Eileiterentzündung

Achtung: Die auf Birds-Online.de angebotenen Texte und Bilder rund um das Thema Erkrankungen von Vögeln sind als Informationsquelle gedacht. Bitte bringen Sie Ihre erkrankten Vögel immer schnellstmöglich zu einem fachkundigen Tierarzt!

Wie weibliche Säugetiere können auch Vogelweibchen an einer Eileiterentzündung erkranken. Verglichen mit anderen die Fortpflanzungsorgane betreffenden Erkrankungen kommt es zwar relativ selten dazu. Doch wenn sich die Eileiter entzünden, brauchen die betroffenen Tiere umgehend eine zielgerichtete tiermedizinische Versorgung. Anderenfalls besteht die Gefahr, dass sie sterben. Besonders tückisch ist diese Erkrankung, weil man von außen nur wenig davon sehen kann.

Ursachen

Legt ein Vogelweibchen viele Eier, kann es dadurch unter Umständen zu einer Eileiterentzündung kommen.
Legt ein Vogelweibchen viele Eier, kann es dadurch unter Umständen zu einer Eileiterentzündung kommen.

Die Eileiter eines Vogels können sich aufgrund unterschiedlicher Ursachen entzünden. Meist geht einer solchen Infektion eine Phase voran, in der das Weibchen sehr viele Eier gelegt hat. Das heißt, dass das Dauerlegen, das bei manchen Vogelarten wie zum Beispiel Wellensittichen und Nymphensittichen recht häufig beobachtet werden kann, einen Risikofaktor für eine Eileiterentzündung darstellt. Ebenfalls von Bedeutung sein dürfte eine Schwächung des Immunsystems, sie wirkt sich begünstigend auf allerlei Infektionen aus. Hervorgerufen werden kann eine solche Immunschwäche beispielsweise durch eine starken Mauser oder massiven Stress. Gelangen Bakterien zudem in den Organismus, können sie sich im Körper unter bestimmten Umständen vermehren und dann zum Beispiel im Bereich der Eileiter zu einer lokalen Entzündung führen.

Symptome

Ein typisches Symptom ist eine Schwellung des Bauchraums, die oft aber für Übergewicht gehalten wird oder die vom Halter übersehen wird, weil die Federn die Schwellung überdecken. Zu beachten ist außerdem, dass es weitere Erkrankungen gibt, die mit einer solchen Schwellung einhergehen, darunter eine Legenot oder eine Hernie beziehungsweise eine Entzündung des Legedarms. Wichtig ist also, dass ein erfahrener Tierarzt eine exakte Diagnose stellt.

Weitere Symptome sind Apathie, Verweigerung der Nahrungsaufnahme, Probleme beim Fliegen oder das vollständige Einstellen des Fliegens, Schwierigkeiten beim Klettern und Laufen sowie ein stark aufgeplustertes Gefieder. Letzteres rührt daher, dass Vögel bei massivem Unwohlsein und wenn sie Schmerzen empfinden ihre Federn häufig aufplustern. Darüber hinaus frieren viele Vögel, die an einer Eileiterentzündung leiden, weil die Infektion ihrem Körper Energie raubt, die nicht mehr dazu bereitsteht, die Körpertemperatur auf dem normalen Wert zu halten. In manchen Fällen ist darüber hinaus ein leichtes Zittern zu beobachten, das einerseits auf die Untertemperatur sowie andererseits auf die Schmerzen, die ein betroffene Vogel empfindet, zurückzuführen sein kann.

Diagnose

Nachgewiesen werden kann eine Eileiterentzündung unter anderem durch Ultraschalluntersuchungen des Bauchraums. Eine Tastuntersuchung kann ebenfalls angewendet werden, hierfür muss der Tierarzt aber sehr erfahren sein. Deshalb ist es wichtig, dass ein vogelkundiger Tierarzt die Untersuchungen durchführt.

Behandlung

In den meisten Fällen ist eine antibiotische Behandlung des erkrankten Vogels nötig, mitunter muss sich im Bauch befindender Eiter abgesaugt werden. Dies geschieht, indem der Tierarzt den Vogel punktiert. Das heißt, die Bauchdecke wird vorsichtig mit einer Injektionsnadel durchstochen und der Eiter wird abgesaugt. Dies verursacht zwar vorübergehend Schmerzen, doch das Entfernen großer Eitermengen ist für den erkrankten Vogel überlebenswichtig, zumal die Flüssigkeit im Körper ebenfalls Schmerzen hervorruft, weil sie viel Platz in Anspruch nimmt und Druck auf die Organe ausübt.

Fallbeispiel Wellensittichweibchen Wickie

Der folgende Text wurde von Anja Brodda im Oktober 2011 bereitgestellt.

Aufgrund einer Eileiterentzündung ist der Bauch dieses Wellensittichs stark geschwollen.
Aufgrund einer Eileiterentzündung ist der Bauch dieses Wellensittichs stark geschwollen.

Irgendwann haben wir beobachtet, dass Wickie sich öfter als normal mit den Füßchen über die Kloake gewischt hat. Wir haben uns dabei noch nicht wirklich etwas gedacht und ihr zunächst nur kurmäßig V22-Tropfen mit ins Trinkwasser gegeben. Die haben wir vor vielen Jahren von unserer „Haustierärztin“ bekommen. Auf diese Tropfen hat sie immer sehr gut reagiert. Sie fördern die Konstitution und helfen bei der Federneubildung.

Nach einiger Zeit haben wir dann allerdings bemerkt, dass sie sich rund um die Kloake die Federn ausrupft und eine Schwellung des Unterbauches hervortrat. Wir vermuteten eine Legedarmentzündung und sind zu unserer Tierärztin gefahren, von der wir bis zu diesem Zeitpunkt glaubten und auch gelesen hatten, dass sie vogelkundig sei. Sie untersuchte Wickie und stellte dabei fest, dass es sich bei der Schwellung auf keinen Fall um einen Tumor handeln würde, da das, was sich dort in Wickies Bauch befinden würde, sich eher flüssig anfühle.

Das hat uns auf der einen Seite beruhigt, aber auf der anderen Seite hat sie keine genaue Diagnose darüber geben können, was es denn nun sei. Da die Ärztin eher eine „Frauengeschichte“ vermutete, wie zum Beispiel ein Windei im Legedarm oder eine hormonelle Störung, hat sie uns zunächst einmal Hormeel-Tropfen gegeben, die wir dem Trinkwasser zufügen sollten.

Inzwischen hatte sich Wickies Zustand allerdings um einiges verschlechtert. Sie wurde immer ruhiger, plusterte sich auf, und saß irgendwie krumm auf ihrer Stange. Der Schwanz wirkte wie abgeknickt. Die Ärztin meinte noch, dass dies sicher eine Schonhaltung wäre, um die Füße zu entlasten, die auf Grund ihres Alters (damals war Wickie 8 ½ Jahre) auch schon stark belastet wären. Diese Belastung trete bei älteren Wellensittichen schon mal auf. Bei einem weiteren Tierärztinnenbesuch nach zehn Tagen, als sich noch keine Besserung eingestellt hatte, meinte diese dann nur, man könnte ihr das Hormeel ja weiter geben, es scheine den Vogel ja nicht weiter zu belasten.

Wickies Zustand verschlechterte sich zusehends. Der Bauch schwoll immer weiter und sie wurde immer ruhiger. Außerdem wurde sie immer kurzatmiger. Sie konnte inzwischen auch nicht mehr richtig Kot absetzen und es blieben dicke Kügelchen an der Kloaken hängen. Heute mache ich mir Vorwürfe, dass wir nicht schon eher in die Vogelklinik gefahren sind. Nach einem Anruf dort wurde uns geraten, so schnell wie möglich zu kommen, um Wickie untersuchen zu können. Trotz ihres vergleichsweise hohen Alters sei eine Heilung immer noch möglich.

Gott sei Dank haben wir uns dann mit ihr auf den Weg gemacht. Wickie wurde dort abgetastet und es wurde eine Ultraschalluntersuchung gemacht. Dabei stellte sich heraus, dass es sich um eine Eileiterentzündung handelte. Kaum vorstellbar, welche Schmerzen die Kleine schon seit langer Zeit haben musste. Sie bekam sofort das Antibiotikum Baytril über zehn Tage, weil der Arzt es in diesem Fall für sinnvoll hielt. Allerdings hat sich Wickies Zustand dadurch nicht verbessert.

Bei einem weiteren Besuch in der Vogelklinik hat sich der dortige Arzt zu einer Punktion entschieden, wobei sehr vorsichtig mit einer Spritze in den Bauch gestochen wird. Er hat Wickie unvorstellbare 10 Milliliter eitrig/blutige Flüssigkeit aus dem Bauch gezogen. Wir hatten große Angst, denn eine Punktion ist nicht ganz ungefährlich und kann auch leicht zu einem Kollaps führen. Letztendlich ist aber alles gut gegangen. Wickie war schon immer eine Kämpfernatur.

Nach der erfolgreichen Therapie ist die Eileiterentzündung vollständig abgeheilt, der Bauch ist nicht mehr geschwollen.
Nach der erfolgreichen Therapie ist die Eileiterentzündung vollständig abgeheilt, der Bauch ist nicht mehr geschwollen.

Nach unserer Rückkehr ist sie selbst aus dem Transportkäfig geflogen und war ganz verwirrt, wie leicht sie nun wieder fliegen konnte. Sie musste noch weitere zehn Tage Baytril nehmen und hat sich in dieser Zeit bestens erholt. Die Kurzatmigkeit war sofort nach der Punktion verschwunden, weil die Flüssigkeit im Körper nicht mehr auf die Atmungsorgane drückte. Eine Nachuntersuchung in der Vogelklinik hat gezeigt, dass alles wieder o.k. ist. Es könnte zwar sein, dass der Eileiter nun dauerhaft geschädigt bleibt und sie keine Eier mehr legen könnte, aber das ist uns alles egal. Wir sind einfach nur froh, dass es Wickie wieder gut geht. Nach einem halben Jahr waren wir noch einmal zum Check in der Vogelklinik und der dortige Arzt hat uns noch einmal bestätigt, was wir ohnehin sehen. Wickie ist inzwischen wieder ein fröhlicher kleiner Welli, der gesund umher springt. Inzwischen ist die Kleine 9 ½ Jahre alt.