Featherduster

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Dieser Wellensittich ist ein sogenannter Featherduster.
Dieser Wellensittich ist ein sogenannter Featherduster.

Wellensittiche kommen heute in allen erdenklichen Farbvarianten, mit verschiedenen Gefiederzeichnungen und in unterschiedlichen Größen vor. Um all diese abweichenden Erscheinungsformen aus der Urform, dem wildfarbenen, grünen Wellensittich, zu züchten, wurde in den vergangenen 200 Jahren ausgiebig an den Zuchtmethoden gefeilt, was leider nicht immer zum Wohl der Vögel geschehen ist. Im Rahmen dieser intensiven Zuchtbemühungen sind auch Eigenschaften zu Tage getreten, die alles andere als positiv sind: ein extremes Federwachstum, das den Körper der betroffenen Vögel über alle Maßen straßaziert. Was es damit auf sich hat, erklärt dieses Kapitel.

Es hat sich zum Herausstellen bestimmter Extremmerkmale vor allem in der Zucht von Wellensittichen, die auf Ausstellungen gezeigt werden (sogenannte Schauwellensittichzucht) als hilfreich erwiesen, Inzucht zu betreiben. Zwar werden dadurch oft die gewünschten Gefiedermerkmale erzielt, aber auch das Auftreten unerwünschter Erbanlagen und erblich bedingter Erkrankungen wird durch die Inzucht gefördert. Ein bei Wellensittichen von Zeit zu Zeit auftretender, bestimmter genetischer Defekt steht mit dem sogenannten Featherduster-Syndrom („feather duster syndrome“ auf Englisch) in Zusammenhang. Es ist durchaus denkbar, dass die Entstehung dieser genetischen Störung durch frühere massive Inzucht gefördert worden ist, bewiesen ist dies jedoch bislang nicht.

Featherduster-Wellensittiche wie dieses Männchen namens Emilio haben leider nur eine geringe Lebenserwartung.
Featherduster-Wellensittiche wie dieses Männchen namens Emilio haben leider nur eine geringe Lebenserwartung.

Unter dem Featherduster-Syndrom versteht man eine Gefiederwachstumsstörung, die dazu führt, dass das Gefieder der betroffenen Vögel unaufhörlich weiter wächst. Bei manchen Vögeln wachsen zudem die Krallen sowie der Schnabel unaufhörlich in hohem Tempo. Mit dem Featherduster-Syndrom sind für die betroffenen Tiere einige gravierende Gesundheitsstörungen verbunden. Zudem verausgabt sich der Organismus bei der ständigen Federbildung so sehr, dass die erkrankten Vögel eine sehr geringe Lebenserwartung haben. Die meisten Featherduster, so nennt man die betroffenen Vögel, werden nicht älter als ein Jahr, viele sterben sogar erheblich früher. Der englische Begriff hat sich auch in der deutschsprachigen Fachwelt eingebürgert, übersetzt bedeutet er so viel „Staubwedel“.

Das junge Wellensittichweibchen Leonie ist ein Featherduster.
Das junge Wellensittichweibchen Leonie ist ein Featherduster.
Wie es für Featherduster-Wellensittiche typisch ist, hat das Weibchen Daisy sehr lange Federn.
Wie es für Featherduster-Wellensittiche typisch ist, hat das Weibchen Daisy sehr lange Federn.

Bedauerlicherweise ist die mit dem Featherduster-Syndrom einhergehende Gefiederstörung nicht heilbar. Man kann den betroffenen Vögeln das kurze Leben dennoch relativ angenehm gestalten, wenn man ihre sehr speziellen Anforderungen an die Ernährung sowie an die Körperpflege und die sonstigen Haltungsbedingungen kennt.

In ihrem Gutachten zur Auslegung von Paragraf 11b des Tierschutzgesetzes führt die Sachverständigengruppe Tierschutz und Heimtierzucht des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft die Featherduster unter den Qualzuchten, siehe PDF-Datei vom 26.10.2005, S. 77.

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