Beine und Füße der Vögel

Achtung: Die auf Birds-Online.de angebotenen Texte und Bilder rund um das Thema Erkrankungen von Vögeln sind als Informationsquelle gedacht. Bitte bringen Sie Ihre erkrankten Vögel immer schnellstmöglich zu einem fachkundigen Tierarzt!

Bezüglich der Beine und Füße der Vögel herrscht bei manchen Haltern ein wenig Verwirrung. Die einzelnen Körperteile werden oft falsch benannt. Das kann bei der Beschreibung einer Erkrankung zu Missverständnissen führen. Zum Beispiel wird häufig von der Kralle gesprochen, obwohl ein Zeh gemeint ist. Um solchen Missverständnissen vorzubeugen, finden Sie auf in diesem Artikel eine Erläuterung des Aufbaus der unteren Extremitäten der Wellensittiche. Das hier Erläuterte gilt auch für andere Papageien und Sittiche. Bei Ziervogelarten wie Diamanttäubchen oder Zebrafinken ist der Aufbau sehr ähnlich, doch die Ausrichtung der Zehen unterscheidet sich. Bei ihnen weisen drei Zehen nach vorn und ein Zeh zeigt nach hinten.

Allgemeiner Aufbau

Hier sind die Läufe (1) und einige Zehen (2) eines Wellensittichs markiert.
Hier sind die Läufe (1) und einige Zehen (2) eines Wellensittichs markiert.

Das Bein eines Vogels beginnt an der Hüfte. Diese befindet sich bei einem stehenden Wellensittich seitlich am Körper. Normalerweise wird sie von den langen Federn des jeweiligen Flügels bedeckt. Dagegen ist der Blick auf das gesamte Bein bei Vögeln mit schwerer Gefiederstörung frei, weshalb in diesem Beitrag zu Illustrationszwecken einige Fotos solcher Tiere zu sehen sind.

Wandert man mit dem Blick am Vogelbein abwärts, gelangt man zum unbefiederten Teil der unteren Extremität. Dieser Bereich ist auch bei Wellensittichen, die nicht an einer Gefiederstörung leiden, nackt. Direkt an den Unterschenkelknochen fügt sich der sogenannte Lauf (1) an. Dieser Knochen wird als Tarsometatarsus bezeichnet. Darunter befindet sich der Fuß, der bei Wellensittichen aus je zwei nach vorn sowie zwei nach hinten gerichteten Zehen (2) besteht. Man bezeichnet dies als zygodactyle Zehenanordnung oder Zygodactylie, sie ist typisch für Papageienvögel.

Die jeweils beiden inneren Zehen der Papageienvogel-Füße sind kürzer als die beiden äußeren.
Die jeweils beiden inneren Zehen der Papageienvogel-Füße sind kürzer als die beiden äußeren.

Die beiden Zehenpaare der Sittiche und Papageien sind nicht gleich lang. Bei diesen Vögeln sind die jeweils inneren Zehen etwas kürzer als die äußeren. Deutlich sichtbar ist dies in der Abbildung in der Nähe dieses Absatzes. Sie zeigt einen Katharinasittich von unten, der auf einer Plexiglasplatte sitzt. Dass die Zehen nicht alle gleich lang sind, ist für Papageienvögel wichtig: Das Klettern und Greifen wird den Vögeln hierdurch erleichtert. Generell ist ihnen Beides vor allem deshalb so gut möglich, weil sie über die zygodactyle Zehenstellung verfügen. Würde wie zum Beispiel bei den Diamanttauben nur ein Zeh nach hinten und drei nach vorn weisen, wäre das feste Zupacken nicht so leicht möglich. Neben den Papageien zeigen übrigens auch die Eulen und die Kuckucke diese Zehenanordnung.

Position der Krallen (3) an den vorderen Zehen eines Katharinasittichs.
Position der Krallen (3) an den vorderen Zehen eines Katharinasittichs.

Betrachten wir nun ausführlicher die Zehen der Vögel. Mehrere Knochen, die sogenannten Phalangen oder Zehenglieder, bilden einen Wellensittichzeh. Am vorderen Ende jedes Zehs befindet sich bei Wellensittichen und anderen Papageienvögeln sowie bei einer Reihe weiterer Vogelarten eine Kralle (3). Sie besteht aus fester Hornsubstanz und erfüllt verschiedene Aufgaben. Bei den Papageien ist sie ein maßgeblicher Kletterhelfer, weil die Vögel dank ihrer Krallen an der Rinde von Bäumen oder an anderem Untergrund leichter einen sicheren Halt finden. Wie hell oder dunkel die Krallen der Tiere sind, hängt bei vielen Ziervogelarten, darunter auch beim Wellensittich, vom Farbschlag beziehungsweise Dunkelfaktor des jeweiligen Individuums ab: Wellensittiche ohne Dunkelfaktor haben sehr helle, fast transparente Krallen und Wellensittiche mit zwei Dunkelfaktoren haben nahezu schwarze Krallen. Die Färbung der Krallen der Wellensittiche sagt entgegen anders lautender Gerüchte also nichts über das Alter der Vögel aus.

Hier ist der Verlauf der Blutgefäße, die sich in den Krallen befinden, schematisch skizziert.
Hier ist der Verlauf der Blutgefäße, die sich in den Krallen befinden, schematisch skizziert.

Die Krallen sind keine gänzlich toten Gebilde wie unsere Fingernägel. In den Krallen befindet sich je ein Blutgefäß, das etwa bis zur Hälfte oder noch ein wenig weiter in die Kralle hinein reicht. In der schematischen Abbildung in der Nähe dieses Absatzes wird der ungefähre Verlauf sowie die Position dieser Blutgefäße durch rote Markierungen dargestellt. Dass es diese Blutgefäße gibt, sollte unbedingt beim Kürzen der Krallen berücksichtigt werden. Denn schneidet man versehentlich zu viel Hornmaterial ab, verletzt man unter Umständen das darin eingebettete Blutgefäß, was einerseits eine Blutung zur Folge hat und dem Vogel andererseits Schmerzen zufügt. Anders als die nicht durchblutete Spitze der Kralle scheint der durchblutete Bereich ein wenig schmerzempfindlich zu sein.

Die Beingelenke der Vögel

Diese Abbildung eines Wellensittichs, der an einer Gefiederstörung leidet, verdeutlicht sehr gut die Position des Fußes mit dem Zehengrundgelenk (4), des Sprunggelenks (5) und des Kniegelenks (6).
Diese Abbildung eines Wellensittichs, der an einer Gefiederstörung leidet, verdeutlicht sehr gut die Position des Fußes mit dem Zehengrundgelenk (4), des Sprunggelenks (5) und des Kniegelenks (6).

Die beiden leicht sichtbaren Gelenke am Bein eines Wellensittichs oder anderen Ziervogels werden von Laien oft falsch benannt. Man kann nicht einfach vom Menschen auf den Vogel schließen, weil seine Anatomie unterschiedlich ist. Verdeutlicht werden soll dies anhand der Abbildung eines Wellensittichs, der an einer Gefiederstörung leidet. Bei ihm ist es besonders leicht möglich, die Position Gelenke zu sehen. Ganz unten am Bein befindet sich der Fuß mit dem Zehengrundgelenk (4). Von dort zweigen die Zehen ab, die einzeln bewegt werden können. Jenes Gelenk, das ein Stück oberhalb des Fußes liegt, ist das sogenannte Sprunggelenk oder Intertarsalgelenk (5). Es entspricht demjenigen Gelenk, das bei uns Menschen in der Umgangssprache häufig als Fußgelenk bezeichnet wird.

Zwischen dem Zehengrundgelenk und dem Intertarsalgelenk erstreckt sich der Tarsometatarsus. Auf Deutsch wird dieser knöcherne Teil des Vogelskeletts Laufbein genannt. Irrtümlicherweise wird das Intertarsalgelenk oft für die Knieregion der Vögel gehalten gehalten, was jedoch nicht korrekt ist. Das Kniegelenk (6) befindet sich beim gesunden Wellensittich ohne Gefiederstörung und bei anderen Vögeln normalerweise unter dem Federkleid und ist nicht sichtbar. Auf demBeispielfoto ist es jedoch gut zu erkennen, weil der Vogel keine Federn an seinem Bein hat. Zwischen dem Sprunggelenk und dem Kniegelenk befindet sich bei Vögeln der Tibiotarsus, auf Deutsch Unterschenkelknochen.

Das Hüftgelenk (7) der Vögel ist normalerweise unter Federn verborgen und somit unsichtbar.
Das Hüftgelenk (7) der Vögel ist normalerweise unter Federn verborgen und somit unsichtbar.

Folgt man dem Bein vom Kniegelenk aus weiter nach oben in Richtung Körper, gelangt man als nächstes zum Hüftgelenk (7).Es ist normalerweise unter dem Federkleid und meist sogar unter den am Körper anliegenden Flügeln verborgen. Als Verdickung seitlich der Wirbelsäule und des Beckens kann man es ertasten. Das Foto in der Nähe dieses Absatzes zeigt wieder den Wellensittich, der unter einer Gefiederstörung leidet und bei dem deshalb alle Beingelenke deutlich zu erkennen sind. Der Knochen zwischen Knie- und Hüftgelenk heißt Femur, auf Deutsch nennt man ihn Oberschenkelknochen.


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