Federlinge (Mallophagen)

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Federling bei vierfacher Vergrößerung.
Federling bei vierfacher Vergrößerung.

Zur Gruppe der Ektoparasiten, also zu den außen am Vogelkörper ansässigen Parasiten, gehören die Federlinge. Diese flügellosen kleinen Tiere werden auch als Kieferläuse bezeichnet. Sie gehören innerhalb der Klasse der Insekten zur Ordnung der Phthiraptera und sie leben im Gefieder ihrer Wirtstiere. Dort ernähren sie sich von den Federn und können bei massenhaftem Auftreten deutlich sichtbare Gefiederschäden verursachen. Bei Wellensittichen und anderen Heimvögeln kommen verschiedene Federling-Arten vor, die jeweils bevorzugte Vogelspezies befallen. Und obwohl es mehrere unterschiedliche Arten von Federlingen gibt, ist der Lebenswandel dieser Tiere grundsätzlich sehr ähnlich, weshalb sie in diesem Kapitel zusammenfassend und nicht auf Artebene beschrieben werden. Die Abbildung in der Nähe dieses Absatzes zeigt einen Federling, der auf einer Ringeltaube gelebt hat. Das Foto ist bei einer vierfachen Vergrößerung durch ein Mikroskop entstanden.

Aussehen der Federlinge

Aufgrund ihrer Körpergröße, die bis zu drei Millimeter beträgt, kann man voll ausgewachsene Federlinge mit dem bloßen Auge erkennen, sofern man sie zu Gesicht bekommt. Die meisten Arten sind dunkel, also beispielsweise grau oder graubraun gefärbt. Wie für Insekten typisch, haben sie sechs Beine, ihr Körper ist länglich und schlank. Sie sind sehr lichtscheu und huschen bei Lichteinstrahlung unter das Gefieder, wenn man beispielsweise die Schwungfedern eines befallenen Vogels auseinander schiebt. Larven der Federlinge, sind kleiner als erwachsene Individuen, sehr junge Larven messen weniger als einen Millimeter. Deshalb sind sie in aller Regel nur mit einer Lupe zu erkennen.

Da Federlinge ständig im Gefieder von Vögeln leben, pflanzen sie sich dort auch fort. Sie kleben ihre Eier, die sogenannten Nissen, in Reihen an die Federäste oder -schäfte. Je nach Federlingsart entwickeln sich aus den Eiern in ein bis zwei Wochen die Larven, die sich innerhalb von rund fünf Wochen zu erwachsenen Federlingen wandeln.

Ausgewachsener Federling auf der Spitze eines Holz-Zahnstochers
Ausgewachsener Federling auf der Spitze eines Holz-Zahnstochers
Federling-Larve auf einer Feder eines Wellensittichs
Federling-Larve auf einer Feder eines Wellensittichs

Übertragung der Parasiten

Weil Federlinge nicht fliegen können, müssen sie neue Wirte zu Fuß erreichen können. Dies ist ihnen vor allem dann möglich, wenn ein befallener Vogel körperlichen Kontakt zu einem anderen Vogel hat. Dann können die Federlinge von einem Tier auf ein anderes klettern und dieses besiedeln. Gelangen lediglich Männchen auf einen Vogel, können sie sich nicht fortpflanzen und sterben nach einer Weile. Zwar können sie während der Zeit, die sie im Gefieder des Vogels verbringen, Fraßschäden verursachen. Doch der Befall verschwindet nach einer Weile von selbst. Jedoch ist dies unwahrscheinlich, weil in den meisten Fällen Männchen und Weibchen auf neue Wirtstiere gelangen. Sie können sich dann dort fortpflanzen. Theoretisch reicht es übrigens, dass nur ein befruchtetes Weibchen auf ein neues Wirtstier gelangt, dort Eier legt und damit den Grundstein für eine neue Federlings-Population legt.

Bei starken Befällen kann es zudem geschehen, dass betroffene Vögel häufig mit dem Schnabel ihr Gefieder bearbeiten und die Federn kräftig ausschütteln. Dabei können Federlinge durch die Luft geschleudert werden und auf Vögeln in benachbarten Käfigen oder Volieren landen. Fallen die Federlinge darin auf den Boden oder auf Äste, laufen sie den sich in der Nähe befindenden Vögeln entgegen und klettern in ihr Gefieder. Somit ist nicht in jedem Fall direkter Körperkontakt eines befallenen und eines nicht befallenen Vogels nötig, um Federlinge zu übertragen. Es kann ausreichen, dass sich in näherer Umgebung eines befallenen Vogels weitere Vögel befinden, also beispielsweise im selben Zimmer.

Anzeichen für einen Befall und Nachweis der Federlinge

Ausgewachsener Federling auf einer Katharinasittich-Feder.
Ausgewachsener Federling auf einer Katharinasittich-Feder.

Bei einem mittelgradigen bis starken Befall mit Federlingen sehen die Federn zerrupft und abgenagt aus, weil sich viele Federlinge davon ernährt haben. An den Spitzen sind die Federn oftmals angefressen oder sie weisen in der Mitte sogar Löcher auf. Etliche der betroffenen Vögel leiden an Juckreiz und damit verbunden meist an Schlafmangel. Beobachtet man diese Anzeichen, empfiehlt es sich, den Vogel in die Hand zu nehmen und sein Gefieder gegen den Strich zu streichen und vor allem die Schwungfedern an den Flügeln aufzufächern. Dabei muss man schnell und genau hinschauen. Denn aufgrund ihrer Scheu vor Licht sind erwachsene Federlinge nur schwer zu entdecken, weil sie sich sehr rasch unter den Federn verbergen, sobald man diese zur Seite bläst oder auseinander fächert.

Erheblich leichter lassen sich die Nissen (Eier) der Federlinge am Vogel beobachten. Auf der Unterseite der einzelnen Federn des Großgefieders (vor allem an den Flügeln) sind die Eier als bräunliche Verfärbungen sichtbar. Die Larven sind zwar ebenfalls lichtscheu, aber sie können nicht so schnell fliehen wie die erwachsenen Federlinge. Trotzdem sind die Larven wegen ihrer geringen Körpergröße auf den Federn nur mit Mühe zu erkennen.

Behandlung

Besteht ein Verdacht auf einen Befall mit Federlingen, sollte man einen Vogel-Tierarzt kontaktieren und mit ihm das weitere Vorgehen besprechen. Normalerweise werden Federlinge mit Kontaktinsektiziden, also speziellen Giften behandelt. Oft kommen Puder zum Einsatz, die den Wirkstoff Pyrethrum enthalten. Diese Puder sind jedoch für die betroffenen Vögel ebenfalls nicht ganz ungefährlich, weshalb bei der Anwendung und Dosierung höchste Vorsicht geboten ist. Die gefiederten Patienten werden mit dem Kontaktgift vor allem an den Federunterseiten der Flügel eingepudert, denn die Federlinge leben überwiegend in diesem Bereich, weil es dort am dunkelsten ist.

Als erheblich schonender hat sich das Besprühen des Gefieders mit dem Präparat Exner Petguard erwiesen. Dieses biologische Antiparasitikum ist im Zoofachhandel erhältlich. Es enthält kein Gift, sondern basiert auf Milchsäure. Sie verklebt die Atmungsöffnungen der Federlinge, was die Parasiten ersticken lässt, ohne den Vögeln zu schaden. Bei sämtlichen Antiparasiten-Präparaten und somit auch bei Exner Petguard ist darauf zu achten, dass sie nicht in die Augen oder auf die Schleimhäute der Vögel gelangen dürfen.

Häufig betroffene Vogelarten

Federlinge kommen bei Wellensittichen und bei den meisten anderen Sitticharten eher selten vor. Sie befallen hauptsächlich Tauben und Wildvögel, können aber vor allem bei Heimvögeln in Erscheinung treten, die in Außenvolieren gehalten werden und somit Kontakt zu Wildvögeln haben. Heimvögel, die entflogen sind und draußen eingefangen wurden, gehören ebenfalls zur Risikogruppe, weil sie mit Wildvögeln in Kontakt gekommen sein könnten. Da die Übertragung typischerweise durch Körperkontakt erfolgt, ist eine Ansteckung normalerweise nur auf diesem Wege möglich und für ständig im Haus gehaltene Heimvögel besteht somit kein allzu großes Ansteckungsrisiko, sofern sie keinen Kontakt zu anderen Vögeln haben.

Ähnliche Symptome

Keratinablagerungen auf einer Feder.
Keratinablagerungen auf einer Feder.

In manchen Fällen können sich in einzelnen Federn Ablagerungen bilden, die aussehen wie ein Parasitenbefall. Leidet ein Vogel beispielsweise unter extremem Stress oder Nährstoffmangel, kann es während des Federwachstums zur Entstehung von Keratinablagerungen kommen. Diese weißen Ablagerungen erinnern in ihrem Aussehen an Nissen oder längliche Parasiten. Ein Blick mit einer Lupe kann hier Aufschluss darüber geben, ob man es mit Nissen oder Keratinablagerungen zu tun hat. Falls man sich nicht sicher ist, sollte man eine verdächtige Feder oder den Vogel selbst einem erfahrenen Tierarzt zur Begutachtung vorlegen.


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