Maggie, adoptiert 25. Mai ’08, † 12. September ’10

Maggie war ein sehr selbstbewusstes Wellensittichweibchen
Maggie war ein sehr selbstbewusstes Wellensittichweibchen

Maggie hat einst bei einem Besitzer gelebt, der sich nicht sonderlich viele Gedanken über die Bedürfnisse dieser Vogeldame gemacht hat. Gemeinsam mit ihrem damaligen Partner Balduin hat sie ein Junges großgezogen, allerdings nicht in einem Nistkasten, sondern auf dem nackten Käfigboden. Das Jungtier hat überlebt und es hat sogar für dieses Tier einen gefiederten Partner in Maggies damaligem Zuhause gegeben. Aber alle vier Vögel sind nicht ideal versorgt worden.

Irgendwann sind die früheren Besitzer ihrer Tiere überdrüssig geworden und sie wollten sie loswerden. Die Tochter der Besitzer hatte ihrer Cousine von den Vögeln erzählt, auch davon, dass es nicht gelungen sei, sie verhungern zu lassen. Die Vögel wären noch immer am Leben und sollten schnellstmöglich weg. Das Mädchen war schockiert über den Bericht der Cousine und hat sich daraufhin an die Tochter einer Vogelfreundin gewandt. Diese hat sofort ihre Mutter Barbara über die für die Vögel gefährliche Situation informiert. Zwar hatte die Tierfreundin gerade keinen Platz für weitere Pfleglinge, aber sie hat die Tiere trotzdem umgehend aus ihrem alten Zuhause geholt, damit sie erst einmal in Sicherheit sind. Ob es wirklich stimmt, dass man versucht hat, die Vögel verhungern zu lassen, ist natürlich nicht sicher. Aber allein schon der Gedanke daran ist schockierend!

Mit ihrem früheren Partner Balduin (hinten) hat Maggie in ihrem einstigen Zuhause ein Junges großgezogen
Mit ihrem früheren Partner Balduin (hinten) hat Maggie in ihrem einstigen Zuhause ein Junges großgezogen

Nachdem die vier Vögel von Barbara gerettet worden waren, hat sie sie erst einmal zu einem vogelkundigen Tierarzt gebracht. Zum Glück waren die Vögel allesamt gesund. Jedoch sah Maggies Gefieder nicht gut aus. Zunächst hielt Barbara die schlechten Haltungsbedingungen für die Ursache der Gefiederschäden. Weil sie die Tiere nicht behalten konnte, suchte sie per Internet ein neues Zuhause für sie und wurde rasch fündig. Maggie und ihr Mann Balduin zogen im Oktober 2007 kurz nach ihrer Rettung zu meiner lieben Freundin Petra. Wie alt Maggie damals war, ist leider nicht bekannt. Sie fühlte sich in ihrem neuen Zuhause sehr wohl und lebte sich schnell ein. Um auf Nummer sicherzugehen, was das struppige Gefieder angeht, ließ Petra einen Virentest durchführen. Dieser offenbarte, dass Maggie an einer Krankheit namens Französische Mauser litt, die durch Polyomaviren verursacht wird. Deshalb haben ihre Schwanzfedern gefehlt, sie wuchsen jedoch später nach. Davor kam sie aber mit dem nicht ganz vollständigen Federkleid trotzdem hervorragend zurecht, und zum Glück waren ihre Schwungfedern an den Flügeln immer vollständig. Das heißt, Maggie konnte trotz ihrer Erkrankung zeitlebens fliegen, was bei Vögeln, die an der Französischen Mauser erkrankt sind, nicht selbstverständlich ist.

Meist wirkte Maggies Blick sehr entschlossen oder ein wenig verwegen
Meist wirkte Maggies Blick sehr entschlossen oder ein wenig verwegen

Weil ihr die Umgebung bei Petra so sehr gefiel und ihr die Gesellschaft von über 30 Artgenossen guttat, geriet Maggie in ihrem neuen Zuhause bald in Brutstimmung – und das, obwohl Petra sie gar nicht brüten lassen wollte. Die Produktion von Eiern war leider zu viel für Maggies Körper, der beim Vorbesitzer so sehr unter Vernachlässigung gelitten hatte. Wenn ein Vogel über einen längeren Zeitraum schlecht ernährt wird und zu wenige Nährstoffe erhält, dann dauert es Monate, bis sich sein Körper davon erholt – mitunter sogar Jahre. Maggies Organismus war zu schwach, um das in ihrem Inneren heranreifende Ei zu legen. Im Dezember 2007 erlitt sie eine so schwere Legenot, dass sie wohl gestorben wäre, hätte nicht der Vogel-Tierarzt seine betriebliche Weihnachtsfeier sausen lassen und den Vogel sofort notoperiert. Damit sie später nicht erneut in eine solche lebensbedrohliche Lage geraten würde, kastrierte der Arzt Maggie während der Operation. Das heißt, er entfernte ihren Legedarm. In Maggies Fall war dieser radikale Schritt medizinisch begründet und auch ethisch vertretbar. Denn es stand zu befürchten, dass eine weitere Legetätigkeit das Leben des Vogels gefährden könnte.

Mit ihrem Partner Torben (rechts) verband Maggie eine innige Beziehung
Mit ihrem Partner Torben (rechts) verband Maggie eine innige Beziehung

Nach der Operation war Maggie zunächst wochenlang zu nichts zu gebrauchen. Zwar hatte sie sich körperlich durchaus erholt. Aber sie war rund einen Monat lang sehr ruhig und sie verließ die Voliere nicht, um mit ihren Schwarmkollegen im Freiflugzimmer herumzutoben. Petra war deshalb in Sorge, doch sie gab Maggie die Zeit, die sie brauchte, um wieder ganz auf die Beine zu kommen. Das war gut so, denn plötzlich war Maggie quasi von jetzt auf gleich wieder die Alte und sie nahm erneut am Schwarmleben teil. Von diesem Tag an rief sie ihre unbändige Lebensfreude wieder mit ihrer kräftigen Stimme in die Welt hinaus. Da Balduin leider inzwischen aus dem Leben geschieden war, war sie Single – aber nicht lange. Ein neuer Mann trat in ihr Leben: Ihr geliebter Partner Torben wich ihr nicht mehr von der Seite. Er war ein lieber Kerl, der sie ständig mit Zuneigung überschüttete. Manchmal wollte sie aber auch allein ihrem liebsten Hobby nachgehen. Sie saß in Petras Freiflugzimmer gern auf einer bestimmten Teppichfliese (warum auch immer sie sie so gern mochte) und war von dort aus mit Wäscheklammern und künstlichen Wellensitticheiern um sich. Sobald Petra die „Wurfgeschosse“ zurück in ihre Schnabelreichweite legte, ging das Spiel von vorne los.

Gerade erst aus dem Mittagsschlaf erwacht, war Maggie noch ein wenig müde
Gerade erst aus dem Mittagsschlaf erwacht, war Maggie noch ein wenig müde

Obwohl sie ihre Tiere alle liebt, musste Petra im Frühling 2008 eine schwere Entscheidung treffen. Weil eine persönliche Veränderung ihre Schatten vorauszuwerfen begonnen hatte, musste sie einige ihrer Vögel abgeben. Maggies Mann Torben hatte früher schon eine Weile bei mir gelebt und ich hatte ihn in Petras Schwarm geben müssen, weil er sich bei mir unglücklich in eines meiner Weibchen verliebt hatte. Im Streit mit dessen Partner wäre Torben beinahe getötet worden. Zu seiner eigenen Sicherheit hatte er deshalb meinen Schwarm seinerzeit verlassen müssen. Inzwischen war aber Maggie die Dame seines Herzens geworden und er würde sich nicht mehr mit anderen Männchen um deren Partnerinnen streiten, hofften wir. Deshalb sagte ich zu, Torben wieder aufzunehmen – natürlich zusammen mit seiner geliebten Maggie. Die beiden „Turteltauben“ zu trennen, hätten Petra und ich nicht übers Herz gebracht.

Tamlin (rechts) war bis zu ihrem Tod der Mann an Maggies Seite
Tamlin (rechts) war bis zu ihrem Tod der Mann an Maggies Seite

Am 25. Mai 2008 wurde Maggie offiziell ein Mitglied meines Vogelschwarms. Seitdem mischte die flotte Fliegerin, die trotz fehlender Schwanzfedern erstaunlich gut manövrieren konnte, meine Sittichtruppe auf. Ihre Teppichfliese, die Wäscheklammern und Kunststoffeier brachte sie quasi als „Aussteuer“ mit, aber ihr Interesse daran war schon bald erloschen. Offenbar waren andere Dinge inzwischen spannender. Sie turnte für ihr Leben gern auf den Kletterspielzeugen herum und balgte sich spielerisch mit den anderen Wellensittichen. Ende November 2009 wurde Maggie Witwe, denn ihr geliebter Partner Torben war unheilbar erkrankt und musste eingeschläfert werden. Doch lang blieb Maggie nicht allein. Im Frühling 2010 verliebte sie sich in den ebenfalls türkis gefärbten Tamlin, mit dem sie bis zu ihrem eigenen Tod ein Herz und eine Seele war.

Maggie an einem ihrer Lieblingsplätze
Maggie an einem ihrer Lieblingsplätze

Anfang September 2010 ging es Maggie von einem Tag auf den anderen nicht gut. Sie schien Bauchschmerzen zu haben und an ihrer Kloake klebte morgens Kot. Ich brachte sie zum vogelkundigen Tierarzt, der eine Darmentzündung feststellte. Die an jenem Donnerstag sofort eingeleitete Behandlung schlug jedoch nicht an, es ging Maggie kaum besser. Ich wollte sie eigentlich nach dem Wochenende meinem Tierarzt erneut vorstellen, doch dazu kam es nicht mehr. Am Sonntag, den 12. September 2010, hatte sie morgens steife Füße und große Gichtknoten an den Gelenken, die sich buchstäblich über Nacht gebildet hatten. Außerdem arbeiteten ihre Nieren nicht mehr richtig. Die arme Maggie war also an Gicht erkrankt – eine Krankheit, die bei Vögeln oft sehr schnell einsetzt und nicht heilbar ist. Die Darmentzündung war somit wohl nur eine Begleiterscheinung, die zusätzlich aufgetreten ist. Weil für Maggie keine Hoffnung mehr bestand und sie sich nicht unnötig quälen sollte, ließ ich sie schweren Herzens noch am selben Tag vom tierärztlichen Notdienst einschläfern. Der Schritt fiel mir rein vom Verstand her leicht, weil ich ihr Schmerzen ersparen wollte. Doch sie sterben zu sehen, war trotzdem schlimm, denn Maggie war ein wunderbarer, fröhlicher Vogel, über den ich oft gelacht habe.

Linktipp: Maggie als Comic-Darstellerin

In der Humor-Rubrik gibt es einen Comic, in dem Maggie und ihr Mann Torben die Hauptrollen spielen: der französische Liebhaber.