Zimmervoliere

Bunter Vogelschwarm auf einer Zimmervoliere mit abgerundetem Dach.
Bunter Vogelschwarm auf einer Zimmervoliere mit abgerundetem Dach.

Die im Fachhandel angebotenen Standard-Vogelkäfige sind in vielen Fällen zu klein, um darin Heimvögel tiergerecht unterzubringen. Das gilt sogar für kleine Arten wie zum Beispiel Wellensittiche. Vor allem etliche Tierhalter, die mehr als ein Vogelpärchen halten möchten, sollten sich Gedanken über die Anschaffung einer Zimmervoliere machen. Vor dem Kauf sollten jedoch einige grundlegende Dinge bedacht werden, um kein Geld für eine nicht artgerechte Voliere auszugeben. Denn leider werden zum Beispiel in Zoohandlungen etliche Modelle angeboten, die den Bedürfnissen der Vögel nicht gerecht werden. Es wäre ein teurer Fehlkauf, sich für ein ungeeignetes Volierenmodell zu entscheiden. In diesem Kapitel finden Sie Informationen darüber, was zu beachten ist und welche Zimmervolieren Sie lieber nicht kaufen sollten.

Die wichtigsten Fakten auf den Punkt gebracht

  • Zu groß gibt es nicht – Vögel sollten in einer Voliere idealerweise kleine Strecken fliegen können (Voliere kommt aus dem Französischen und leitet sich von voler = fliegen ab); beachten Sie beim Kauf Angaben zu den Mindestmaßen für die Unterbringung von Vögeln, siehe Link
  • Die Voliere sollte vor allem breit und tief sein, weil Vögel in der Waagerechten fliegen und nicht von oben nach unten; deshalb sind schmale, turmförmige Volieren ungeeignet
  • Das Volierengitter sollte unbedingt zinkfrei sein; geeignet sind beispielsweise Modelle aus Esafort-Draht
  • Die Maschenweite des Volierendrahts sollte auf die gehaltene(n) Vogelart(en) abgestimmt sein, siehe weiterführendes Kapitel
  • Wählen Sie dunkle Volierengitter oder metallfarbene, aber keine hellen Gitter; diese würden die Sicht der Vögel negativ beeinflussen
  • Die Verarbeitung sollte gut sein, es sollte keine scharfen Kanten/Schweißnähte geben
  • Die Voliere sollte leicht zerlegbar sein, damit man sie problemlos reinigen kann
  • Von oben sollte Licht in die Voliere fallen

Geeignete Volierenmodelle

Zimmervoliere mit herausnehmbaren Kunststoffwannen am Boden.
Zimmervoliere mit herausnehmbaren Kunststoffwannen am Boden.

Die ideale Zimmervoliere für Heimvögel ist möglichst breit, damit die Tiere darin kleine Strecken fliegen können. Die Höhe sollte mindestens einen Meter betragen und die Tiefe ebenfalls, gern jedoch auch mehr. Es gibt im gut sortierten Fachhandel für Papageienzubehör einige „Turmvolieren“, die recht breit und gleichzeitig sehr hoch sind. Diese Volieren sind für die Haltung von Papageienvögeln durchaus geeignet. Oft nutzen die Tiere jedoch nur den oberen Bereich, sofern ein Mensch in der Nähe ist, weil sie dann mit ihm auf Augenhöhe sind und sich dadurch sicherer und wohler fühlen. Verlässt der Mensch den Raum, suchen sie oftmals durchaus ebenso die „unteren Stockwerke“ auf.

Viele im Fachhandel angebotenen Volieren sind mit herausnehmbaren Unterteilungsgittern bestückt. Diese sind praktisch, falls einmal Tiere von ihren Artgenossen separiert werden müssen. Es ist aber nicht in jedem Fall zwingend erforderlich, dass Volieren ein Trenngitter aufweisen.

Wichtig ist, dass das Gitter zahlreiche waagerecht verlaufende Komponenten aufweist. An diesen lassen sich Sitzstangen und Spielzeuge gut befestigen. An senkrechten Gitterstäben können gesunde Vögel normalerweise recht gut empor klettern, gehandicapte Vögel mit Fußfehlstellungen brauchen bei einer solchen Gitteranordnung meist Kletterhilfen. Darüber hinaus ist darauf zu achten, dass das Gitter aus hochwertigem Material besteht. „Nasen“ an Stellen, an denen das Gitter geschweißt worden ist, sind für die Vögel gefährlich, denn sie nagen sie möglicherweise an und verschlucken Metallstücke. Außerdem muss das Gitter frei von Schwermetallen wie Zink sein. Denn wenn Vögel an Volierengittern entlang klettern oder sie gar beknabbern, nehmen sie meist Spuren von dem Metall auf. Ist in ihm Zink oder ein anderes Schwermetall enthalten, kann dies zu schweren Vergiftungen führen.

Relativ breite und hohe Zimmervoliere.
Relativ breite und hohe Zimmervoliere.

Empfehlenswert ist es, sich für ein möglichst dunkles Gitter zu entscheiden. Anders als ein helles Gitter blendet die dunkle Variante Vögel nicht. Durch dunkle Volierengitter können Vögel ihre Umgebung am besten im Blick behalten, sie fühlen sich dadurch in ihrer Unterkunft sicher. Denn obwohl sie nie als Wildvögel gelebt haben, verfügen domestizierte Heimvögel über einen starken Instinkt: In freier Natur stehen Vögel auf dem Speisezettel vieler Fressfeinde, die sich unbemerkt anzuschleichen versuchen. Deshalb behalten Vögel in ihrer natürlichen Umgebung immer gern alles im Blick. Je mehr eine Voliere diesem Grundbedürfnis gerecht wird, desto besser – und bei dunklem Gitter ist dies gegeben.

Für die Anschaffung einer Zimmervoliere veranschlagen viele Menschen anfangs zu wenig Geld. Die Kosten für eine wirklich gute Voliere und das entsprechende Zubehör wie passende Näpfe, Sitzstangen und Spielzeug liegen etwas höher als die für weniger optimale Unterbringungen. Es wäre jedoch keine gute Idee, beim Kauf Abstriche in Sachen Sicherheit und Komfort für die Vögel zu machen und dadurch etwas Geld zu sparen. Dieser anfängliche Vorteil könnte sich später dadurch aufheben, dass Vögel beispielsweise an einer Zinkvergiftung erkranken und mehrere Wochen in einer Tierklinik, die auf die Behandlung von Vögeln spezialisiert ist, entgiftet werden müssen. Eine solche Behandlung kostet pro Vogel etliche hundert Euro, mitunter sind mehrere Entgiftungsdurchgänge und damit Klinikaufenthalte nötig. Somit ist es sinnvoller, lieber gleich bei der Anschaffung der Voliere ein bisschen mehr Geld anzulegen und so eine optimale Unterbringung für die Vögel zu erwerben.

Falls sich im Handel keine zu den räumlichen Gegebenheiten passende Zimmervoliere befindet, besteht die Möglichkeit, eine Sonderanfertigung bei einem Volierenbauer in Auftrag zu geben. Die Preise sind bei vielen dieser Anbieter bei weitem nicht so hoch, wie man es vielleicht erwarten würde. Holen Sie Angebote ein und lassen Sie sich von verschiedenen Anbietern beraten – so finden Sie die für Sie und Ihre Tiere ideale Lösung.

Einige Adresstipps

Die folgenden Adressen sind in alphabetischer Reihenfolge gelistet, die Position innerhalb der Aufzählung stellt keinerlei Wertung dar.

Diese Modelle sollten Sie nicht kaufen

Eine typische 'Helikopter-Voliere', die für Vögel zu klein und somit unbrauchbar ist, weil sie nicht von unten nach oben fliegen können wie Hubschrauber.
Eine typische ‚Helikopter-Voliere‘, die für Vögel zu klein und somit unbrauchbar ist, weil sie nicht von unten nach oben fliegen können wie Hubschrauber.

Weit verbreitet sind im Zoohandel Volierenmodelle, die eine relativ kleine quadratische oder rechteckige Grundfläche aufweisen, also sehr schmal und dabei ausgesprochen hoch sind. Sie wirken schlank, passen oft in die Ecke eines Zimmers und sehen auf den ersten Blick so aus, als ob die Vögel darin viel Platz hätten. Wird allein das Volumen betrachtet, stimmt dies sogar oft, doch ist dabei zu bedenken, wie Vögel den ihnen zur Verfügung stehenden Platz nutzen: Sie fliegen in der Waagerechten und nicht von unten nach oben wie kleine Hubschrauber. Für einen Flug in der natürlichen, waagerechten Fortbewegungsrichtung fehlt dagegen der Platz, nach ein bis zwei Flügelschlägen ist das Gitter der Voliere erreicht. Vergleichbar ist dies damit, als würde man einen Menschen in eine Besenkammer sperren, die 20 Meter hoch ist und deshalb als „groß“ angesehen würde. Der Platz nach oben wäre verschenkt, die kleine Grundfläche würde den Menschen in seiner Bewegungsfreiheit stark einschränken. Lediglich breite und sehr hohe Turmvolieren, in denen das Fliegen in der Horizontalen zumindest in Ansätzen möglich ist, bilden die Ausnahme.

Ebenfalls nicht sonderlich gut für eine dauerhafte Unterbringung von Vögeln geeignet sind Volierenmodelle, deren Dach nicht lichtdurchlässig ist. Hierdurch werden unnatürliche Verhältnisse geschaffen. In freier Natur kommt das Licht von oben, eine permanente Abschirmung der Lichtquelle über ihren Köpfen kann Vögel nervös machen. Das gilt insbesondere für Vogelarten, die in freier Natur nicht im Dickicht der Baumkronen leben und deshalb nahezu immer Blätter über sich haben.

Einzeln für sich genommen, sind die beiden Turmvolieren unbrauchbar – hier wurden sie als Übergangslösung so montiert, dass sie eine etwas größere Voliere ergeben.
Einzeln für sich genommen, sind die beiden Turmvolieren unbrauchbar – hier wurden sie als Übergangslösung so montiert, dass sie eine etwas größere Voliere ergeben.

Wer bereits eine Voliere mit lichtundurchlässigem Dach sein Eigen nennt, sollte dafür sorgen, dass genügend seitlich einfallendes Licht im Inneren des Groß-Käfigs vorhanden ist. Dies ist beispielsweise möglich, indem in der Nähe der Voliere eine spezielle Lampe – siehe Kapitel über Beleuchtung – angebracht wird. Einzig wenn die Vögel lediglich die Nacht in der Voliere verbringen und ansonsten den ganzen Tag Freiflug genießen, ist gegen ein lichtundurchlässiges Volierendach nichts einzuwenden.

Weil Wellensittiche und etliche andere Papageienvögel sehr gern nagen, ist oft auch das Volierengitter nicht sicher vor ihren Schnäbeln. Es ist deshalb wichtig, sich für eine Voliere aus hochwertigen Materialien zu entscheiden. Ganz entscheidend ist, dass das Gitter zinkfrei ist. Zink gehört zu den Giftstoffen, die Vögel durch Benagen aufnehmen und die zu schweren Vergiftungen führen können. Die Entgiftung eines Vogels in einer Tierklinik kostet in den meisten Fällen mehrere hundert Euro, sofern sein Leben überhaupt noch zu retten ist. Es wäre deshalb falsch, sich für eine günstige Voliere zu entscheiden, weil zinkfreie Gitter zu teuer sind. Die Tierarztkosten, die später im Falle einer Zinkvergiftung auf den Halter zukommen, machen den finanziellen Vorteil rasch zunichte – von den Sorgen um das Leben der Tiere einmal ganz abgesehen. Einen Eindruck davon, wie aufwendig die Behandlung eines Vogels ist, der an einer Zinkvergiftung leidet, vermittelt der Erfahrungsbericht von Isolde Aufschläger.

Volieren mit Bodengitter sind aus hygienischer Sicht durchaus empfehlenswert. Aber weil viele Vögel gern auf dem Boden umher laufen, ist das Gitter für sie keine ideale Lösung. Hier kann es dann helfen, Bretter auf den Boden zu legen oder Kunststoffwannen aufzustellen. Volierenmodelle mit Kunststoffwannen, die zu Reinigungszwecken von außen entfernt werden können, sind  ebenfalls eine gute Alternative.

Mängel und Zeichen minderer Qualität

Lacknase an schlecht verarbeitetem Volierengitter.
Lacknase an schlecht verarbeitetem Volierengitter.

Manche Volieren weisen schon bei der Lieferung Mängel auf, die man nicht akzeptieren sollte. Zudem gibt es typische Zeichen für mindere Qualität, die einen Vogelhalter misstrauisch werden lassen sollten. Sind zum Beispiel die Gitter unsauber verarbeitet, besteht daran nicht nur Verletzungsgefahr für die Vögel, sondern bei der Reinigung auch für den Halter. Lacknasen und dicke oder scharfkantige Wülste an Schweißnähten sind nicht akzeptabel, dasselbe gilt für stark verbogene Gitter und solche, die schon bei der Lieferung deutliche Korrosionsspuren oder gar Rost aufweisen. All dies sind Gründe für eine Reklamation. Der Lack auf den Gittern sollte außerdem fest haften und auf keinen Fall mit dem Fingernagel abgekratzt werden können.

Lacktropfen an schlecht verarbeiteter Voliere.
Lacktropfen an schlecht verarbeiteter Voliere.
Diese Lacknase am Gitter einer Voliere zeugt von schlechter Verarbeitung.
Diese Lacknase am Gitter einer Voliere zeugt von schlechter Verarbeitung.

Freiflug trotz Volierenhaltung?

Auch wenn Vögel in einer geräumigen Voliere leben, sollten sie täglich mehrere Stunden Freiflug erhalten.

Werden Vögel permanent in einer Zimmervoliere gehalten, können sie sich darin im Idealfall über kurze Strecken fliegend fortbewegen. Doch um sich richtig auszutoben und um auf Geschwindigkeit zu kommen, reicht der Platz in den meisten Fällen nicht aus. Deshalb ist es sinnvoll und wichtig, den bewegungsfreudigen Tieren trotz der Volierenhaltung regelmäßigen Freiflug in einem abgesicherten Zimmer zu gewähren. Regelmäßig bedeutet: Die Tiere sollten nach Möglichkeit täglich mindestens zwei, besser vier Stunden oder länger frei fliegen dürfen. Permanentes Eingesperrtsein sollte auch bei einer Volierenhaltung die Ausnahme darstellen!

Tipp: Auf den meisten Volieren lassen sich problemlos Landemöglichkeiten und Spielplätze für Vögel bauen. Man kann den Tieren so ideale Beschäftigungsmöglichkeiten bieten, damit sie nicht nur viel Abwechslung haben, sondern sich auch beim Spielen austoben können und vielleicht sogar ihr „Köpfchen“ trainieren.

Vorsicht vor Gemeinschaftshaltung unverträglicher Arten in Volieren

Tödlich verletzter Wellensittich nach einem Angriff durch einen Rosellasittich.
Tödlich verletzter Wellensittich nach einem Angriff durch einen Rosellasittich.

Zwar sind Zimmervolieren oft recht geräumig. Doch eine Gemeinschaftshaltung verschiedener Vogelarten in derselben Voliere gestaltet sich häufig schwierig und sorgt unter den Tieren für Streitigkeiten. Sinnvoller ist es, verschiedene Vogelarten in separaten Volieren oder Käfigen unterzubringen, auch wenn die Tiere beim gemeinsamen Freiflug gut miteinander harmonieren. Vor allem wenn Vögel in Brutstimmung sind, kann es zwischen den Individuen unterschiedlicher Arten, die gemeinsam in einer Voliere untergebracht sind, zu massiven Streitigkeiten kommen! Die Vögel sollten während sie in Brutstimmung sind unbedingt getrennt werden.

Auch sollte es vermieden werden, Vögel in einer Voliere in einer kleinen Gruppe brüten zu lassen. Solche Koloniebruten gehen in der Volierenhaltung bei sehr vielen Arten meist nicht gut aus, weil es unter den Tieren zu Kämpfen kommt. Während solcher Konflikte verletzen sich entweder die Altvögel gegenseitig schwer oder es kommt gar zu Aggressionen gegenüber bereits vorhandenen Jungvögeln. Nur allzu leicht kann es geschehen, dass sowohl junge als auch erwachsene Vögel dabei ihr Leben verlieren.

Welche Arten sich für eine Gemeinschaftshaltung mit Wellensittichen im selben Haushalt, aber in verschiedenen Volieren eignen, ist im Kapitel über die Vergesellschaftung nachzulesen.