Erfahrungsbericht Manni

Achtung: Die auf Birds-Online.de angebotenen Texte und Bilder rund um das Thema Erkrankungen von Vögeln sind als Informationsquelle gedacht. Bitte bringen Sie Ihre erkrankten Vögel immer schnellstmöglich zu einem fachkundigen Tierarzt!

Text von Birds-online.de, Bilder von Daniela Merkle, Juli 2007

Wellensittich Manni litt an einer massiven Gewebeveränderung der Bürzeldrüse.
Wellensittich Manni litt an einer massiven Gewebeveränderung der Bürzeldrüse.

Im Folgenden finden Sie eine Schilderung dessen, wie sich eine Gewebeveränderung an der Bürzeldrüse auswirken kann. Der Fallbericht handelt von einem Wellensittichmännchen namens Manni. Es lebte bei liebevollen Vogelhaltern, die sich alle Mühe der Welt gaben, um ihn und seine Freunde bei bester Gesundheit zu erhalten. Ende Januar 2007 bemerkten sie, dass sich Mannis Körperhaltung verändert hatte und auch von der ihrer anderen Vögel abwich. Sein Schwanz bildete keine gerade Verlängerung des Rückens, sondern knickte am Bürzel nach unten ab. Bei genauem Hinsehen fiel außerdem auf, dass seine Schwanzfedern schief wuchsen. „Der schaut ja aus wie eine Schwalbe“, dachte sich seine Halterin Daniela. Zunächst war sie jedoch noch nicht allzu sehr beunruhigt. Viel mehr verunsicherte sie die Tatsache, dass Mannis Wachshaut verfärbt war. Ein zurate gezogener Tierarzt erklärte ihr, der Vogel sei gesund. Sie fragte, ob eventuell ein Hodentumor hinter der Verfärbung der Nase stecken könnte. Man antwortete ihr, das könne man nicht sagen, und selbst wenn es so wäre, könne man nichts für Manni tun. Seine Bürzelgegend wurde zu diesem Zeitpunkt nicht untersucht, was sich schon bald als problematisch erweisen sollte.

Das Gefieder des Vogels wurde in den folgenden Wochen zusehends unordentlicher, und bald saß Manni oft in sich zusammengesunken mit stark abgeknicktem Schwanz da. Rückblickend betrachtet vermutet seine Halterin, dass der Vogel zu diesem Zeitpunkt bereits unter Schmerzen gelitten hat, was ihr aber seinerzeit bedauerlicherweise nicht bewusst war. Anfang April 2007 blutete Manni im Bereich der Bürzeldrüse. Seine Halterin nahm anfangs an, es könne sich um einen verletzten Blutkiel gehandelt haben. Wieder und wieder benagte Manni die kleine Wunde, weshalb Daniela die Blessur mehrmals mit blutstillender Watte behandelte, um die Blutungen zu stoppen. Mit der Zeit wuchs die Blutkruste, bis sie beängstigende Ausmaße angenommen hatte. Mannis Halterin entschied, dass es an der Zeit sei, erneut einen Tierarzt zurate zu ziehen.

Zunächst fiel Mannis seltsame Körperhaltung auf.
Zunächst fiel Mannis seltsame Körperhaltung auf
Die Schwanzfedern standen bald auseinander.
Die Schwanzfedern standen bald auseinander
Manni litt sichtlich unter starken Schmerzen
Manni litt sichtlich unter starken Schmerzen

Am 23. April 2007 suchte sie eine Kleintierärztin auf, die nicht auf die Behandlung von Vögeln spezialisiert war. Die Ärztin untersuchte Manni und diagnostizierte einen Tumor an der Bürzeldrüse. Danielas Partner war skeptisch und vermutete, dass es sich eventuell doch „nur“ um eine große Blutkruste samt Schwellung handeln könnte. Zu Hause angekommen, versuchte Danielas Partner vorsichtig, die Blutkruste zu entfernen. Inzwischen wissen beide, dass dies extrem heikel war und unbedingt von einem Tierarzt hätte durchgeführt werden müssen.

Erst spät fiel das volle Ausmaß der gravierenden Gewebeveränderung an Mannis Bürzeldrüse auf.
Erst spät fiel das volle Ausmaß der gravierenden Gewebeveränderung an Mannis Bürzeldrüse auf.

Was unter der Blutkruste zum Vorschein kam, ließ die beiden Vogelhalter vor Entsetzen erstarren: Die Bürzelgegend war geschwollen, mehrere große Kammern in der Haut waren zu sehen und darüber hinaus erblickten sie einige Bereiche, die so wirkten, als schimmere Eiter durch die Haut. Das entsprechende Foto auf dieser Seite entstand unmittelbar nach dem Lösen der Blutkruste am Abend des 23. April 2007.

Am nächsten Tag wurde Manni einer Tierärztin in einer Vogelklinik vorgestellt. Diese Ärztin bestätigte den Verdacht auf einen Tumor. Der Vogel musste in der Klinik bleiben und wurde am Folgetag narkotisiert, um so viel Eiter wie möglich zu entfernen. Weil Manni aufgrund seines bereits sehr angeschlagenen Gesundheitszustandes nach Einschätzung der Ärztin nicht in eine tiefe Narkose gelegt werden konnte, bereitete ihm der Eingriff große Schmerzen. Die Ärztin wagte deshalb nicht, sämtlichen Eiter zu entfernen, weil sie befürchtete, die Schmerzen würden den Vogel umbringen. Er überstand den Eingriff, bei dem erhebliche Mengen Eiter aus dem sehr großen Entzündungsherd entfernt wurden. Die Narkose hatte er allerdings nicht besonders gut vertragen. Zwei Tage später sollte die Operation fortgesetzt werden, um den restlichen Eiter und eventuell vorhandenes tumoröses Gewebe zu entfernen. Leider war Manni inzwischen zu schwach geworden, er starb am Nachmittag des 26.04.2007.

Im Juli 2007 kontaktierte mich Daniela, um zu verstehen, was sich tatsächlich ereignet hatte. Sie hat sich dazu entschlossen, dass Mannis Geschichte an dieser Stelle veröffentlicht werden soll, damit andere Vogelhalter eine ähnliche Notlage bei ihren Tieren schneller erkennen und so vielleicht Leben retten können. Dann wäre Manni zumindest nicht ganz umsonst unter solch schrecklichen Umständen gestorben.