Früherkennung von blutsaugenden Milben leicht gemacht

Achtung: Die auf Birds-Online.de angebotenen Texte und Bilder rund um das Thema Erkrankungen von Vögeln sind als Informationsquelle gedacht. Bitte bringen Sie Ihre erkrankten Vögel immer schnellstmöglich zu einem fachkundigen Tierarzt!
Eine Rote Vogelmilbe durch ein Mikroskop betrachtet. © www.katharinasittiche.de
Eine Rote Vogelmilbe durch ein Mikroskop betrachtet. © www.katharinasittiche.de

Zwei Milbenarten, die Rote Vogelmilbe (Dermanyssus gallinae) und die Nordische Vogelmilbe (Ornithonyssus sylviarum), treten in Deutschland hin und wieder in Heimvogelbeständen auf. Während die Rote Vogelmilbe nur in der Nacht das Blut der Vögel saugt und sich tagsüber in Spalten und Ritzen in der Umgebung des Schlafplatzes der Vögel versteckt, lebt die Nordische Vogelmilbe auch am Tage auf ihren Wirtstieren. Allerdings ist die Nordische Vogelmilbe erheblich seltener als die Rote Vogelmilbe, weshalb man es im Falle eines Befalls meist mit ihr zu tun hat. Weil man den Vögeln am Tage nichts ansieht und sie nachts in aller Regel nicht beobachtet, fällt es oft schwer, einen Befall mit der Roten Vogelmilbe früh zu erkennen – und das ist aus mehreren Gründen ungemein wichtig.

Je länger ein Befall unerkannt bleibt, desto stärker können sich die zu den Spinnentieren gehörenden Blutsauger ausbreiten. Das wiederum macht ihre Bekämpfung zusehends schwieriger. Berichte über Vogelhalter, die sämtliche Holzmöbel weggeworfen haben, um die Rote Vogelmilbe wieder loszuwerden, sind durchaus ernst zu nehmen. Abgesehen davon, dass es höchst unangenehm ist, sein Mobiliar zu entsorgen, Tapeten von den Wänden zu reißen, Fußleisten zu lösen, Bodenbeläge zu entfernen und dergleichen, ist ein starker Befall mit Milben auch für die Vögel höchst problematisch. Eine erwachsene (adulte) Milbe saugt bei einer Mahlzeit rund 200 Mikrogramm Blut, siehe Artikel von Liebisch und Liebisch, 2003. Das mag nicht viel klingen, doch bei einem Massenbefall kann es bei den Vögeln Nacht für Nacht zu so vielen Stichen kommen, dass sie erhebliche Blutmengen verlieren. Sie können dadurch im ungünstigsten Fall infolge der Blutarmut innerhalb weniger Tage sterben. Darüber hinaus können Rote Vogelmilben mit ihren Stichen Bakterien und Viren auf Vögel übertragen und die Stiche verursachen Juckreiz, was wiederum zu Hautveränderungen führen kann. Zudem ist es denkbar, dass die Vögel sich bei einem starken Befall die stark juckende Haut aufbeißen. Abschließend sei noch erwähnt, dass die Rote Vogelmilbe gelegentlich auch den Menschen sticht.

Erwachsene Rote Vogelmilbe nach einer Blutmahlzeit
Erwachsene Rote Vogelmilbe nach einer Blutmahlzeit
Erwachsene Rote Vogelmilbe, die noch kein Blut getrunken hat
Erwachsene Rote Vogelmilbe, die noch kein Blut getrunken hat
Eine Rote Vogelmilbe läuft über ein helles Tuch und ist so leicht zu erkennen.
Eine Rote Vogelmilbe läuft über ein helles Tuch und ist so leicht zu erkennen.

Die genannten Aspekte verdeutlichen, wie wichtig eine Früherkennung ist. Ein simples Mittel ist es, nachts ein weißes oder zumindest sehr helles, glattes Tuch über den Vogelkäfig oder die Voliere zu hängen. Achten Sie darauf, dass das Tuch einige Falten wirft, weil sich eventuell vorhandene blutsaugende Milben zum Morgen hin darin verstecken. Liegt ein Befall vor, findet man deshalb in diesen Falten des Tuchs morgens kleine dunkle Punkte, die beim Zerdrücken rot werden – das während der Nacht getrunkene Blut verteilt sich auf dem Tuch.

Weil aber nicht alle Halter die Käfige oder Volieren ihrer Vögel nachts mit einem Tuch bedecken können oder die Tiere nicht in Käfigen schlafen, ist die Tuchmethode nicht überall einsetzbar. Eine verlässliche Alternative ist dann der Einsatz selbstklebender Folie. Im Folgenden wird dies anhand eines Beispiels erläutert.

Die transparente selbstklebende Folie an einer Wand.
Die transparente selbstklebende Folie an einer Wand.

Das Vogelzimmer der Vögel der Birds-Online-Autorin ist circa 16 Quadratmeter groß und die Tiere haben den ganzen Tag Freiflug. Nachts ziehen sie sich in ihre Schlafkäfige zurück, was in den meisten Fällen freiwillig geschieht. In unmittelbarer Nähe der Schlafkäfige wurden die Wände präpariert. Über die weiß gestrichene Raufasertapete wurde transparente selbstklebende Möbel- und Wandfolie der Marke d-c-fix geklebt. Bei sachgemäßer Anbringung befindet sich die klebende Seite auf der Wand und haftet daran, die Vögel können somit nicht daran kleben bleiben. Die zurecht geschnittenen Stücke schließen unten bündig mit den Flächen ab, auf denen die Schlafkäfige stehen. Etwa 10–15 cm hohe Folienstücke reichen aus. Sie wurden mit der klebenden Seite auf die Raufasertapete gedrückt, wobei bewusst nicht zu viel Druck ausgeübt wurde. So bildeten sich an einigen Stellen kleinste Hohlräume zwischen der klebenden Folienseite und der Wand. Dies sind für Rote Vogelmilben begehrte Verstecke, weil sie an Spalten und Ritzen in Holz erinnern.

Hinter der transparenten selbstklebenden Folie haben sich Rote Vogelmilben verstecken wollen und sind kleben geblieben.
Hinter der transparenten selbstklebenden Folie haben sich Rote Vogelmilben verstecken wollen und sind kleben geblieben.
Rote Vogelmilben auf der klebenden Seite der transparenten selbstklebenden Folie.
Rote Vogelmilben auf der klebenden Seite der transparenten selbstklebenden Folie.
Vergleich Rote Vogelmilbe und Staublaus.
Vergleich Rote Vogelmilbe und Staublaus.

Liegt kein Befall mit Milben vor, ist die transparente Folie auf der weißen Wand kaum zu sehen. Treten Milben auf, versuchen einige von ihnen nach der Mahlzeit unter der Folie Schutz zu suchen. Sie laufen so weit, bis sie irgendwann an einen Engpass geraten und kleben bleiben. Sie sind dort fixiert und lassen sich am nächsten Tag sehr leicht als dunkle Flecken mit dem bloßen Auge erkennen. Wer ganz sichergehen möchte, kann nun mit einer Lupe nachsehen, wer da an der Folie klebt. Die Rote Vogelmilbe sieht nach dem Saugen ein wenig aus wie eine sehr kleine Zecke. In manchen Wohnungen gibt es neben diesen Spinnentieren andere kleine Insekten wie zum Beispiel die an sich harmlosen Staubläuse, die Staub und Tapeten fressen. Auch sie können an der selbstklebenden Folie haften. Anders als die Milben sehen sie jedoch nicht wie Miniaturzecken aus, sondern haben einen gegliederten Körper mit Kopf, Brustteil und Hinterleib, wie man ihn von Insekten kennt. Ein weiteres Detail hilft beim Erkennen: Milben haben acht Beine, wie es für Spinnentiere üblich ist, Staubläuse und andere Insekten haben hingegen nur sechs Beine.

Wer sich eine Unterscheidung trotzdem nicht zutraut, kann den „Quetschtest“ durchführen. Wird eine Staublaus mit dem Finger zerdrückt, tritt helle bräunliche Körperflüssigkeit aus. Zerquetscht man hingegen eine Rote Vogelmilbe, die kurz zuvor Blut gesaugt hat, tritt dieses aus – man hat also einen kleinen Blutfleck am Finger. Hat man es allerdings mit einer Roten Vogelmilbe zu tun, die noch kein Blut gesaugt hat, ist sie ebenfalls bräunlich und beim Zerdrücken tritt kein Blut aus. Folglich empfiehlt es sich, mit einer Lupe genau hinzuschauen und tatsächlich die Beine zu zählen.

Die selbstklebende Folie ist zum Beispiel in Baumärkten als Meterware in Form von Rollen für unter 10 €* pro Stück erhältlich. Einmal an der Wand befestigt, ist die Folie mindestens ein bis zwei Jahre klebfähig und somit als Früherkennungssystem für einen Befall mit der Roten Vogelmilbe nutzbar. In manchen Fällen hält sie sogar noch viel länger.

Achtung: Es gibt auch selbsthaftende Folie für Fenster. Diese haftet durch statistische Aufladung und ist nicht mit der selbstklebenden Folie zu verwechseln. Diese ist auf einer Seite mit einem Klebstoff beschichtet, der den Milben zum Verhängnis wird und sie so festsetzt. Zum Bekämpfen der Roten Vogelmilbe ist die selbstklebende Folie nicht geeignet, weil sich immer etliche Individuen andere Verstecke suchen. Aber sie kann dabei helfen, einen Befall frühzeitig zu entdecken. Wie Sie gegen blutsaugende Milben vorgehen können, entnehmen Sie bitte dem Hauptartikel über diese Parasiten und dem angegliederten Erfahrungsbericht.


* Preisangaben ohne Gewähr