sehr gern, doch für die Vögel verantwortlich zu sein und sie täglich zu pflegen, dazu ist nicht jeder Heranwachsende in der Lage. © Andreas Lischka/Pixabay

Seien Sie vorsichtig beim Verschenken von Wellensittichen oder anderen Heimvögeln an Kinder. Viele Experten und Psychologen empfehlen, dass das beschenkte Kind mindestens zehn Jahre alt sein sollte, um der Aufgabe gewachsen zu sein, sich um Wellensittiche zu kümmern. Jüngere Kinder sind aufgrund mangelnder Reife oftmals noch nicht dazu in der Lage, die volle Verantwortung für ein Haustier zu übernehmen. Die tägliche Fütterung und die Käfighygiene überfordern die meisten Kinder unter zehn Jahren. Noch schwieriger ist dies für Kinder, die jünger als sechs Jahre sind. Bis etwa zu diesem Alter lernen Heranwachsende noch aktiv ihre körperlichen Grenzen kennen. Dazu gehört unter anderem das Dosieren der Muskelkraft. Wenn ein kleines Kind bei einem zahmen Vogel zu fest zupackt, kann dies für das Tier schnell tödlich enden. Nicht nur in Bezug auf den Vogel wäre dies eine Katastrophe. Für das Kind wäre ein solches Erlebnis sehr wahrscheinlich enorm traumatisierend.

Und beziehen Sie unbedingt die Eltern in Ihre Pläne mit ein, denn an ihnen bleibt der Großteil der Pflege meist hängen. Denn auch wenn ein Kind über zehn Jahre alt ist und sich für Vögel interessiert, könnte sich dies einige Zeit später mit dem Einsetzen der Pubertät ändern. Dann müssen die Eltern einspringen und sich um die Tiere kümmern. Nur wenn die Erwachsenen dazu bereit sind, diese Aufgabe dauerhaft zu übernehmen und ihr Einverständnis mit Ihrem Wunsch signalisieren, Vögel zu verschenken, sollten Sie sich entsprechend entscheiden.


Weitere verfügbare Sprache: