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Quarantäne eines neuen Vogels

Manchen Vögeln sieht man es an, dass sie krank sind, doch auch gesund wirkende Vögel könnten Krankheitserreger in sich tragen und sollten deshalb anfangs in Quarantäne bleiben.
Manchen Vögeln sieht man es an, dass sie krank sind, doch auch gesund wirkende Vögel könnten Krankheitserreger in sich tragen und sollten deshalb anfangs in Quarantäne bleiben.

Wer bereits Vögel hält und ein neues Tier zu seinen gefiederten Mitbewohnern gesellen möchte, der sollte den Neuzugang unbedingt einige Zeit in Quarantäne halten. Sprich: Der neue Vogel sollte in aller Regel mindestens zwei Wochen lang keinen direkten Kontakt zu den anderen Tieren haben, es sei denn, ein erfahrener Tierarzt hebt die Quarantäne auf, siehe auch weiter unten. Eigentlich sind zwei Wochen aber zu kurz. Sechs Wochen wären da Optimum. Das Wort Quarantäne stammt übrigens aus dem Französischen und leitet sich von „quarante“ ab, was 40 bedeutet. Einstmals war die Quarantäne in Frankreich nämlich 40 Tage lang, also rund sechs Wochen.

Diese Vorsichtsmaßnahme der vorübergehenden räumlichen Trennung „alter“ und neuer Tiere mag in den Ohren mancher Vogelhalter übertrieben klingen, weil sie es bislang nie so gehandhabt haben. Allerdings ist es bedauerlicherweise keine Seltenheit, dass neue Vögel Krankheiten einschleppen oder aber selbst spontan erkranken, ohne die Schwarmgefährten zu infizieren. Das kann übrigens auch geschehen, wenn die Vögel zwar in separaten Käfigen, aber im selben Raum untergebracht werden. Darum bedeutet eine Quarantänehaltung eine Unterbringung des neuen Vogels in einem anderen Raum. Außerdem sollte aus Sicherheitsgründen bei der Versorgung der Tiere der neue Vogel immer zuletzt an der Reihe sein. Falls er Krankheitserreger in sich trägt, können sie so nicht versehentlich auf die Artgenossen übertragen werden, wenn diese ihr Futter erhalten.

Vögel vom Züchter und aus dem Zoohandel sind nicht immer gesund

Man sah es diesem Wellensittichweibchen nicht an, dass es an einer Infektion mit Spulwürmern litt; der gesamte Darm war voller ausgewachsener Würmer.
Man sah es diesem Wellensittichweibchen nicht an, dass es an einer Infektion mit Spulwürmern litt; der gesamte Darm war voller ausgewachsener Würmer.

Viele Zuchtbestände werden ordnungsgemäß gepflegt, weil die Züchter sich ihrer großen Verantwortung bewusst sind. Jedoch gibt es – wie in jeder beliebigen Interessengruppe – auch unter den Vogelzüchtern schwarze Schafe. Sie nehmen es mit der Hygiene und der Gesundheitsvorsorge ihrer Tiere nicht allzu genau. So kann es geschehen, dass sich in ihrem Bestand beispielsweise Parasiten ausbreiten, bei Wellensittichen sind dies typischerweise unter anderem Grabmilben, Trichomonaden oder Spulwürmer. Wird das Vorhandensein dieser Parasiten rechtzeitig erkannt, ist es vergleichsweise leicht, gegen sie vorzugehen. Aber da nicht alle Züchter genau hinschauen, könnten Vögel infiziert sein, ohne dass es der Käufer ahnt.

Denn das das sollten Sie wissen: Ein Befall mit diesen Parasiten ist nicht immer gleich mit dem bloßen Auge zu erkennen, es erfordert bei Trichomonaden oder Spulwürmern beispielsweise Kot- oder Kropfabstrichuntersuchungen, um sie nachzuweisen. Ähnlich verhält es sich in Bezug auf Bakterien oder Pilze, die sich im Verdauungstrakt der Vögel ansiedeln. Es kommt zum Beispiel vor, dass man ein vermeintlich gesundes Tier aus einem Zuchtbestand oder im Zoohandel ersteht, das in Wahrheit jedoch innerlich voller Krankheitserreger steckt. Ohne dass der Vogel selbst Symptome zeigt, gelangen die Keime quasi als „blinde Passagiere“ in das neue Zuhause. Und hat das infizierte Tier Kontakt zu Artgenossen, können sich diese bei ihm anstecken. Ein Fallbeispiel ist in der Gesundheits-Rubrik zu lesen. Ohne es zu wollen, hat eine Vogelhalterin ihren gesamten Bestand, also 27 Vögel (!), mit Spulwürmern infiziert und die anschließende Behandlung war extrem aufwändig.

Quarantäne und Eingangsuntersuchung

Bevor sie zu ihren neuen Gefährten ziehen dürfen, müssen diese Wellensittiche einige Zeit in Quarantäne bleiben.
Bevor sie zu ihren neuen Gefährten ziehen dürfen, müssen diese Wellensittiche einige Zeit in Quarantäne bleiben.

Für einen Vogel bedeutet der Einzug in ein neues Zuhause erst einmal Stress, der in vielen Fällen das Immunsystem schwächt. Ein frisch eingezogenes Tier kann urplötzlich erkranken, weil sich normale Umgebungskeime explosionsartig in seinem Körper vermehren können, die unter normalen Umständen von der körpereigenen Immunabwehr eingedämmt werden könnten. Unter Umgebungskeimen versteht man diejenigen Krankheitserreger, die in unserem Umfeld ständig vorhanden sind und die bei Vögeln mit stabilem beziehungsweise leistungsstarkem Immunsystem nicht zu akuten Erkrankungen führen. Es kann somit geschehen, dass ein Vogel während der Quarantänezeit erkrankt, ohne dass er mit den Erregern die anderen Tiere gefährden würde. Aber die Ruhe in Quarantäne und eine zielgerichtete Behandlung sind dann meist gut und fördern die Heilung, die unbedingt durch eine zielgerichtete, vom Tierarzt verordnete Therapie unterstützt werden sollte.

Doch nicht nur dann, wenn ein neu gekaufter oder adoptierter Vogel kurz nach der Ankunft erkrankt, sollte er tierärztlich untersucht werden. Diese Maßnahme ist grundsätzlich bei jedem Vogel nach dem Kauf oder der Adoption nötig. Indem der Neuzugang einem vogelkundigen Tierarzt vorgestellt wird und dieser eine Eingangsuntersuchung durchführt, kann überprüft werden, ob gegebenenfalls eine Grunderkrankung, eine Infektion oder ein Befall mit Parasiten vorliegt. Je nach Vogelart werden verschiedene Untersuchungen durchgeführt, da manche Erkrankungen bei bestimmten Spezies besonders häufig auftreten. Dieser Check-up ist eine ausgesprochen sinnvolle Maßnahme, und das nicht nur, um die bereits vorhandenen Vögel vor einer Ansteckung zu schützen. Trägt ein neuer Vogel versteckte Krankheitserreger oder Parasiten in sich, können sie bei der Eingangsuntersuchung oft schon erkannt werden, bevor die Krankheit bei ihm zum Ausbruch kommt. Je eher gegen eine Erkrankung vorgegangen wird, desto höher sind in vielen Fällen die Heilungschancen.

Wer übrigens glaubt, dass neue Vögel unmittelbar nach der eventuell erst einmal positiv verlaufenen Eingangsuntersuchung nicht mehr in Quarantäne gehalten werden sollten, der irrt. Manche Erkrankungen lassen sich nicht sofort in der Tierarztpraxis oder Tierklinik nachweisen. Mitunter sind Laboruntersuchungen vonnöten, auf deren Ergebnisse einige Tage gewartet werden muss. Bis alle Ergebnisse vorliegen und der Tierarzt grünes Licht für die Vergesellschaftung gibt, sollte die Quarantäne deshalb weiterhin bestehen bleiben. Dies sollte vorab in die Planung mit einbezogen werden.

Bei Fundvögeln immer vorsichtig sein
Zugeflogene Vögel können Bakterien oder Parasiten von draußen mit rein bringen. © Andreas Lischka/Pixabay
Zugeflogene Vögel können Bakterien oder Parasiten von draußen mit rein bringen. © Andreas Lischka/Pixabay

Sehr große Vorsicht ist bei Vögeln geboten, die entweder draußen gefunden wurden oder die ihrem neuen Halter zugeflogen sind. Während ihres Aufenthalts in unserer heimischen Natur können entflogene Vögel mit unterschiedlichen Krankheitserregern in Kontakt kommen. Vergleichsweise häufig tragen Fundvögel, die draußen aufgelesen wurden, Parasiten auf dem oder im Körper oder leiden an bakteriellen Infektionen. Bevor Fundtiere in einen Vogelschwarm gelassen werden, sollten sie in jedem Fall gründlich von einem Vogel-Tierarzt untersucht werden.