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Wer brütet: Weibchen oder Männchen?

Ein brütendes Wellensittichweibchen im Nistkasten
Ein brütendes Wellensittichweibchen im Nistkasten

Bei den Wellensittichen ist die Rollenverteilung in Bezug auf das Brüten im Großteil der Fälle klar geregelt: Das Weibchen wärmt das Gelege und auch später die Nestlinge; Letzteres wird als Hudern bezeichnet. Währenddessen bleibt da Männchen außerhalb der Nisthöhle beziehungsweise des Nistkastens und versorgt seine Partnerin sowie später auch die Jungen mit Nahrung. Manche Wellensittichmännchen sind neugierig oder besonders fürsorglich und möchten gern beim Brüten dabei sein – gar nicht gut, finden fast alle Weibchen. Sie werden sehr aggressiv und beißen ihren Partner mitunter so heftig, dass Blut fließt. Auf diese Weise vertreiben sie ihn aus der Nisthöhle. Der Vater darf allenfalls auf der Stange am Einschlupfloch sitzen, von wo aus er seine Partnerin mit leisen Rufen zur Futterübergabe lockt. Nur in wenigen Ausnahmefällen akzeptieren die Weibchen die Anwesenheit des Männchens im Nistkasten. Das eigentliche Wärmen der Eier ist dann aber trotzdem Aufgabe der Mutter. Der Vogelvater sitzt häufig an sie gekuschelt im Dunkeln und krault ihren Nacken.

Im Großteil der Fälle halten sich die Wellensittichmännchen immer nur vor dem Nistkasten auf und werden darin von den Weibchen nicht geduldet
Im Großteil der Fälle halten sich die Wellensittichmännchen immer nur vor dem Nistkasten auf und werden darin von den Weibchen nicht geduldet
Eine seltene Ausnahme: Dieses Wellensittichweibchen ließ es zu, dass der Partner sich bis zum Schlüpfen der Jungen nahezu ständig im Nistkasten aufhielt; gefressen wurde gemeinsam am Einschlupfloch
Eine seltene Ausnahme: Dieses Wellensittichweibchen ließ es zu, dass der Partner sich bis zum Schlüpfen der Jungen nahezu ständig im Nistkasten aufhielt; gefressen wurde gemeinsam am Einschlupfloch

Übrigens ist es nicht bei allen Vogelarten so. Bei Nymphensittichen wechseln sich die Partner beispielsweise beim Brüten ab, ebenso bei den Diamanttäubchen. Letztgenannte sitzen manchmal sogar als Paar auf den Eiern und wärmen sie. Dass bei den Wellensittichen die Weibchen fürs Brüten zuständig sind, sieht man sogar an einer körperlichen Veränderung, die sie mit dem Eintritt in die Fortpflanzungsphase entwickeln.

Der Brutfleck der Wellensittichweibchen

Der Brutfleck der Wellensittichweibchen ist gut durchblutet und sehr warm
Der Brutfleck der Wellensittichweibchen ist gut durchblutet und sehr warm

Das Gefieder der Vogelweibchen isoliert sehr gut und hält die Körperwärme beim Vogel. Während die werdenden Vogelmütter brüten, ist dies aber störend. Ihre Körperwärme sollte sich im Idealfall möglichst gut auf die Eier übertragen. Die Natur hat hierfür eine sehr gute Lösung gefunden: Infolge einer hormonellen Veränderung zum Ende der Eiablagephase hin fallen die Federn am Bauch teilweise aus und es bildet sich ein nackter Bereich ohne Dunen (Unterfedern). Jene Körperpartie liegt beim Brüten direkt auf den Eiern und sie ist besonders gut durchblutet. Dadurch wird die Körperwärme effizient auf das Gelege übertragen. Man bezeichnet diesen meist dunkelrot schimmernden, nackten Bereich am Bauch der Vogelweibchen als Brutfleck. Enten und Gänse haben es da weniger leicht. Ihnen fallen die Federn nicht von selbst aus, sie müssen sie sich ausreißen und sozusagen den Brutfleck absichtlich produzieren. Das weiche Dunengefieder wird nicht verschwendet, sondern als Polsterung für das Nest eingesetzt.

Wellensittichweibchen haben nur einen Brutfleck, wie es zum Beispiel auch bei vielen Singvogelarten der Fall ist. Daneben gibt es Spezies, die zwei Brutflecken haben, zum Beispiel verschiedene Regenpfeifer. Etliche Möwenarten haben ebenso wie Gänse und Enten sogar drei Brutflecken. Am anderen Ende der Skala sind Pinguine, Kormorane und einige weitere Wasservögel, die gar keinen Brutfleck entwickeln. Bei den meisten Vögeln wachsen die Federn am Bauch nach dem Brüten wieder nach. Lediglich einige wenige Arten, darunter verschiedene Tauben, behalten ihren Brutfleck permanent. Bei ihnen wird diese Körperpartie von den Deckfedern bedeckt, darunter finden sich aber keine Dunen.

Titelbild dieser Seite © G. A. Pontrandolfo