Lärmschutz

Erfahrungsbericht von Gaby Schulemann-Maier (Birds-online.de), Herbst 2007

Die Wand hinter den Vögeln war mit einem Veloursteppich beklebt, der hervorragende Schalldämmeigenschaften aufwies.
Die Wand hinter den Vögeln war mit einem Veloursteppich beklebt, der hervorragende Schalldämmeigenschaften aufwies.

Vogelhaltung ist eine schöne Sache, sofern man das Gezwitscher, Gepfeife und zuweilen auch das Gekreische der Tiere ertragen kann. Ein Wellensittichpärchen ist nicht sonderlich laut, ein Schwarm mit mehr als zehn Tieren kann jedoch eine erstaunliche Lautstärke entwickeln. Wer nicht nur Wellensittiche hält, sondern sie mit anderen Vögeln vergesellschaftet, dem kommen die kleinen Australier vielleicht sogar leise vor. So ist es auch in meinem Vogelschwarm. Zwar sind meine Katharinasittiche den größten Teil des Tages still oder brabbeln nur leise vor sich hin. Vor allem in den Morgen- und Abendstunden jedoch lassen sie oft und gern ihre je nach Stimmlage recht schrillen und ausgesprochen lauten Kontaktrufe ertönen. Halter größerer Papageien werden die Lautstärke der Katharinasittichrufe jedoch vermutlich nur müde belächeln und als „zarten Lufthauch“ bezeichnen. Sprich: Vogelhaltung ist nicht unbedingt ein leises Hobby und kann deshalb die Gemüter anderer Menschen aus dem näheren Umfeld erhitzen.

Weil die Stimmen vieler Heimvögel selbst vergleichsweise dicke Betonwände durchdringen können, kommt es nicht selten vor, dass Vogelhalter Probleme mit ihren Nachbarn bekommen. Um dies zu vermeiden, habe ich vor meinem Umzug im September 2006 über Schallschutzmaßnahmen nachgedacht, um meine damaligen Nachbarn vor allzu viel Vogellärm bewahren zu können. Ich hatte im Vorfeld bereits beim Renovieren der Wohnung festgestellt, dass das Haus extrem hellhörig und die unmittelbaren Nachbarn überdies ausgesprochen lärmempfindlich waren. Es hatte sie sogar gestört, dass ich in der neuen Wohnung Holz gesägt habe … Der Vermieter hatte nichts gegen meine damals fast 20 Vögel einzuwenden, erlaubte die Haltung aber nur unter Vorbehalt. Sollte sich ein Nachbar beschweren, würde ich die Tiere abgeben müssen, hieß es. Angesichts meiner Erfahrungen mit den Nachbarn war ein guter Schallschutz für mich deshalb wichtig. Schließlich wollte ich mich nicht von meinen Vögeln trennen müssen.

Vögel, die wie meine Tiere in einem Vogelzimmer und somit in einem überwiegend leeren Raum gehalten werden, erzeugen eine Menge Schall. Weil es in meinem damaligen Vogelzimmer praktisch keine Möbel gab, warfen die Wände den Schall hin und her, sodass es laute Echos gab. Solche Echos lassen den ohnehin schon recht beachtlichen Geräuschpegel häufig zusätzlich ansteigen. Ich kannte dies aus dem vorherigen Vogelzimmer, in dem ich es zugegebenermaßen selbst kaum ausgehalten habe, wenn meine Katharinasittiche gerade allesamt meinten, laut schreien zu müssen. Es tat mir selbst in den Ohren weh.

Jeder weiß: Teppiche schlucken Geräusche auf sehr effiziente Weise. Den Boden mit einem Teppich auszulegen, kam aber nicht infrage. Die Vögel würden ihn mit Kot verschmutzen, weshalb das Vogelzimmer kaum sauberzuhalten wäre, war damals mein Entschluss. Stattdessen kam mir die Idee, die große Wand, die an die Wohnung meiner damaligen Nachbarn grenzte, mit einem Teppich zu bekleben. In einem Fachmarkt ließ ich mich beraten, was die Schallschutzqualitäten der einzelnen Teppicharten anbelangt. Entgegen meiner Befürchtung wurde ich nicht belächelt, sondern erlebte größte Hilfsbereitschaft seitens des Verkaufspersonals. Gleich zwei Verkäufer bemühten sich nach Kräften, eine bezahlbare Lösung für mein „Vogelschallproblem“ zu finden.

Weil der Wandteppich mit etwas mehr als 4 m Breite und über 2 m Höhe in einem Stück nicht anzukleben war, wurde er in zwei Teile geteilt.
Weil der Wandteppich mit etwas mehr als 4 m Breite und über 2 m Höhe in einem Stück nicht anzukleben war, wurde er in zwei Teile geteilt.

Ich kaufte einen glücklicherweise nicht allzu teuren Veloursteppich, in dem sich die Vögel nicht mit den Krallen verfangen konnten, denn auch das ist ein überaus wichtiger Aspekt. Dieser Teppich war an seiner Unterseite mit Filz verkleidet, was ihn besonders viel Schall absorbieren ließ. Um ihn später leichter anbringen zu können, ließ ich ihn in zwei Teile schneiden, denn ein fast vier Meter langes Teppichstück wie eine Tapete gerade an die Wand zu bringen, ist selbst mit vielen Helfern eine enorme Herausforderung.

Mit einem im Vergleich zum Teppich sündhaft teuren Spezialkleber (er kostete genauso viel wie der Teppich für die gesamte Wand!) bestrich ich gemeinsam mit zwei Freunden zunächst die Wand. Diese Aktion war nur bei weit geöffnetem Fenster zu ertragen, weil der Klebstoff viel Lösungsmittel enthält und binnen Sekunden einen beißenden Gestank verströmt. Der Klebstoff trocknete rasend schnell und wir kamen nicht mehr dazu, sicherheitshalber auch noch die Unterseite des Teppichs einzupinseln, wie man es mir im Teppichladen empfohlen hatte. Wir wagten es und drückten den Teppich gegen die Wand – und er haftete dort sofort. Bis zu meinem Auszug rund anderthalb Jahre später hat er sich nicht gelöst, der Klebstoff war sein Geld also glücklicherweise tatsächlich wert.

Eine Woche lang lüftete ich das Vogelzimmer ausgiebig. Bereits nach zwei Tagen hatte sich der Geruch nach Lösungsmittel zwar schon vollständig verflüchtigt, aber sicherheitshalber lüftete ich weitere fünf Tage ständig. So stellte ich sicher, dass meine Vögel keine Vergiftung erleiden würden. Wer ein permanent genutztes Zimmer mit einem Wandteppich schallschutzisolieren möchte, sollte dies auf alle Fälle bedenken. Für mindestens eine Woche sollten die Vögel in einer anderen Wohnung untergebracht werden, weil anderenfalls akute Vergiftungsgefahr besteht!

Auf die Wand, die an die Nachbarwohnung grenzte, wurde in meinem früheren Vogelzimmer ein Teppich geklebt, um die Geräusche zu dämpfen.
Auf die Wand, die an die Nachbarwohnung grenzte, wurde in meinem früheren Vogelzimmer ein Teppich geklebt, um die Geräusche zu dämpfen.

Einige Tage nachdem ich gemeinsam mit meinen Vögeln in die neue Wohnung eingezogen war, fragte ich die Nachbarn, ob die Lautstärke meiner Tiere zu ertragen sei. Das in der Wohnung unter meiner lebende Ehepaar sagte, bislang gar nichts gehört zu haben, nicht einmal ein leises Piepsen. In der angrenzenden Wohnung auf meiner Etage lebte ein junges Paar, das lediglich im Badezimmer (dieses grenzte direkt ans Vogelzimmer) leises Gezwitscher hören konnte und sich dadurch zum Glück nicht gestört fühlte. Mein Selbstversuch hat ergeben, dass man auf dem Dachboden direkt über dem Vogelzimmer ebenfalls nichts hörte. Es war so, als befänden sich gar keine Vögel im Zimmer darunter.

Weil Vögel Staub produzieren, setzt sich dieser auf allem ab, das sich im selben Zimmer befindet – und somit auch auf dem an die Wand geklebten Teppich. Alle zwei bis drei Wochen habe ich ihn mit meinem Staubsauger bearbeitet, was recht anstrengend war, weil ich das Gerät die ganze Zeit hochhalten musste. Trotzdem war es die Mühe wert.

Mein Fazit

In meiner damaligen Wohnung hat sich die Schallschutzisolierung mittels eines Veloursteppichs, der an die Wand geklebt wurde, also als voller Erfolg erwiesen. Ich bin froh, mir im Vorfeld Gedanken über das Problem „Lärmbelästigung durch Vögel“ gemacht zu haben, denn sehr oft lese ich in Foren und in E-Mails anderer Vogelhalter, dass sie wegen der Lautstärke ihrer Tiere Streit mit den Nachbarn haben und im schlimmsten Fall alle Vögel abgeben müssen.

Einzig das Entfernen des Teppichs vor meinem Auszug war sehr mühsam, weil der Spezialkleber wirklich extrem haltbar war. Nur millimeterweise ließ sich der Teppich mit einem Spachtel von der Wand lösen. Anschließend musste ich die Wand schleifen, um Klebstoffreste zu entfernen, und dann eine dünne neue Putzschicht auftragen.