- >>
- Birds Online
- >>
- Ernährung
- >>
- Körner, Saaten und Co.
- >>
- Keimfutter
Keimfutter
Keimfutter ist ein gesunder Leckerbissen für Vögel, sofern es hygienisch einwandfrei zubereitet und gelagert wird. Es ist ein leicht verderbliches Futter, das den Vögeln großen Schaden zufügen kann, wenn man die Körnchen verfüttert, obwohl sie bereits faulig oder mit Schimmel beziehungsweise Hefepilzen befallen sind. Deshalb raten einige Vogelexperten und -züchter grundsätzlich davon ab, den Vögeln Keimfutter zu servieren – das Risiko scheint ihnen zu groß, dass das Futter nicht zu gekeimten Saaten wird, sondern zu mit Keimen (= Krankheitserregern) belastetem Futter. Das ist einerseits nachvollziehbar, doch vor dem Hintergrund betrachtet, dass hygienisch einwandfreies Keimfutter viele Vorteile für die Gesundheit bietet, kann man es genauso als eine Überreaktion werten. Ich verfüttere seit vielen Jahren recht häufig Keimfutter an meine Vögel und achte dabei sehr genau auf die Hygiene. Bislang habe ich nie negative Effekte beobachten können, sondern vielmehr auch schon von mehreren vogelkundigen Tierärzten die Rückmeldung erhalten, dass meine Vögel einen sehr guten Gesundheits- und Ernährungszustand zeigen.
Damit Sie sich ein Bild davon machen können, was es mit dem Keimfutter und der hygienisch einwandfreien Zubereitung auf sich hat, finden Sie im Folgenden ausführliche Informationen zu diesem Thema.
Diese Saaten eignen sich zur Herstellung von Keimfutter
Das Wichtigste vorweg: Die meisten Standard-Körnermischungen für kleine Heimvögel wie Wellensittiche sind nicht sonderlich gut für die Herstellung von Keimfutter geeignet. Der Grund dafür ist, dass viele dieser Futtermischungen geschälten Hafer oder Nackthafer enthalten, den die Tiere nicht erst entspelzen müssen. Geschälter Hafer und Nackthafer eignen sich nicht zur Herstellung von Keimfutter, weil die Körner rasch verderben und schimmeln. Zum Keimen bringt man sie meist nicht, sie weichen lediglich auf und werden auf unappetitliche Weise matschig. Daher sollte man Futtermischungen, die geschälten Hafer oder Nackthafer enthalten, nicht als Grundlage für Keimfutter verwenden. Ist in der Futtermischung hingegen ungeschälter Hafer beziehungsweise Saathafer enthalten, kann sie problemlos verwendet werden. Saathafer keimt normalerweise zuverlässig und schimmelt auch nicht übermäßig rasch, sofern bei der Herstellung des Keimfuttersauf die Hygiene geachtet wird.
Eine Reihe von Spezialfutterhändlern bietet eigens für das Keimen zusammengestellte Saatenmischungen für Wellensittiche und andere Vogelarten an. Man kann diese Keimfuttermischungen bequem über das Internet bestellen und geht damit auf Nummer sicher, was die Eignung der enthaltenen Saaten für das Keimen anbelangt. Freilich kann auch dieses Futter schimmeln, wenn man beim Keimenlassen nicht die nötige Hygiene walten lässt. Aber grundsätzlich sind die enthaltenen Saaten für gewöhnlich besonders keimfähig und neigen nicht so stark wie geschälter Hafer dazu, rasch zu verderben.
Darüber hinaus ist es möglich, bestimmte Einzelsaaten zum Keimen zu bringen. Am besten informieren Sie sich über die Keimfuttereignungen verschiedener Saaten in den ausführlichen Kapiteln zu diesen Futtermittlen. Hier finden Sie eine Übersicht der Kapitel mit Beschreibungen.
Verwenden Sie ausschließlich hochwertiges, frisches Mischfutter oder Saatgut als Basis für Ihr Keimfutter. Halten Sie es während des Keimprozesses so sauber wie möglich, denn schon währenddessen kann das Futter verderben. Es riecht dann stechend bis säuerlich oder ist gar verfault beziehungsweise mit Schimmelpilzen überzogen. Ein Befall mit Hefepilzen kann ebenfalls entstehen, dieser ist für das bloße Auge jedoch nicht immer leicht erkennbar. Vielmehr verrät er sich meist durch seinen „hefigen“ Geruch.
Verfüttern Sie niemals also niemals verdorbenes oder schimmeliges Keimfutter an Ihre Tiere! Ist das Futter verdorben, muss die gesamte Portion weggeworfen werden. Auch dann, wenn beispielsweise nur ein geringer Teil des Futters im Lagerungsbehälter mit Schimmel überzogen ist, muss die gesamte gekeimte Portion weggeworfen werden, weil sich Schimmelpilzfäden ebenso wie die Fäden von Hefepilzen für das bloße Auge unsichtbar mehrere Zentimeter weit durch das Keimfutter ziehen können.
Das gekeimte Futter sollte zudem nie länger als etwa drei bis vier Stunden für die Vögel zugänglich sein, da es insbesondere während der warmen Sommermonate extrem schnell verdirbt und weil sich in dieser Zeit rasch Hefepilze darauf ausbreiten können. Die Näpfe, in denen Sie Keimfutter anbieten, sollten Sie nach dem Entfernen der verspeisten Körner heiß und gründlich auswaschen sowie gegebenenfalls mit Essigwasser desinfizieren, damit sich darin keine krank machenden Erreger festsetzen können. Ich empfehle den Einsatz von Edelstahlnäpfen, da diese mit kochendem Wasser gereinigt werden können. Auch glasierte Keramik oder Porzellan ohne Sprünge und kleinere Defekte in der Glasur ist aus hygienischer Sicht empfehlenswert.
Für den Keimvorgang selbst sollte ebenfalls idealerweise Edelstahlbesteck zum Einsatz kommen. Auch Kunststoffbesteck ist verwendbar, sollte aber nach kurzer Zeit ausgetauscht werden, um zu vermeiden, dass sich in feinen Rissen Hefen und Schimmelpilze ansiedeln, die von dort aus leicht auf das Keimfutter übergehen können.
Keimfutter herstellen
Geben Sie die Saaten, die Sie zum Keimen bringen möchten, in ein Sieb – am besten aus Edelstahl. Waschen Sie die Saaten nun gründlich unter fließendem, lauwarmem Wasser, um Staub und eventuell an den trockenen Körnern haftende Pilzsporen zu entfernen. Geben Sie die Körner dann in eine saubere Schale und lassen Sie sie darin mit kaltem bis lauwarmem Wasser bedeckt einige Stunden quellen. Meist reichen zwei bis vier Stunden aus. Quellen die Saaten zu lange, kann es geschehen, dass sie anfangen, sich zu zersetzen oder zu gären. Dies soll gemäß mancher Experten bereits nach vier Stunden Quellzeit bei einigen Saaten der Fall sein, andere Experten sprechen von acht Stunden als Obergrenze. Während des Quellvorgangs können Sie die Schale entweder offen stehen lassen oder mit einem Deckel schützen, falls viel Staub durch den Raum fliegt.
Übrigens: Sie können einen Teil des Futters nach dem Quellen auch direkt anbieten – es ist nun sogenanntes Quellfutter.
Nach Ablauf der Einweichzeit wäscht man die Körner erneut in einem Küchensieb gründlich unter fließendem lauwarmem Wasser. Anschließend lässt man das Wasser abtropfen und hängt das Sieb mit den sich darin befindenden Körnern in einen Topf. Legen Sie den Deckel leicht über das Sieb, um die Körnchen vor Staub zu schützen. Außerdem sind manche Saaten sogenannte Dunkelkeimer. Das heißt, sie keimen im Dunkeln besser als bei Licht. Die Körner sollen nun im Sieb zwischen 24 und 48 Stunden bei möglichst konstanter Temperatur keimen. Ich wasche die keimenden Körner etwa alle zwölf Stunden unter fließendem, handwarmem Wasser, um eventuell durch die Luft auf die Saaten übertragene Pilzsporen zu entfernen.
Sie können Ihren Vögeln das Futter nach dem mehrfachen Waschen und dem Keimen sofort anbieten. Meine Tiere mögen das Keimfutter am liebsten, wenn es zwischen 24 und 36 Stunden keimen konnte. Länger gekeimtes Futter mögen die meisten Vögel meiner Erfahrung nach nicht so gern. Stark gekeimte Körner schmecken offenbar nicht so gut wie Körner mit kleinen, gerade eben sichtbaren Keimlingen. In diesem Stadium sollen sie die meisten Vitalstoffe enthalten.
Lagerung des zubereiteten Keimfutters
Um es zu lagern, sollte Keimfutter in eine saubere Dose gegeben werden, die sich luftdicht verschließen lässt. Besonders hygienisch sind Küchen-Schraubgläser aus Glas. Vor dem Einfüllen des Keimfutters kann man sie mit kochendem Wasser reinigen, wie man es beispielsweise vom Marmeladekochen kennt. In einem Behältnis im Kühlschrank gelagert, bleibt gekeimtes Futter bis zu drei Tage frisch. Aber Sie sollten es lieber rasch aufbrauchen und zudem vor dem Servieren gründlich unter fließendem handwarmem Wasser in einem Sieb waschen. Ich bereite Keimfutter immer so zu, dass ich die fertige Portion komplett verfüttere und am nächsten Tag eine neue Portion zur Verfügung habe.
Falls Sie Keimfutter im Kühlschrank lagern, denken Sie dran, es vor dem Verfüttern auf Zimmertemperatur aufwärmen zu lassen. Anderenfalls könnte es geschehen, dass sich ihre Vögel gierig auf das Futter stürzen und ihren Kropf unterkühlen. Bei empfindlichen Tieren kann dies zu Reizungen des Verdauungsapparates führen. Auch mögen es die meisten Vögel nicht, wenn das Keimfutter zu feucht ist. Lassen Sie es deshalb gut abtropfen, bevor Sie es den Tieren reichen. Meiner Erfahrung nach hat sich ein kleines Küchensieb bewährt, in dem ich die Körnchen abwasche und anschließend im Sieb liegend auf ein mehrfach gefaltetes, sauberes Küchenhandtuch lege. Nach einigen Minuten hat das Handtuch die überschüssige Feuchtigkeit aus dem Keimfutter gesaugt und die Körner sind servierfertig.
Die richtige Menge zubereiten
Pro kleinem Heimvogel in Wellensittichgröße und pro Tag können Sie einen halben bis einen Teelöffel Keimfutter rechnen; es ist als Zusatzfutter zur normalen Fütterung zu verstehen und sollte in die empfohlene Gesamtnahrungsmenge mit einbezogen werden. Für andere Vogelarten muss die Futtermenge der jeweiligen Körpergröße entsprechend angepasst werden.
Falls Sie Ihren Vögeln noch nie Keimfutter gereicht haben, kann es zu anfänglichen Problemen kommen. Sofern Ihre Tiere das gekeimte Futter nicht gleich zu Beginn akzeptieren, geben Sie ihnen ein wenig Zeit. Haben sie sich erst einmal an das ein wenig feuchte Futter gewöhnt, sind sie meist dankbare Abnehmer dieses Leckerbissens und futtern liebend gern die ihnen zugedachte Tagesration.
Wann Sie Keimfutter lieber nicht reichen sollten
Die Eiweiße in den Saaten, aus denen Keimfutter hergestellt wird, sind für den Körper der Vögel besonders leicht verwertbar. Deshalb stellt Keimfutter für sie sozusagen eine „Proteinbombe“ dar, die den Bruttrieb anregen kann. Hinzu kommt, dass die wilden Verwandten vieler Vögel vor allem dann zur Brut schreiten, wenn eiweißreiche Kost in Form halb reifer oder teils auch gekeimter Wildsamen vorliegt. Das bedeutet: Wer seine Heimvögel mit Keimfutter ernährt, trägt damit oftmals dazu bei, sie in Brutstimmung zu bringen. Möchte man dies vermeiden, ist es nicht ratsam, Keimfutter anzubieten. Auch sollte kein Keimfutter gereicht werden, wenn Vögel bereits durch einen übersteigerten Sexualtrieb auffallen, also beispielsweise wenn Weibchen unter einem Legezwang leiden oder Männchen ständig ihre Partnerin begatten wollen.
Darüber hinaus kann Keimfutter problematisch für Vögel sein, die an Gicht erkrankt sind. Diese Vögel benötigen eine spezielle eiweißarme Ernährung.
Fertiges Keimfutter aus dem Handel
Im gut sortierten Futterhandel ist sterilisiertes Keimfutter in Gläsern erhältlich. Verfügbar sind beispielsweise Futtermischungen für Kanarienvögel und Exoten oder für Wellensittiche. Der Hersteller Claus verspricht, dass es ohne Konservierungsstoffe und Gen-Technik hergestellt wurde und im geschlossenen Glas zwei Jahre haltbar sein soll. Mehr Infos dazu gibt es hier.