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Wellensittiche im Sommer auf dem Balkon halten

Wer Vögel im Sommer auf dem Balkon unterbringen möchte, sollte dabei einige wichtige Details beachten. © MonicaVolpin/Pixabay
Wer Vögel im Sommer auf dem Balkon unterbringen möchte, sollte dabei einige wichtige Details beachten. © MonicaVolpin/Pixabay

Viele Vogelhalter haben eine Wohnung oder ein Haus mit Balkon, manche haben sogar eine Terrasse oder einen Garten, was die Möglichkeit bietet, sich im Freien aufzuhalten, ohne sich weit von zu Hause entfernen zu müssen. Was wir Menschen lieben, möchten wir auch unseren Tieren bieten. Deshalb kommt bei vielen Vogelhaltern die Idee auf, ihre Tiere während der warmen Jahreszeit mit nach draußen auf den Balkon zu nehmen – oder auf die Terrasse beziehungsweise in den Garten.

Sofern die Witterungsverhältnisse es zulassen und sie nicht zu extrem für an die Wohnungshaltung gewöhnte Vögel sind, tut den Tieren die vorübergehende Außenhaltung normalerweise sehr gut. Die frische Luft ist ausgesprochen gesund, denn in Häusern sind Ziervögel ständig der typischen Raumluft ausgesetzt, die unter Umständen vergleichsweise staubhaltig sein kann. Sie enthält einerseits Hausstaub und andererseits jenen Staub, den die Tiere selbst verursachen, also Gefiederstaub. Draußen werden die Lungen und Luftsäcke der Vögel mit staubärmerer und sauerstoffreicher Luft versorgt. Das kann zu einer Kräftigung der Atmungsorgane und zu einer Stärkung des Immunsystems beitragen, weil der Körper optimal mit Sauerstoff versorgt wird.

Die direkte Sonnenstrahlung ist für Vögel ebenfalls gesundheitsförderlich. Die Tiere brauchen direktes Sonnenlicht, um eine gesunde Haut und ein kräftiges Gefieder zu entwickeln. Ferner ist direkt auf den Körper treffendes UVB-Licht wichtig für die Vitaminbildung im Organismus. Dies gilt übrigens nicht nur für Vögel, sondern auch für uns Menschen. Im sonnenarmen Winterhalbjahr erleiden viele von uns einen Vitamin-D-Mangel. Ständig im Haus gehaltene Vögel sind diesem Risiko das gesamte Jahr über ausgesetzt, sofern nicht mit speziellen Lampen für UVB-Strahlung im Haus gesorgt wird.

Doch auch dann, wenn solche Lampen genutzt werden, sind Außenaufenthalte für die Vögel im Sommer meist überaus angenehm – sofern dabei alles richtig gemacht wird. Sie sollten einige Details und Vorsichtsmaßnahmen beachten, damit die Vögel ihre Zeit auf dem Balkon, auf der Terrasse oder im Garten genießen können, ohne in Gefahr zu geraten.

Die richtige Temperatur

Sehr hohe oder niedrige Temperaturen können für Heimvögel draußen zum Problem werden. © geralt/Pixabay
Sehr hohe oder niedrige Temperaturen können für Heimvögel draußen zum Problem werden. © geralt/Pixabay

Vögel, die es gewohnt sind, ausschließlich im Haus zu leben, sollten nicht zu früh im Jahr nach draußen gebracht werden. Die Außentemperatur sollte für gesunde Wellensittiche mindestens 12 °C, besser 15 °C betragen. Zudem ist es keine gute Idee, im Hochsommer bei extrem hohen  Temperaturen Vögel plötzlich nach draußen zu bringen, die daran gewöhnt sind, in einem klimatisierten Zimmer zu leben. Ein zu großer Temperaturunterschied ist gewissermaßen ein „Klimaschock“ für die Tiere. Er kann für das Immunsystem der Vögel enormen Stress bedeuten. Deshalb sollten Vögel, die zuvor noch nicht nach draußen gebracht worden sind, bei Temperaturen über 30 °C lieber nicht mit ins Freie genommen werden.

Der richtige Standort

Sonne und frische Luft tun Vögeln gut, aber sie brauchen auch Schatten. © stux/Pixabay
Sonne und frische Luft tun Vögeln gut, aber sie brauchen auch Schatten. © stux/Pixabay

Draußen sollte der Käfig oder die Zimmervoliere so aufgestellt werden, dass die Vögel vor starkem Wind und Regen geschützt sind. Auch zu starke Sonneneinstrahlung, die permanent andauert, kann schädlich sein. Man sollte einen Platz wählen, an dem die Tiere ein wenig Schatten in ihrer Unterbringung finden, aber auf ihren eigenen Wunsch auch ein sonniges Plätzchen aufsuchen können. So lässt sich ein Hitzschlag vermeiden, denn den würden die Vögel an heißen Sommertagen ohne Schatten unter Umständen sonst erleiden.

Eine Wand im Rücken ist für die Vögel gut, denn das lässt bei ihnen ein Gefühl von Sicherheit aufkommen. Steht der Käfig oder die Voliere hingegen so, dass von allen vier Seiten ein freier Blick möglich ist, kommen sich die Tiere schutzlos und im wahrsten Sinne des Wortes wie auf dem Präsentierteller vor. Das löst bei den meisten Vögeln permanente Anspannung und Angst aus, was nicht förderlich für ihre Gesundheit wäre.

Damit die Tiere sich nicht erschrecken, sollte der Standort des Käfigs oder der Voliere so gewählt werden, dass nicht plötzlich ein Mensch um eine Ecke treten und unvermittelt in ihrem Gesichtsfeld erscheinen kann. Falls sich dies nicht anders regeln lässt, achten Sie und andere Menschen darauf, mit den Vögeln zu sprechen, bevor Sie um die Ecke gehen und vor den Tieren erscheinen. So haben die Vögel zumindest die Chance, Sie vorher zu hören und sich darauf einzustellen, dass gleich ein Mensch in ihrer Nähe erscheinen wird.

Vorsicht vor tierischen Angreifern

Katzen und andere Säugetiere jagen draußen Vögel, und auch bei in Käfigen sitzenden Heimvögeln greifen sie zu, sofern sie die Gelegenheit dazu bekommen. © rihaij/Pixabay
Katzen und andere Säugetiere jagen draußen Vögel, und auch bei in Käfigen sitzenden Heimvögeln greifen sie zu, sofern sie die Gelegenheit dazu bekommen. © rihaij/Pixabay

Achten Sie unbedingt darauf, dass keine Katzen oder andere Säugetiere, die Vögel jagen und fressen, Zugang zum Käfig oder zur Voliere erlangen können. Einen am Gitter empor kletternden Vogel zieht so mancher Fressfeind problemlos mit den Krallen zu sich – diese meist tödliche Erfahrung möchten Sie Ihren Vögeln sicher ersparen. Wohnen Sie in einer eher ländlichen Umgebung, leben in der näheren Umgebung wahrscheinlich viele Greif- und Rabenvögel; allerdings ist dies zunehmend auch im städtischen Raum der Fall. Diese Tiere bereiten Wellensittichen und anderen Ziervögeln häufig große Angst, wenn sie am Himmel entlang fliegen. Zudem können Sperber, Krähen und Co. auch in Zeiten des Hungers aus purer Verzweiflung versuchen, einen Heimvogel durch ein Käfiggitter zu töten.

Am besten wäre es deshalb, den Käfig von außen mit einem zweiten „Korbgestell“ aus Volierendraht zu sichern, das einen Abstand von circa 2 cm zum Käfiggitter hat. Fressfeinde, die von außen an das Volierengitter gelangen, können mit den Krallen oder dem Schnabel die Vögel im Käfig nicht erreichen. Zudem ist es für die Heimvögel angenehmer, wenn ihr Käfig oben bedeckt ist, damit sie sich nicht ständig vor Wildvögeln erschrecken, die hoch am Himmel entlang fliegen. Ein paar Äste eines belaubten Baumes über dem Käfig können ebenso für Abhilfe sorgen wie ein Stück Stoff – nutzen Sie am besten das, was Sie zur Hand haben und problemlos über dem Käfig platzieren können.

Doch wird es sich nicht gänzlich vermeiden lassen, dass die Ziervögel im Freien gelegentlich einen Fressfeind erblicken. Ein kleiner Schreck hin und wieder schadet gesunden Heimvögeln aber in aller Regel nicht. Allerdings sollte es nicht ständig geschehen, weil sich die Vögel ansonsten bald sehr unwohl fühlen und ihre Gesundheit unter dem Dauerstress leidet.

Ausbruchsicher gestalten

Es gibt einige typische Schwachstellen, die es geschickten Heimvögeln ermöglichen, aus einem Käfig oder einer Voliere auszubrechen. Oder aber sie erschrecken sich, flattern kräftig umher und stoßen gegen eingehängte Näpfe oder locker sitzende Schließmechanismen – und schon ist der Weg ins Freie offen. Überprüfen Sie deshalb den Sitz des Türchens: Arbeitet der Schließmechanismus einwandfrei oder ist er vielleicht ein wenig zu leichtgängig? Ist Letzteres der Fall, sollten Sie das Käfig- oder Volierentürchen im Freien unbedingt zusätzlich sichern. Hierfür eignet sich beispielsweise ein kleines Vorhängeschloss. Aber Achtung: Die Vögel sollten das Schloss nicht benagen können, denn solche Schlösser sind oft zinkhaltig, weshalb beim Beknabbern die Gefahr einer Zinkvergiftung bestehen könnte.

Von seitlich in den Käfig oder die Voliere eingehängten Futternäpfen geht eine große Gefahr aus. Sie werden meist durch Kunststoffklemmen von außen gehalten, die mit der Zeit locker werden oder sich lösen können, wenn ein Vogel von innen kräftig dagegen schlägt. Fällt der Napf herunter, entsteht eine Öffnung, durch die ein Entfliegen möglich ist. Oder aber die Vögel lernen, wie sie durch geschicktes Hebeln den Schließmechanismus lösen, siehe folgendes Video des Vogelhalters Thomas Hewener:

Tipp: Verwenden Sie lieber Näpfe, die Sie im Inneren des Käfigs am Gitter befestigen. Verschließen Sie die seitlichen Öffnungen gut, zum Beispiel mit Kabelbindern.

In geöffnete Käfigtürchen eingehängte Badewannen sind ebenfalls oft Gefahrenquellen. Sie können von einem panisch flatternden Vogel leicht heruntergeworfen werden. Oder aber ein Mensch geht zu nahe am Käfig entlang und reißt die Badewanne ab – vor lauter Schreck könnten die Vögel im Käfig panisch losflattern und durch das geöffnete Türchen entkommen. Verwenden Sie zur Sicherheit keine solchen Badewannen zum Einhängen in das geöffnete Käfigtürchen, solange Ihre Vögel im Sommer draußen sind.

Vögel im Sommer dauerhaft draußen halten?

Außenhaltung in Spanien – zwar hat der Vogel Schatten, aber der Käfig ist sehr spartanisch eingerichtet, ausgesprochen klein und noch dazu lebt dieser Wellensittich in nicht artgerechter Einzelhaltung. So sollte es definitiv nicht sein!
Außenhaltung in Spanien – zwar hat der Vogel Schatten, aber der Käfig ist sehr spartanisch eingerichtet, ausgesprochen klein und noch dazu lebt dieser Wellensittich in nicht artgerechter Einzelhaltung. So sollte es definitiv nicht sein!

Bei manchen Vogelhaltern kommt der Wunsch auf, Wellensittiche oder andere Heimvögel den ganzen Sommer über draußen zu halten. Sie meinen es gut und stellen dann womöglich den Käfig auf den Balkon oder lassen die Voliere auf der Terrasse stehen, ohne sie nach einigen Stunden wieder ins Haus zu holen. Dabei bedenken sie aber meist eines nicht: Den Vögeln fehlt es dann an Bewegung. In einem normalen Käfig oder einer gängigen Voliere ist nicht genügend Platz zum richtigen Austoben und Fliegen. Doch die Tiere sollten täglich mehrere Stunden lang Freiflug haben, auch im Sommer.

Um dies bei einer Außenhaltung gewährleisten zu können, sollten die Tiere entweder in einer sehr großen Außenvoliere im Garten untergebracht werden (am besten mit Schutzhaus für weniger schöne Tage, siehe Welli-Villa.de), oder aber sie sollten täglich stundenweise ins Haus geholt werden, um dort Freiflug zu erhalten.

Außerdem muss dafür gesorgt werden, dass die Vögel bei einer dauerhaften Außenhaltung während des Sommers in ihrem Käfig oder ihrer Voliere nachts vor nachtaktiven Fressfeinden sicher sind. Auch auf einen Balkon können manche dieser Tiere gelangen!