- >>
- Birds Online
- >>
- Gesundheit & Handicaps
- >>
- Gesundheit der Vögel
- >>
- Parasitenbefall
- >>
- Trichomonaden
Trichomonaden-Infektion
Schweres Erbrechen wird bei vielen Heimvogelarten häufig von Bakterien oder Pilzen verursacht, doch es gibt auch Fälle, in denen es durch Parasiten hervorgerufen wird. Zu den Parasiten, die zu schweren Verdauungsstörungen führen können, gehören die Trichomonaden. Dieser Name bezeichnet eine ganze Gattung, in der es verschiedene Arten gibt. Vögel werden häufig von der Spezies Trichomonas gallinae befallen. Es handelt sich bei diesen Krankheitserregern um Geißeltierchen, also Einzeller, die sich aus eigener Kraft fortbewegen können. Sie sind sehr klein (8 x 14 µm) und sie werden der Gruppe der Endoparasiten (inneren Parasiten) zugeordnet. Im folgenden Film, der durch ein Mikroskop von der Vogelhalterin Daniela Petrenz aufgenommen wurde, lassen sich Trichomonaden betrachten: bitte hier klicken (Flash-Player zum Ansehen erforderlich). Aufgrund der geringen Körpergröße der Trichomonaden ist grundsätzlich ein Mikroskop erforderlich, um sie erkennen zu können. Übrigens kommt es beim Schreiben des Namens oft zu Verdrehern und man liest von Trichonomaden. Gemeint sind aber Trichomonaden.
Tierärzte sprechen bei einer durch diese Erreger verursachten Erkrankung, die vor allem bei Wellensittichen vergleichsweise häufig auftritt, von einer sogenannten Trichomoniasis.
Wo besiedeln Trichomonaden den Vogelkörper?
Trichomonaden nisten sich in der Schnabel-, Rachen- und Kropfschleimhaut der Vögel ein, indem sie durch kleinste Wunden, die unter anderen Umständen keine schwerwiegenden Folgen nach sich ziehen würden, in das Gewebe eindringen. Sie bilden gelbliche Beläge und rufen durch ihre Anwesenheit massive Schleimhautreizungen hervor. Diese fallen vor allem dann besonders gravierend aus, wenn die Trichomonaden tiefer ins Gewebe gelangen und dort schwere Schädigungen verursachen. Aus den Schleimhautreizungen entwickeln sich lokale Entzündungen, bei denen oft weitere Krankheitserreger ins Spiel kommen. Zum Beispiel besiedeln häufig Bakterien die durch die Trichomonaden vorgeschädigte Schleimhaut. Das Resultat ist eine heftige Rachenentzündung oder eine Infektion des Kropfes, die unbehandelt zum Tode durch Verhungern führen kann.
Symptome
Ein typisches Symptom eines Befalls mit Trichomonaden ist das Erbrechen von Futter, das mit klebrigem Schleim vermischt ist. Mitunter bildet sich im Kropf ein zäher, durchsichtiger Schleim, der in großen Mengen ganz ohne Futterbeimengungen empor gewürgt wird. Manche Vögel würgen jedoch weder Schleim noch Futter hoch, sondern führen nur „trockene“ Würgebewegungen aus. Auch häufiges Niesen in Kombination mit trockenen Würgebewegungen oder dem Auswürgen von Schleim und Futter kann bei manchen betroffenen Vögeln beobachtet werden. Bei einigen erkrankten Vögeln sind von Zeit zu Zeit gluckernde Geräusche aus dem Verdauungstrakt zu hören, was an der Blasenbildung im Schleim liegt. Oft ist der Kot verändert, er kann klebrig oder wässrig sein; somit kann in manchen Fällen auch Durchfall mit einem Trichomonadenbefall einhergehen.
Ferner kann durch den Trichomonaden-Befall eine Verengung des Kropfausgangs entstehen, die zu einer starken Schwellung des Kropfes führt. Hierdurch entsteht in manchen Fällen eine permanente Kurzatmigkeit, weil der geschwollene Kropf auf das Atmungssystem drückt. Insgesamt wirken erkrankte Vögel matt, apathisch und sie schlafen überdurchschnittlich viel. Ihr Gefieder ist meist stark aufgeplustert.
Ein weiteres Symptom, das oft nur dann auffällt, wenn man ganz bewusst darauf achtet, ist der Geruch, der mit einem Trichomonadenbefall einhergeht. Aus dem Schnabel verströmen die infizierten Vögel einen fauligen bis fischigen Geruch, den man deutlich wahrnehmen kann, wenn man aus nächster Nähe am Schnabel riecht. Allerdings ist dieser Geruch nicht in jedem Fall vorhanden, es treten zuweilen Erkrankungsverläufe ohne eine entsprechende Geruchsbildung auf.
Öffnet man den Schnabel eines Vogels, der an einer Trichomoniasis im fortgeschrittenen Stadium leidet, kann man in vielen Fällen deutlich die für die Erkrankung typischen gelblichen, käsigen Beläge auf der Rauchenschleimhaut erkennen.
Ansteckung und Übertragungswege
Trichomonaden sind hochgradig infektiös, das heißt, sie übertragen sich rasch von einem infizierten Tier auf dessen Artgenossen oder auf Vögel, die zu anderen Arten gehören. Zwar besiedeln die Geißeltierchen hauptsächlich den Kropf, sie leben aber auch in den Schleimhäuten des Rachens und des Schnabels. Deshalb gelangen sie leicht ins Trink- oder Badewasser, wenn ein infizierter Vogel Flüssigkeit zu sich nimmt. Denn hierfür taucht er den Schnabel und die Zunge ein, wodurch sich Trichomonaden von diesen Körperpartien lösen und ins Wasser gelangen können. Im Trinkwasser können diese Parasiten überleben und sich fortpflanzen. Ein Vogel, der mit Trichomonaden belastetes Wasser trinkt, schluckt die Krankheitserreger und steckt sich sehr wahrscheinlich an.
Ein weiterer möglicher Ansteckungsweg ist die Partnerfütterung bei Altvögeln oder das Füttern der Jungtiere im Nest. Mit dem hochgewürgten Nahrungsbrei werden Trichomonaden an den Partner oder an die Jungtiere weitergegeben. Insbesondere bei Jungvögeln mit einem noch schwach entwickelten Immunsystem können die Parasiten sehr schnell zu einer lebensbedrohlichen Situation führen.
Besonders tückisch ist, dass Trichomonaden vor allem bei Alttieren mit einem kräftigen Immunsystem über längere Zeit in geringer Zahl im Kropf überleben können, ohne dass es zu einem offenkundigen Ausbruch der Erkrankung kommt. Das heißt, ein gesund wirkender Vogel kann Träger der Parasiten sein und sie auf andere Vögel übertragen, ohne dass er selbst Symptome einer Trichomoniasis zeigt.
Stresssituationen wie beispielsweise eine starke Mauser, ein Umgebungswechsel, Fehlernährung oder eine irgendwie geartete Erkrankung – hierunter sind unter anderem unfallbedingte Verletzungen zu verstehen – schwächen das Immunsystem vorübergehend, sodass es unter Umständen zu einer plötzlichen Massenvermehrung der Trichomonaden im Kropf kommen kann. Für den Halter stellt sich die Situation dann nicht selten so dar, als würde der betroffene Vogel aus dem Nichts heraus erkranken.
Nachweis der Krankheitserreger
Um einen Befall mit Trichomonaden nachweisen zu können, muss ein Tierarzt entweder eine Kropfspülung vornehmen und die ausgeschwemmte Flüssigkeit für eine mikroskopische Untersuchung verwenden. Oder er entnimmt mittels eines Tupfers (das ist ein steriles medizinisches „Wattestäbchen“) eine Schleimprobe aus dem Kropf beziehungsweise Rachen, streicht die Probe auf einen Objektträger und betrachtet sie unter einem Mikroskop.
Therapie
Wird ein Befall mit Trichomonaden bei einem Vogel nachgewiesen, muss in den meisten Fällen umgehend eine Behandlung mit einem wirksamen Antiparasitikum, also mit einem Mittel gegen Parasiten, eingeleitet werden. Oft werden Präparate wie zum Beispiel Spartrix oder Chevicol eingesetzt. In aller Regel sind diese Medikamente sehr gut verträglich, sofern sie richtig dosiert werden. Diese Mittel werden entweder oral (direkt in den Schnabel) oder über das Trinkwasser verabreicht.
Hinsichtlich der Bekämpfung der Trichomonaden gibt es eine weitere wichtige Regel, die Vogelhalter beachten müssen: Während der Therapie ist es dringend erforderlich, nicht nur medikamentös die Erreger in den Wirtstieren, also im Verdauungstrakt der Vögel, abzutöten. Zusätzlich muss mithilfe geeigneter Hygienemaßnahmen die Infektionskette außerhalb der Vogelkörper durchbrochen werden. Weil Trichomonaden in Wasser lange Zeit überleben können, ist es sehr wichtig, alle Trink-, Bade- und Futtergefäße einmal am Tag gründlich zu desinfizieren. Fragen Sie hierzu bitte den behandelnden Tierarzt, wenn Sie Tipps bezüglich der Desinfektionsmittel benötigen. Außerdem ist es ratsam, die Näpfe oder Schüsseln sehr heiß auszuwaschen. Die Gefäße müssen anschließend außerdem unbedingt über einen Zeitraum von mindestens 24 Stunden, besser 48 Stunden vollständig austrocknen. Nur so lässt sich gewährleisten, dass die Trichomonaden, die die Desinfektionsmaßnahmen und/oder den Kontakt mit dem heißen Wasser überlebt haben, tatsächlich absterben. Diese Hygienemaßnahmen müssen während der gesamten Behandlungsphase, in der das vom Tierarzt ausgewählte Medikament eingesetzt wird, konsequent durchgeführt werden. Nach dem Abschluss der Behandlung sollte der Tierarzt mithilfe eines weiteren Abstrichs den Therapieerfolg kontrollieren.
Ernährungsregeln während der Therapie
Werden Vögel über das Trinkwasser gegen Trichomonaden behandelt, sollten sie während der gesamten Therapie keine Frischkost zu sich nehmen. Der Grund ist einfach: In Frischkost wie Gemüse oder Obst steckt viel Flüssigkeit. Hiermit stillen die Vögel einen Teil ihres Durstes und trinken deshalb weniger Wasser – und somit würden sie während einer Behandlung eine zu geringe Menge des Medikaments mit dem Trinkwasser aufnehmen. Halten Sie sich deshalb bitte strikt an das Verbot, Frischkost an Ihre Tiere zu verfüttern, sofern Ihr Tierarzt dies anordnet.
Überdosierungen vermeiden
In manchen Vogelschwärmen, die gegen Trichomonaden behandelt werden, kann es zu Zwischenfällen kommen, weil einzelne Tiere plötzlich Anzeichen einer Vergiftung zeigen. Meist handelt es sich um Vögel, die mehr als üblich trinken, weil sie beispielsweise an einer bis dahin unentdeckten Nierenerkrankung leiden. Durch den vermehrten Durst wird eine zu große Menge des Medikaments aufgenommen, eine Überdosis ist die Folge. Medikamente, die Trichomonaden abtöten, können im Fall einer Überdosierung bei den Vögeln zu Zittern, Taumeln, Krämpfen und zu Apathie bis hin zur Bewusstlosigkeit führen. Falls Sie solche Symptome während einer Trichomonaden-Therapie bei Ihren Vögeln beobachten, geben Sie den betroffenen Tieren sofort klares Wasser ein, damit die Nieren durchgespült werden und kontaktieren Sie umgehend den behandelnden Tierarzt oder den tierärztlichen Notdienst. Es ist im Einzelfall zu entscheiden entscheiden, ob weitere Schritte zur Entgiftung notwendig sind oder nicht.
Heilungschancen
Wird ein Trichomonaden-Befall rechtzeitig entdeckt und behandelt, sind die Heilungschancen in aller Regel sehr gut. Haben die Krankheitserreger jedoch bereits tiefer liegende Gewebeschichten geschädigt, sinken die Überlebenschancen. Deshalb ist es wichtig, einen Befall mit Trichomonaden frühzeitig zu erkennen und rasch zu handeln.