Vogelallergie und Asthma

Vogelstaub kann für Asthmatiker und andere Menschen mit Lungenkrankheiten zum Problem werden. Collage © nastya gepp (Frau) und susannp4 (Hintergrund)/Pixabay
Vogelstaub kann für Asthmatiker und andere Menschen mit Lungenkrankheiten zum Problem werden. Collage © nastya gepp (Frau) und susannp4 (Hintergrund)/Pixabay

Die Ziervogelhaltung ist ein schönes Hobby, dem viele Menschen mit großer Freude nachgehen. Doch bedauerlicherweise kann das Zusammenleben mit Vögeln bei hierfür anfälligen Personen zu gravierenden Gesundheitsproblemen führen. Mitunter treten diese erst nach Jahren in Erscheinung oder die Lebenssituation verändert sich, weil beispielsweise ein neuer Partner in einen Vogelhalter-Haushalt einzieht, der empfindlich auf die Anwesenheit der Vögel reagiert. Guter Rat ist dann oft teuer. Damit Sie in einer solchen schwierigen Situation eine für Sie richtige Entscheidung treffen können oder damit sie das Auftreten gravierender gesundheitlicher Beschwerden am besten nicht noch unbewusst fördern, ist es sinnvoll, dass Vogelhalter die Risiken und Hintergründe dieser Problematik genau kennen.

Warum treten Vogelallergien und Probleme oft bei Asthmatikern auf?

Die Vogelhaltung ist mit Staub und einigem Dreck verbunden.
Die Vogelhaltung ist mit Staub und einigem Dreck verbunden.

Heimvögel verursachen durch ihre bloße Anwesenheit in der Wohnung eines Menschen eine Menge Staub – und das gilt sogar für Arten, die als eher wenig staubend gelten. Dieser von den Tieren ausgehende Staub rührt einerseits daher, dass ihr Gefieder einem natürlichen Verschleiß unterliegt und in feinste Teile zerfällt. Manche Vogelarten wie die Kakadus stauben besonders stark, weil sie ihr Gefieder mit Staub imprägnieren; diesen gewinnen sie aus speziellen kleinen Federn namens Puderdunen. Während der Mauser entsteht bei Vögeln ebenfalls Staub. Neue Federn sind anfangs von einer silbrigen Hülle, der sogenannten Federscheide, umgeben. Mit der Zeit zerfällt diese, wobei die meisten Stücke relativ groß sind und einfach zu Boden fallen. Doch es entsteht auch feiner Staub. Darüber hinaus zerbröseln Teile getrockneter Kotballen oft zu feinem Staub. Das Körnerfutter ist eine weitere Staubquelle, ebenso wie so manche Einstreu für den Käfig oder die Voliere.

Eine laufende Nase kann ein Allergiesymptom sein und mit der Vogelhaltung zusammenhängen. © sweetlouise/Pixabay
Eine laufende Nase kann ein Allergiesymptom sein und mit der Vogelhaltung zusammenhängen. © sweetlouise/Pixabay

Der Feder- und Kotstaub der Vögel enthält genau wie der Futterstaub und derjenige aus einigen Einstreuarten bestimmte Eiweiße, die bei empfindlichen Menschen starke, durch das Immunsystem gesteuerte Abwehrreaktionen hervorrufen können. Weil der Staub sehr fein ist, gelangt er beim Atmen in die Nase und in die Lunge, wo er sich an die Schleimhäute heftet. Dort wird er vom Körper als fremd erkannt und löst bei hierfür anfälligen Menschen eine Immunreaktion aus. Die Augenschleimhäute können ebenfalls hiervon betroffen sein. Typische Symptome einer Allergie gegen den von Vögeln ausgehenden Staub können tränende Augen, Niesen, eine juckende Nase und Hustenreiz sein; mitunter erleiden Betroffene sogar erhebliche Atembeschwerden und Fieberschübe. Hinzu kommt, dass der Staub in der Lunge mechanische Reizungen hervorrufen kann. Die feinen Staubkörnchen belasten die Schleimhäute, worunter vor allem Asthmatiker zu leiden haben.

Der Gefiederstaub der Vögel ist für viele Vogelallergiker ein Problem.
Der Gefiederstaub der Vögel ist für viele Vogelallergiker ein Problem.

Weil insbesondere der Gefiederstaub der Vögel aus sehr kleinen Partikeln besteht (Feinstaub), gelangt er beim Atmen nicht nur in die großen Atemwege der Lunge, sondern sogar bis in die winzigen Lungenbläschen, die als Alveolen bezeichnet werden. Setzt er sich dort fest, kann er bei empfindlichen oder allergischen Menschen zu einer schweren Lungenkrankheit führen, die als exogen-allergische Alveolitis (EAA) bezeichnet wird. Die Endung „itis“ zeigt dabei an, dass es sich um eine Entzündungsreaktion des Körpers handelt. Diese Entzündung beschränkt sich meist auf die winzigen Lungenbläschen. Doch obwohl sie so klein sind, ist dies alles andere als harmlos. Sind die Alveolen entzündet, können sie ihre normale Funktion nicht mehr erfüllen und es gelangt zusehends weniger Sauerstoff in den Blutkreislauf der betroffenen Person. Permanente Kurzatmigkeit und extreme Erschöpfung sind deshalb zwei der typischen Symptome einer Alveolitis. Da sie in unterschiedlichen Formen auftreten kann, gibt es jedoch noch etliche weitere mögliche Symptome. Weitere Informationen über die Alveolitis finden Sie bei Wikipedia.de. Die Lungenärzte im Netz informieren auf ihrer Seite über die exogen-allergische Alveolitis. In Bezug auf die durch Vögel verursachte EAA wird übrigens auch von der Vogelhalterlunge gesprochen.

Wann besteht Handlungsbedarf?

Allergien sind grundsätzlich ernst zu nehmen und niemand sollte sich einreden lassen, andere würden es ja auch aushalten. © Mojpe/Pixabay
Allergien sind grundsätzlich ernst zu nehmen und niemand sollte sich einreden lassen, andere würden es ja auch aushalten. © Mojpe/Pixabay

Es gibt eine Reihe von Gründen, weshalb Allergien und Atemprobleme, die potenziell mit Vögeln in Zusammenhang stehen könnten, von vielen Vogelhaltern lange Zeit ignoriert werden. Einerseits haben viele Tierbesitzer Angst davor, sich gegebenenfalls von ihren geliebten Tieren trennen zu müssen. Andererseits wird in Tierschützerkreisen häufig argumentiert, Allergien würden vorschnell als Abgabegrund genannt, weshalb sich manche Vogelhalter scheuen, auf diese Weise ihren guten Ruf zu schädigen. Denn wer will schon unter Tierfreunden als jemand gelten, der seine Vögel aus einem vermeintlich „erfundenen“ Grund abgegeben hat …?

Allerdings kann ein solches Verleugnen der gesundheitlichen Probleme oder gar ein Verharmlosen der Allergiesymptome gravierende Folgen bis hin zum Tod des Betroffenen haben. Handlungsbedarf besteht deshalb grundsätzlich immer dann, wenn sich erste Anzeichen zeigen. Doch die gute Nachricht ist: Nicht in jedem Fall ist es erforderlich, die Tiere abzugeben. Mit gezielten Gegenmaßnahmen kann im Einzelfall die Haltung so optimiert werden, dass der Tierbesitzer oder eine empfindlich auf den mit der Vogelhaltung in Zusammenhang stehenden Staub reagierende Person in dessen Haushalt gut und weitestgehend beschwerdefrei mit den Tieren zusammenleben kann. Grundsätzlich ist große Eigenverantwortung gefragt – und Ehrlichkeit sich selbst gegenüber. Bei aller Liebe zu den Tieren sollte man die Symptome, die man an sich oder einem anderen Mitglied des Haushalts beobachtet, nicht ignorieren. Den Vögeln ist nicht geholfen, wenn man aufgrund ihrer Anwesenheit schwer erkrankt und im ungünstigsten Fall irgendwann eine Spenderlunge benötigt oder gar stirbt!

Was kann man bei Gesundheitsproblemen unternehmen?

In einem Luftreiniger hat sich jede Menge Vogelstaub gesammelt.
In einem Luftreiniger hat sich jede Menge Vogelstaub gesammelt.

Für Menschen wie zum Beispiel Asthmatiker, denen der Staub auf rein mechanische Weise zusetzt, heißt das oberste Gebot beim Auftreten von Gesundheitsproblemen: die Staubmenge stark reduzieren. Im Idealfall bringt man die Vögel in einem Raum unter, den der Asthmatiker nicht ständig betreten muss. Mit einem Luftreiniger, also einem Gerät, das mittels eines leistungsstarken Partikelfilters oder mit Wasser die Luft säubert, kann viel Staub abgefangen werden. Darüber hinaus ist es ratsam, einen speziellen Allergikerstaubsauger zu verwenden, der Feinstaub zuverlässig ausfiltert. Sowohl die Luftreiniger oder -wäscher als auch die Staubsauger für Allergiker sind allerdings vergleichsweise teuer. Beim Reinigen des Vogelkäfigs und des Freiflugzimmers kann darüber hinaus das Tragen eines Mundschutzes helfen, der schon für wenig Geld in Drogeriemärkten oder Apotheken erhältlich ist.

Was für Asthmatiker gilt, lässt sich auf Allergiker ebenso übertragen: Tritt eine Allergie gegen Vogelstaub oder -kot beziehungsweise gegen Futter- oder Einstreustaub auf, muss für sehr strikte Hygiene gesorgt werden. Ein leistungsstarker Luftreiniger und ein Allergikerstaubsauger sind in einem solchen Fall Pflicht. Der Allergiker sollte den Tieren nach Möglichkeit aus dem Weg gehen können. Eine Unterbringung der Vögel im Wohn- oder gar im Schlafzimmer sollte dann unbedingt vermieden werden. Besser ist die Einrichtung eines Vogelzimmers. Oder aber man baut eine Art „Welliterrarium“, wie es die Vogelhalterin Shirley Bessem in ihrem Erfahrungsbericht beschreibt.

Extrudatfutter staubt erheblich weniger als Körnerfutter und ist deshalb für Allergiker oft eine gute Alternative.
Extrudatfutter staubt erheblich weniger als Körnerfutter und ist deshalb für Allergiker oft eine gute Alternative.

Doch bevor die Wohnung umgeräumt und die teuren Geräte angeschafft werden, sollte durch einen Arzt genau diagnostiziert werden, wogegen der Betroffene allergisch ist. Denn falls es weder Vogelstaub noch der Kot der Tiere sein sollten, kommen noch der Futterstaub beziehungsweise der von der Einstreu ausgehende Staub in Betracht. In einem solchen Fall kann unter Umständen eine simple Maßnahme das Problem weitestgehend lösen: Körnerfutter staubt stark, weshalb man zur Reduzierung der Staubbelastung die Fütterung der Vögel auf Extrudate wie zum Beispiel die der Marke Dr. Harrison umstellen könnte. Dieses im Fachhandel erhältliche Papageien-Spezialfutter sollte nicht mit Pellets verwechselt werden. Extrudatfutter nicht preisgünstig, doch es hat zwei entscheidende Vorteile: Einerseits staubt es weniger als normales Körnerfutter, was für empfindliche Vogelhalter gut ist. Andererseits ist es sehr nährstoffreich und somit ausgesprochen gesund für die Vögel. Auch bei der Einstreu gibt es erhebliche Unterschiede, was die von ihr freigesetzte Staubmenge anbelangt. Wird künftig bewusst nur noch staubarme Einstreu verwendet, lässt sich das Gesundheitsrisiko für empfindliche Personen oft erheblich reduzieren.

Stellt sich heraus, dass der erkrankte Vogelhalter gegen Schimmel allergisch ist, sollte die Vogelhaltung dahingehend überprüft werden, ob es Bereiche mit Schimmel gibt. Dies können zum Beispiel zu feuchte Einstreu, die voller flüssigem Kot ist, oder aber Frischfutterreste sein. Eine tägliche Reinigung der Unterbringung der Vögel ist deshalb unabdingbar. Denn: Bei maximaler Hygiene gehaltene Vögel sind normalerweise keine „Schimmelquelle“!

Im Notfall konsequent sein

Falls eine auf die Vogelhaltung zurückzuführende Allergie vorliegt und keine Maßnahme wie die getrennte Unterbringung vom Halter und der Einsatz von Luftfilter und Spezialstaubsauger Wirkung zeigt, ist es bedauerlicherweise in aller Regel erforderlich, die Tiere dauerhaft aus dem Umfeld der erkrankten Person zu entfernen. Wer sie in einem solchen Fall nicht im eigenen Garten in einer Voliere unterbringen kann, dem bleibt leider nichts anderes übrig, als sie in gute Hände zu vermitteln.

Dieser Schritt mag schwer sein, doch mit Allergien ist nicht zu spaßen. Auch wenn andere Allergiker das Problem herunterspielen und sagen, sie würden trotz ihrer Allergie mit ihren Tieren zusammenleben und vielleicht mal ein wenig niesen, sind solche Erkrankungen immer ernst zu nehmen. Denn spätestens wenn sie sich in einer exogen-allergischen Alveolitis äußern, besteht die Gefahr einer dauerhaften Lungenschädigung oder tödlicher Komplikationen. Zudem äußern sich Allergien nicht bei jedem Betroffenen gleich. Seien Sie deshalb konsequent und passen Sie gut auf sich auf!

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