Giardien

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Giardia sp.
Giardia sp.

Im Verdauungstrakt der Vögel können sich neben vielen anderen Parasiten auch Giardien (Giardia sp.) einnisten. Es handelt sich bei diesen winzigen Parasiten um Protozoen, also tierische Einzeller. Viele dieser Krankheitserreger sind im weitesten Sinne birnenförmig und nur wenige Mikrometer groß. Zur Info: ein Mikrometer ist ein hunderttausendstel Meter. Außerdem verfügen etliche Giardien über längliche Körperanhängsel. Weil sie im Körper der Vögel leben, gehören sie zur Gruppe der inneren Parasiten (Endoparasiten).

Bei Heimvögeln werden Giardien vor allem im Zwölffingerdarm gefunden. In Europa treten Giardien-Infektionen bei ihnen nicht besonders häufig auf, trotzdem können sie vereinzelt vorkommen. Von den verschiedenen Vogelarten, die man in der Heimtierhaltung antrifft, sind Wellensittiche relativ selten von einem Giardien-Befall betroffen.

Symptome

Der Kot eines mit Giardien infizierten Wellensittichs
Der Kot eines mit Giardien infizierten Wellensittichs

Viele infizierte Vögel zeigen keine auffälligen Symptome, und das sogar oftmals über einen längeren Zeitraum. Erst wenn ein sehr starker Befall vorliegt, sind die Tiere antriebslos und wirken ständig müde. Erkrankte Vögel verweigern nicht selten die Nahrungsaufnahme und magern rasch stark ab. Außerdem leiden sie unter schweren Durchfällen. Der Kot von mit Giardien infizierten Wellensittichen verfärbt sich in vielen Fällen grünlich, ist schleimig und riecht streng. Bei anderen Vogelarten können ähnliche Veränderungen der Kotbeschaffenheit und seines Geruchs auftreten. In vielen Fällen erinnert der Geruch an faule Eier. Auf dem Foto in der Nähe dieses Absatzes sind typische Kothaufen eines zu sehen, wie sie bei einer Giardien-Infektion auftreten können. Die Fäkalien stammen von einem mit diesen Erregern infizierten Wellensittich.

Achtung
Auch bei anderen Erkrankungen kann der Kot eines betroffenen Vogels sehr ähnlich aussehen. Allein anhand des Aussehens des Kots lässt sich ein Befall mit Giardien nicht sicher diagnostizieren!

Übertragungswege und Ansteckung

Da es sich bei Giardien um Darmparasiten handelt, werden sie über den Kot ausgeschieden. Gerät ein anderer Vogel mit dem infizierten Kot in direkten Kontakt und nimmt diesen oral (mit dem Schnabel) auf, können die Krankheitserreger in seinen Körper gelangen. Giardien bevorzugen ein feucht-warmes Klima. Deshalb können sie lange Zeit auf feuchtem Futter, zum Beispiel Koch- und Keimfutter, sowie auf Frischkost wie Obst und Gemüse überleben. In Wassernäpfen und Badeschalen können sie ebenfalls einige Zeit überdauern, dort sogar mehrere Wochen, sofern immer genügend Feuchtigkeit vorhanden ist. Die Vögel können sich demnach beim Trinken anstecken, sofern sich Giardien im Wasser befinden.

Nachweis der Krankheitserreger

Der Nachweis der Erreger erfolgt mittels eines Mikroskops, unter dem eine frische, noch feuchte Kotprobe untersucht wird. Ist der Vogelkot erst einmal vollständig getrocknet, sind die Giardien normalerweise nicht mehr nachweisbar. Das bedeutet, der Tierarzt sollte einen frischen Kothaufen zur Probenentnahme nutzen und den daraus gewonnenen Abstrich möglichst sofort untersuchen.

Therapie

Es ist wichtig, dass im Idealfall ein erfahrener Tierarzt – am besten ein Facharzt für Vögel – die Tiere untersucht und die anschließende Therapie betreut. Solche Ärzte wissen am besten, welche Schritte einzuleiten sind, um den gefiederten Patienten möglichst rasch zu helfen. Mitunter gesellen sich zu den Giardien zusätzlich weitere Krankheitserreger wie Bakterien, sodass ein entsprechender Therapieansatz gewählt werden muss. An einem Befall mit Giardien leidende Vögel werden mit Mitteln gegen Parasiten, sogenannten Antiparasitika, behandelt. Typische Wirkstoffe sind in Deutschland zum Beispiel Dimetridazol, Metronidazol und Ronidazol. Diese werden für gewöhnlich jedem infizierten Vogel über einen vom Tierarzt festzulegenden Zeitraum zweimal täglich direkt in den Schnabel eingegeben. Meist dauert die Therapie zehn Tage, doch in manchen Fällen kann die Behandlungsdauer abweichen. Der Therapieplan sollte vom Vogelhalter unbedingt eingehalten werden, auch wenn es den gefiederten Patienten schon nach kurzer Zeit vermeintlich besser zu gehen scheint.

Es gibt neben der oralen Medikamentenverabreichung zudem die Möglichkeit, größere Vogelbestände mit einem Präparat zu behandeln, das in das Trinkwasser gegeben wird. Hierbei besteht jedoch theoretisch die Möglichkeit, dass einzelne Tiere zu wenig trinken und in ihrem Körper nicht sämtliche Giardien abgetötet werden. Die Parasiten können sich daraufhin oft wieder vermehren und erneut auf andere Vögel im Bestand überspringen. Deshalb wird die orale Verabreichung der Medikamente für gewöhnlich als die sicherere Lösung angesehen.

Wichtige Hygienemaßnahmen

Leidet ein Vogel an einer Giardien-Infektion, sollte während der Behandlung Zeitungspapier anstelle von Einstreu verwendet und mindestens zweimal täglich ausgetauscht werden.
Leidet ein Vogel an einer Giardien-Infektion, sollte während der Behandlung Zeitungspapier anstelle von Einstreu verwendet und mindestens zweimal täglich ausgetauscht werden.

Weil Giardien auf feuchtem Untergrund lange Zeit überleben und ansteckend bleiben, muss während einer Therapie eine gründliche Reinigung des Vogel-Zubehörs erfolgen. Stangen, Spielzeug sowie der Käfig oder die Zimmervoliere sind täglich mit heißem Essigwasser zu säubern. Außerdem empfiehlt sich die Verwendung eines Dampfreinigers. Dieser erzeugt sehr heißen Wasserdampf, der ein hygienisches Reinigen des Zubehörs erleichtert. Für die Vögel besteht allerdings Verbrühungsgefahr. Sie dürfen sich während der Reinigung des Käfigs mit einem Dampfstrahler nicht in ihrer Behausung befinden. Sämtliche gereinigten Zubehörgegenstände müssen sehr gut trocknen, denn die Giardien können wie bereits weiter oben erwähnt in einer feuchten Umgebung weiterhin überleben.

Besonderes Augenmerk sollte auf die Futter- und Trinknäpfe sowie auf die Badeutensilien gerichtet werden. Diese müssen einmal täglich sehr heiß gereinigt werden und sollten dann mindestens 24 Stunden, besser 48 Stunden komplett durchtrocknen. Deshalb ist es sinnvoll, mehrere Näpfe und Badeschalen zur Verfügung zu haben, damit immer ein Satz zum Gebrauch bereitsteht, während die anderen Zubehörteile ausreichend lang trocknen können. Bei der Verwendung von Edelstahlnäpfen empfiehlt sich eine Trocknung mittels Hitze: Die Näpfe können diese bei mindestens 100 Grad Celsius für eine halbe Stunde im Backofen getrocknet werden und sind danach für die erneute Nutzung bereit.

Darüber hinaus ist es sinnvoll, den Boden des Käfigs oder der Voliere während der Behandlungsdauer nicht mit der üblichen Einstreu zu bedecken, sondern stattdessen Zeitungspapier zu verwenden. Dieses ist mindestens zweimal täglich auszutauschen, damit die Vögel nicht mit ihrem eigenen Kot in Berührung kommen können.

Heilungschancen

Je eher die Erkrankung erkannt wird, desto höher sind die Chancen auf eine rasche Genesung der betroffenen Vögel. Während der Therapie kann es allerdings einige Tage dauern, bis das Medikament seine volle Wirkung entfaltet, siehe auch der Erfahrungsbericht über eine Giardien-Infektion bei Wellensittichen. Wichtig ist, die Therapie nicht zu früh abzubrechen, wenn es einem Vogel vermeintlich besser geht und er keinerlei Symptome mehr zeigt. Die Behandlung muss unbedingt regelmäßig und wie vom Tierarzt angeordnet durchgeführt werden.

Ähnliche Erkrankungen

Der oft bei einer Giardien-Infektion zu beobachtende Durchfall kann ebenso durch Bakterien oder andere Krankheitserreger verursacht werden. Außerdem werden feuchte Heimvogel-Kotballen von vielen Menschen irrtümlicherweise für Durchfall gehalten, obwohl es sich oft stattdessen um zu feuchten Kot infolge einer Erkrankung der Nieren handelt. Deshalb empfiehlt es sich, in jedem Fall einen fachkundigen Tierarzt zurate zu ziehen, damit eine sichere Diagnose gestellt werden kann.

Weiterer Lesetipp zum Thema
Erfahrungsbericht über Giardieninfektion

Erfahrungsbericht über Giardieninfektion

Erfahrungsbericht über eine Giardieninfektion bei einem Wellensittich