Rudi, * 6. Juni ’99, † 10. Januar ’05

Rudi war wildfarben und sah somit aus wie wilde Wellensittiche.
Rudi war wildfarben und sah somit aus wie wilde Wellensittiche.

Nachdem es in meinem Vogelschwarm Ende 2001 zu zwei tragischen Todesfällen gekommen war, durch die unter anderem meine Wellensittichdame Wega plötzlich ohne Partner zurückgeblieben war, war ich in Sorge, dass ich sie wegen ihres Kummers ebenfalls verlieren würde. Da sie einige Monate zuvor einen heißen Flirt mit einem meiner gefiederten Feriengäste gehabt hatte und die Halter jenes Vogelschwarms genau diesen ebenso hübschen wie charmanten Vogel gern in gute Hände geben wollten, dauerte es nicht lange, bis der smarte Wellensittichmann bei mir eintraf. Am 3. Januar 2002 bezog Rudi sein neues Quartier und fühlte sich in meinem Vogelschwarm augenblicklich heimisch. Das lag daran, dass er alle Vögel vom vorangegangenen Sommerurlaub bereits kannte. Alle bis auf eine besondere Dame, die in der Zwischenzeit ebenfalls neu hinzugekommen war …

Larissa ließ sich gern von ihrem Partner Rudi (links) kraulen.
Larissa ließ sich gern von ihrem Partner Rudi (links) kraulen.

Obwohl Rudi von mir insgeheim als Partner für die einsame Wega „eingeplant“ worden war, tat er sich nach weniger als 24 Stunden in meinem Vogelschwarm mit der fast rein weiß befiederten Larissa zusammen, die er bis dahin noch nie gesehen hatte. Es muss bei den beiden so etwas wie Liebe auf den ersten Blick gewesen sein. Sie turtelten und schmusten den ganzen Tag miteinander und ich genoss den Anblick sehr, wann immer ich ihnen dabei zuschaute. Der Größenunterschied der beiden war allerdings zum Schmunzeln. Larissa war ein sehr großer Standardsittich, Rudi hingegen ein ausgesprochen zierlicher „Hansi-Bubi“. Sie überragte ihn um etwa einen Wellensittichkopf und war erheblich breiter als er, aber das schien Rudi nicht im Geringsten zu stören – wo die Liebe eben hinfällt! 😉

Rana (rechts) möchte von Rudi gefüttert werden.
Rana (rechts) möchte von Rudi gefüttert werden.

Rudi hatte offenbar nach Ansicht der Wellensittichdamen das gewisse Etwas, denn sie lagen ihm nahezu alle zu Füßen. Im Frühling 2002 legte sich Rudi einen regelrechten Harem zu. Als Larissa noch lebte, flirtete er trotzdem regelmäßig mit Rana und der nur sehr kurz bei uns wohnenden Capella, aber auch Wega balzte er hin und wieder kräftig an. Die Hennen liebten ihn und er liebte sie – eine Frau war ihm offenkundig nicht genug. Ich nannte ihn öfter den „gefiederten Womanizer“, weil er so viele Eisen im Feuer hatte und weil es ihm keine der Damen übel zu nehmen schien, dass er es mit der Treue nicht ganz so genau nahm. Sein Charme beschwichtigte jedwede zeitweilig aufwallende Eifersucht immer wieder umgehend.

Doch Rudi konnte auch anders, wie er mir später beweisen sollte. Von August bis November 2002 wandte er sich vollständig von seinen beiden Hauptfrauen Rana und Larissa ab. Nachdem die liebreizende und schon sehr alte Vogeldame Eule ins Vogelzimmer eingezogen war, hatte er nur noch Augen für sie. Die beiden waren ein unzertrennliches Liebespaar und er kümmerte sich aufopferungsvoll um sie, als sie im September schwer erkrankte. Diese Krankheit zog sich über einige Wochen hin, ohne dass Rudi von Eules Seite gewichen wäre. Am 8. November 2002 ging seine über alles geliebte Partnerin von uns und er kehrte vorübergehend zu seinen vorherigen Partnerinnen zurück. Seine spätere Hauptfrau war dann schließlich Maia, mit der er bis zu seinem Tod die meisten Zärtlichkeiten austauschte. Die anderen Damen reizten ihn trotzdem nach wie vor sehr und er flirtete ungeniert fremd, wann immer Maia gerade nicht hinschaute.

Eule neben ihrem geliebten Partner Rudi.
Eule neben ihrem geliebten Partner Rudi.
Rudi und seine Gefährtin Maia (rechts).
Rudi und seine Gefährtin Maia (rechts).
Rudi im Porträt.
Rudi im Porträt.

Ende Oktober 2004 wurde der einst so fröhliche Rudi plötzlich zusehends stiller und er schlief überdurchschnittlich viel. Dann begann er, sein Futter hochzuwürgen. Eine verzweifelte Suche nach dem Krankheitserreger begann, denn Rudi baute mehr und mehr ab, jedoch zeigte keines der verabreichten Medikamente irgendeine Wirkung. Anfang Januar 2005 erfuhr ich dann endlich, wie der Feind hieß: Rudi litt an einer seltenen Virusinfektion. Ich gab ihm Aufbaumittel zur Unterstützung des Immunsystems und behandelte die Sekundärinfektion mit einem wirksamen Mittel, die eigentliche Virusinfektion konnte nicht behandelt werden. Trotz aller Bemühungen verloren wir leider den Kampf um sein Leben. Am Abend des 10. Januar 2005 schloss der zauberhafte gefiederte Charmeur seine Augen für immer. Nicht nur mir fehlte er augenblicklich sehr, auch seine vielen Verehrerinnen im Birds-Online-Schwarm waren nach seinem Tod traurig.

Bedeutung des Namens

Rudi, dessen Farbschlag „Normal hellgrün“ heißt und der wie einer der wilden Wellensittiche in Australien aussah, hatte wie bereits erläutert zuvor bei anderen Vogelhaltern gelebt. Sie hatten seinen Namen für ihn ausgesucht. Weil er auf den Namen hörte, wollte ich ihn nicht verwirren, indem ich ihm nach seinem Einzug einen neuen Namen gab. Anders als viele meiner anderen Vögel trug er deshalb keinen astronomischen Namen.