Französische Mauser – Erfahrungsbericht einer Züchterin

Achtung: Die auf Birds-Online.de angebotenen Texte und Bilder rund um das Thema Erkrankungen von Vögeln sind als Informationsquelle gedacht. Bitte bringen Sie Ihre erkrankten Vögel immer schnellstmöglich zu einem fachkundigen Tierarzt!

Text von Sigrid Mertineit, November 2007

Der unregelmäßige Wuchs und einige fehlende Schwungfedern zeigen, dass dieses Wellensittichweibchen an einer virusbedingten Gefiederstörung leidet.
Der unregelmäßige Wuchs und einige fehlende Schwungfedern zeigen, dass dieses Wellensittichweibchen an einer virusbedingten Gefiederstörung leidet.

Ich hatte vor acht Jahren einmal durch meinen damaligen Lebensgefährten, der ebenfalls Züchter war, von der Hopser- oder Rennerkrankheit, auch Französische Mauser genannt, gehört und auch Vögel gesehen, die davon betroffen waren. Wir hatten damals ein Zuchtpärchen, bei dem immer mal wieder sporadisch Jungvögel großgezogen wurden, denen kurz nach dem Ausfliegen sämtliche Schwung- und Schwanzfedern ausfielen.

Wir wussten damals noch nichts über diese Krankheit, stellten aber fest, dass bei den meisten Tieren irgendwann im Laufe eines Jahres die großen Federn nachgewachsen waren. Die Vögel konnten dann auch normal fliegen. Aus purer Unwissenheit haben wir einige von ihnen später für die Zucht verwendet – und mussten feststellen, dass auch deren Nachkommen häufig von der Krankheit befallen waren. Die Symptome traten immer nur bei den betreffenden Vögeln auf, die von den infizierten Elterntieren abstammten.

Nachdem wir dies erkannt hatten, verwendeten wir diese Tiere nicht mehr für die Zucht. Obwohl die infizierten Wellensittiche außerhalb der Brutzeit im gemeinsamen Freiflug mit den gesunden Vögeln vergesellschaftet waren, erfolgte keine weitere Ansteckung der Altvögel untereinander. Es kam zu keinen weiteren „Rennern“.

Seit einigen Jahren habe ich mir nun eine eigene Zucht aus neuen Vögeln aufgebaut. Zwecks Blutauffrischung kaufe ich hin und wieder auch Vögel dazu bzw. gebe Zuchttiere an andere Züchter ab. Vor zwei Jahren traten plötzlich vermehrt Fälle der Französischen Mauser bei meinen Jungvögeln auf – auch die schwere Verlaufsform mit fast nackten Vögeln. Für mich war das anfangs ein Schock – ich dachte zunächst an PBFD, doch es stellte sich heraus, dass dies auszuschließen war.

Da ich in meinem Zuchtbuch immer die Elterntiere meiner verkauften und der für die Zuchtreserve zurückbehaltenen Jungvögel vermerke, war es leicht, den „Verursacher“ auszumachen. Das Erstaunliche daran war, dass ich mit diesem Hahn bereits einige Jahre (immer mit derselben Henne!) gezüchtet hatte, ohne dass die Krankheit zuvor ausgebrochen war. Dem Vogel selbst war zudem nichts anzusehen, ich hatte ihn von einem anderen Züchter übernommen. Dieser Vogel saß übrigens die ganze Zeit außerhalb der Brutsaison im Schwarm mit den anderen Wellensittichen zusammen im Freiflug, ohne dass bei denen die Krankheit ausbrach.

Die Partnerin dieses Hahns zog später zusammen mit einem anderen Hahn völlig gesunde Junge groß. Ich hatte, weil die Nachkommen des oben genannten Pärchens sehr schön waren, mir jedes Jahr ein Junges für die Zuchtreserve zurückbehalten und mit diesen inzwischen verpaarten Tieren gezüchtet. Und auch hier fielen Jungtiere auf, die entweder ohne Schwanz- und Schwungfedern oder fast gänzlich ohne Federn waren – allerdings erst nach einem oder zwei Jahren.

Dieser erwachsene Wellensittich zeigt deutliche Symptome einer schweren Form der Französischen Mauser.
Dieser erwachsene Wellensittich zeigt deutliche Symptome einer schweren Form der Französischen Mauser.

Ich habe mich ziemlich geärgert, aber es half nichts, ich konnte mit den infizierten Vögeln nicht weiter züchten. Äußerlich war keinem von ihnen etwas anzusehen. Ich habe außerdem festgestellt, dass bei guter vitaminreicher Fütterung – ich gebe dabei neben der Körnermischung für Zuchttiere auch Eifutter und zusätzliche Vitamine – das Gefieder wieder vollständig nachwächst. Sogar die Jungvögel, die fast nackt aus dem Nistkasten kamen, sahen nach ca. sieben bis acht Monaten wieder aus wie neu.

Solche Tiere und auch infizierte Alttiere gebe ich immer nur an Leute ab, die eine Zimmer- oder Gartenvoliere besitzen, niemals an Züchter! Und ich weise stets ausdrücklich darauf hin, dass die Vögel – auch wenn sie noch so wunderschön aussehen – nicht für die Zucht geeignet sind.

Bisher habe ich noch keine Klagen gehört über Gefiederstörungen der verkauften Tiere. Das einzige Problem, welches diese Vögel allerdings haben, ist, dass die jährliche Mauser etwas stärker abläuft als normal – die Vögel sehen dann immer etwas gerupft aus. Aber bei guter Ernährung und tiergerechter Haltung haben solche Wellis allem Anschein nach trotzdem in den meisten Fällen ein schönes und langes Vogelleben.

Bei meiner unfreiwilligen Studie konnte ich nicht eindeutig herausfinden, wie das Virus übertragen wird und weshalb die Krankheit manchmal ausbricht und manchmal nicht. Ich weiß außerdem von anderen Fällen, in denen die Wellis ein ganzes Leben lang ohne ihre Schwung- und Schwanzfedern leben mussten. Als sicher kann man wohl annehmen, dass das Virus von den Eltern über das Ei an die Jungen weitergegeben wird. Jedoch scheint die Ansteckung der Alttiere untereinander nicht oder nur sehr selten zu erfolgen. Infizierte Jungvögel können aber in Einzelfällen gesunde Jungvögel anstecken, auch das habe ich beobachtet. Natürlich halte ich die infizierten Vögel in einer anderen Voliere, getrennt von den anderen Zuchtpaaren – sicher ist sicher.