15. Tag im Leben eines Wellensittichkükens

An seinem 15. Lebenstag kann man bei dem Jungvogel schon deutlich die Färbung vieler seiner Federn erkennen
An seinem 15. Lebenstag kann man bei dem Jungvogel schon deutlich die Färbung vieler seiner Federn erkennen

Zusehends häufiger läuft der Nestling nun im Nistkasten auf und ab, er wirkt schon sehr unternehmungslustig. Gelegentlich schaut er aus dem Einschlupfloch und sieht sich neugierig um – sofern es sich um ein mutiges Küken handelt. Schüchterne Jungtiere halten sich stattdessen lieber im Hintergrund. Deshalb ist es kein schlechtes Zeichen, wenn man den Vogelnachwuchs nicht dabei beobachten kann, wie er einen Blick auf die Welt außerhalb des Nistkastens erhascht. Vielmehr bekommt man nun bereits einen Eindruck vom individuellen Charakter der einzelnen jungen Wellensittiche.

Wenn das Küken gerade nicht aktiv ist, lehnt es sich gern gegen seine Geschwister oder gegen eine Wand des Nistkastens. Dort döst es oder pflegt sein Gefieder. Zumindest vollführt es die entsprechenden Bewegungen, die für die Gefiederpflege typisch sind. Wahrscheinlich ist das Ganze aber eher ein Versuch, durch Berührungen mit dem Schnabel ein wenig den Juckreiz zu lindern, der mit dem Gefiederwachstum einhergeht.

Unverkennbar rein gelb wir das Gefieder dieses Wellensittichs, und seine roten Pupillen verraten, dass er ein Lutino ist
Unverkennbar rein gelb wir das Gefieder dieses Wellensittichs, und seine roten Pupillen verraten, dass er ein Lutino ist

Apropos Gefieder: Im Gesicht sind die Federn jetzt so weit ausgeprägt, dass man schon die spätere Färbung der Federn erkennen kann. Entweder schimmern die Federn weiß oder gelb – je nach Farbreihenzugehörigkeit beziehungsweise Farbschlag des Vogels. Und obwohl die Federn noch in ihren feinen silbrigen Federscheiden stecken und eher wie kleine Stifte aussehen, sind bereits deutlich die dunkelblauen Wangenflecken zu erkennen – sofern es sich um einen Vogel eines Farbschlags handelt, dessen Wangenflecken blau sind. Bei einigen Farbschlägen sind sie weiß, deshalb sind sie in diesem Alter kaum zu erkennen. Auf dem Kopf sind die noch nicht entfalteten Federn nun etwa 3 mm lang. Die Schwanz- und Schwungfedern sind schon etwas länger, sie messen etwa 6 mm, stecken aber ebenfalls noch in den Federscheiden.

Hebt man das Jungtier an und lässt dabei seine Beinchen baumeln, versucht es instinktiv irgendwo zuzugreifen und ballt dabei die Füße zu kleinen „Fäusten“, sobald man mit dem Finger die Fußsohlen berührt. Das bedeutet, der Greifreflex ist bereits  weitestgehend entwickelt. Er ist später sehr wichtig für den Vogel, weil er es dem Tier ermöglicht, sich problemlos auf Zweigen und Ästen halten zu können. Auf dem Rücken liegt der junge Vogel inzwischen nicht mehr gern. Wenn es einmal versehentlich hinfällt und auf den Rücken rollt, dreht es sich so schnell wie möglich wieder um und steht dann auf den Füßen.

Richtig schimpfen wie ein erwachsener Wellensittich kann der junge Vogel jetzt auch. Diese charakteristische Lautäußerung trainiert er mitunter sehr ausdauernd im Nistkasten mit seiner ganz besonderen Akustik. In der kleinen Box muss das ziemlich laut sein und es wurden schon oft Wellensittichmütter dabei beobachtet, wie sie vor ihren schimpfenden Küken vorübergehend geflohen sind. Da stellt sich nun die Frage, weshalb die Kleinen diese Rufe so intensiv vortragen. Vielleicht ist es wie bei den Kinder der Menschen: Sie kreischen und rufen auch gern laut im Treppenhaus, weil es so schön hallt. 😉

Titelbild dieser Seite © Petra Schröder