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Freundschaften pflegen

Hinweis: Die in diesem Beitrag erläuterten Zusammenhänge beziehen sich überwiegend auf Wellensittiche. Auf andere Vogelarten sind die Angaben nicht in jedem Fall direkt übertragbar, sie gelten aber durchaus für eine ganze Reihe anderer Heimvogelspezies.
Indem sich der Halter regelmäßig mit seinen Vögeln beschäftigt und ihnen Aufmerksamkeit schenkt, pflegt er die Beziehung zu den Tieren.
Indem sich der Halter regelmäßig mit seinen Vögeln beschäftigt und ihnen Aufmerksamkeit schenkt, pflegt er die Beziehung zu den Tieren.

Sittiche und Papageien, aber auch viele andere Vogelarten leben in freier Natur nicht allein, sondern in Gesellschaft von Artgenossen. Sie pflegen Beziehungen und Freundschaften, indem sie Zeit miteinander verbringen und ihren Artgenossen Aufmerksamkeit schenken. Das lässt sich sehr leicht auch bei in Menschenobhut gehaltenen Vögeln beobachten. Harmonieren die Individuen gut miteinander, dann verbringen sie recht viel Zeit damit, ihre Freundschaften zu pflegen. Vogelhalter sollten dies zum Anlass nehmen, es den Vögeln gleich zu tun und die Beziehung zu den gefiederten Mitbewohnern regelmäßig dadurch zu festigen, dass den Tieren Aufmerksamkeit gewidmet wird. Hierdurch bleiben Vögel meist zutraulich und das Vertrauen, das sie zu ihrer Bezugsperson aufgebaut haben, verfestigt sich mehr und mehr. Ein Patentrezept dafür, wie man die Freundschaften zwischen Vogel und Mensch am besten pflegen sollte, existiert nicht. Viel zu unterschiedlich sind die einzelnen Individuen und es kommt somit immer auf den Einzelfall an. Einige grundsätzliche Dinge gelten aber durchaus in den meisten Fällen, und diese Aspekte werden hier nun vorgestellt.

Verwöhnen mit Leckerbissen – oder: Liebe geht durch den Schnabel … und macht manchmal ziemlich dick

Aus der Hand gereichte Leckerbissen wie Kolbenhirse eignen sich zum Pflegen der Freundschaft.
Aus der Hand gereichte Leckerbissen wie Kolbenhirse eignen sich zum Pflegen der Freundschaft.

Leckereien als kleine Aufmerksamkeit unter Freunden wissen die meisten Vögel sehr zu schätzen. Meine Tiere lieben beispielsweise unser kleines „Futterritual“, das folgendermaßen abläuft: Ich nehme einen Leckerbissen (Kolbenhirse, Keimfutter, Gemüse, Obst etc.) in die Hand und reiche es den Vögeln zwischen meinen Fingerkuppen. Der Reihe nach darf jeder Vogel, der dies möchte, etwas vom Leckerbissen zu sich nehmen. Dabei muss ich sehr genau darauf achten, keines der Tiere zu bevorzugen. Würde ein Vogel mehr als die anderen erhalten, könnte dies zu Eifersucht führen, denn durch wissenschaftliche Untersuchungen ist bekannt, dass Papageienvögel durchaus „zählen“ können und den Wert einer Zuwendung sehr genau kennen. Mit Ungerechtigkeiten können sie häufig nicht gut umgehen und reagieren häufig verärgert.

Bitte beachten Sie: Viele von den Vögeln besonders begehrte Leckereien gehören zu den Dickmachern. Deshalb sollten sie nicht zu häufig und schon gar nicht in zu großen Mengen gereicht werden, um nicht zu riskieren, dass die Vögel übergewichtig werden. Ausnahmen sind Grünfutter aus der Natur, Küchenkräuter und Gemüse. Diese Futtermittel sind nicht sonderlich energiehaltig und fördern deshalb normalerweise kein Übergewicht.

Ein weiterer, nicht von der Hand zu weisender Vorteil dieser Fütterungstechnik ist, dass sich die Tiere so im Bedarfsfall gezielt mit Medikamenten füttern lassen. Ist ein Vogel krank und muss er ein Medikament einnehmen, das auf das Futter gestreut, gestrichen oder geträufelt werden kann, lässt es sich mit der Hand ganz gezielt verfüttern und verabreichen.

Verwöhnen mit „Spielzeit“

Gemeinsames Spielen mit den Vögeln festigt die Beziehung.
Gemeinsames Spielen mit den Vögeln festigt die Beziehung.

Wer mehrere Vögel derselben Art hält, bietet den Tieren die Möglichkeit, sich mit ihresgleichen zu beschäftigen. Das ist fantastisch und erstrebenswert, so sollte es sein. Papageien und Sittiche, aber auch viele andere Vogelarten lieben es, nicht nur mit ihren Artgenossen zu spielen, sondern auch mit Vogelspielzeugen. Sind die Vögel zahm, ist es für sie ein besonderer Genuss, wenn der Halter ihnen beim Spielen Gesellschaft leistet und sich mit einbringt. Damit kann man seine Tiere auf wunderbare Weise verwöhnen und die gemeinsame Freundschaft pflegen. Am besten sollten täglich einige Minuten „Spielzeit“ eingeplant werden.

Verwöhnen mit Körperkontakt

Fordert ein zutraulicher Vogel den Halter dazu auf, ihn zu kraulen, ist dies eine wunderbare Gelegenheit, die Freundschaft auf diese Weise zu pflegen.
Fordert ein zutraulicher Vogel den Halter dazu auf, ihn zu kraulen, ist dies eine wunderbare Gelegenheit, die Freundschaft auf diese Weise zu pflegen.

Für manche Tiere ist es ein Hochgenuss, auf der Schulter ihrer Bezugsperson zu sitzen. Diese Nähe kann man ihnen durchaus erlauben, sofern die Vögel so klein sind, dass sie bei einem plötzlichen Stimmungsumschwung und unvermittelt auftretender Aggressivität keine schweren Verletzungen verursachen können. Einen Ara auf der Schulter sitzen zu haben, der urplötzlich wütend wird und ins Ohr beißt, ist keine gute Idee, wohingegen ein Wellensittich zwar kräftig zwicken kann, aber meist keine gravierenden Verletzungen verursacht.

Einige Vögel haben so viel Vertrauen in ihre Bezugspersonen, dass sie sich gern von ihnen am Kopf kraulen lassen. Das macht sicherlich beiden Beteiligten großen Spaß und es spricht nichts dagegen, einen Vogel zu kraulen, sofern er nicht einzeln gehalten wird, um ihn auf den Menschen fehlzuprägen. Es gibt auch Vögel aus Paar- oder Schwarmhaltung, die innige Freundschaften mit Ihresgleichen pflegen und sich trotzdem gern vom Menschen kraulen lassen.

Bitte beachten Sie: Werden zutrauliche Vögel, die Berührungen akzeptieren, zu häufig mit den Händen gestreichelt, kann dadurch das Gefieder stark abnutzen. Punktuelles Kraulen mit einer Fingerspitze ist weniger belastend für das Federkleid als wiederholtes Streicheln des Vogels mit der gesamten Hand.

Sich niemals den Tieren aufdrängen!

So innig eine Freundschaft zwischen Vogel und Mensch auch sein mag, manchmal haben die Tiere vorübergehend keine Lust, sich mit dem Menschen zu beschäftigen. Würde man sich ihnen in einer solchen Situation aufdrängen, dann würden sie es als unangenehm empfinden – die Beziehung könnte langfristig darunter leiden. Deshalb sollten Vogelhalter es respektieren, wenn die Vögel einmal nicht mit ihnen spielen oder ihnen aus der Hand fressen möchten. Sofern die Tiere dabei keinen kranken Eindruck machen – auch Krankheit kann ein Grund für das Meiden von Kontakten sein –, besteht kein Grund zur Sorge und man sollte es einfach etwas später oder am nächsten Tag wieder versuchen, die Freundschaft zu pflegen.