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Wellensittiche abgeben – das ist zu beachten
Für die Vogelhaltung entscheiden sich Menschen aus vielen unterschiedlichen Gründen. Doch mit der Zeit kann die Lust an den Tieren vergehen oder es können sich Änderungen in den Lebensumständen ergeben, die eine tiergerechte Vogelhaltung nicht mehr ermöglichen. Darüber hinaus gibt es Fälle, in denen die Vögel untereinander nicht harmonieren. Geraten sie in eine entsprechende Situation, überlegen viele Halter, ob sie ein Tier oder gar alle abgeben sollten. Es ergeben sich dann mehrere Fragen, darunter die Wichtigste: Wie finde ich einen neuen Halter, bei dem es die Tiere wirklich gut haben? Was dies angeht, möchte ich Ihnen mit diesem Kapitel einige Hilfestellungen anbieten. Auch in Bezug auf Überlegungen, ob ein Tier, das mit seinen Schwarmgefährten nicht (mehr) harmoniert, weggegeben werden sollte, gebe ich auf dieser Seite Tipps.
Die „Gewissensfragen“ …
Darf man Tiere, mit denen man man mehr oder minder lange zusammengelebt hat, überhaupt abgeben? Oder ist es ein „Abschieben“ der gefiederten Freunde, das in keinem Fall moralisch vertretbar ist? Die Antwort kann hier nur lauten: Selbstverständlich dürfen Vögel abgegeben werden, sofern es für sie das Beste ist und sie in eine tiergerechte Haltung gegeben werden. Es kann ein Akt großer Tierliebe sein, sich von seinen geliebten Vögeln zu trennen, um ihnen ein besseres Leben in einem neuen Zuhause zu ermöglichen. Mit einer Abschiebung hat meist nichts tun, sofern einige wichtige Details beachtet werden.
Ein geeignetes neues Zuhause finden
Bei der Suche nach einem geeigneten neuen Zuhause für die Tiere sollte berücksichtigt werden, welche Bedürfnisse die Vögel im Einzelnen haben. Sind es ältere Tiere, sollten sie nicht in ein Zuhause gegeben werden, in dem sie viel Trubel erwartet. Sie könnten sonst aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters und des damit verbundenen Ruhebedürfnisses rasch überanstrengt sein. Junge, quirlige Tiere sollten dagegen in ein Zuhause gegeben werden, wo sie sich nach Herzenslust austoben können. Gehandicapte oder chronisch kranke Vögel müssen an einen neuen Halter vermittelt werden, der sich mit den nötigen Behandlungen und den speziellen Bedürfnissen dieser heiklen Pfleglinge auskennt und idealerweise über die erforderlichen finanziellen Ressourcen verfügt – die Haltung gehandicapter oder chronisch kranker Tiere kann sehr kostspielig sein! Das heißt, die Suche nach einem neuen Besitzer kann im Einzelfall ein wenig kompliziert werden und Zeit in Anspruch nehmen. Es ist ratsam, sich diese zu nehmen, damit die Tiere tatsächlich optimal untergebracht werden. Gegebenenfalls kann es auch helfen, dem neuen Halter finanzielle Unterstützung zu bieten, denn gerade Handicap-Vögel und chronisch erkrankte Tiere müssen vergleichsweise oft einem Tierarzt vorgestellt werden, und das muss man sich leisten können!
Hilfreich sind bei der Suche nach einem neuen Zuhause Vermittlungsforen im Internet, darunter beispielsweise das Forum von Welli.net. Vogelhalter können in diesen Foren kostenlos inserieren und es gibt zudem Gesuche, also Anzeigen, in denen andere Vogelhalter gezielt nach Abgabetieren Ausschau halten. Mit diesen Menschen sollte Kontakt aufgenommen werden und es ist am besten im Vorfeld abzuklären, wie die Haltungsbedingungen im Detail aussehen. Oft ermöglichen die Interessenten es sogar, dass das neue Zuhause vorab angeschaut werden kann. Dieses Angebot sollten Vogelhalter, die ihre Tiere abgeben möchten, unbedingt nutzen. So können sie sich davon überzeugen, dass ihre Vögel es in Zukunft gut haben werden.
Auf Facebook gibt es eine ganze Reihe von Vermittlungsmöglichkeiten in Gruppen über Heimvögel. Echte Notfälle, wenn Tiere beispielsweise sehr schnell abgegeben werden müssen, weil der Halter schwer erkrankt oder gar gestorben ist, können beispielsweise in der Gruppe „Notfedern“ inseriert werden. Die genannte Gruppe agiert in Deutschland, es gibt auch eine entsprechende Gruppe für Österreich sowie Gruppen für einzelne deutsche Bundesländer – am besten suchen Sie einfach bei Facebook.
Freilich können Vögel auch im örtlichen Tierheim oder über Zeitungs- und Online-Marktplatzinserate abgegeben werden. Allerdings sollte bei letzterem sicherheitshalber ebenfalls im Vorfeld überprüft werden, wie die Haltungsbedingungen beim potenziellen neuen Besitzer aussehen. Es wäre grob fahrlässig, die Tiere einfach wegzugeben und sich nicht persönlich vor Ort zu vergewissern, dass es ihnen gut geht und sie nach bestem Wissen und Gewissen gepflegt werden.
Übrigens: Obwohl immer wieder negative Dinge über Tierheime verbreitet werden, geben sich die meisten dieser Einrichtungen sehr große Mühe bei der Vermittlung von Vögeln. Viele Tierheime arbeiten überdies eng mit Vogelhalter-Vereinen oder Vogelfreunden zusammen, die sich für eine artgerechte Haltung der Tiere einsetzen und bei der Vermittlung helfen. Viele negative Vorurteile gegenüber Tierheimen bestehen deshalb zu unrecht!
Kosten für Tierarztuntersuchungen einkalkulieren
Manche Interessenten haben selbst bereits mehrere Vögel in ihrer Obhut und sie verlangen vorab eine tierärztliche Untersuchung der Neuzugänge, also einen Eingangscheck. Es kann also gut möglich sein, dass Sie als bisheriger Halter der Abgabevögel für diese Kosten aufkommen sollen. Dass die neuen Halter diese tierärztliche Untersuchung wünschen, ist vernünftig, weil so unterbunden wird, dass eventuell nicht entdeckte Krankheiten in ihren Bestand eingeschleppt werden. Auch wenn es denjenigen, der seine Tiere abgeben möchte, ein wenig Geld kostet, ist diese Investition doch ratsam, da den Vögeln dadurch ein Neuanfang in einem vermutlich sehr verantwortungsvoll und liebevoll geführten Vogelhalter-Haushalt ermöglicht wird.
Übrigens ist dem neuen Halter kein Vorwurf zu machen, weil er die Kosten nicht selbst übernehmen möchte. Wenn es sich nämlich um jemanden handelt, der oft schwierig vermittelbare Vögel aufnimmt, hat diese Person mit großer Wahrscheinlichkeit hohe Tierarztkosten zu schultern. Ein wenig zu sparen, indem der Vorbesitzer die Kosten für die Eingangsuntersuchungen der gefiederten Neuzugänge übernimmt, ist da durchaus nachvollziehbar und nicht verwerflich.
Spezialfall Unverträglichkeit
Wer zwei Tiere oder einen kleinen Vogelschwarm hält, erlebt es unter Umständen irgendwann, dass ein Tier plötzlich nicht mehr mit dem oder den Artgenossen harmoniert. Es kann beispielsweise geschehen, dass sich ein Vogel in ein bereits verpaartes Tier verliebt und ständig die Beziehung der beiden Artgenossen stört. Heftige Streitigkeiten, die oft zu blutigen Kämpfen führen, können die Folge sein. Dieser Dauerstress und die Gefahr (tödlicher) Verletzungen sind dann leider an der Tagesordnung und alles andere als förderlich für die Nerven des Halters und die Gesundheit der Vögel.
In einem solchen Fall ist es oft sinnvoll, den unverträglich gewordenen Vogel zunächst für einige Tage von der Gruppe zu separieren. Beruhigt sich die Situation bei einem erneuten Aufeinandertreffen der Tiere nicht, ist es häufig das Beste, den „Störenfried“ in ein neues Zuhause zu vermitteln – so schwer es dem Halter auch fallen mag. Bei der Vermittlung in ein neues Umfeld sollte darauf Acht gegeben werden, dass der Vogel dort im Idealfall mehrere Artgenossen vorfindet, um einen Partner wählen zu können. Das Tier aufgrund seines vermeintlich unsozialen Verhaltens in eine Einzelhaltung zu geben, ist dagegen nicht akzeptabel. Denn in den meisten Fällen ist es „Liebeskummer“, der zu dem aggressiven Verhalten führt. In einem anderen Umfeld werden die Tiere häufig wieder verträglich und sanftmütig, weil sie zufrieden sind und einen passenden Partner finden können.
Ist ein Vogel plötzlich gegenüber nahezu allen Schwarmgefährten aggressiv oder greift er seinen langjährigen Partner an beziehungsweise beißt er sogar Menschen, könnte jedoch eine schmerzhafte Erkrankung der Grund dafür sein. Wenn Vögel Schmerzen haben, werden sie oft bissig und lassen niemanden mehr an sich heran. Auch können seelische Wunden nach einem für den Vogel beängstigenden Erlebnis der Auslöser für verstärkte Aggressionen sein. Es ist deshalb ratsam, einen auf die Behandlung von Vögeln spezialisierten Tierarzt überprüfen zu lassen, ob gegebenenfalls eine körperliche Erkrankung für das aggressive Verhalten verantwortlich ist. Falls psychische Ursachen zu der Verhaltensänderung und Unverträglichkeit mit anderen Vögeln geführt haben könnten, sollte ein Experte für das Verhalten von Papageien zurate gezogen werden. Solche Papageientrainer können oft dabei helfen, die Verhaltensauffälligkeiten der Tiere in den Griff zu bekommen, sodass man die „Störenfriede“ nicht weggeben muss.
Problemfall Mobbing
In einem Vogelschwarm kann es zu Mobbing kommen, denn Wellensittiche sind keineswegs immer „lieb“ und sanftmütig. Ist ein Schwarmmitglied plötzlich schwach, weil es beispielsweise chronisch erkrankt ist, eine körperliche Einschränkung erlitten hat oder infolge fortgeschrittenen Alters weniger Kraft als vorher hat, kann es dazu kommen, dass dieser Vogel von seinen Artgenossen ständig traktiert wird. Der Halter muss in einer solchen Situation genau überprüfen, ob es nur ein Vogel ist, der das andere Tier mobbt oder ob es gar mehrere Vögel sind. Ist letzteres der Fall, kann es ratsam sein, den gemobbten Vogel in ein anderes Umfeld zu geben, in dem er auf weniger aggressive Artgenossen trifft. Mobbt nur ein Vogel, kann es auch sinnvoll sein, diesen wegzugeben. Hier ist immer Fingerspitzengefühl gefragt und es ist sicherlich in den meisten Fällen nicht leicht, sich von einem Tier zu trennen. Aber man sollte seine eigenen Gefühle außen vor lassen und unbedingt so entscheiden, dass es den Tieren mit der neuen Situation gut geht.