- >>
- Birds Online
- >>
- Allgemeines
- >>
- Standardsittiche und Hansi-Bubis
Standardwellensittiche und Hansi-Bubis
Gibt es verschiedene Wellensitticharten? Diese Frage beschäftigt viele Wellensittichhalter, vor allem Neulinge zerbrechen sich darüber den Kopf. Entsprechende Überlegungen ergeben sich meist dann, wenn Vogelhaltern der Begriff „Standardsittich“ zu Ohren gekommen ist. Oder aber es wird darüber nachgedacht, ob die verschiedenen Farbschläge eventuell typisch für unterschiedliche Arten sind. Grundsätzlich gilt aber: Es gibt keine verschiedenen Wellensitticharten, alle Wellensittiche gehören derselben Art an, die wissenschaftlich als Melopsittacus undulatus bezeichnet wird.
Aber es kommen unterschiedliche Erscheinungsformen vor, denn der Wellensittich hat sich durch die Zuchtbemühungen des Menschen stark verändert. Deshalb spricht man von Zuchtformen. Als Rassen werden sie jedoch nicht bezeichnet, wie dies bei Hunden der Fall ist. Wellensittiche der unterschiedlichen Zuchtformen weisen verschiedene Farben auf – sogenannte Farbmutationen – und können sogar kleine Federhauben haben, die als Gestaltsmutationen bezeichnet werden.
Die Körpergröße unterscheiden sich bei einigen speziell gezüchteten Vögeln ebenfalls stark von derjenigen der in Australien lebenden Wildform der Wellensittiche. Kleine domestizierte Wellensittiche werden als Hansi-Bubis bezeichnet, die sehr großen Vögel als Standardsittiche (oder Standardwellensittiche). Darüber hinaus gibt es Schauwellensittiche und Halbstandardsittiche (bzw. Halbstandardwellensittiche). Diese Begriffsvielfalt wird im Folgenden erläutert und es werden Beispielbilder gezeigt.
Die Wildform der Wellensittiche
Wilde Wellensittiche in Australien sind allesamt gleich gefärbt: Das Gefieder an Brust und Bauch sowie am unteren Rücken ist grün, das Gesicht ist gelb, der Kopf, der obere Rücken und die Flügel sind gelb-schwarz gefärbt und zeigen das für diese Vogelart typische Wellenmuster. Im Gesicht tragen die Vögel auf jeder Seite je drei kleine schwarze Kehltupfen und sie haben dunkelblaue Wangenflecken. Die langen Schwanzfedern sind dunkelblau. Circa 18 cm ist die Wildform der Wellensittiche groß und die Tiere wiegen circa 22 g.
In Deutschland sind Wellensittiche der Wildform zuletzt vor sehr langer Zeit aus Australien eingeführt worden. Von dort werden aus Tierschutzgründen keine Vögel mehr exportiert. Nur in sehr seltenen Ausnahmefällen gelangen Wellensittiche oder deren Eier vom Fünften Kontinent in andere Länder. Einer dieser sehr seltenen Ausnahmefälle sind die wilden Wellensittiche, die im Kölner Zoo gehalten wurden. Dies war Anfang der 2000er Jahre.
Kleine domestizierte Wellensittiche: Hansi-Bubis
Typisch für domestizierte Wellensittiche ist, dass sie in vielen unterschiedlichen Farbschlägen vorkommen. Deshalb ist die Färbung der Hansi-Bubis sehr variabel. Kennzeichnend für sie sind die Körpergröße und das Aussehen des Gesichts: Wie die wilden Wellensittiche tragen Hansi-Bubis nur sechs meist schwarze, kleine Punkte, die sogenannten Kehltupfen, im Gesicht (mit Ausnahme der Farbschläge, die keine Kehltupfen haben); in jeder Gesichtshälfte sind es jeweils drei. Der Abstand der zwischen der Spitze des Oberschnabels und der unteren Kante der Gesichtsfedern, also der Abstand bis zu jener Stelle, an der das Brustgefieder beginnt, ist vergleichsweise klein. Er ist meist kürzer als die Länge des Oberschnabels. Das Stirngefieder ist nicht sehr voluminös, die Augen der Vögel sind aus jeder Perspektive sichtbar.
Die Körpergröße der Hansi-Bubis liegt normalerweise zwischen 18 cm und 20 cm, gemessen vom Kopf bis zur Schwanzspitze. Ihr Normalgewicht variiert für gewöhnlich zwischen 35 g und rund 38 g, besonders kleine Vögel können aber auch nur rund 28 g bis 30 g wiegen. Hansi-Bubis mit grüner Färbung und dem Farbschlag „normal“ sehen der Wildform noch immer sehr ähnlich.
Übrigens: Die Bezeichnung „Hansi-Bubi“ oder „Hansibubi“ rührt daher, dass diese kleinen Wellensittiche früher mehrheitlich als Heimvögel mit Familienanschluss verkauft wurden. Und weil die Namen „Hansi“ und „Bubi“ einst besonders populär waren beziehungsweise es noch immer sind, wie auch meine Wellensittichnamen-Statistik belegt, wurde diese Zuchtform der Wellensittiche entsprechend benannt.
Große domestizierte Wellensittiche: Standardsittiche
Standardsittiche sind etwa einen (Wellensittich-)Kopf größer als die Wildform und somit meist circa 22 cm oder sogar bis zu 24 cm groß. Sie wiegen meist etwa 50 g bis 55 g, ohne dabei übergewichtig zu sein. Ihr Körperbau ist entsprechend breit und bullig. Das Gefieder ist sehr buschig und dicht, die einzelnen Federn sind vergleichsweise lang. Im Gesicht tragen sie viele sehr große und meist schwarze Kehltupfen (Punkte). Durch ihre voluminösen, langen Federn an der Stirn und am Oberkopf sieht man ihre Augen aus einigen Perspektiven nicht, weil das Gefieder sie verdeckt.
Einigen Menschen gefällt dieses Schönheitsideal nicht, weil es recht stark von der Wildform der Wellensittiche abweicht. Andere wiederum empfinden die Standardsittiche als wunderschöne Geschöpfe, denen die wilden Wellensittiche nicht das Wasser reichen können. Letztlich ist es eine Frage des persönlichen Geschmacks, welche Meinung man zu diesem Thema hat. Und über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten.
Doch woher rührt der Name „Standardsittich“ und was hat der Namensbestandteil „Standard“ darin zu bedeuten? Einige Jahre nach ihrer Entdeckung der Wellensittiche durch den Naturforscher George Shaw im Jahre 1805 sind die ersten dieser Vögel mit Schiffen nach Europa gebracht worden. Relativ bald stellten sich erste Zuchterfolge ein. Anfangs waren die nachgezüchteten Vögel ähnlich klein wie die Wildform und sie waren genauso gefärbt wie diese. Nach vergleichsweise kurzer Zeit traten jedoch die ersten farblichen Mutationen auf, zu denen blaue Wellensittiche mit weißen Gesichtern, Albinos (rein weiße Vögel mit roten Augen) und Lutinos (rein gelbe Vögel mit roten Augen) gehörten. Nach und nach traten zahlreiche weitere Farbmutationen auf und es gelang den Züchtern, immer größere Wellensittiche hervorzubringen.
Weil vor allem die Farbmutationen, aber auch die stattlichere Größe von Beginn an beliebt waren, haben die Züchter bald durch gezielte Verpaarung ihrer Tiere versucht, diese Farbschläge und die gesteigerte Körpergröße dauerhaft zu etablieren. Während sich manche Züchter eher auf die Farbvarianten konzentrierten, war das Zuchtziel einiger anderer, die Körpergröße der domestizierten Wellensittiche mehr und mehr zu steigern und ihr Gefieder voluminöser zu züchten. England war eine der Hochburgen dieser Zuchtbemühungen. Dort hat man dem neuen Schönheitsideal einen Namen gegeben: English Budgie, zu deutsch Standardsittich.
Genau genommen ist die Bezeichnung „Standardsittich“ aber irreführend. Denn sie bezeichnet keineswegs die Standardform, also den wilden Wellensittich, sondern ein vom Menschen festgelegtes, künstliches Zuchtideal. Ursprünglich wurden sie eher als Ausstellungsvögel gezüchtet und nicht, um sie „gefiederte Familienmitglieder“ zu halten. Dies kam erst nach und nach auf.
Mittelgroße domestizierte Wellensittiche: Halbstandards
Bei Halbstandard-Wellensittichen, kurz Halbstandards genannt, handelt es sich um eine Mischform aus Hansi-Bubis und Standardsittichen. Nachdem immer mehr Standardsittiche gezüchtet wurden und nicht alle für Vogelausstellungen verwendet werden konnten, gelangten zusehends mehr dieser Vögel in den Handel und wurden als „Stubenwellensittiche“ verkauft. Auch manche Züchter, die zuvor nur mit kleinen Hansi-Bubis gezüchtet haben, kauften Standardsittiche und verpaarten diese mit ihren kleinen Vögeln. Daraus entstand eine Mischform: der Halbstandardsittich.
Er trägt im Gesicht deutlich mehr Kehltupfen als die Hansi-Bubis (mit Ausnahme der Farbschläge, die keine Kehltupfen haben), jedoch weniger als die Standardsittiche. Der Abstand zwischen der Spitze des Oberschnabels und der Kante der Gesichtsfedern, wo diese auf die Brust treffen, ist bei Halbstandards normalerweise etwas größer als bei Hansi-Bubis und kleiner als bei Standardwellensittichen; der Abstand kann in etwa so groß sein wie der Oberschnabel lang ist.
An der Stirn und am Oberkopf ist das Gefieder ein wenig voluminöser als bei den Hansi-Bubis, aber nicht so wulstig wie bei den größeren Standardsittichen. Die Augen der Halbstandards sind meist aus fast allen Perspektiven einigermaßen gut zu sehen, weil sie meist nur teilweise von Federn verdeckt werden. Halbstandards sind zwischen 20 cm und 21 cm groß und wiegen meist etwa 40 g bis 45 g.
Weil Halbstandards gewissermaßen „Promenadenmischungen“ zwischen unterschiedlich großen beziehungsweise kleinen Wellensittichen sind, können sie ein Mittelding zwischen Hansi-Bubis und Standardsittichen sein oder ein Erscheinungsbild haben, das recht nah an dem der einen oder anderen Zuchtform liegt. Somit sind Halbstandards in ihrer Körpergröße und hinsichtlich der Anzahl beziehungsweise Größe der Kehltupfen recht variabel. Typisch ist aber, dass sie normalerweise mehr als sechs Kehltupfen haben, sofern sie keinem Farbschlag angehören, dem dieses Gefiedermerkmal fehlt.
Die Riesen ihrer Art: Schauwellensittiche
Besonders große Wellensittiche werden heute meist für Vogelausstellungen oder Vogelschauen gezüchtet, weshalb man sie hierzulande als Schauwellensittiche bezeichnet. Dabei gilt, dass Schauwellensittiche in aller Regel sehr große Standardsittiche sind. Umgekehrt gilt aber nicht, dass ein Standardsittich automatisch auch ein Schauwellensittich ist! Denn Schauwellensittiche müssen sehr strenge Kriterien erfüllen, um den auf den Ausstellungen geforderten Schönheitsidealen gerecht zu werden. Sie zeichnen sich durch extrem lange Federn aus und ihre Kehltupfen im Gesicht sind sehr große, meist schwarze Flecken, die zudem äußerst zahlreich sind. Lediglich bei Farbschlägen, die nur angedeutete oder gar keine Kehltupfen haben, sind sie entsprechend unauffällig. Schauwellensittiche können bis zu 25 cm groß und über 55 g schwer sein.
Nur sehr selten gelangen die für Vogelausstellungen gezüchteten Tiere in den Zoofachhandel, weil sie für die Züchter in aller Regel zu wertvoll sind. Mit besonders „guten“ Vögeln lassen sich auf einer Vogelschau mit etwas Glück Preise gewinnen.