Luftsack-Erkrankungen

Achtung: Die auf Birds-Online.de angebotenen Texte und Bilder rund um das Thema Erkrankungen von Vögeln sind als Informationsquelle gedacht. Bitte bringen Sie Ihre erkrankten Vögel immer schnellstmöglich zu einem fachkundigen Tierarzt!
Luftsackschwellung bei einem Wellensittich.
Luftsackschwellung bei einem Wellensittich.

Das Atmungssystem der Vögel ist sehr viel komplizierter als das der Menschen, denn sie verfügen neben den Lungen über sogenannte Luftsäcke. In der medizinischen Fachsprache werden die Luftsäcke als Sacci pneumatici bezeichnet. Sie sind Anhänge der Lunge, die im Prinzip wie Blasebälge funktionieren und die Luft durch Druck bewegen. Innerhalb der Luftsäcke wird die Luft nur umgewälzt, aber es findet kein Gasaustausch statt. Das heißt: Der Vogelkörper nimmt über die Luftsäcke keinen Sauerstoff auf, dies geschieht in der Lunge. Durch die pumpende Funktion unterstützen die Luftsäcke dennoch maßgeblich die Atmung und somit den Gasaustausch im Vogelkörper.

Außerdem sind sie bei zahlreichen Vogelarten für die Lauterzeugung mit verantwortlich, denn besonders sehr schnell aufeinanderfolgendes (hochfrequentes) Ausatmen erzeugt bei ihnen im Stimmkopf, Syrinx genannt, den arttypischen Gesang oder zwitschernde Laute. Die dritte wichtige Funktion der Luftsäcke im Vogelkörper ist die der Temperaturregelung. Über die Wände der Luftsäcke kann Flüssigkeit verdunsten, was zu einer Abkühlung des Vogelkörpers führt, siehe auch Kapitel über das Hecheln.

Blick auf einen Halsluftsack eines Wellensittichs.
Blick auf einen Halsluftsack eines Wellensittichs.

Die Luftsäcke sind filigrane Gebilde innerhalb des Vogelkörpers. Hauchdünne, durchsichtige Häutchen bilden ihre Wände. Weil der Vogelkörper generell sehr kompakt und leicht gebaut ist, sind die Luftsäcke an einigen Stellen nach außen nur durch eine dünne Gewebeschicht und die darüber liegende Haut sowie das Gefieder geschützt. Man kann sie sogar von außen sehen. Unter bestimmten Bedingungen können die Luftsäcke Schaden nehmen. In diesem Kapitel werden die bei Wellensittichen und anderen Heimvögeln gelegentlich auftretenden Erkrankungen der Luftsäcke vorgestellt. Diesen Erläuterungen sei zunächst eine schematische Darstellung der Position der Luftsäcke im Körper eines Papageis vorangestellt.

Schematische Darstellung der Position der Luftsäcke eines Wellensittichs.
Schematische Darstellung der Position der Luftsäcke eines Wellensittichs.

1: Schnabelhöhle und daran anschließend die Luftröhre (Trachea)
2: Lunge
3: Nasenhöhle und Nasennebenhöhlen
4: Halsluftsack
5: Klavikularluftsack
6: kranialer Brustluftsack
7: kaudaler Brustluftsack
8: Bauchluftsack

Luftsackentzündung

Durch Verunreinigungen und Krankheitserreger, die meist vom Vogel eingeatmet werden, können sich die Schleimhäute der Luftsäcke entzünden. Oft sind Pilze oder Hefen verantwortlich für eine solche Entzündung, aber auch Bakterien können sich in den Luftsäcken einnisten. Betroffene Vögel atmen schwer und aufgrund der mangelnden Belüftung der Luftsäcke – durch die Entzündung kann die Luft oftmals nicht mehr richtig zirkulieren – kann es zu Schwellungen kommen, die von außen sichtbar sind. Trotz sofortiger Behandlung kann es in manchen Fällen geschehen, dass bleibende Schäden auftreten und die betroffenen Luftsäcke auch nach dem Abheilen der eigentlichen Entzündung aufgebläht bleiben. Dennoch ist es wichtig, im Verdachtsfall schnellstmöglich einen fachkundigen Tierarzt aufzusuchen, damit dieser eine Behandlung einleiten kann.

Luftsackriss

Dieser Kanarienvogel hat eine Verletzung des Luftsacks erlitten, wodurch sich dieser ballonartig aufgebläht hat.
Dieser Kanarienvogel hat eine Verletzung des Luftsacks erlitten, wodurch sich dieser ballonartig aufgebläht hat.

Durch einen Kollisionsunfall (der Vogel ist zum Beispiel gegen eine Fensterscheibe geflogen) oder seltener durch Stich- beziehungsweise Kratzverletzungen (beispielsweise durch eine Hauskatze verursacht) kann es zu Rissen in der feinen Haut der Luftsäcke kommen. In vielen Fällen bläht sich der betroffene Luftsack auf, weil er sich mit Luft füllt. Unter der Haut bildet sich eine Luftblase, die wie eine Schwellung am Körper des Vogels erscheint. Ist beispielsweise der Halsluftsack aufgebläht, kann es zu einer Schrägstellung des Kopfes zur entgegengesetzten Körperseite kommen.

Ein Tierarzt muss den betroffenen Vogel untersuchen und gegebenenfalls den geschwollenen Luftsack punktieren (anstechen), damit die Luft entweichen kann. Zwar ist diese Prozedur für den Vogel nicht angenehm, aber das Punktieren dauert nicht lang und bringt sofortige Linderung, denn der geblähte Luftsack verursacht dem Vogel ein unangenehmes Druckgefühl.

Besonders häufig treten Luftsackrisse auf, wenn ein Vogel von einer Katze gefangen wurde. Sowohl die spitzen Zähne als auch die Krallen können die Luftsäcke verletzen. Im Falle einer Verletzung, die dem Vogel durch eine Katze zugefügt wurde, muss unbedingt ein Antibiotikum wie Baytril verabreicht werden, weil der Speichel der Katzen gefährliche Krankheitserreger enthält. Die sogenannten Pasteurellen gelangen durch die kleinsten Risse und Wunden in den Körper des Vogels und können binnen 24 bis 48 Stunden zum Tod durch eine Sepsis (Blutvergiftung) führen, wenn die Infektion unbehandelt bleibt.

Luftsackmilben

Eine weitere Erkrankung der Luftsäcke ist ein Befall mit winzigen Parasiten, den Luftsackmilben. Diese kleinen Spinnentiere führen zu enormen Atembeschwerden, und verursachen in aller Regel jedoch keine Schwellungen der Luftsäcke. Wellensittiche sind von Luftsackmilben allerdings praktisch offenbar nie betroffen, wohingegen diese Parasiten beispielsweise bei Kanarienvögeln durchaus öfter auftreten. Mehr Informationen entnehmen Sie bitte dem Kapitel über Luftsackmilben.

Wie kann man die Heilung einer Luftsackerkrankung oder -verletzung unterstützen?

Ein verallgemeinerter Rat, der auf jeden Fall einer Luftsackerkrankung passt, lässt sich an dieser Stelle nicht geben. Wichtig ist, sich an das zu halten, was der behandelnde Tierarzt rät, denn nur er kennt die Schwere der Verletzung oder Entzündung. Mitunter kann es sinnvoll sein, den betroffenen Vogel inhalieren zu lassen, in anderen Fällen ist dies eher schädlich. Dabei ist zudem grundsätzlich zu beachten, dass keine ätherischen Öle oder Inhalationszusätze aus der Humanmedizin genutzt werden sollten, weil sie die Atmungsorgane der Vögel schädigen könnten.

Meist benötigen Vögel, die an einer Luftsackerkrankung leiden, eine vorübergehende Schonung. Das heißt, man sollte ihnen während der Genesungsphase keinen Freiflug gewähren, weil durch die Anstrengung beim Fliegen die Atmung beschleunigt wird, was die erkrankten Luftsäcke überreizen könnte. Besprechen Sie bitte mit Ihrem Tierarzt, ob ein solches Flugverbot im Einzelfall eingehalten werden sollte oder unnötig ist.

Können Spätfolgen auftreten?

Vor allem bei Entzündungen der Luftsäcke kann es zu Spätfolgen wie Kurzatmigkeit und permanenten Erweiterungen beziehungsweise Aussackungen der Luftsäcke kommen. Diese Spätfolgen lassen sich in den meisten Fällen nicht mehr beheben und leider kaum lindern. Insbesondere bei chronischer Kurzatmigkeit muss darauf geachtet werden, dass die Luftfeuchtigkeit in dem Raum, in dem sich der betroffene Vogel aufhält, nicht zu niedrig ist, damit die empfindlichen Schleimhäute des Atmungssystems nicht austrocknen. Hier finden Sie weitere Informationen zum Thema Raumklima.