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Käfig und Voliere
Der Käfig oder die Zimmervoliere sollte für Vögel ein angenehmer Ort sein, also gewissermaßen ein sicheres „Zuhause“ und ein als positiv empfundener Rückzugsort. Idealerweise sollten sich die Tiere darin wohlfühlen und nicht wie in einem „Gefängnis“. Weil der Käfig oder die Voliere so viel mehr als ein bloßer „Aufbewahrungsort“ für die Tiere sein sollte, sollten schon bei der Anschaffung einige wichtige Details berücksichtigt werden. Denn wer das richtige Modell wählt, nimmt entscheidenden Einfluss darauf, wie angenehm sich das Bewohnen dieser Behausung später für die Vögel anfühlt.
Viele der im Handel angebotenen Käfige oder Volieren sind bedauerlicherweise vor allem auf die Bedürfnisse der Menschen abgestimmt und etliche Halter versäumen es, sich in ihre Tiere hineinzuversetzen und deren Bedürfnisse zu berücksichtigen. So kommt es vor, dass – oft für vergleichsweise viel Geld – ein für die Tiere an sich ungeeignetes Käfig- oder Volierenmodell gekauft wird. Im ungünstigsten Fall kann die Vogelbehausung sogar gefährlich für die Tiere sein, wenn sie nicht sauber verarbeitet ist oder aus giftigen Materialien besteht.
In diesem Kapitel finden Sie einige grundlegende Detailinformationen. Darüber hinaus sind weitere Details wichtig, die in eigenen Kapiteln behandelt werden. Eine Liste der Themen finden Sie unten auf dieser Seite.
Reine Formsache
Die meisten Käfige und Volieren, die im Handel zu finden sind, wirken auf den ersten Blick groß. Sie sind hoch und schmal aufgebaut. Prima, denkt sich so mancher Vogelhalter, denn eine solche Vogelbehausung passt meist gut in die Wohnung und die Tiere scheinen ja viel Platz zu haben. Käfige oder Volieren, die deutlich höher als breit sind, nehmen bezüglich ihrer Grundfläche wenig Platz in Anspruch und lassen sich oft gut in einer Zimmerecke unterbringen. Weil diese „Turmbauten“ ja so herrlich hoch sind, bieten sie den Vögeln vermeintlich viel Raum.
Das ist jedoch ein Trugschluss, wie einem sofort bewusst wird, wenn man sich vor Augen führt, wie sich Vögel wie zum Beispiel Wellensittiche am liebsten fortbewegen: Auch im Käfig oder in der Voliere sollte es ihnen idealerweise möglich sein, zumindest kleine Strecken zu fliegen. Dabei bewegen sie sich normalerweise horizontal, also waagerecht von A nach B. In Turmkäfigen oder -volieren ist dies kaum möglich. Darin könnten sich die Vögel nur dann fliegend fortbewegen, wenn sie vertikal, also von oben nach unten fliegen würden. Dazu sind die meisten Vogelarten aber nur bedingt in der Lage. Wellensittiche und Co. sind keine Helikopter! Aus diesem Grunde sind Turmvolieren und -käfige für sie nicht geeignet, und es erklärt, weshalb sie in Tierschützerkreisen als „Helikoptervolieren“ oder „Hubschraubervolieren“ bezeichnet werden.
Damit Vögel in einem Käfig oder in einer Voliere ihren Bewegungsdrang zumindest ein wenig ausleben können, sollte die Behausung gemessen an der Körpergröße der in ihr untergebrachten Vogelart eine Mindestgröße aufweisen. Mit diesen Mindestmaßen und weiteren Details hat sich die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e. V. (TVT) intensiv beschäftigt. Das Fazit der Experten lautet: Vogelkäfige oder -volieren sollten möglichst breit sein, damit die Tiere fliegen können. Und „zu groß“ gibt es eigentlich nicht, aber sehr wohl in vielen Fällen „zu klein“!
Sollen in einem Käfig oder in einer Voliere bis zu zwei weitere Paare untergebracht werden – das entspricht somit insgesamt maximal 10 Tieren -, dann ist die Grundfläche um 50 % zu vergrößern. Demnach sollte sie 1,35 m² betragen. Das könnte zum Beispiel bedeuten, dass der Käfig oder die Voliere eine Breite von 1,7 m und eine Tiefe von 0,8 m haben könnte (entspricht einer Fläche von 1,36 m²). Die Höhe sollte mindestens 1 m betragen.
Täglich sollten Vögel mehrere Stunden, mindestens jedoch eine Stunde Freiflug haben, und das auch dann, wenn sie in einer geräumigen Voliere untergebracht sind. Falls dies auf gar keinen Fall gewährleistet werden kann, muss die Voliere oder der Käfig für die Dauerunterbringung so groß sein, dass für bis zu 6 Wellensittiche ein einer Grundfläche von mindestens 2 m² zur Verfügung steht, rät die TVT. Ich bin der Ansicht, dass eine Fläche von 1 m x 2 m relativ klein ist und Wellensittiche sich kaum „ausfliegen“ können. Deshalb möchte ich an Sie appellieren, sich für eine Mindestfläche von 4 m² bis 6 m² zu entscheiden. Damit lässt sich den Tieren zumindest ansatzweise die Möglichkeit bieten, ein wenig zu fliegen.
Wenn Sie nun denken, dass ein so „üppig“ bemessenes Platzangebot übertrieben ist und ein kleinerer Käfig trotzdem in Ordnung ist, sollten Sie bitte eines bedenken: Lebensumstände können sich ändern, es kann zum Beispiel geschehen, dass Sie plötzlich in einer anderen Stadt arbeiten und nicht mehr nur acht Stunden außer Haus sind, sondern zehn oder elf, weil sie weiter pendeln müssen. Oder es sind umfangreiche Umbauarbeiten vonnöten, weshalb die Vögel wochenlang keinen Freiflug haben können. Dann ist es wichtig, dass sie eine möglichst geräumige Unterbringung haben, in der sie zumindest ein bisschen fliegen können.
Kunststoff, Metall, Holz – das passende Material finden
Vogelkäfige sollten aus Materialien bestehen, die einerseits langlebig sind und andererseits den oft recht hohen Beanspruchungen durch Vogelschnäbel standhalten können. Wellensittiche und andere Papageien haben einen ausgeprägten Nagetrieb, weshalb Holzkäfige für sie ungeeignet sind. Erstaunlich schnell können die Vögel Löcher erzeugen, durch die sie ganz leicht schlüpfen können, wie das folgende Video zeigt.
Sämtliche Metallteile eines Vogelkäfigs müssen ungiftig sein. Problematisch für Wellensittiche und andere Papageien sind Käfiggitter, aus denen die Tiere beim Klettern Zink aufnehmen können. Dies kann zu schweren Vergiftungen führen, die leider oft tödlich sind. Absplitternde Lackierungen sind ebenfalls problematisch, weil die Vögel die kleinen Partikel verschlucken könnten. Auch hierbei besteht ein hohes Risiko gesundheitlicher Komplikationen oder Vergiftungen.
Kunststoffteile eines Käfigs müssen ohne scharfe Kanten sein und sollten nicht leicht splittern. Riechen sie unangenehm nach „Chemie“, sind sie ungeeignet. Sie setzen dann wahrscheinlich Giftstoffe frei, die den Vögeln gefährlich werden können.
Weiterführende Informationen darüber, welche Materialien geeignet sind, finden Sie im Beitrag über Zimmervolieren.
Eckig, rund oder mit Erkern
Dass turmförmige, schlanke und hohe Volieren beziehungsweise Käfige ungeeignet sind, wurde bereits erörtert. Betrachtet man die Mindestmaß-Empfehlungen der TVT, dann fällt auf, dass diese eine Unterbringung mit rechteckiger Grundfläche beschreiben. Diese hat sich als sehr gut brauchbar für die Vogelhaltung erwiesen. Dagegen sind Rundkäfige, wie sie früher stark in Mode waren, völlig ungeeignet. Sie sehen zwar meist hübsch aus, sind aber innen vergleichsweise klein und die Vögel können darin kaum fliegen, sofern der Durchmesser nicht mindestens 1,5 Meter beträgt. Das entspräche einer Grundfläche des Rundkäfigs von etwa 1,77 m². Einen solchen Rundkäfig bringt man so leicht nicht in einer Zimmerecke unter und es wird wegen der Form jede Menge Platz verschenkt.
Käfige und Volieren, an denen sich kleine Aufbauten wie Erker oder andere Verschnörkelungen befinden, halten manche Vogelhalter für hübsch. Letztlich bringen den Tieren diese kleinen „Anbauten“ aber kaum mehr Platz und sie sind somit zwar in aller Regel nicht schädlich, aber eben auch nicht nützlich. Zudem haben sie oftmals den Nachteil, schwierig zu reinigen zu sein. Aus diesem Grunde ist die schnörkellose Käfig- oder Volierenform mit rechteckiger oder quadratischer Grundfläche und ohne „Anbauten“ im Alltag am besten geeignet.
Gut zu reinigen
Ein Käfig oder eine Voliere sollte idealerweise nicht nur für die Tiere praktisch sein, sondern auch für den Menschen, denn er muss die Behausung der Vögel sauber halten. Je robuster und langlebiger das Material ist, aus dem die Vogelbehausung gefertigt wurde, desto weniger Probleme entstehen beim Reinigen. Achten Sie beim Kauf darauf, ob sich das Käfigunterteil, also die Kunststoffschale leicht vom Rest trennen lässt. Denn der Boden des Käfigs sollte nicht nur regelmäßig mit frischer Einstreu bedeckt werden, sondern auch mindestens ein- bis zweimal im Monat gründlich abgewaschen werden. Dasselbe gilt für den in aller Regel aus Metall bestehenden Teil des Käfigs, also jenen Teil mit den Gitterstäben.
Nicht zu empfehlen sind für die meisten Vögel die neuerdings in Mode kommenden Käfige, die keinen festen Untergrund aufweisen, sondern ein Bodengitter. Im Handel wird diese Bauvariante angepriesen, weil sie das Reinigen erleichtern soll. Allerdings ist sie für zahlreiche Vögel denkbar unpraktisch: Da viele Gefiederte, darunter auch Wellensittiche, sehr gern über den Boden laufen, würden sie häufig auf dem Gitter stehen, was ihren Füßen auf die Dauer nicht gut bekommen würde. Handelt es sich bei den von Ihnen gehaltenen Vögeln gar um Individuen mit Einschränkungen der Beweglichkeit der Füße oder amputierten Zehen beziehungsweise Beinen, Fußhandicap, könnte ein solches Kotgitter zu schweren Problemen wie Druckstellen und Schwierigkeiten beim Laufen führen.
Falls die Gitter nicht fest montiert sind, sondern leicht eingeschoben bzw. entnommen werden können, ist das aber nicht unbedingt von Vorteil. Von den Führungsschienen der Kotgitter geht unter Umständen eine Gefahr für die Vögel aus. Die Vogelhalterin Conny Diederich schildert, wie eine solche Halterungsschiene einem ihrer Vögel beinahe zum tödlichen Verhängnis geworden wäre:
Falle beim Weglassen des Kotgitters, betrifft Montana Sydney und eventuell auch andere Modelle
„Meine Katharinasittiche haben normalerweise eine 24 Stunden geöffnete Voliere, aber aus einem Grund habe ich sie kurzzeitig in die Voliere sperren müssen. Da sie das nicht gewöhnt sind und zu der Zeit ein starker Bruttrieb vorhanden war, wollte sich eine meiner Katharinasittich-Hennen nach draußen graben. Sie blieb zwischen dem Einschubblech und und einer der Streben, an der eigentlich das Kotgitter eingeschoben wird, mit dem Kopf stecken. Sie saß dermaßen ungünstig fest, dass uns nur übrig blieb, die Schiene mit einem Bolzenschneider abzukneifen. Ich konnte weder das Einschubblech verbiegen, damit der Kopf freikam, noch das Blech rausziehen, da ich den Vogel nicht anheben konnte. Sie hat es gerade noch gut überstanden.
Die Streben sind sehr stark, weshalb man sie nicht einfach so abkneifen kann, da muss starkes Gerät her. Sicherheitshalber haben wir alle entfernt, da für uns der Einsatz der Kotgitter sowieso nicht in Frage kommt. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass das eine Gefahr darstellt und möchte darauf hinweisen.“
Nachdem dieser Gefahrenhinweis auf Facebook veröffentlicht worden war, sicherte die Vogelhalterin Carina Nowienski ihre eigene Voliere schnell und kreativ ab. Sie verdeckte die gefährlichen Metallschienen in der Mitte ihrer Doppelvoliere mit Nagerbrücken aus Holz.
Das sind die Themen dieser Rubrik
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