Murphy, adoptiert am 4. Dezember ’16, † 4. Juli ’18

Murphy im Oktober 2015 als Feriengast in meinem Vogelzimmer.
Murphy im Oktober 2015 als Feriengast in meinem Vogelzimmer.

Wann Murphy geschlüpft ist und was er früher erlebt hat, wusste außer ihm niemand – und er konnte es uns nicht verraten. Als er am 4. Dezember 2016 offiziell ein Mitglied meines kleinen Vogelschwarms wurde, kannte ich ihn schon seit einigen Jahren, denn er hatte zuvor bei lieben Freunden gelebt, die auch ein großes Herz für Wellensittiche haben. Im Juli 2011 hatten sie durch den damals noch aktiven Verein der Wellensittich-Freunde Deutschland e. V. (VWFD) von ihm erfahren. Er hatte seinerzeit im Tierheim Duisburg als gefiederter Notfall auf ein neues Zuhause gewartet und über seine Vorgeschichte war ebenso wie über sein genaues Alter nichts bekannt. Allerdings hieß es schon damals, er sei relativ alt.

Bereits kurz nach seinem Einzug ins Vogelzimmer meiner Freunde war klar: Murphy mochte zwar Gesellschaft, war aber eher ein Einzelgänger und entschied am liebsten selbst, wann er Zeit in der Nähe seiner Gefährten verbringen wollte und wann er es bevorzugte, sich zurückzuziehen. In dem geräumigen Zimmer seines neuen Zuhauses hatte Murphy zum Glück genügend Platz und Möglichkeiten, sein Leben so zu gestalten, wie er es wollte.

Im November 2011 war Murphy erstmals als Feriengast in meiner Obhut.
Im November 2011 war Murphy erstmals als Feriengast in meiner Obhut.

Bereits damals lernte auch ich Murphy kennen, nicht zuletzt deshalb, weil ich die Vögel meiner Freunde während ihrer Urlaube in Pflege nahm. Zum ersten Mal war Murphy im November 2011 bei mir zu Gast, und in der Folge war er mit seinen Schwarmgefährten jedes Jahr mehrere Wochen bei mir. Auch mir fiel auf, was meinen Freunden zunehmend Sorge bereitete: Murphy wurde immer ruhiger und seine Federn wuchsen nicht mehr so nach, wie man es sich wünschen würde. Von Jahr zu Jahr wurde offensichtlicher, dass er inzwischen ein hochbetagter Wellensittichmann geworden war und er hatte leider längst keine Schwung- und Schwanzfedern mehr – woher sein Gefiederdefekt rührte, blieb leider unklar. Im Jahr 2013 verlor er wegen der voranschreitenden Befiederungsstörung seine Flugfähigkeit.

Die Baumwollseil-Schaukel war einer von Murphys Lieblingsplätzen.
Die Baumwollseil-Schaukel war einer von Murphys Lieblingsplätzen.

Danach kam er im Vogelzimmer meiner Freunde zwar nach wie vor gut zurecht, weil es viele Klettermöglichkeiten gab. Aber wann immer er doch mal mit seinen Schwarmgenossen fliegen wollte und losstürmte, stürzte er ab. Inzwischen doch sehr in die Jahre gekommen, waren diese Bruchlandungen für den Senior zunehmend eine Belastung. Deshalb entschieden meine Freunde schweren Herzens, ihn Anfang Dezember 2016 nach ihrem Urlaub nicht mehr mit nach Hause zu nehmen, sondern in meinem behindertengerechten Vogelzimmer zu lassen. Wir gingen alle davon aus, dass es für ihn die beste Lösung sein würde. Einerseits kannte er sich wegen der vielen Urlaubsaufenthalte gut in dem Zimmer aus und andererseits hatte er Freunde unter meinen Vögeln gefunden. Sehr viel Zeit verbrachte er in meinem Vogelzimmer damit, sich zu meinen flugunfähigen und teils ebenfalls sehr alten und somit recht ruhigen Vögeln zu gesellen. Man merkte ihm an, wie wohl er sich in ihrer Gesellschaft fühlte. Sein vorheriger Schwarm war zwar während der Zeit der Urlaubspflege ebenfalls anwesend. Aber Murphy schenkte den bisherigen Gefährten in meinem Vogelzimmer kaum Beachtung. Er wollte nicht mit ihnen herumfliegen, also stürzte er nicht mehr ab und verletzte sich nicht mehr. Das war letztlich der ausschlaggebende Grund dafür, dass meine Freunde ihren geliebten Murphy in meiner Obhut belassen haben.

Als er sehr alt war, verlor Murphy seine Schwung- und Schwanzfedern.
Als er sehr alt war, verlor Murphy seine Schwung- und Schwanzfedern.

Der kleine Welli-Opa hatte einige Eigenarten, die ich ganz hinreißend fand. Handzahm war er anfangs eigentlich nicht. Aber abends ließ er sich von mir bald trotzdem in den Schlafkäfig bringen. Dafür kletterte er bereitwillig auf meine Hand – aber immer nur rückwärts! Morgens war er grundsätzlich der Letzte, der aus dem Schlafkäfig kam. Wenn sämtliche anderen Vögel, sprich alle Wellensittiche, Katharinasittiche und Diamanttauben bereits am Fressnapf saßen und frühstückten, streckte er sich auf seiner Schlafschaukel noch einmal genüsslich und machte sich erst danach langsam auf den Weg zu den Gefährten. Dabei lag die Betonung auf langsam. Er lebte eindeutig nach dem Motto: Bloß keine Hektik am Morgen! Das war mir sehr sympathisch.

Murphy liebte es, von seinem Freund Thorin (links) gekrault zu werden.
Murphy liebte es, von seinem Freund Thorin (links) gekrault zu werden.

Wie schon zuvor bei meinen Freunden, war er auch in meinem Vogelzimmer über lange Zeit eher ein Einzelgänger geblieben. Eine innige Freundschaft zu einem meiner anderen Vögel hatte er anfangs nicht knüpfen wollen, obwohl er mit den neuen Gefährten durchaus gut zurechtkam. Erst als das graue Wellensittichmännchen Thorin einzog – er war ebenfalls flugunfähig -, änderte sich die Situation schlagartig. Innerhalb kürzester Zeit waren die beiden Männchen unzertrennlich. Sogar einen speziellen Pfiff, den nur sie vortrugen, haben sie „erfunden“. Damit riefen sie sich gegenseitig, wenn mal einer am anderen Ende des Vogelzimmers saß. Und sie kraulten sich sehr oft gegenseitig am Kopf, was sie beide zu genießen schienen.

Als er in hohem Alter erblindet war, lag Murphy gern in meiner Hand.
Als er in hohem Alter erblindet war, lag Murphy gern in meiner Hand.

Leider nagte der Zahn der Zeit weiter an Murphy und er verlor einige Monate nachdem er Thorin als Freund gefunden hatte altersbedingt sein Augenlicht. Der nun sehr ruhige erblindete Murphy war für den lebhaften Thorin kaum mehr interessant und die beiden Vögel gingen daraufhin leider getrennter Wege. Murphy, der vorher nie wirklich handzahm gewesen war, lernte letztlich, dass von meiner Hand keine Gefahr ausgeht und dass sie eine große Hilfe für einen blinden Vogel darstellt, der bequem von A nach B gelangen möchte. Ich konnte ihm behutsam und mit viel Geduld einige Kommandos beibringen und er kletterte daraufhin beispielsweise auf meinen Finger. Zudem mochte er es, wenn ich sein Köpfchen vorsichtig kraulte oder wenn er in die warme Hand gekuschelt ein wenig dösen durfte.

Baden war das Größte für Murphy, am liebsten in feuchtem Möhren- oder Selleriegrün.
Baden war das Größte für Murphy, am liebsten in feuchtem Möhren- oder Selleriegrün.

Im Frühling 2018 zeigte sich dann eine Veränderung an seinem linken Auge, die sich beim Tierarztbesuch als ein Melanom im Auge selbst herausstellte. Murphy hatte somit Krebs, der nicht operabel war und vermutlich bereits ins Gehirn gestreut hatte, denn es traten gelegentlich leichte neurologische Störungen auf. Schmerzen hatte Murphy nicht, sodass er so lange bei uns bleiben konnte, bis der Tag gekommen war, an dem der Tumor zu groß geworden war. Dies war am 4. Juli 2018 der Fall. Es ging Murphy von jetzt auf gleich sehr schlecht und ich ließ ihn sofort einschläfern. Ihn zu verlieren, war schwer, aber für ihn war es so das Beste. Es war wundervoll, ihn so lange erlebt zu haben, wir kannten uns ja immerhin über 7,5 Jahre.

Murphys Farbschlag nennt sich Normal in Grün, er sah somit aus wie wildfarbene Wellensittiche. Seinen Namen hat er von meinen Freunden erhalten und er wurde von mir nach seinem Einzug in mein Vogelzimmer nicht umbenannt, weil ich ihn schon so lange unter dem Namen Murphy kannte und er sogar ein bisschen darauf hörte.

Mehr über Murphy

In einer humorvollen Rubrik dieses Internetprojekts gibt es eine Seite, auf denen Murphys Gesetze vorgestellt werden.

Hintergrundbild für Ihren Desktop

Von Murphy gibt es ein Wallpaper für Ihren Desktop am Computer, siehe Bildersammlung.