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Einparfümieren
Als ich das „Einparfümieren“ zum ersten Mal bei einem meiner Wellensittiche beobachtete, war ich zunächst nicht sicher, ob es Zufall war oder ob das Tier zielgerichtet handelte und warum es all das überhaupt tat. Doch schon bald konnte ich immer mehr Vögel dabei beobachten, wie sie sich mit dem Saft aromatischer Kräuter einparfümierten und eine kleine Umfrage unter anderen Vogelhaltern ergab, dass sie dieses Verhalten bei ihren Tieren ebenfalls schon gesehen hatten. Tatsächlich ist ein ähnliches Verhalten auch schon bei Wildvögeln nachgewiesen worden: Manche Vogelarten legen aromatische Kräuter in ihre Nester, weil sie offenbar gelernt haben, dass sie damit Parasiten von ihrem Nachwuchs fernhalten können.
Nicht alle Heimvögel zeigen das Einparfümieren als Verhaltensweise, dennoch soll es an dieser Stelle vorgestellt werden.
Duftstoffe aromatischer Pflanzen ins Gefieder reiben
Ich reiche meinen Vögeln täglich Frischkost, darunter oft Apfelstücke, Blattsalat, Weintrauben und Salatgurke. Aufgrund ihrer großen Vorliebe für aromatische Kräuter erhalten sie außerdem regelmäßig frische Küchenkräuter wie Minze, Basilikum oder Liebstöckel. Vor allem bei der Fütterung der Vögel mit Basilikum kann ich recht häufig das Einparfümieren beobachten. Dabei gilt: Je aromatischer die Basilikumblätter sind, desto ausgeprägter ist dieses Verhalten.
Einige Vögel fressen zunächst ein wenig von den Kräutern und zerreiben anschließend Blätter oder Stängel mit dem Schnabel zu kleinen Stückchen oder einem grünen Brei. Danach streichen sie sich mit dem feuchten Schnabel durch das Gefieder. Dies wiederholen sie mehrmals, bis ihr Federkleid ein wenig nach frischen Kräutern durftet. Darüber hinaus konnte ich schon beobachten, wie ein Vogel systematisch die saftigen Stängel des Basilikums an mehreren Stellen zerbiss und sich anschließend in den beschädigten und dadurch Saft absondernden Pflanzenteilen wälzte, um möglichst viel der aromatischen Flüssigkeit auf sein Gefieder zu bringen. Eines meiner Wellensittichweibchen zerkaute Basilikumblätter häufig zu einem Brei, den es im Gefieder und vor allem unter den Flügeln und an den Flanken auftrug.
Meine Vermutung ist, dass die ätherischen Öle in den Kräutern einen Instinkt ansprechen, der den Vögeln „sagt“, dass sie gegen Parasiten helfen. Obwohl im Haus gehaltene Vögel selten mit im Gefieder lebenden Parasiten zu kämpfen haben, scheint der Instinkt dennoch so stark zu sein, dass sie ihr Federkleid mithilfe der duftenden Pflanzensäfte einreiben. Aus der Aromatherapie und der Naturheilkunde weiß man, dass stark duftende ätherische Öle wirksame Mittel gegen Parasiten und Insekten sind, was auch Tiere somit instinktiv zu wissen scheinen.
Manche Wildvögel gehen übrigens noch weiter, sie nutzen das Gift lebender Ameisen, um Parasiten aus ihrem Gefieder zu verbannen: Beim sogenannten Einemsen – so heißt dieses Verhalten auf Deutsch und auf Englisch nennt man sie „anting“ – gehen Wildvögel wie etwa Stare oder Amseln gezielt vor. Zunächst reizen sie eine Ameisengruppe direkt an deren Nest, bis die kleinen Insekten erzürnt auf den Vogel klettern und den vermeintlichen Feind mit ihrem Gift bespritzen. Es wurde dabei häufig beobachtet, dass einzelne Ameisen vorsichtig in den Schnabel genommen wurden, um sie durch das Gefieder zu streichen und so das Gift noch besser zu verteilen. Hier gibt es ein Video, das einen Eichelhäher beim Einemsen zeigt: bitte hier klicken.