Manueller Fokus

Dieses Foto entstand aus einer Entfernung von nur zehn Zentimetern mit manuellem Fokus ohne Blitz
Dieses Foto entstand aus einer Entfernung von nur zehn Zentimetern mit manuellem Fokus ohne Blitz

Digitalkameras werden von vielen Menschen in der Einstellung verwendet, in der die Geräte selbst scharfstellen, also im Autofokus-Modus. Viele Kamera-Modele lassen sich jedoch in einem speziellen Modus auch von Hand scharf stellen, so dass man beispielsweise im extremen Nahbereich aus einer Entfernung von beispielsweise 10 cm fotografieren kann. So extrem nah kann man sich freilich nur an einen Vogel begeben, der sehr zutraulich ist und zudem keine Angst vor der Kamera hat. Bei manchen Geräten ist die Automatik-Funktion mit so viel Nähe überfordert und es ist einen Versuch wert, es mit der manuellen Einstellung zu probieren. Allerdings hat jede Kamera aufgrund der Gesetze der Physik eine individuelle Naheinstellgrenze, die meist im Handbuch vermerkt ist. Nähert man sich dem Motiv noch weiter, hilft selbst der Versuch nicht, manuell scharf zu stellen.

Wichtig ist beim manuellen Fokus (Scharfstellen von Hand), dass man bei dieser Einstellung den Blitz ausschaltet, weil das Motiv, also der Vogel, sonst aus allernächster Nähe von dem grellen Licht stark geblendet würde. Zudem wäre das Foto höchstwahrscheinlich überbelichtet und deshalb nicht zu gebrauchen. Zu beachten ist außerdem: Die von Hand eingestellte Schärfe ist nur aus der von der Kamera in cm oder selten in m angegebenen Entfernung vorhanden. Das heißt, wenn man als Schärfebereich von Hand 10 cm einstellt, muss die Kamera beim Fotografieren tatsächlich exakt 10 cm vom Motiv entfernt sein.

Weil ein Vogel aber kein flächiges Objekt ist, sondern seine einzelnen Körperbereiche mehr oder minder weit von der Kamera entfernt sind, ist nicht alles auf dem Foto scharf. Damit kann man „spielen“ und beispielsweise den Abstand so wählen, dass die Nase scharf ist oder ein Auge oder gar ein ganz anderer Körperbereich. Hierdurch lassen sich gezielt Akzente setzen, die beim Nutzen der Automatikfunktion zum Scharfstellen oft nicht so leicht zu erzielen sind. Denn Kameras stellen meist jenen Bereich eines Vogels automatisch scharf ein, der ihnen am nächsten ist.

Durch ein Gitter fotografieren mit manuellem Fokus

Das junge Wellensittichweibchen wurde bei einer Tierschutzaktion gerettet und sollte im Käfig sitzend fotografiert werden – hier half manuelles Fokussieren
Das junge Wellensittichweibchen wurde bei einer Tierschutzaktion gerettet und sollte im Käfig sitzend fotografiert werden – hier half manuelles Fokussieren

Mitunter möchte man ein Foto eines Vogels anfertigen, der in einer Voliere oder in einem Käfig sitzt. Das Gitter ist dabei einerseits im Weg und andererseits oft so dominant, dass die Kamera mit der Automatik-Funktion den Fokus immer auf die Verstrebungen legt und nicht auf den dahinter sitzenden Vogel. In einer solchen Situation die Automatik abzuschalten und von Hand, also manuell scharf zu stellen, ist dann die beste Lösung. Vergessen Sie aber nicht, den Blitz auszuschalten, weil dieser das Gitter im Vordergrund so stark erhellen würde, dass es das Motiv auf dem Foto völlig überstrahlen würde, sofern es sich nicht um ein sehr dunkles Gitter handelt.

Verzerrung der Proportionen

Dieses Foto entstand aus einer Entfernung von fünf Zentimetern mit manuellem Fokus und ohne Blitz bei weitwinkeliger Einstellung
Dieses Foto entstand aus einer Entfernung von fünf Zentimetern mit manuellem Fokus und ohne Blitz bei weitwinkeliger Einstellung

Bei digitalen Spiegelreflexkameras lässt sich mit Weitwinkelobjektiven ein toller Verzerrungserffekt erzielen. Bei vielen kleinen Kompaktkameras geht dies in der Weitwinkel-Einstellung ebenfalls. Wird diese Einstellung mit manuellem Fokus kombiniert, sehen Vögel besonders faszinierend aus. Alles, was sich besonders nahe an der Kamera befindet, wirkt größer, weiter entfernte Körperpartien sehen dagegen kleiner aus und sind je nach Wahl der Schärfeebene überdies ein wenig unscharf. Auf dem Beispielfoto in der Nähe dieses Absatzes erscheinen der Schnabel und die Nase des Vogels überproportional groß. Das gesamte Gesicht wirkt recht dominant, wenn man es mit dem Körper vergleicht. Das gefiederte Model Serenio hatte überhaupt keine Angst vor der Kamera und kam freiwillig so nahe heran. Anders wären solche Aufnahmen nicht möglich.