Betteln um Futter

Hinweis: Die in diesem Beitrag beschriebenen Verhaltensweisen beziehen sich auf Wellensittiche. Auf andere Vogelarten sind die Angaben nicht in jedem Fall direkt übertragbar.
Das gelbe Wellensittichweibchen bettelt den grünen Partner um Futter an.
Das gelbe Wellensittichweibchen bettelt den grünen Partner um Futter an.

Wellensittichpaare oder eng miteinander befreundete Tiere bekunden einander ihre gegenseitige Zuneigung unter anderem durch die sogenannte Partnerfütterung. Meist füttert dabei das Männchen seine Partnerin, aber mitunter übernehmen auch die Weibchen die aktive Rolle und füttern stattdessen ihren Partner. Bei gleichgeschlechtlichen Paaren wechseln beide Partner häufig zwischen aktivem Füttern und Gefüttertwerden. Wie oft sich Wellensittiche gegenseitig mit aus dem Kropf hochgewürgtem Nahrungsbrei füttern, ist unterschiedlich. Generell lässt sich sagen: Je mehr ein Wellensittichpärchen in Brutstimmung gerät oder je intensiver einander zwei Vögel zugetan sind, desto häufiger findet die Partnerfütterung statt.

Ein Wellensittichweibchen in typischer Bettelkörperhaltung – die Dame hatte Erfolg und wird gefüttert.
Ein Wellensittichweibchen in typischer Bettelkörperhaltung – die Dame hatte Erfolg und wird gefüttert.

Bei Pärchen setzt das Männchen die Fütterung als Zeichen seiner Zuwendung und zum Festigen der Paarbindung ein, es stellt damit zudem seine Qualitäten als „Ernährer“ einer Familie unter Beweis. Mitunter fordern die Weibchen die Fütterung von sich aus ein. Hierbei sind typische Merkmale der Körpersprache und charakteristische Verhaltensweisen zu beobachten: Das Weibchen nimmt beim Betteln um Futter häufig eine unterwürfigere Position ein, es macht sich regelrecht klein und erinnert damit an ein hilfloses Jungtier. In dieser Körperhaltung wird der Rücken im Extremfall fast waagerecht gehalten, den Kopf legen die Wellensittichweibchen weit in den Nacken und der Schnabel wird ein wenig geöffnet. Oft geben werden dabei zirpende, knarrende oder quietschende Geräusche von sich gegeben. Manche Weibchen betteln besonders extrem, sie rütteln dann sehr schnell mit dem Kopf. Mitunter haken sie kurz den Schnabel in den des Männchens ein und rütteln daran.

Beispielvideo: ein um Futter bettelndes Wellensittichweibchen

Früh übt sich: Das noch nicht geschlechtsreife weiße Weibchen bettelt seinen Partner um Futter an.
Früh übt sich: Das noch nicht geschlechtsreife weiße Weibchen bettelt seinen Partner um Futter an.

Doch warum betteln die Weibchen um Futter? Sind sie einfach nur zu faul zum Fressen? Nein, es steckt für sie erheblich mehr dahinter: Durch sein Betteln versucht das Wellensittichweibchen seinen Partner auf die bevorstehende Jungenaufzucht einzustimmen und testet außerdem seine Qualitäten als „Versorger“ der Familie. Schließlich muss er während der Brut zunächst die rund um die Uhr auf den Eiern sitzende Partnerin und später auch die Küken mit Futter versorgen können. Allerdings betteln manche Weibchen doch verdächtig oft um Futter, vermutlich lernen sie schnell, wie bequem es ist, auf diese Weise ernährt zu werden.

Übrigens betteln nicht nur erwachsene Wellensittiche ihre Partner um Futter an. Auch junge Wellensittiche, die erst vor kurzer Zeit das elterliche Nest verlassen haben, betteln erwachsene Artgenossen in den ersten paar Tagen oder maximal Wochen gelegentlich um Futter an. Sie nehmen dabei die oben beschriebene Körperhaltung ein. Anstatt zu quietschen oder zu zirpen, geben sie einen Bettellaut von sich, der ähnlich wie das Betteln von Wellensittichnestlingen (Küken) klingt. Insbesondere während sie noch wenig geübt darin sind, sich selbst zu ernähren, versuchen sie auf diese Weise von anderen Vögeln – es werden nicht nur die Eltern angebettelt – eine Extraportion Futter zu erlangen. Häufig gehen sie den anderen Vögeln damit aber auf die Nerven und erhalten kein Futter, sondern müssen Schnabelhiebe einstecken.

Beispielvideo: ein um Futter bettelnder junger Wellensittich