Hautentzündung (Dermatitis)

Achtung: Die auf Birds-Online.de angebotenen Texte und Bilder rund um das Thema Erkrankungen von Vögeln sind als Informationsquelle gedacht. Bitte bringen Sie Ihre erkrankten Vögel immer schnellstmöglich zu einem fachkundigen Tierarzt!
Nicht immer sind Hautinfektionen bei Vögeln gut sichtbar. Hier verraten nur unordentliche, leicht mit Blut verschmierte Federn die darunter liegende Hautveränderung.
Nicht immer sind Hautinfektionen bei Vögeln gut sichtbar. Hier verraten nur unordentliche, leicht mit Blut verschmierte Federn die darunter liegende Hautveränderung.

Wie die Haut des Menschen ist die Vogelhaut ein empfindliches Organ. Ein für das bloße Auge unsichtbarer Schutzmantel aus körpereigenen Stoffen, darunter Säuren, bewahrt die gesunde Haut vor Angriffen von Krankheitserregern. Fast am gesamten Körper wird die Haut der Vögel von Federn bedeckt und ist somit vor direkten Blicken verborgen. Doch obwohl sie durch die Federn vor einigen äußeren Reizen geschützt wird, kann die Haut erkranken. Lediglich kleine Blutkrusten und zerzaust wirkende Stellen im Gefieder deuten oftmals darauf hin, dass sich unter ihnen eine veränderte Hautpartie befindet. Anders verhält es sich, wenn die Erkrankung der Haut die unbefiederten Beine betrifft. Dann ist sie meist recht leicht zu erkennen. Im Folgenden erfahren Sie mehr darüber, weshalb Hautentzündungen entstehen können, woran Sie sie erkennen und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt. Tierärzte sprechen in Zusammenhang mit einer Entzündung der Haut übrigens häufig von einer Dermatitis.

Achtung
Versuchen Sie niemals, eine Hautentzündung bei einem Vogel mit einer Salbe aus der Humanmedizin in Eigenregie zu behandeln. Viele Präparate, die bei uns Menschen zum Einsatz kommen, enthalten Kortison. Dieser Wirkstoff kann bei Vögeln zu unerwünschten Hautreaktionen und somit zu einer Verschlimmerung der eigentlichen Beschwerden führen. Auch andere Hausmittel sollten wenn dann nur für ein, zwei Tage eingesetzt werden. Es ist grundsätzlich sinnvoll, möglichst schnell einen vogelkundigen Tierarzt zurate zu ziehen, wenn bei einem Vogel eine Hautveränderung auftritt.

Symptome von Hautentzündungen

Am Bein dieses Wellensittichs fehlen nicht nur die Federn, die Haut ist ebenfalls entzündet.
Am Bein dieses Wellensittichs fehlen nicht nur die Federn, die Haut ist ebenfalls entzündet.

Bei Vögeln äußern sich Hautentzündungen in vielen Fällen durch Rötungen der betroffenen Hautpartien. Nicht immer ist betroffene Hautregion geschwollen, manchmal sind jedoch deutliche Schwellungen sichtbar. Häufig schuppt die Haut und ist auffällig trocken. Darüber hinaus kann es zur Entstehung nässender Bereiche kommen. Bei einigen Vögeln sind kleine eitrige Beulen sichtbar und in besonders schweren Fällen sind Teile des betroffenen Gewebes abgestorben (sogenannte Nekrosen).

Zu Beginn der Erkrankung verursachen Hautentzündungen oft Juckreiz, der dann bei vielen Vögeln rasch in Schmerz übergeht. Betroffene Tiere berühren die erkrankte Körperpartie häufig mit dem Schnabel oder beginnen damit, das Gefieder rund um die infizierte Hautstelle auszureißen. In extremen Fällen beißen sie sich selbst blutig, um den Juckreiz oder Schmerz zu lindern. Insgesamt wirken die erkrankten Tiere unruhig, schlafen nicht gut und zeigen deshalb ein schlechtes Allgemeinbefinden.

Ursachen von Hautentzündungen

Ist die natürliche Schutzhülle, also der Säureschutzmantel der Haut zu schwach oder ist die Haut aufgrund anderer Ursachen verändert – beispielsweise zu trocken –, ist sie Krankheitserregern wie Bakterien und Pilzen schutzlos ausgeliefert. Doch auch durch Medikamente kann es bei Vögeln zu Hautveränderungen kommen. Darüber hinaus können zahlreiche weitere Faktoren dazu führen, darunter Grunderkrankungen der Organe oder eine unzureichende Lichtzufuhr:

  • Schwächung des Immunsystems, zum Beispiel durch eine starke Mauser oder psychischen Stress nach dem Verlust eines Partners
  • Nährstoffmangel aufgrund von Fehlernährung
  • Erkrankungen der Leber wie beispielsweise Fettleber oder Tumoren
  • Nierenerkrankungen
  • Federrupfen und Selbstverstümmelung (die Vögel beißen sich selbst), also wiederholte mechanische Reizung
  • Schlecht verheilte Verletzungen wie Bisswunden
  • Hormonell oder durch Medikamente bedingte trockene Haut
  • Mangel an UV-Licht
  • Allergien (sie kommen bei Vögeln jedoch sehr selten vor)
Dieser Wellensittich litt an einer Hautinfektion mit Acinetobacter iwoffii.
Dieser Wellensittich litt an einer Hautinfektion mit Acinetobacter iwoffii.

Neben den genannten Ursachen gibt es etliche weitere, die Aufzählung ist demnach bei weitem nicht vollständig. Vielmehr soll sie Ihnen ein Gespür dafür geben, welche Einflüsse sich negativ auf die Haut der Vögel auswirken können.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Wird die körpereigene Schutzbarriere der Haut geschwächt, können sich Krankheitserreger wie Bakterien oder Pilze festsetzen und übermäßig stark vermehren. Dies gilt vor allem dann, wenn sich in der veränderten Haut Mikrorisse befinden. In ihnen finden die Krankheitserreger häufig ideale Bedingungen zum Wachsen, wenn der natürliche Säureschutzmantel der Haut nicht intakt ist. Zu den bei Vögeln vergleichsweise oft auftretenden Krankheitserregern, die Hautinfektionen auslösen, gehören unter anderem Hefepilze wie Candida sowie Bakterien wie Staphylokokken (Staphyllococcus) oder Acinetobacter.

Diagnose

Deutlich ist hier die entzündete Haut am Bein eines Wellensittichs zu erkennen.
Deutlich ist hier die entzündete Haut am Bein eines Wellensittichs zu erkennen.

Bei einem Verdacht auf eine Hautentzündung sollten Vogelhalter möglichst schnell einen fachkundigen Tierarzt aufsuchen. Dieser kann die Haut durch Betrachten – oft mit einer Lupe – in Augenschein nehmen. Oftmals wird eine Probe entnommen und an ein Labor geschickt, um herauszufinden, welcher Krankheitserreger die Entzündung hervorruft. Diese Untersuchung kostet zwar durchaus ein paar Euro, ist aber in vielen Fällen dringend erforderlich. Denn wenn beispielsweise bei einem Vogel Pilze die Hautentzündung hervorrufen und er wegen einer reinen Verdachtsdiagnose gegen Bakterien behandelt wird, bringt die Therapie keinen Erfolg. Es ist deshalb immer im Sinne der Tiere, eine umfangreiche Untersuchung zur genauen Abklärung des jeweils vorhandenen Krankheitserregers durchführen zu lassen. Durch bloßes Hinschauen ist die genaue Bestimmung des im individuellen Fall vorliegenden Erregers nicht immer möglich!

Achtung
Falls Hautausschläge oder -entzündungen grundsätzlich dann auftreten, wenn ein Vogel bestimmte Futtermittel verzehrt hat oder mit bestimmten Gegenständen in Berührung gekommen ist, sollte eine Allergie in Betracht gezogen werden. Zwar kommen Allergien bei Vögeln selten vor, doch es sind bereits etliche Fälle dokumentiert, in denen zum Beispiel Aras, Graupapageien oder Amazonen allergisch gegen einzelne Nahrungsmittel waren und nach dem Verzehr schwere Hautausschläge entwickelten.

Behandlung

Der untere Rücken dieses Katharinasittichs weist eine schwere Hautentzündung (Dermatitis) auf..
Der untere Rücken dieses Katharinasittichs weist eine schwere Hautentzündung (Dermatitis) auf..

Welche Behandlungsschritte eingeleitet werden, hängt von der Schwere der Dermatitis ab. Ist abgestorbenes (nekrotisches) Gewebe vorhanden, muss dieses vom Tierarzt umgehend in einer Operation entfernt werden, um eine weitere Verschlechterung des Gesundheitszustandes des Patienten zu verhindern. Dann erst sollte die gesäuberte erkrankte Hautpartie behandelt werden.

Hierbei lautet die wichtigste Regel: Der Tierarzt legt fest, wie die Behandlung abzulaufen hat. Denn anders als die Haut des Menschen, reagiert die Haut der Vögel äußerst empfindlich auf eine Reihe von Salben. Tierhalter sollten niemals ohne Absprache mit einem Tierarzt Mittel aus ihrer eigenen Medikamentensammlung anwenden oder die Therapie verändern.

Je nachdem, welche Körperpartie betroffen ist, setzen Tierärzte oft spezielle Salben oder Tinkturen zur Behandlung ein. Mitunter müssen die erkrankten Vögel zusätzlich oral mit Medikamenten versorgt werden, also beispielsweise über das Trinkwasser oder per Eingabe in den Schnabel. Es kann im Einzelfall zudem sinnvoll sein, Medikamente per Spritze zu injizieren.

Beim Auftragen von Salben oder Tinkturen muss unbedingt darauf geachtet werden, dass das Gefieder nicht verklebt. Anderenfalls kann dies für den betroffenen Vogel zum Problem werden. Wichtig ist außerdem, dass entzündete Vogelhaut niemals mit bloßen Händen berührt wird. Tragen Sie am besten saubere Einmalhandschuhe. Dadurch reduzieren Sie das Risiko, versehentlich Bakterien in den entzündeten Bereich zu übertragen, die zur normalen Hautflora des Menschen gehören. Diese Bakterien können bei Vögeln unter Umständen schwere weitere gesundheitliche Komplikationen verursachen. Weitere Informationen zum Thema Eincremen von Wunden und zusätzliche Tipps finden Sie hier.

Heilungsdauer

Nach einigen Tagen Behandlung mit einem wirksamen Medikament war Hautentzündung am Rücken dieses Katharinasittichs bereits deutlich zurückgegangen.
Nach einigen Tagen Behandlung mit einem wirksamen Medikament war Hautentzündung am Rücken dieses Katharinasittichs bereits deutlich zurückgegangen.

Wie schnell eine Dermatitis abheilt, lässt sich pauschal nicht sagen. Manche Hautentzündungen heilen innerhalb weniger Tage ab, andere erst nach Wochen oder gar Monaten. Zudem ist es bedauerlicherweise so, dass manche Hautentzündungen zunächst abklingen, dann aber nach einiger Zeit erneut aufflammen. Oft ist also Geduld gefragt und manchmal muss die Therapie zwischendurch geändert werden.

Falls der betroffene Vogel die juckenden und brennenden Körperstellen mit dem Schnabel traktiert, ist es mitunter sinnvoll, ihm vorübergehend einen Kragen (eine Halskrause) anzulegen. Dieser soll ihn davor bewahren, sich selbst größere Wunden zuzufügen, die schlecht heilen. Allerdings ist ein solcher Halskragen keine Dauerlösung. Ziel sollte es deshalb grundsätzlich sein, die Dermatitis möglichst optimal zu behandeln, damit sie schnellstmöglich abheilt und der Vogel keine Halskrause mehr tragen muss.

Genereller Hinweis zur Hautpflege

Ist die Haut eines Vogels allgemein trocken und schuppig, kann es helfen, ihn mit einem pflegenden Spray zu behandeln. Sehr gut geeignet dafür ist beispielsweise das Produkt „AVIx Soother Spray“. Es ist vollständig natürlich und basiert auf Aloe Vera. Gelangt das Spray versehentlich auf das Gefieder der Vögel, schadet es den Tieren nicht, wenn sie es mit dem Schnabel abwischen und verschlucken. Über verschiedene Online-Shops lässt es sich per Internet bestellen.

Ratsam ist die Anwendung dieses oder eines ähnlichen Hautpflegemittels vor allem bei Vögeln, bei denen große Hautpartien nackt sind, also etwa bei Federrupfern oder bei Tieren, die an PBFD oder der Französischen Mauser leiden. Wird die Haut dieser Tiere regelmäßig gepflegt, lässt sich dadurch oft verhindern, dass sich eine Dermatitis bildet.

Ähnliche Erkrankungen

Dieser Wellensittich ist an der Virusinfektion PBFD erkrankt und leidet zudem an Entzündungen der Haut. In den Eiterblasen wurden Staphylokokken nachgewiesen.
Dieser Wellensittich ist an der Virusinfektion PBFD erkrankt und leidet zudem an Entzündungen der Haut. In den Eiterblasen wurden Staphylokokken nachgewiesen.

Für den Laien ist es kaum möglich, eine sichere Diagnose zu stellen, denn es gibt etliche Hauterkrankungen, die einer Hautentzündung ähneln oder die spezielle Formen einer solchen Krankheit darstellen. Chronische Hautekzeme können Hautentzündungen sehr ähnlich sehen. Auch Federbalgzysten können anfangs an eitrige Hautentzündungen erinnern. Ferner können Ekzeme des EMA-Komplexes im Anfangsstadium mit einer Hautentzündung verwechselt werden. Bestimmte Geschwüre oder Abszesse können in der Entstehungsphase ebenfalls Entzündungen der Haut ähneln. Bestimmte Parasiten wie Federmilben führen in einigen Fällen zu Juckreiz. Die betroffenen Vögel kratzen sich und verursachen Hautschädigungen, die auf den ersten Blick leicht für eine Dermatitis gehalten werden könnten. Aufgrund der Verwechslungsmöglichkeiten ist es wichtig, einen erfahrenen Tierarzt aufzusuchen, um dem erkrankten Tier möglichst schnell zielgerichtet helfen zu können. Adressen vogelkundiger Tierärzte finden Sie hier.