Erfahrungsbericht über Gehirnentzündung

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Yoda und die Infektion des Gehirns

Text und Bilder von Shari Glaser, April 2009

Das Wellensittich-Männchen Yoda erkrankte an einer Enzephalitis.
Das Wellensittich-Männchen Yoda erkrankte an einer Enzephalitis.

Es fing alles im Dezember 2008 an.
Ich bemerkte, dass Yoda seinen Kopf hängen ließ. Ich dachte an diesem Abend zuerst, dass er einfach nur müde ist vom vielen Toben, doch am nächsten Morgen ließ er den Kopf weiterhin hängen. Er war jedoch aktiv und verhielt sich ansonsten normal. Sorge hatte ich natürlich trotzdem, weil ich mir über die Tatsache bewusst bin, dass Wellensittiche Meister des Schauspiels sind und dass die Kopfhaltung darauf hindeutet, dass irgendwas nicht in Ordnung war.

Da es Sonntagmorgen war, versuchte ich mich erst einmal im Internet schlau zu machen. Das einzige, was ich zu diesem Symptom finden konnte, war ein Artikel über Gehirnerschütterungen. Das war für mich auch recht schlüssig. Yoda war schon immer ein kleiner Tollpatsch und ist öfter mal recht hart gelandet, weil er die Entfernungen anscheinend nicht allzu gut abschätzen konnte.
Ich entschied, mich erst einmal an diesen Artikel zu halten: Dort stand unter anderem, dass man jeglichen Transport und Stress vermeiden solle. Man solle seinen Welli separieren beziehungsweise in einen Krankenkäfig setzen und den Raum abdunkeln und ihm Ruhe gönnen. Also tat ich genau das. Ich trennte ihn von seinem Kumpel Gandalf und setzte ihn in den Krankenkäfig. Diesen stellte ich dann in mein Schlafzimmer. Ich ließ den Rollladen ein wenig herunter und ließ Yoda in Ruhe.

Leider verbesserte sich seine Haltung auch nach drei Tagen und Nächten im separaten Raum nicht und meine Sorge wuchs. Sein Kumpel rief permanent nach ihm und er antwortete ständig. Das tat mir sehr weh und ich entschied, ihn wieder zu seinem Kumpel zu lassen und ihn am nächsten Tag zum Tierarzt zu bringen.

Es kam jedoch leider alles anders:
Als ich Yoda wieder zu seinem Freund ließ, war er wie ausgewechselt. Er freute sich und flog sofort mit ihm seine Runden. Er blühte wieder richtig auf, fraß, balzte, …
Ich beobachtete ihn genau. Die Kopfhaltung schien wieder normal zu sein. Ich traute dem Frieden aber noch nicht. Mir war allerdings beim Gedanken daran, ihn zum Tierarzt zu bringen, auch nicht wohl. Ich dachte, es sei zu viel Stress für ihn und falls es wirklich eine Gehirnerschütterung wäre, müsste dies das absolut Falsche sein.
Ich beobachtete also weiter.

Während der Akutphase seiner Enzephalitis konnte Yoda seinen Kopf nicht heben.
Während der Akutphase seiner Enzephalitis konnte Yoda seinen Kopf nicht heben.

Nach eineinhalb Wochen war die Kopfhaltung wieder sehr tief – sogar tiefer denn je – und ich setzte ihn für eine Nacht wieder in den Krankenkäfig, um ihm Ruhe zu gönnen. Es war nun Freitagabend.

Samstagmorgen bin ich dann mit ihm zu einem vogelkundigen Tierarzt gefahren. Ich konnte es nicht mehr mit ansehen und die Unsicherheit und Schuldgefühle wuchsen immer mehr in mir. Ich war mir nicht mehr sicher, ob ich das Richtige getan hatte, als ich so lange gewartet hatte. Seinen Freund Gandalf habe ich mitgenommen. Ich dachte, das wäre dann weniger Stress für Yoda, weil er nun einmal sehr an seinem Freund hing.

Die Ärztin schaute sich den Kleinen genau an, stellte viele Fragen und dann wurde der kleine Schatz geröntgt. Auf dem Röntgenbild war zu erkennen, dass seine Leber stark geschwollen war. Die Ärztin erklärte mir, dass eine geschwollene Leber auf eine Entzündung im Körper hinweist und dass sie davon ausginge, dass es eine Infektion im Bereich des Gehirns ist. Denn nur eine solche Erkrankung würde solch ein Symptom verursachen. Sie schlug mir vor, Yoda sofort dort zu lassen, damit er jeden Tag mit einem Antibiotikum behandelt werden kann. Auch Gandalf dürfte ich dort lassen, damit keiner von beiden allein bleiben müsste. Ich entschied mich, beide dort zu lassen und trennte mich nun für sieben Tage schweren Herzens von den Süßen. Heute weiß ich, dass das nicht meine beste Entscheidung war. Doch dazu später.

Ich habe dann am Dienstagmorgen bei der Tierärztin angerufen, um mich nach den Beiden, insbesondere nach Yoda, zu erkundigen. Die Ärztin teilte mir mit, dass Yoda bisher keine Besserung zeige, doch dass es noch Hoffnung gäbe. Ich solle mich am Donnerstag noch einmal melden. Das tat ich auch. Diesmal sprach ich mit einem anderen Arzt. Ich weiß bis heute nicht warum, weil ich danach nicht mehr zu dieser Praxis gegangen bin und die internen Abläufe nicht kenne. Doch dieser teilte mir mit, dass die Kopfhaltung wohl immer noch schief sei, doch dass es Yoda definitiv gut ginge. Er wäre sehr aktiv und würde den ganzen Laden aufmischen. Das beruhigte mich dann endlich mal… Am Freitagabend durfte ich die beiden endlich wieder abholen. Endlich! Meine Wohnung war so leer ohne die Pieper!

Also bin ich am Freitag direkt nach der Arbeit zur Praxis gefahren und hab die beiden Süßen freudig in Empfang genommen. Sie waren super drauf und zwitscherten und zankten um die Wette in ihrem kleinen Transportkäfig. Ich redete noch kurz mit dem Tierarzt und der teilte mir dann mit, dass Yoda die Kopfhaltung beibehalten wird. Er würde nicht darunter leiden und sich auch nicht daran stören. Er meinte, Yoda wäre zu gut drauf, als dass er Schmerzen haben könnte.

Nun habe ich meinen Yoda hier mit seinem kleinen „Schönheitsfehler“ und er ist beinahe der munterste und aktivste Geselle hier. Also scheint es in unserem Falle gut ausgegangen zu sein.

Mittlerweile bin ich bei einer anderen, sehr viel besseren vogelkundigen Ärztin und diese hat Yoda wegen der Kopfhaltung noch einmal untersucht. Sie hat sowohl einen Kropfabstrich als auch eine Kotuntersuchung durchgeführt. Die Kotuntersuchung hat sie aus folgendem Grund gemacht: Sie hatte bereits Vögel in Behandlung, die genau diese Kopfhaltung zeigten. In diesen Einzelfällen kam diese Kopfhaltung von einem Wurmbefall. Doch bei der Kotuntersuchung konnten keine Parasiten nachgewiesen werden. Auch sie ist nun der Meinung, dass die Kopfhaltung eine neurologische Folge der Infektion ist und dass Yoda damit absolut kein Problem hat. Sie meint aber auch, dass er immer ein Kandidat in meinem Schwarm sei, den man beobachten müsse. Denn falls es ihm einmal schlechter gehen sollte, müsse man sofort reagieren, weil er wohl anfälliger wäre.

Auch nach dem Abklingen der Enzephalitis konnte Wellensittich Yoda den Kopf nicht mehr ganz heben.
Auch nach dem Abklingen der Enzephalitis konnte Wellensittich Yoda den Kopf nicht mehr ganz heben.

Ich möchte gerne noch auf ein weiter oben angesprochenes Thema zurückkommen:
Meine jetzige Tierärztin ist der Meinung, dass es absolut falsch sei, einen Vogel in einer Praxis in einem solchen Fall ’stationär‘ behandeln zu lassen. Sie meinte, das traumatisiert den Vogel. Ich vertraue meiner Ärztin sehr und ich würde niemals wieder einen Vogel für eine Woche abgeben. Gandalf und Yoda waren nach dem Tierarzt-Aufenthalt leider sehr verstört. Sie waren sehr verwirrt und brauchten einige Tage (!), um sich zu Hause wieder zurecht zu finden und richtig anzukommen. Deshalb betrachte ich dies im Nachhinein als Fehler. Auch ein Fehler war es, so spät mit Yoda zum Tierarzt zu gehen. Wäre ich früher gegangen, hätte er vielleicht keine neurologischen Folgen davongetragen. Er wäre jetzt wahrscheinlich ohne Schönheitsfehler und gesund.

Doch leider ist es nicht so und mir bleibt nichts anderes übrig, als Yoda jeden Tag zu beobachten und mich darüber zu freuen, dass er unter seiner kleinen Behinderung nicht leidet. Schön ist es allerdings nicht, dass ich für diese Kopfhaltung verantwortlich bin …