Gesunde Vögel erkennen

Gesunde Vögel lassen sich an verschiedenen Details erkennen.
Gesunde Vögel lassen sich an verschiedenen Details erkennen.

Beim Kauf von Vögeln ist es sinnvoll, sich ein ausreichend Zeit zu nehmen und die infrage kommenden Tiere eine Weile lang genau zu beobachten. Hierdurch lässt sich das Risiko reduzieren, versehentlich ein krankes Tier auszusuchen. Gänzlich ausschließen lässt es sich allerdings nicht, weil nicht alle Erkrankungen durch bloßes Hinschauen zu erkennen sind. Zu pessimistisch sollten Sie aber nicht sein. Konzentrieren Sie sich am besten auf das, was leicht zu erkennen ist – das ist ein guter Anfang.

Schauen Sie aufs Gefieder

Glänzende, intakte Federn sind ein gutes Zeichen.
Glänzende, intakte Federn sind ein gutes Zeichen.

Ein glänzendes, intaktes Gefieder spricht in vielen Fällen für einen guten Gesundheitszustand. Vor allem in der Kloakengegend, also rund um die hintere Körperöffnung, sollten die Federn sauber sein. Falls Kot an den Federn klebt, könnte eine Erkrankung vorliegen. Häufige Auslöser für verklebtes Gefieder an der Kloake sind Durchfall, Nierenerkrankungen oder Darmparasiten.

Bei sehr jungen Vögeln, die gerade das Fliegen üben, kann es vorkommen, dass sie ihre Federn in eher kleinen Ausstellungskäfigen anstoßen und dabei zerzausen oder abbrechen. Solche Gefiederdefekte sind normalerweise nicht weiter schlimm, mit der nächsten Mauser – im Fall der Jungvögel ist die die Jugendmauser – sollten intakte Federn nachwachsen.

Egal ob jung oder alt – fehlen einem Vogel die langen Federn an den Flügeln und eventuell zusätzlich die am Schwanz, ist häufig eine ansteckende Viruserkrankung der Grund dafür.
Egal ob jung oder alt – fehlen einem Vogel die langen Federn an den Flügeln und eventuell zusätzlich die am Schwanz, ist häufig eine ansteckende Viruserkrankung der Grund dafür.

Fehlen einem Vogel die Federn an den Flügeln und eventuell obendrein auch am Schwanz, könnte eine ansteckende Virusinfektion hierfür verantwortlich sein. In Betracht kommen hierbei die Französische Mauser, verursacht durch Polyomaviren, und PBFD, verursacht durch Circoviren.

Flecken im Gefieder, die auf den Verzehr von Frischkost zurückzuführen sind, bedeuten in aller Regel nichts Schlechtes. Sie sind unbedenklich und verschwinden entweder beim nächsten Baden oder spätestens mit der kommenden Mauser.

Sitzt ein Vogel über einen längeren Zeitraum mit aufgeplustertem Gefieder dar, könnte es sein, dass er krank ist. Ein bei Krankheit aufgeplustertes Federkleid unterscheidet sich in seiner Silhouette meist von einem bei Schläfrigkeit aufgeplustertem Gefieder. Wie Sie den Unterschied erkennen können, finden Sie hier.

Schnabel, Haut und Krallen sollten glatt sein

Glattes Schnabelhorn, eine saubere Nase und ein klarer Blick – daran sind gesunde Vögel häufig zu erkennen.
Glattes Schnabelhorn, eine saubere Nase und ein klarer Blick – daran sind gesunde Vögel häufig zu erkennen.

Das Schnabelhorn, die Haut an den Füßen und die Krallen sollten glatt und ebenmäßig sein. Bei Jungvögeln kann es geschehen, dass sie während ihrer ersten Flugversuche hart aufprallen anstatt sanft zu landen. Dabei können Krallen abbrechen oder der Schnabel kann ein wenig splittern. Solche minimalen Defekte wachsen normalerweise schnell wieder heraus und sind nicht unbedingt ein Zeichen für eine Erkrankung, sondern zeigen lediglich an, dass das Tier zuvor einen kleineren Unfall hatte oder in Rangeleien mit Artgenossen verwickelt gewesen ist.

Ist der gesamte Schnabel brüchig und an den Kanten stark ausgefranst, könnte dies entweder auf eine schwere Mangelerscheinung (Nährstoffmangel) oder auf die Erkrankung PBFD hindeuten, die neben dem Gefieder auch den Schnabel betreffen kann.

An Nase und Schnabel sind bei diesem Wellensittich typische Räudemilbenkrusten zu sehen.
An Nase und Schnabel sind bei diesem Wellensittich typische Räudemilbenkrusten zu sehen.

Sehen Sie krustige Beläge auf dem Schnabel und/oder an den Beinen und Füßen, leidet der Vogel möglicherweise unter einem Befall mit Räudemilben. Diese Parasiten sind jedoch meist recht gut behandelbar, allerdings können sie gerade im Schnabelhorn zu massiven strukturellen Schäden führen. Dadurch kann es vorkommen, dass einige Monate lang häufige Schnabelkorrekturen beim Tierarzt erforderlich werden. Es will wohlüberlegt sein, einen Vogel anzuschaffen, bei dem dies bereits während des Kaufs abzusehen ist.

Der Vogel sollte aktiv sein

Gesunde und aktive Vögel sind häufig in Bewegung und manchmal sogar recht ungestüm.
Gesunde und aktive Vögel sind häufig in Bewegung und manchmal sogar recht ungestüm.

Zwischendurch mal zu dösen, ist an sich kein Problem. Die meisten Vogelarten legen am Tage hin und wieder Ruhepausen ein. Ein gutes Zeichen ist es, wenn die Tiere dabei auf einem Bein stehen, denn das tun sie für gewöhnlich nur, wenn es ihnen gut geht.

Sie sollten die infrage kommenden Vögel so lange beobachten, bis sie sie in einer Aktivitätsphase sehen. Achten Sie genau darauf, ob alle Bewegungsabläufe kraftvoll und ohne Schonhaltung oder Einschränkungen ausgeführt werden. Ein hinkender Vogel hat möglicherweise eine Verletzung wie eine Zerrung oder gar einen Beinbruch erlitten. Kann ein Vogel einen Flügel nicht richtig heben, könnte ebenfalls eine Verletzung vorliegen.

Achten Sie auch darauf, ob das Fliegen funktioniert, sofern die Unterbringung der Tiere diese Art der Fortbewegung überhaupt ermöglicht. Gute Einblicke in die Beweglichkeit gibt auch das Klettern.

Falls Sie feststellen, dass ein Tier auf der Stange oder beim Klettern schwankt, liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Schwächung vor oder gar eine gravierende Erkrankung. Gleichgewichtsstörungen sind immer ein Alarmsignal.

Saubere Augen und Nase

An der Nase klebt eitriges Sekret, die Nebenhöhle unter dem Auge ist geschwollen und der Vogel ist schläfrig – das Tier leidet an einer Nasennebenhöhlenentzündung.
An der Nase klebt eitriges Sekret, die Nebenhöhle unter dem Auge ist geschwollen und der Vogel ist schläfrig – das Tier leidet an einer Nasennebenhöhlenentzündung.

Der Blick sollte klar sein und die Augenlider nicht ständig zusammengekniffen werden; letzteres deutet oft auf Schwäche und Schmerzen hin, sofern der Vogel nicht gerade extrem müde ist und kurz davor ist, einzuschlafen. An den Augen sollte sich kein Sekret befinden. Dasselbe gilt für die Nase, die Nasenlöcher sollten nicht verstopft oder gar verklebt sein. Ist ein Nasenloch ein wenig vergrößert, weil der Vogel zuvor an jener Stelle eine Verletzung erlitten hat, ist dies in den meisten Fällen unproblematisch, sofern sich an der einstmals verletzten Stelle keine Entzündung befindet.

Achten Sie auch auf Schwellungen unter den Augen oder geschwollene und gerötete Augenlider. Beides könnte auf Infektionen hindeuten, beispielsweise auf eine Augenentzündung oder auf eine Nasennebenhöhlenentzündung. Achtung: Augenentzündungen können eines der Symptome der Papageienkrankheit sein, mit der sich auch Menschen infizieren können!

Gerade Gliedmaßen

Vögel mit Bein- und Hüftfehlstellungen stellen besondere Ansprüche an die Haltung.
Vögel mit Bein- und Hüftfehlstellungen stellen besondere Ansprüche an die Haltung.

Schauen Sie nach, ob alle Gliedmaßen in der anatomisch korrekten Position stehen. Hängende Flügel können ein Hinweis auf (frühere) Verletzungen der Schultern oder der Flügelknochen sein; die betroffenen Tiere sind möglicherweise zeitlebens in ihrer Flugfähigkeit eingeschränkt oder gar flugunfähig.

Wichtig ist ferner, dass die Beinknochen gerade sind. Erleiden Vögel als Jungtiere einen massiven Nährstoffmangel, kann es zu einer sogenannten Rachitis kommen. Die Knochen härten nicht ausreichend aus und verbiegen sich unter dem Eigengewicht des Vogels. Eine solche Knochenfehlstellung bleibt in aller Regel zeitlebens bestehen und stellt eine körperliche Einschränkung dar.

In manchen Fällen kann es im Nest dazu kommen, dass bei einem Jungvögel eine Hüfte auskugelt. Dann steht das betroffene Bein seitlich ab. Wird diese Verletzung nicht sofort behandelt, also innerhalb von maximal ein bis zwei Tagen nach dem Auftreten, heilt sie normalerweise nie mehr aus und die Beinfehlstellung bleibt zeitlebens erhalten.

Selbstverständlich können Sie sich bewusst dazu entscheiden, ein gehandicaptes Tier zu kaufen oder zu adoptieren. Doch sie sollten dies nicht allein aus Mitleid tun und sich darüber im Klaren sein, dass Vögel mit Handicap teils große Ansprüche an die Haltung stellen. Mehr zu diesem Thema finden Sie in der entsprechenden Rubrik von Birds-online.de.

Den Kot betrachten

Bei genauem Hinschauen lassen sich in diesem Wellensittichkot unverdaute Körner erkennen, die auf eine Erkrankung der Verdauungsorgane hindeuten.
Bei genauem Hinschauen lassen sich in diesem Wellensittichkot unverdaute Körner erkennen, die auf eine Erkrankung der Verdauungsorgane hindeuten.

Weil der Kot eines Vogels viel über dessen Gesundheitszustand aussagen kann, sollten Sie den Kot der Tiere genau anschauen. Um die Beschaffenheit des Kotes beurteilen zu können, sollten Sie sich vorher in die Thematik einlesen. Hintergrundinformationen bietet das Kapitel über Vogelkot als Indikator für die Gesundheit.

Am Vogel riechen

Falls Sie die Möglichkeit haben, die in Betracht kommenden Tiere aus nächster Nähe kennenzulernen, nehmen Sie sie auf die Hand und riechen Sie an ihnen, sofern die Tiere dies tolerieren. Achten Sie vor allem darauf, ob ein Vogel aus dem Schnabel muffig oder gar fischig riecht. Ist letzteres der Fall, könnte es sein, dass das Tier an einer Trichomonaden-Infektion leidet.

Genau hinhören

Hören Sie genau hin, ob die in Betracht kommenden Vögel ihre Stimme nutzen. Ruf- oder sangesfreudige Tiere sind meist bei guter Gesundheit. Klingt ein Tier ungewöhnlich heiser oder sind beim Atmen quietschende beziehungsweise pfeifende Geräusche zu hören, liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Erkrankung der Atemwege vor.

Was Sie durch Anschauen nicht feststellen können

Nicht alle Erkrankungen sind von außen sichtbar – dieser Wellensittich litt an einem Befall mit Trichomonaden, also inneren Parasiten.
Nicht alle Erkrankungen sind von außen sichtbar – dieser Wellensittich litt an einem Befall mit Trichomonaden, also inneren Parasiten.

Viele Erkrankungen lassen sich durch bloßes Betrachten der Vögel leider nicht erkennen, und das auch dann nicht, wenn man die Tiere sehr lange und intensiv beobachtet. In manchen Fällen sind die Tiere Träger von Polyoma- oder Circoviren, ohne Gefiederdefekte aufzuweisen. Oder sie haben in ihrem Verdauungstrakt Krankheitserreger wie Bakterien oder Pilze, die noch keine Symptome hervorrufen, dies aber künftig tun könnten. Im Darm könnten sich zudem Parasiten wie Spulwürmer befinden oder im Kropf Trichomonaden, von deren Anwesenheit man häufig kaum etwas ahnt, wenn man die Vögel nur einige Minuten oder Stunden betrachtet. Die traurige Wahrheit ist, dass es relativ viele Erkrankungen gibt, die Vögel unbemerkt in sich tragen können. Es ist nie ganz auszuschließen, dass trotz aller intensiver Beobachtung und größter Vorsicht ein krankes Tier gekauft oder adoptiert wird. Umso wichtiger ist es, unmittelbar nach dem Kauf keinen Fehler zu machen, der andere Vögel gefährden könnte.

Weil es unmöglich ist, alle Erkrankungen durch Betrachten auszuschließen, sollten alle neu gekauften oder aus dem Tierschutz übernommenen Vögel zunächst in Quarantäne und somit getrennt von anderen Vögeln gehalten werden. Darüber hinaus sollte jedes neu hinzugekommene Tier möglichst bald nach dem Kauf oder der Adoption einem vogelkundigen Tierarzt vorgestellt werden, damit dieser eine Eingangsuntersuchung durchführen kann.