Erste Hilfe

Achtung: Die auf Birds-Online.de angebotenen Texte und Bilder rund um das Thema Erkrankungen von Vögeln sind als Informationsquelle gedacht. Bitte bringen Sie Ihre erkrankten Vögel immer schnellstmöglich zu einem fachkundigen Tierarzt!
Wellensittich mit einer Wunde an der Wange.
Wellensittich mit einer Wunde an der Wange.

Hand aufs Herz: Gehören Sie zu den Menschen, die jeden Gedanken an eine sehr plötzlich auftretende Erkrankung oder an einen Unfall ihres Vogels und die damit verbundenen Folgen so gut wie möglich verdrängen, weil diese Vorstellung zugegebenermaßen recht unschön ist? Das mag für Ihren Seelenfrieden vielleicht von Vorteil sein. Aber wenn man das Ganze nüchtern betrachtet, ist diese Handlungsweise ihrem Haustier gegenüber grob fahrlässig. Wer die Verantwortung für Ziervögel trägt, der muss stets damit rechnen, dass sich ein folgenschwerer Unfall ereignen kann, der das Leben eines Tieres in Gefahr bringen könnte. Dasselbe gilt für sehr plötzlich auftretende schwere Erkrankungen.

Halten Sie sich bitte stets vor Augen: Nur wer sich im Vorfeld ausgiebig mit diesem Themenfeld beschäftigt, ist in einer Notsituation dazu in der Lage, die für den verunglückten oder schwer erkrankten Vogel lebensrettende Erste Hilfe leisten zu können. Deshalb sollten Sie sich unbedingt ein wenig Zeit nehmen und sich dazu überwinden, Informationen über die typischen Behandlungsschritte zu sammeln, die nach einem Unfall oder im Krankheitsfall dringend erforderlich sein können. Ein Gang zum Tierarzt ist in vielen Fällen nämlich nur dann möglich, wenn man den Vogel zuvor selbst behandelt und seinen Zustand für den Transport stabilisiert hat.

Katharinasittich mit einer Platzwunde an der Wachshaut.
Katharinasittich mit einer Platzwunde an der Wachshaut.

Am besten wäre es freilich, wenn Sie an einem Erste-Hilfe-Kurs für Vögel teilnehmen würden. Hin und wieder bieten Tierärzte, Tierheilpraktiker, Vereine oder Papageienstammtische solche Veranstaltungen an, bei denen ein Fachreferent – oft ist dies ein auf die Behandlung von Vögeln spezialisierter Tiermediziner oder Tierheilpraktiker – sein Wissen an interessierte Vogelhalter weitergibt. Die Teilnahme an einem solchen Kurs ist in aller Regel kostenpflichtig. Aber es lohnt sich dennoch, eine solche Veranstaltung zu besuchen, denn das Leben eines geliebten Heimvogels lässt sich mit Geld kaum aufwiegen.

Eine hervorragende Ergänzung zu solchen Kursen ist die intensive Beschäftigung mit entsprechender Spezialliteratur. Im Arndt-Verlag, einem Verlag für Papageien-Fachbücher und Zeitschriften, ist ein außergewöhnlich gutes Buch erschienen, das von einer Tiermedizinerin geschrieben worden ist:

Notfallhilfe für Papageien und Sittiche
Doris Dühr
Arndt-Verlag
ISBN 3-9805291-4-2
Hinweis: Dieses Buch ist nur noch antiquarisch oder aus zweiter Hand erhältlich

<strong>Rezension des Buches</strong>

Die Autorin gibt auf den ersten Seiten ihres hervorragend strukturierten Buches eine Einführung in das Thema „Erste Hilfe“, die für all jene, die sich bislang nie damit beschäftigt haben, ein gelungener Einstieg ist. Wichtige Details wie der Fixiergriff werden darin genau erläutert. Ferner klärt das Buch darüber auf, wie eine korrekt bestückte Hausapotheke aussehen sollte, wie man verunglückte oder kranke Vögel am besten unterbringt, und es gibt wertvolle Tipps für den Transport zum Tierarzt.

Den größten Teil des Inhalts bildet der Bereich mit ausführlichen Beschreibungen einzelner Notfallsituationen. Diese Erläuterungstexte sollte man in aller Ruhe lesen und nach Möglichkeit die im Falle eines Unfalls eventuell nötigen Maßnahmen zumindest im Geiste schon einmal durchgehen. So ist man für den Ernstfall ein wenig besser gerüstet, als wenn man völlig unvorbereitet ist und auf der Suche nach den nötigen Hilfsmitteln panisch durch die Wohnung irrt. Denn eines vermittelt das Buch besonders deutlich: Es ist wichtig, absolute Ruhe zu bewahren, falls sich ein Vogel in einer Notsituation befindet. Man sollte im Idealfall ruhig, zügig und sicher Hand anlegen können, um dem Tier zu helfen.

Einen weiteren wichtigen Hinweis möchte ich zu diesem gelungenen Fachbuch noch anbringen: Vor allem das sehr gut ausgewählte Bildmaterial macht das Werk zu einem unentbehrlichen Helfer für Ersthelfer. Aber genau diese Bilder sind es, die für Zartbesaitete unter Umständen problematisch sein könnten. Die aussagekräftigen Fotos zeigen die ungeschönte Wahrheit, was zuweilen kein angenehmer Anblick ist. Verletzte Vögel sehen schlimm aus, und vermutlich kann man sich nie an einen solchen Anblick gewöhnen. Das Buch hilft jedoch dabei, einiges an Scheu zu überwinden, wenn es auch beim ersten Durchblättern nicht leicht fällt, den Blick beispielsweise angesichts eines in einer Fritteuse tödlich verunglückten Wellensittichs nicht abzuwenden.

Meiner Ansicht nach geht die Autorin den richtigen Weg: Sie zeigt bis ins Detail auf, was einen Vogelhalter in einer Notfallsituation erwarten kann und legt damit hoffentlich bei vielen Wellensittichhaltern den Grundstein für eine solide Wissensbasis in Sachen „Erste Hilfe“.

Darüber hinaus ist vor vielen Jahren ein weiteres Buch erschienen, das sich jedoch mit der Ersten Hilfe für Vögel im Allgemeinen auseinandersetzt und nicht speziell für Papageien- und Sittichhalter konzipiert wurde:

Erste Hilfe für Vögel
Tim Hawcroft
ISBN 3-89508-539-1
Hinweis: Dieses Buch ist derzeit nur noch antiquarisch bzw. aus zweiter Hand erhältlich

Was im Notfall sonst noch wichtig ist

Schwere Erkrankungen oder Unfälle passen normalerweise nie in den Zeitplan und meist ist es auf die Schnelle nahezu unmöglich, einen fachkundigen Tierarzt zu finden. Deshalb empfiehlt es sich, Adresse, Sprechzeiten und Telefonnummer eines solchen Tierarztes zu notieren oder im Handy zu speichern und so für Notfälle stets parat zu haben. Es kann auch nicht schaden, die Kontaktdaten von Tierkliniken mit (nächtlichen) Notdiensten aufzuschreiben, die sich in Ihrer Nähe befinden.  Denn mitunter ist eine ärztliche Behandlung spätabends, mitten in der Nacht oder am Wochenende erforderlich, wenn niedergelassene Tierärzte nicht unbedingt in ihren Praxen erreichbar sind.

Schauen Sie zudem im Stadtplan nach, wie Sie auf dem schnellsten Wege zum Arzt gelangen, sofern Sie die Praxis nicht ohnehin schon besucht haben. Am besten geben Sie die Adresse vorab in Ihr Navi  ein, damit Sie sie im Notfall sofort abrufen können. Sofern Sie so gut vorbereitet sind, müssen Sie im Bedarfsfall keine wichtige Zeit damit vertrödeln, erst die Telefonnummer und dann auch noch den Weg zum nächstgelegenen Notdienst oder Tierarzt zu suchen.

Wer kein Auto hat, sollte mit Freunden und Bekannten sprechen, um Helfer zu finden, die sehr kurzfristig einen Notfalltransport übernehmen könnten. Nicht immer ist dies möglich, sodass man mitunter auf ein Taxi als Transportmittel angewiesen ist. Leider transportieren nicht alle Taxiunternehmen erkrankte Tiere beziehungsweise Vögel. Deshalb ist es sinnvoll, im Vorfeld bei Taxiunternehmen nachzufragen und die Nummern von tierfreundlichen Unternehmen an derselben Stelle zu notieren, an der auch die Tierarztadressen vermerkt wurden.

Ein sauberer Transportkäfig, der sich mit wenigen Handgriffen so herrichten lässt, dass schwache oder schwer verletzte Vögel darin zum Tierarzt gebracht werden können, sollte leicht auffindbar sein und nicht erst aus der hintersten Kellerecke gesucht werden und umständlich entstaubt werden müssen.


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