Was Kothäufchen verraten

Achtung: Die auf Birds-Online.de angebotenen Texte und Bilder rund um das Thema Erkrankungen von Vögeln sind als Informationsquelle gedacht. Bitte bringen Sie Ihre erkrankten Vögel immer schnellstmöglich zu einem fachkundigen Tierarzt!

Vogelkot ist nicht nur ein Haufen Dreck. Anhand der Ausscheidungen eines Vogels lassen sich viele nützliche Informationen über den Gesundheitszustand des Tieres gewinnen. Farbe, Konsistenz und nicht zuletzt die Verteilung des Kots auf dem Käfig- oder Volierenboden können dem aufmerksamen Vogelhalter verraten, ob der gefiederte Pflegling eventuell an einer Krankheit oder an einem Befall mit Parasiten leidet.

Hinweis
Die in diesem Kapitel erläuterten Details beziehen sich überwiegend auf den Kot von Wellensittichen. Bei anderen Vogelarten kann es sich anders verhalten. Es gibt zum Beispiel Arten, die sich überwiegend von Frischkost ernähren. Bei ihnen ist die Kotkonsistenz deshalb auch im Normalfall ohne das Vorliegen einer Erkrankung völlig anders als bei Wellensittichen oder gar von anderen Vögeln, die sich vor allem von trockenen Sämereien ernähren.

Bevor einige häufig auftretende Veränderungen der Kotballen dargestellt werden, sei zunächst erläutert, was ein Kothäufchen eigentlich ist. Vögel haben nur eine hintere Körperöffnung, die sogenannte Kloake. Durch sie verlassen Kot und Urin den Körper, und das bei vielen Vogelarten normalerweise in Form eines kombinierten „Häufchens“. Beim Wellensittich setzt sich ein solches Häufchen so zusammen. Weil Wellensittiche überwiegend trockene Nahrung zu sich nehmen, ist der Kotanteil bei einem gesunden Vogel normalerweise relativ fest, außer er hat gerade viel Flüssigkeit zu sich genommen. Auch der Urinanteil im Kotballen eines Wellensittichs ist für gewöhnlich relativ fest. Völlig anders stellt sich die Situation bei den Ausscheidungen von Katharinasittichen dar, die zu jenen Vögeln gehören, die viel Frischkost zu sich nehmen. Ihr Kotanteil ist relativ fest bis leicht breiig und der Urinanteil ist meist sowohl flüssig als auch cremig.

Aufbau von Wellensittich-Kothäufchen
Aufbau von Wellensittich-Kothäufchen
Aufbau von Katharinasittich-Kothäufchen
Aufbau von Katharinasittich-Kothäufchen

Wichtig: Was für die eine Vogelart normal ist, kann bei der anderen eine Abweichung von der Norm darstellen. Würde ein Kotballen eines Wellensittichs so aussehen wie der eines Katharinasittichs, wäre er überdurchschnittlich nass und es könnte somit eine Erkrankung vorliegen.

Im Folgenden werden typische Veränderungen des Kotes erläutert, wobei sich die Darstellungen wie bereits erwähnt vor allem auf den Kot der Wellensittiche beziehen.

Konsistenz der Kothäufchen

Normaler Wellensittichkot hat einen festen, dunklen Teil und einen hellen, cremigen und nicht zerfließenden Urinanteil.
Normaler Wellensittichkot hat einen festen, dunklen Teil und einen hellen, cremigen und nicht zerfließenden Urinanteil.

Ein normales Kothäufchen eines Wellensittichs besteht aus einem dunklen, festen Bereich, in dessen Mitte sich der weiße bis beige gefärbte Urinanteil befindet. Dieser hat eine cremige bis feste Konsistenz, sofern der Vogel nicht kurz zuvor viel getrunken oder Frischkost zu sich genommen hat. Weicht die Beschaffenheit der Häufchen über einen längeren Zeitraum als circa zwei Stunden von der zuvor  beschriebenen Konsistenz ab, könnte dies ein Hinweis auf eine (beginnende) Gesundheitsstörung sein.

Sehr flüssige Kotballen, die mehr Feuchtigkeit als festen Kotanteil enthalten und über einen längeren Zeitraum auftreten, deuten auf ein Problem mit den Nieren hin. Ist hingegen der eigentliche Kotanteil flüssig, hat der Vogel wahrscheinlich Durchfall. In beiden Fällen besteht Grund zu erhöhter Wachsamkeit. Sie sollten schnellstmöglich einen Tierarzt aufsuchen, weil mitunter gefährliche Infektionen hinter den Beschwerden stecken. Es ist sinnvoll, eine Kotprobe von einem Labor auf Bakterien oder Pilze untersuchen zu lassen, um herauszufinden, welcher Krankheitserreger die Verdauungsbeschwerden im jeweiligen Fall verursacht.

Diese Wellensittich-Kothäufchen sind stark zerlaufen und sehr flüssig. Ihr Urinanteil (heller Anteil) ist erhöht.
Diese Wellensittich-Kothäufchen sind stark zerlaufen und sehr flüssig. Ihr Urinanteil (heller Anteil) ist erhöht.
Der helle Urinanteil ist bei diesem Häufchen eines Wellensittichs stark erhöht und zudem verflüssigt sowie schaumig, was auf ein Nierenproblem hindeutet.
Der helle Urinanteil ist bei diesem Häufchen eines Wellensittichs stark erhöht und zudem verflüssigt sowie schaumig, was auf ein Nierenproblem hindeutet.
Der Urinanteil im Kothäufchen ist noch cremig und gelblich zu erkennen, doch der eigentliche Kotanteil ist stark verflüssigt. So kann Durchfallkot eines Wellensittichs aussehen.
Der Urinanteil im Kothäufchen ist noch cremig und gelblich zu erkennen, doch der eigentliche Kotanteil ist stark verflüssigt. So kann Durchfallkot eines Wellensittichs aussehen.
Bei diesem Durchfallkot eines Wellensittichs ist der feste Anteil der Häufchen stark verflüssigt und größtenteils nicht mehr vom Urin zu unterscheiden; dieser setzt sich nicht mehr cremig und hell ab.
Bei diesem Durchfallkot eines Wellensittichs ist der feste Anteil der Häufchen stark verflüssigt und größtenteils nicht mehr vom Urin zu unterscheiden; dieser setzt sich nicht mehr cremig und hell ab.
Voluminöser, heller und bröckeliger Kot weist bei Wellensittichen und anderen Vögeln auf eine Erkrankung oder Fehlfunktion der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) hin.
Voluminöser, heller und bröckeliger Kot weist bei Wellensittichen und anderen Vögeln auf eine Erkrankung oder Fehlfunktion der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) hin.

Wirken sämtliche Kotballen sehr voluminös, bröckelig und unterschiedet sich die Farbe des Kotanteils kaum von der des Urins – der gesamte Kot ist demnach hellgrau oder hellgraubraun gefärbt -, deutet dies auf eine Infektion oder Fehlfunktion der Bauchspeicheldrüse hin. Suchen Sie mit Ihrem Wellensittich bitte umgehend einen Tierarzt auf, da diese Infektion oder Fehlfunktion des inneren Organs dringend behandelt werden muss. Auch bei manchen bakteriellen Infektionen des Verdauungstraktes kann es vorübergehend dazu kommen, dass der Kot wie zuvor beschrieben aussieht. Es ist deshalb umso wichtiger, schnellstmöglich die Ursache für diese Veränderung des Kotes in Erfahrung zu bringen.

Veränderungen in der Farbe des Kots

Bei rötlichem oder dunkelbraunem bis tiefschwarzem Kot könnte Blut für die Verfärbung verantwortlich sein, sofern Sie nicht zuvor stark rot färbendes Futter gereicht haben. Rote Beete oder Kirschen sowie einige Beerenarten führen beispielsweise zeitweilig zu rötlichem Kot. Auch der Verzehr von rötlich gefärbtem Sand, wie er zum Beispiel von einem namhaften deutschen Futtermittelhersteller im Fachhandel angeboten wird, kann den Kot vorübergehend rötlich färben. Bleiben die Häufchen jedoch über einen längeren Zeitraum derart verfärbt, sollten Sie den Kot von einem Tierarzt oder Labor auf eventuell vorhandene Blutspuren untersuchen lassen. Ihr Tierarzt sollte zudem schnellstmöglich herausfinden, ob es im Darm oder in den Nieren des Vogels möglicherweise eine Blutung gibt.

Rötlich verfärbter Kot wird häufig durch eine Beimengung von Blut verursacht. In diesem Fall ist es im Darm ausgetreten und hat sich mit dem Kot vermengt.
Rötlich verfärbter Kot wird häufig durch eine Beimengung von Blut verursacht. In diesem Fall ist es im Darm ausgetreten und hat sich mit dem Kot vermengt.
Tropft zusammen mit dem Kot Blut aus der Kloake eines Wellensittichs, ist dies meist sofort zu erkennen. In diesem Fall hat eine Blutung an der Kloake vorgelegen.
Tropft zusammen mit dem Kot Blut aus der Kloake eines Wellensittichs, ist dies meist sofort zu erkennen. In diesem Fall hat eine Blutung an der Kloake vorgelegen.
Liegt eine Erkrankung der Verdauungsorgane vor, fressen Wellensittiche oft nicht genug. Ihr Kot verfärbt sich dann grün. Dieses Phänomen wird als Hungerkot bezeichnet.
Liegt eine Erkrankung der Verdauungsorgane vor, fressen Wellensittiche oft nicht genug. Ihr Kot verfärbt sich dann grün. Dieses Phänomen wird als Hungerkot bezeichnet.

Ist der Kot grün verfärbt, kann dies mehrere Ursachen haben. Wellensittiche, die längere Zeit nichts oder zu wenig gefressen haben, setzen grünen, klebrigen Kot mit nahezu normal gefärbtem Urinanteil ab. Man bezeichnet diese Erscheinung auch als Hungerkot. Vor allem bei gerade flügge gewordenen Jungtieren kann der Kot zuweilen grün sein, ohne dass eine Erkrankung vorliegt. Sie fressen mitunter zu wenig, weil sie noch nicht ausreichend geübt in der eigenständigen Nahrungsaufnahme sind, allerdings ist dies nicht in jedem Fall der Grund für den grün verfärbten Kot.

Sie sollten unbedingt klären, weshalb Ihr (Jung-)Vogel nichts oder zu wenig frisst, anderenfalls verhungert er möglicherweise. Möglicherweise leidet er an einer Infektion des Kropfes, die mit Erbrechen einhergeht, was Sie am verklebten Gefieder im Kopfbereich erkennen können. Besteht ein Verdacht auf eine solche Infektion, muss der Vogel dringend vom Tierarzt untersucht und wahrscheinlich auch medikamentös behandelt werden.

Grüner Kot mit sehr gelbem Urinanteil oder gelblicher, nicht aufgeblähter Kot kann auf eine Störung der inneren Organe hinweisen. Ist zum Beispiel die Leber geschädigt, scheidet der Organismus vermehrt Gallenstoffe aus, die zur Verfärbung von Kot und Urin führen. Beim Auftreten derart verfärbten Wellensittichkots sollten Sie deshalb möglichst bald ihren Tierarzt zurate ziehen. Leberstörungen sollten behandelt werden, sie werden beispielsweise von Bakterien verursacht oder rühren von einer Verfettung dieses Organs her. Letzteres ist bei Wellensittichen leider sehr häufig zu beobachten, sie sind sehr anfällig für Leberstörungen oder -erkrankungen.

Hinweis: Eine vorübergehende Verfärbung des Kots kann auch nach dem Verzehr von Spezial-Vogelsand einsetzen. Der Händler Vitakraft bietet verschiedene Sandvarianten an, die rötlich oder schwarz sind. Letzterer Sand färbt den Kot von Wellensittichen vorübergehend dunkler, der erstgenannte sorgt für eine Rotfärbung. Ein weiterer Auslöser für eine Verfärbung des Kots ist die Behandlung mit Vitamin-B-Präparaten. Muss ein Vogel einen hoch dosierten Vitamin-B-Komplex einnehmen, verfärbt sich der Urinanteil im Kot gelblich.

Liegt eine Leberfehlfunktion oder -erkrankung vor, verfärbt sich der Urinanteil ebenso wie der Kot bei Wellensittichen oft gelblichgrün.
Liegt eine Leberfehlfunktion oder -erkrankung vor, verfärbt sich der Urinanteil ebenso wie der Kot bei Wellensittichen oft gelblichgrün.
Durch Vitamin B gelblich bis orange verfärbter Wellensittichurin (rechts im Bild) neben normalem Kothäufchen.
Durch Vitamin B gelblich bis orange verfärbter Wellensittichurin (rechts im Bild) neben normalem Kothäufchen.

Beimengungen im Kot

Findet sich im Kot unverdautes Körnerfutter oder können Sie gar Stücke von Gemüse oder anderer Frischkost ausmachen, ist die Verdauung des Vogels schwer gestört oder eingeschränkt. Das Tier könnte rasch verhungern oder einen Nährstoffmangel entwickeln, wenn Sie es nicht schnell zu einem fachkundigen Tierarzt bringen. Die möglichen Ursachen für derart gravierende Verdauungsstörungen sind vielfältig. Relativ häufig, aber nicht in jedem Fall stecken bei Wellensittichen Megabakterien dahinter. Bei anderen Vogelarten können bakterielle Infektionen dazu führen, dass sich unverdaute Körner im Kot finden. Dies lässt sich beispielsweise bei Katharinasittichen mitunter feststellen.

Bei genauem Hinschauen lassen sich in diesem Wellensittichkot unverdaute Körner erkennen.
Bei genauem Hinschauen lassen sich in diesem Wellensittichkot unverdaute Körner erkennen.
Dieser sehr breiige Kot eines Katharinasittichs enthält einige unverdaute Körner.
Dieser sehr breiige Kot eines Katharinasittichs enthält einige unverdaute Körner.
Trägt ein Vogel Spulwürmer in sich, kann es vorkommen, dass er sie mit seinem Kot ausscheidet.
Trägt ein Vogel Spulwürmer in sich, kann es vorkommen, dass er sie mit seinem Kot ausscheidet.

Gelegentlich kommt es außerdem vor, dass Heimvögel mit ihrem Kot Parasiten wie Spulwürmer ausscheiden. Meist geschieht dies erst während oder nach einer Entwurmungsbehandlung. Sollten Sie plötzlich einen Wurm im Kot ihres Vogels finden, ohne dass Sie zuvor eine Behandlung durchgeführt haben, muss der Vogel dringend zum Tierarzt gebracht werden, um eine Entwurmung einzuleiten. Leider sind viele innere Parasiten meist sehr klein und man erkennt sie mit dem bloßen Auge nur äußerst schlecht. Lediglich größere Würmer wie Spulwürmer sind für gewöhnlich leicht zu erkennen, weil sie einige Zentimeter lang werden können. Aufgrund ihrer Körperlänge können Spulwürmer bei einem Vogel im schlimmsten Fall zu einem tödlichen Darmverschluss führen. Ein Befall mit diesen Parasiten ist deshalb grundsätzlich immer behandlungsbedürftig.

Verteilung des Kots im Käfig beziehungsweise in der Voliere

Die Verteilung der Kotbällchen auf dem Boden des Käfigs oder der Voliere kann Hinweise darauf geben, ob und wann sich ein Vogel ruhig verhält und schläft. Hierbei gilt es, die Tageszeit zu berücksichtigen, da nachts während der natürlichen Ruhephase andere Verteilungsmuster üblich sind als am Tage.

Schematische Kotverteilungsmuster in der Nacht
Schematische Kotverteilungsmuster in der Nacht

Nachts sollte ein gesunder Vogel möglichst an derselben Stelle sitzen und fest schlafen. Der Kot sammelt sich folglich auf engem Raum, wie Sie es im linken Teil der in der Nähe dieses Abschnitts platzierten Grafik erkennen können. Ist der Vogel hingegen unruhig und schläft er schlecht, bewegt er sich nachts im Käfig oder in der Voliere und verteilt seinen Kot auf einer größeren Fläche, was der rechte Teil der schematischen Abbildung in der Nähe dieses Absatzes verdeutlicht. Ist der Kot so weiträumig verteilt, lässt sich daraus zunächst einmal schließen, dass der Schlaf des Vogels gestört wurde. Krankheitsbedingt muss das nicht zwangsläufig sein, doch es könnte durchaus sein, dass es dem Tier nicht gut ging. Häufig lässt sich ein solches Verteilungsmuster der Kothäufchen beispielsweise bei einem Befall mit Parasiten wie Blut saugende Milben feststellen. Sie stören die Vögel nachts erheblich beim Schlafen.

Schematische Kotverteilungsmuster am Tage
Schematische Kotverteilungsmuster am Tage

Umgekehrt zur obigen Situation stellt sich die Lage tagsüber dar. Ein gesunder und aktiver Vogel verteilt seine Kotbällchen über eine große Fläche im Käfig oder in der Voliere, da er sich häufig bewegt. Konzentrierte Anhäufungen des Kots am Tage wie im rechten Teil der in der Nähe dieses Absatzes gezeigten schematischen Darstellung skizziert, können auf überdurchschnittlich lange Ruhephasen und damit auf eine eventuell vorhandene Erkrankung hindeuten. Damit sind aber nicht die meist am (frühen) Nachmittag stattfindenden normalen Ruhepausen gemeint.


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