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Interview mit Nellie aus der World Parrot Post vom 15. Dezember 2000
WPP: Nellie, es freut uns, dass Sie trotz ihres vollen Terminkalenders Zeit für unser Interview gefunden haben.
Nellie: Ich fühle mich geehrt, denn es passiert einem Kakadu schließlich nicht alle Tage, von einem so renommierten Nachrichtenmagazin um ein Interview gebeten zu werden.
WPP: Man sagt, Sie seien ein zurückgezogen lebender Star unter den Vögeln. Weshalb scheuen Sie die Öffentlichkeit so sehr?
Nellie: (sträubt ihre Federhaube) Man hat es nicht leicht als berühmter Vogel. Sogenannte Liebhaber möchten ihre private Sammlung oft nur allzu gern um eine weitere Rarität erweitern, weshalb sie Vögel regelrecht kidnappen – oder heißt das dann birdnappen? Egal, einer meiner besten Freunde war jahrelang verschwunden, bis er kürzlich von der Polizei in der Voliere eines reichen Brasilianers gefunden wurde – natürlich ohne die nötigen Papiere – und letztlich befreit wurde. Dieser schreckliche Kerl hatte bis dahin in Fachkreisen als vorbildlicher Vogelschützer gegolten. So kann man sich täuschen! In Wahrheit hat er sich selbst am grausamen Kidnapping geschützter Vogelarten beteiligt. Ich habe große Angst davor, Opfer einer solchen Entführung zu werden und vermeide es deshalb, allein in der Öffentlichkeit aufzutreten.
WPP: Haben sie also den Exklusivvertrag mit dem Internetprojekt Birds Online abgeschlossen, weil sie sich auf diese Weise dem Publikum nur virtuell zeigen müssen?
Nellie: Ja, ganz genau. Die Zusammenarbeit mit Gaby Schulemann, dem Webmaster von Birds Online, beschränkte sich anfangs darauf, dass ich ihr als Modell für die Bebilderung der Webseiten zur Verfügung stand. Inzwischen sind wir eng befreundet, und bin ich dazu übergangen, ihr den einen oder anderen Rat bei der Formulierung der Sachtexte zu geben. Diese Art von journalistischer Arbeit bereitet mir größtes Vergnügen, weil ich so tatsächlich etwas bewirken kann, denn viele Leute lesen die Seiten und befolgen unsere Ratschläge über die artgerechte Haltung von Vögeln.
WPP: Eines der Bilder bei Birds Online zeigt sie mit einem noch sehr jungen Gelbhauben-Rotschuh-Kakadu. Könnten sie sich nach der Zusammenarbeit mit dem Jungvogel vorstellen, eigene Kinder zu haben?
Nellie: Eigene Kinder möchte ich derzeit nicht, ich bin ja erst fünf Jahre alt. Das Webprojekt ist mir erst mal wichtiger. Es kommen viele Fragen von Usern per E-Mail rein, die ich gern weiterhin in Ruhe beantworten möchte. Obwohl ich zugeben muss, dass die Zusammenarbeit mit der kleinen Elemir sehr angenehm war. Sie ist eine reizende junge Vogeldame und überaus klug. Die Windeln trug sie nur für das Foto-Shooting, denn eigentlich ist sie mit ihren vier Monaten bereits stubenrein gewesen.
WPP: Wenn Sie schon derzeit keine Kinder haben möchten, wie sieht es denn in Sachen Männer aus? Man munkelt, sie träfen sich öfter mit dem Darsteller des Zirkushahns Rocky aus dem Kinofilm „Hennen Rennen“ …
Nellie: (lacht) Es ist unglaublich, was einem alles angedichtet wird, nur weil man mit jemandem zusammen an einem Futterhäuschen gesehen wird! Nein, dieser Schauspieler und ich sind lediglich befreundet. Er hat sich am Set in die Darstellerin der Henne Ginger verliebt, die beiden sind seither ein glückliches Paar. Außerdem gestaltet sich das Zusammenleben von Gelbhauben-Rotschuh-Kakadus und Haushühnern erfahrungsgemäß als schwierig. Man kann eben nicht jede Vogelart beliebig mit anderen Spezies verkuppeln. Die Charaktere, Mentalitäten und oft auch die Sprache sind einfach zu unterschiedlich.
WPP: Finden sie neben der Arbeit für Birds Online noch Zeit für ihre Hobbys?
Nellie: Oh ja, ich lese sehr gern, treffe mich mit Freunden, höre Musik – also alles, was man halt so tut. Eine meiner größten Leidenschaften ist das Reisen. Gaby hat mich schon oft auf ihre Touren in fremde Länder mitgenommen und wir haben zusammen viele exotische Vögel besucht. Außerdem hat sie mich ans Tanzen herangeführt. Wir haben beide eine große Leidenschaft für lateinamerikanische Tänze.
WPP: Was war die für sie beeindruckendste Begegnung mit Vögeln in freier Natur?
Nellie: Das war auf Bird Island, einer Insel der Seychellen. Stundenlang schlenderte ich über einen einsamen Strand und begegnete keinem anderen Touristen. Um mich herum flogen unzählige Vögel, und dann entdeckte ich in einem der Büsche am Strand eine Feenseeschwalbe. Als ich mich ihr näherte, schaute sie mich neugierig an und kam selbst etwas näher – leider verstand ich ihre Sprache nicht, denn Seeschwalben geben doch sehr sonderbare Quietschlaute von sich. Am Ende war sie mir so nah, dass sie mit ihrem spitzen, langen Schnabel meine Sonnenbrille anknabberte. Dieses Erlebnis werde ich sicher nie vergessen, denn es hat gezeigt, wie gut wir einander auch ohne Worte verstehen können, wenn wir nur wollen.
WPP: Nellie, wir danken Ihnen für dieses Gespräch und wünschen Ihnen weiterhin alles Gute.