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Badevorlieben der Wellis

Hinweis: Die in diesem Beitrag beschriebenen Verhaltensweisen beziehen sich auf Wellensittiche. Auf andere Vogelarten sind die Angaben nicht in jedem Fall direkt übertragbar.
In der kleinen Vogelwanne haben die beiden Wellensittiche Spaß.
In der kleinen Vogelwanne haben die beiden Wellensittiche Spaß.

Wie oft sollte ein Wellensittich baden? Diese Frage stellt sich vermutlich jeder Vogelhalter irgendwann einmal. Allerdings ist die Antwort darauf nicht leicht, denn es gibt keine allgemeine Regel, die für jeden Vogel und in jeder Lebenssituation gilt. Viel wichtiger ist deshalb die Frage, ob ein Vogel überhaupt baden muss, um gesund zu bleiben. Diesem Aspekt und einigen weiteren rund um das Baden widmet sich dieses Kapitel.

Baden für ein gesundes Federkleid

Manche Vögel baden so gern, dass sie anschließend tropfnass sind.
Manche Vögel baden so gern, dass sie anschließend tropfnass sind.

Ein schönes Gefieder ist für Vögel weit mehr als eine Frage des „guten Aussehens“: Nur mit intaktem Federkleid bleiben Vögel flugfähig, weshalb das Baden für sie sehr wichtig ist. Das gilt vor allem für Wildvögel, die darauf angewiesen sind, stets perfekt fliegen zu können. In freier Natur können Schmutzpartikel an den Federn haften und sie mechanisch übermäßig stark beanspruchen, was wiederum zu Schwierigkeiten beim Fliegen führen kann. Wenn dagegen ein in menschlicher Obhut gehaltener Heimvogel nicht gut fliegen kann, weil sein Gefieder nicht in einem optimalen Zustand ist, dann mag das für das Tier zwar ein wenig unangenehm sein. Doch für gewöhnlich ergibt sich daraus keine lebensbedrohliche Situation, denn der Weg zum stets gut gefüllten Futternapf muss in den meisten Fällen nicht fliegend zurückgelegt werden. Noch dazu kommen Heimvögel meist nicht mit so viel Schmutz in Berührung wie wildlebende Vögel.

Ein weiterer Aspekt spielt für Wildvögel eine Rolle: Das Gefieder dient den Tieren in der Nacht und an kühlen Tagen als Schutz vor Kälte und bis zu einem gewissen Grad auch gegen Nässe, sofern es ausreichend gut eingefettet ist. Sind die Federn nicht sauber, verkleben sie miteinander. Hierdurch bilden sich Lücken im normalerweise geschlossenen Federkleid, durch die Kälte zur ungeschützten Haut durchdringen kann. Nässe kann sich so ebenfalls leicht in den Federn festsetzen. Instinktiv wissen die Tiere dies und sorgen dafür, möglichst regelmäßig zu baden, um ihr Gefieder in einem einwandfreien Zustand zu halten.

Obwohl sie unter gänzlich anderen Bedingungen leben als Wildtiere, verfügen auch im Haus gehaltene Vögel über diesen Instinkt. Weil sie aber für gewöhnlich unter gleichmäßigen klimatischen Bedingungen gehalten werden, ist ihr Badebedürfnis in vielen Fällen nicht so stark ausgeprägt ist wie das ihrer wilden Artgenossen. Trotzdem wissen die meisten in der Obhut des Menschen lebenden Wellensittiche oder anderen Vögel ein regelmäßiges Bad sehr zu schätzen. Manchen Individuen scheint es große Freude zu bereiten, kräftig zu baden. Und vor allem an heißen Sommertagen kühlen sich die Tiere gern auf diese Weise ein wenig ab.

Wie oft sollten Wellensittiche baden?

Ein frisch gebadeter junger Wellensittich.
Ein frisch gebadeter junger Wellensittich.

Kommen wir also zurück zu der eingangs gestellten Frage, deren Beantwortung nun etwas leichter fällt, nachdem geklärt ist, welche Bedeutung das Baden für das Federkleid und damit für die Gesundheit der Vögel hat: Weil das Baden für in menschlicher Obhut gehaltene Vögel nicht überlebenswichtig ist, gibt es keine starren Regeln für die Häufigkeit des Badens.

Wann und wie oft ein Vogel baden möchte, hängt maßgeblich von den individuellen Bedürfnissen und Gewohnheiten des einzelnen Vogels ab – und nicht zuletzt davon, was das Tier selbst gern möchte. Im Idealfall ist der Vogelhalter mit den Bedürfnissen seiner Tiere bestens vertraut und bietet ihnen die benötigten Bademöglichkeiten.

Eigentlich steht ihm eine Badewanne zur Verfügung, aber das feuchte Trinkröhrchen ist zu verlockend.
Eigentlich steht ihm eine Badewanne zur Verfügung, aber das feuchte Trinkröhrchen ist zu verlockend.

Ein schlechtes Gewissen sollte ein Tierhalter bekommen, wenn keine Möglichkeit zum Baden besteht und ein Vogel deshalb verzweifelt versucht, sein Gefieder mit dem Wasser aus dem Trinknapf oder gar aus dem Trinkröhrchen zu befeuchten beziehungsweise versucht, in den Wasserspender so weit wie möglich hinein zu klettern. Geschieht dies, hat man dem Vogel garantiert zu wenige Gelegenheiten zum Baden geboten und sollte in diesem Punkt die Haltungsbedingungen dringend und umgehend verbessern. Zuweilen befeuchten Vögel am Trinknapf ihr Gefieder, obwohl anderweitige Bademöglichkeiten zur Verfügung stehen – auch das kann wie bei dem in der Nähe dieses Absatzes gezeigten Wellensittichs vorkommen.

Darüber hinaus gibt es Vögel, die äußerst ungern baden. Das ist nicht weiter schlimm und man sollte sie nicht dazu zwingen. Durch „Zwangsbaden“ kann ihre Abneigung gegen Wasser im Gefieder nur noch stärker werden! Es kann aber auch sein, dass ein Vogel nicht so baden möchte, wie es der Halter ihm anbietet. Typischerweise wird ein Gefäß mit Wasser angeboten, in dem die Tiere ein Bad nehmen können. Daneben gibt es noch einige weitere Möglichkeiten, die von manchen Vögeln viel lieber wahrgenommen werden. Im Folgenden werden die wichtigsten Bademethoden vorgestellt.

Das Vollbad: mit und ohne „Animation“

Salatblätter im Badewasser animieren viele Vögel dazu, intensiver zu baden.
Salatblätter im Badewasser animieren viele Vögel dazu, intensiver zu baden.

Relativ viele Wellensittiche schätzen ein opulentes Vollbad in einem kleinen „Tümpel“. Dafür eigenen sich Badehäuschen aus Kunststoff, wie man sie im Zoofachgeschäft kaufen kann, jedoch häufig nur bedingt. Zwar sind diese Badehäuschen praktisch, weil man sie von außen an den Käfig hängen kann und weil sie die Umgebung vor Spritzwasser schützen. Aber diese kleinen Plastikbadewannen haben für Wellensittiche den entscheidenden Nachteil, dass sie sehr eng sind. Viele Vögel wissen mehr Bewegungsfreiheit zu schätzen und baden deshalb lieber in flachen Schalen, in die sie sich legen und mit den ausgebreiteten Flügeln schlagen können. In einem Badehäuschen ist letzteres nicht möglich. Manche Vögel lieben es, vom Halter mit Wasser besprenkelt zu werden, während sie im Badegefäß sitzen – also quasi Baden mit „Animation“.

Das Baden in einer flachen, geräumigen Schale mag für die Tiere ein Genuss sein, doch für uns Menschen hat es einen entscheidenden Nachteil: Die Tiere kümmert es beim Baden nicht, dass sie mit ihren teils heftigen Flügelschlägen Wasser aufwirbeln und die nähere Umgebung des Badeplatzes dadurch stark in Mitleidenschaft gezogen wird. Tapeten, Holz- und Polstermöbel werden dabei ebenso durchnässt wie Teppiche. Deshalb sollte die Badeschale an einer Stelle platziert werden, an der Spritzwasser unproblematisch ist.

Für gehandicapte Vögel wie dieses Wellensittichweibchen mit Beinfehlstellung sind Salatblätter im Wasser gut, da sie Halt bieten.
Für gehandicapte Vögel wie dieses Wellensittichweibchen mit Beinfehlstellung sind Salatblätter im Wasser gut, da sie Halt bieten.

Einige Vögel mögen es sehr gern, wenn in der flachen Badeschale beispielsweise Salatblätter oder Möhrengrün liegen. An dem Grün halten sie sich fest, während sie sich ausgiebig der nassen Gefiederpflege hingeben. Insbesondere für gehandicapte Vögel kann es wichtig sein, solche Hilfsmittel zum Festhalten in einer Badeschale vorzufinden. Hinzu kommt, dass aromatische Kräuter, die im Badewasser liegen, für die Vögel einen besonderen Genuss darzustellen scheinen. So wird beispielsweise von vielen Vogelhaltern berichtet, dass ihre Tiere besonders gern in Schalen baden, in denen sich Wasser mit darin schwimmenden Basilikumblättern befindet.

Das Bad unter einem Wasserstrahl: das Duschbad

Eine ebenfalls ausgesprochen beliebte Bademethode vieler Wellensittiche ist ein Bad unter fließendem Wasser. Ein solches Duschbad ist damit zu vergleichen, als würden Wildvögel unter einem Wasserfall oder aus der Vegetation tropfenden Wasserrinnsalen ein Bad nehmen. Für ein solches Bad setzt sich ein zahmer Vogel auf die Hand seines Pflegers und planscht unter dem sanften Wasserstrahl im Badezimmer. Auch bei dieser Bademethode kümmern sich die Vögel nicht darum, was in ihrer Nähe nass wird. Der Vogelhalter selbst wird sicher den einen oder anderen Spritzer abbekommen – ebenso wie das Badezimmer. Da dort die Wände meist gefliest sind, ist das Spritzwasser aber für gewöhnlich eher unproblematisch. Zwei Details sind bei dieser Bademethode unbedingt zu beachten: Sorgen Sie stets dafür, dass der Wasserstrahl nicht zu hart ist. Ferner sollte das Wasser weder zu kalt noch zu warm sein.

Lesetipp
Mein eigener Wellensittich Serenio hat es zu Lebzeiten geliebt, auf diese Weise zu baden. Sein ausgelassenes Treiben hat mich dazu inspiriert, ein kleines Wellensittichmärchen zu schreiben: Serenio und der böse Wasserstrahl.
Eine Vogeldusche mit Rundbogen und mehreren Bereichen, aus denen Wasser tropft, ist bei Vögeln meist sehr beliebt.
Eine Vogeldusche mit Rundbogen und mehreren Bereichen, aus denen Wasser tropft, ist bei Vögeln meist sehr beliebt.

Wer keine zahmen Ziervögel hat oder nicht ständig durchnässt werden möchte, wenn die Tiere baden und dabei auf der Hand sitzen, kann im gut sortierten Online-Fachhandel eine sogenannte Vogeldusche kaufen. Dabei handelt es sich um eine kleine Duschkabine, in die ein Wasserhahn und ein Aquarien-Pumpsystem eingebaut sind. Man füllt sauberes Wasser ein und dieses wird durch die Pumpe immer wieder umgewälzt. Sie drückt es durch den Wasserhahn, wodurch permanent ein Wasserstrahl vorhanden ist.

Falls Sie eine solche Vogeldusche kaufen möchten, geben Sie diesen Begriff einfach in eine Suchmaschine ein, dann werden Sie garantiert fündig. Zudem können all jene, die handwerklich ein wenig geschickt sind, eine solche Mini-Duschkabine selbst bauen. Vogelduschen bieten dem Halter den entscheidenden Vorteil, dass die Tiere in ihrer gewohnten Umgebung duschen und baden können, dabei aber die Umgebung kaum mit Spritzwasser belasten.

Modell einer Vogeldusche können mehrere Wellensittiche gleichzeitig duschen.
Modell einer Vogeldusche können mehrere Wellensittiche gleichzeitig duschen.

Achtung: Vogelduschen müssen nach jedem Gebrauch gründlich gereinigt werden und es ist stets frisches Wasser zu verwenden. Anderenfalls können sich krank machende Keime im Wasser oder im Pumpsystem festsetzen und für die Vögel zur Gefahr werden.

In der Rubrik über die Unterbringung der Wellensittiche gibt es eine Bastelanleitung für eine Vogeldusche, die mit einem kleinen Pool kombiniert ist.

Duschen wie unter Regentropfen

Katharinasittiche duschen lieber als zu baden und sie hängen sich dabei oft kopfüber an einen Ast.
Katharinasittiche duschen lieber als zu baden und sie hängen sich dabei oft kopfüber an einen Ast.

Ein sanfter Regenschauer animiert in der Natur viele Vögel dazu, ein Duschbad zu nehmen. Vögel, die diese Art des Badens bevorzugen, sträuben bei einsetzendem Regen ihr Gefieder oder hängen sich sogar kopfüber an die Sitzäste. So stellen sie sicher, dass das Wasser alle Gefiederpartien erreicht. Von dieser Bademethode sind vor allem Katharinasittiche in aller Regel sehr begeistert, aber auch viele Wellensittiche lieben ein Regenduschbad.

Heimvögeln kann man ganz leicht mithilfe eines Wassersprühers (Blumenspritze) zu diesem Badespaß verhelfen. Jedoch sei erwähnt, dass diese Art des Badens alles in der näheren Umgebung durchnässt. Das gilt vor allem für den Boden. Am besten gewöhnt man seine Vögel deshalb daran, nur über unempfindlichem Boden (beispielsweise PVC oder Bodenfliesen) ein Duschbad zu nehmen. Vielleicht gelingt es ja sogar, die Vögel daran zu gewöhnen, sich auf einen im Badezimmer montierten Zweig zu setzen und dort zu duschen.

Beim Duschen schließen viele Wellensittiche zwischendurch die Augen.
Beim Duschen schließen viele Wellensittiche zwischendurch die Augen.

Achten Sie darauf, dass der Wassersprüher keinen zu feinen Nebel verströmt. Die meisten Vögel mögen es nicht, wenn die Wassertröpfchen sehr klein sind, denn sie atmen sie ein und müssen dadurch häufig niesen. Das gilt vor allem für Wellensittiche. Vogelarten wie Katharinasittiche sind hinsichtlich der Tropfengröße etwas toleranter und mögen auch sehr feinen Sprühnebel – ähnlich wie Nymphensittiche. Um den Duschvorlieben der Wellensittiche am besten gerecht zu werden, sollten die Tröpfchen außerdem idealerweise von oben und aus einiger Entfernung auf sie herabregnen. Dagegen kann es vorkommen, dass manche Katharinasittiche sich in unmittelbarer Nähe der Blumenspritze aufstellen und direkt angesprüht werden wollen. Probieren Sie es mit Ihren Vögeln aus, wie diese das Duschen am liebsten mögen.

In dieser Flasche zum Ansprühen von Blumen haben sich am Boden Algen gebildet.
In dieser Flasche zum Ansprühen von Blumen haben sich am Boden Algen gebildet.

Ganz wichtig ist, dass Sie die die Blumenspritze ausschließlich zum Duschen Ihrer Vögel verwenden sollten. Es dürfen sich darin auf gar keinen Fall Reste von Reinigungsmitteln oder Pflanzendünger befinden. Würden die Vögel damit in Kontakt kommen, könnte dies zu einer Vergiftung führen. Nach der Benutzung kann man die Blumenspritze mit Essigwasser reinigen. Anschließend sollte man sie mit klarem Wasser gründlich ausspülen und bis zur nächsten Benutzung geöffnet stehen lassen, damit sie durchtrocknet. Wasser sollte sich dann nicht in ihr befinden. Falls Sie einen Rest Wasser in der Blumenspritze stehen lassen, kann es insbesondere im Sommer schnell zu einer Algenbildung kommen. Würde eine derart verschmutzte Blumenspritze zum Duschen der Vögel verwendet, könnte dies negative Auswirkungen auf die Gesundheit der Tiere haben.

Das Taubad wie in feuchtem Gras

Vogelarten, die in eher trockenen Gegenden leben, finden oft nur selten kleine stehende Gewässer, in denen sie baden könnten. Deshalb nutzen sie gern den Tau, der morgens an der Vegetation haftet, um damit ihr Gefieder zu pflegen. Sie reiben sich so lange an den feuchten Pflanzen, bis sie selbst ganz nass sind. Auch viele Wellensittiche mögen ein solches Taubad gern.

Sehr leicht lässt sich ihnen dieses Badevergnügen anbieten: In unserer heimischen Natur wachsen viele Wildgräser und Wildkräuter, die man im Sommerhalbjahr frisch sammeln kann und dann gründlich wäscht. Anstatt sie trocken zu tupfen, kann man sie den Vögeln in feuchtem Zustand anbieten. Eine solche Gelegenheit für ein Taubad wird meist begeistert ergriffen. Sind keine Wildgräser oder -kräuter verfügbar, können feuchtes Möhrengrün oder feuchte Salatblätter als Alternative genutzt werden. Darüber hinaus werden gern feuchte Küchenkräuter, bei denen die Blätter noch am Stängel sitzen, für ein Taubad genutzt.

Taubad an einem feuchten Salatblatt
Taubad an einem feuchten Salatblatt
Viele Wellensittiche lieben es, in feuchtem Möhrengrün zu baden
Viele Wellensittiche lieben es, in feuchtem Möhrengrün zu baden

Baden im Luftbefeuchter? – Auf keinen Fall!

In vielen Haushalten finden sich – oft als Dekoelement – Luftbefeuchter, bei denen unablässig Wasser über einen Stein plätschert und durch ein kleines Becken fließt. Verglichen mit den Gegebenheiten, die wilde Vögel draußen vorfinden, entspricht dies etwa einem Bachlauf mit einem kleinen Gefälle. Solche Luftbefeuchter werden von vielen Vögeln während des Freiflugs zweckentfremdet und zum Baden genutzt. Für sie ist das sanft fließende Wasser ein besonderer Genuss – und leider ahnen sie nichts von einer Gefahr, die von vielen Luftbefeuchtern ausgeht: In dem Wasser, das immer wieder umgewälzt wird, sammeln sich oft Krankheitserreger an, die die Vögel beim Baden aufnehmen. Auch können durch Verdunstung diese Keime in die Atemluft gelangen. Es ist deshalb nicht ratsam, Vögel in Kontakt mit Luftbefeuchtern kommen zu lassen oder ihnen gar zu ermöglichen, in dem Wasser zu baden.

Baden in Sand

Eine Reihe von Vogelarten benötigt zur Gefiederpflege wie dieser Haussperling die Möglichkeit, ein Sandbad nehmen zu können. © tulika_anna/Pixabay
Eine Reihe von Vogelarten benötigt zur Gefiederpflege wie dieser Haussperling die Möglichkeit, ein Sandbad nehmen zu können. © tulika_anna/Pixabay

Es mag seltsam klingen, aber auch ein Sandbad kann der Gefiederpflege dienen. Der Grund ist einfach: Gröbere Sandpartikel können Schmutz, der an den Federn haftet, regelrecht herunter scheuern. Feiner Staub hingegen ist für eventuell vorhandene Gefiederparasiten höchst unangenehm und verstopft deren Körperöffnungen, mit denen sie atmen. Deshalb ist das Sandbad für Vögel eine gute Möglichkeit, das Gefieder zu pflegen und gegen Parasiten vorzugehen. Deshalb ist diese Form des „Badens“ bei einigen Vogelarten zu beobachten, darunter beispielsweise Haussperlinge (Spatzen). Einige Ziervogelarten wie zum Beispiel Diamanttauben baden ebenfalls gern im Sand. Dagegen ist das Sandbaden für Papageien und Sittiche normalerweise nicht attraktiv.

Wasserhygiene ist wichtig

Ausgelassenes Bad an einer Vogeldusche.
Ausgelassenes Bad an einer Vogeldusche.

Vor allem während der warmen Jahreszeit, aber auch im Winter können sich im Badewasser, im Badezubehör sowie in Wassersprühern Bakterien oder Parasiten (Trichomonaden) ansiedeln, falls nicht für die nötige Hygiene gesorgt wird. Deshalb ist es unabdingbar, sämtliches Vogel-Badezubehör regelmäßig – am besten nach jedem Gebrauch – gründlich zu reinigen.

Badeschalen und -häuschen können leicht mit Essigwasser gereinigt werden. Normalerweise ist es nicht erforderlich, anderweitige Desinfektionsmittel zu verwenden. Beachten Sie jedoch, dass sich in dem Kunststoff, aus dem die meisten handelsüblichen Badehäuschen bestehen, meist nach relativ kurzer Zeit mikroskopisch feine Risse bilden. In diesen Rissen können sich krankmachende Keime einnisten. Ersetzen Sie porös gewordene Kunststoffbadehäuschen deshalb regelmäßig gegen neue, am besten alle paar Monate.

Hygienischer als Kunststoff-Badehäuschen sind glasierte Keramikuntersetzer oder Teller. Ihre Oberfläche reißt für gewöhnlich nicht so schnell ein und bietet Keimen deshalb kaum einen Unterschlupf. Außerdem können diese Badebehälter problemlos mit sehr heißem Wasser ausgewaschen werden. Noch besser sind flache Schalen aus Edelstahl oder Glas geeignet, wobei letztere den Vorteil bieten, von den Vögeln nicht so leicht umgestoßen zu werden wie Edelstahl-Badeschalen. Schälchen aus beiden Materialien können mit sehr heißem Wasser gereinigt werden, ohne Schaden zu nehmen.

Wichtig
Um ihre Vögel vor den zuvor erwähnten Trichomonaden zu schützen, sollten Vogelhalter alle Bade- und Duschgegenstände nach Möglichkeit mindestens einmal in der Woche für 48 Stunden komplett durchtrocknen lassen. Bei Trichomonaden handelt es sich um Geißeltierchen, die nur im Wasser überleben können. Gelangen sie über das Trink- beziehungsweise Badewasser in den Vogelkörper, rufen sie unter anderem Durchfall und Erbrechen hervor. Tödlich ist es für Trichomonaden, wenn sie vollständig austrocknen. Dies wird für gewöhnlich nach circa zwei Tagen Trocknungszeit erreicht.

Badezusätze: ja oder nein?

Eine Badeschale und ein wenig sauberes Wasser reichen normalerweise völlig aus, Vögel brauchen für gewöhnlich keine Badezusätze im Badewasser.
Eine Badeschale und ein wenig sauberes Wasser reichen normalerweise völlig aus, Vögel brauchen für gewöhnlich keine Badezusätze im Badewasser.

Im Zoofachhandel finden Vogelhalter verschiedene Badezusätze für Heimvögel. Die Hersteller dieser Mittel versprechen unterschiedliche Wirkungen. Es sind zum Beispiel Präparate verfügbar, die angeblich für ein besonders weiches Gefieder sorgen – ein unsinniges Werbeversprechen, denn Vögel brauchen keine weichen, sondern robuste und kräftige Federn.

Außerdem gibt es Badezusätze, die einem Befall mit Gefiederparasiten vorbeugen sollen. Werden Ziervögel in einer Außenvoliere gehalten, können solche Mittel tatsächlich hilfreich sein, falls die gefiederten Bewohner der Voliere von Parasiten heimgesucht werden. Aber der Großteil der im Haus gehaltenen Heimvögel kommt nicht mit Gefiederparasiten in Kontakt und es besteht deshalb kaum eine Gefahr, dass sich diese ausbreiten. Badezusätze zu verwenden, die Parasiten abtöten, ist somit in vielen Fällen nicht erforderlich.

Ferner sind spezielle medizinische Badewasserzusätze verfügbar, die bei Vögeln mit Hautproblemen zum Einsatz kommen sollen. Solche Badezusätze können tatsächlich hilfreich sein, falls ein Vogel beispielsweise unter einer juckenden Hauterkrankung leidet oder ein Federrupfer ist, dessen Haut stark gereizt ist. Halter solcher Vögel sollten jedoch nicht einfach den nächstbesten Badezusatz kaufen, sondern sich unbedingt von einem vogelkundigen Tierarzt beraten lassen. Denn ein Badezusatz allein reicht für gewöhnlich nicht als Behandlung aus, wenn bei einem Vogel ein Hautproblem vorliegt.

Unbedingt abzuraten ist von der Verwendung von Badezusätzen, die für Menschen hergestellt worden sind. Dies gilt sogar für haut- und augenfreundliche Kinderprodukte wie Babyshampoos. Nur in sehr seltenen Ausnahmefällen sollten solche Mittel zur Reinigung des Gefieders Verwendung finden. Unter anderem kann der Einsatz solcher Mittel ratsam sein, wenn Federkleid eines Vogels stark verschmutzt oder verklebt ist. Unfälle mit Fliegenfängern oder der Kontakt mit Fetten (zum Beispiel Butter) können solche Gründe sein. Wie das Gefieder eines Vogels in einem solchen Fall zu reinigen ist, sollte im Einzelfall mit einem erfahrenen Tierarzt besprochen werden.

Vögel nach dem Baden abtrocknen?

Bevor wir Menschen nach dem Duschen oder Baden wieder in unsere Kleidung schlüpfen, trocknen wir uns ab. Deshalb liegt für viele Vogelhalter auf der Hand, dass sie ihre Vögel ebenfalls trocknen sollten, doch das ist normalerweise nicht nötig. Das Gefieder der Wellensittiche und anderer Heimvögel trocknet nach dem Baden oder Duschen von ganz allein. Meist folgt dem Baden ein ausgiebiges Putzen des Gefieders, was sehr wichtig ist. Man würde dieses natürliche Pflegeverhalten oder stören, wenn man die Vögel mit einem Tuch abtrocknen würde.

Auf keinen Fall sollten Vögel, deren Gefieder nass oder feucht ist, Zugluft ausgesetzt werden. Sie könnten sich dadurch besonders leicht erkälten. Sehr empfindliche, alte oder kränkelnde Vögel kann man mittels einer Wärmelampe (Infrarot-Dunkelstrahler) beim Trocknen unterstützen, wenn man dies für nötig hält.

Einige Vögel mögen es gern, mit warmer Luft aus einem Haartrockner getrocknet zu werden. Sie bilden aber die Ausnahme und man sollte hiermit vorsichtig sein, weil der warme Luftstrom die Haut und die Augen reizen könnte.

Während Wellensittiche und die meisten anderen Vogelarten gern ihr Gefieder an der Luft trocknen lassen, reiben zum Beispiel Rostkappenpapageien ihre Federn nach dem Baden gern trocken – wie die beiden Vögel Erna und Oscar im folgenden Video:

Mehr über die zauberhaften „Rostis“ gibt es hier: Weißbauchpapageien – alles über Rostkappen- und Grünzügelpapageien.

Nach dem Baden nicht stören

Haben Vögel gebadet, sollte man sie in Ruhe lassen. Denn während das Gefieder noch durchnässt ist, ist die Flugfähigkeit unter Umständen beeinträchtigt. Insbesondere sehr junge Vögel sind nach dem Baden meist vorübergehend komplett flugunfähig. Wird ein nasser Vogel gestört und zur Flucht getrieben, besteht eine hohe Unfallgefahr. Panikartige Flugversuche enden dann meist mit schmerzhaften Bruchlandungen.