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Schmerzen erkennen
Für einen Vogelhalter ist es oft nicht leicht, einen kranken Vogel zu erkennen. Auch fragen sich viele Tierhalter, ob ihre erkrankten Vögel möglicherweise unter Schmerzen leiden. Weil man Vögel leider nicht danach fragen kann, ob ein Körperteil schmerzt, bleibt nur die Möglichkeit, die Tiere aufmerksam zu beobachten. Denn Vögel, die unter Schmerzen leiden, zeigen häufig typische Verhaltensweisen und Körperhaltungen. Um diese zu erkennen, braucht man ein wenig Übung. Aber die Mühe lohnt sich und es ist in jedem Fall sinnvoll, sich intensiv mit diesem Thema zu beschäftigen, um seinen Tieren unnötige Schmerzen zu ersparen. Denn sobald ein Vogelhalter bemerkt, dass es einem seiner Tiere nicht gut geht, sollte schnellstmöglich ein fachkundiger Tierarzt zurate gezogen werden. In vielen Fällen ist es möglich, eine Schmerztherapie einzuleiten.
Um die typischen Verhaltensweisen zu erkennen, die Vögel an den Tag legen, wenn sie Schmerz empfinden, sind einige wichtige Details zu beachten. Auch ist es hilfreich, wenn das normale Verhalten des einzelnen Tieres dem Halter bekannt ist. Denn nicht jeder Vogel ist gleich. Bestimmte persönliche Eigenschaften können eine Einschätzung über eventuell durchlebte Schmerzzustände erschweren.
In diesem Kapitel erfahren Sie, welche charakteristischen Merkmale häufig zu beobachten sind, wenn Vögel unter Schmerzen leiden.
Schonung und Ausruhen aufgrund von Schmerzen
Empfindet ein Vogel Schmerzen, bewegt er sich in aller Regel weniger als sonst und ruht sich häufig aus. Hierbei ist zu unterscheiden zwischen Schmerzen in den Extremitäten wie den Flügeln oder den Beinen sowie zwischen allgemeinen Schmerzen innerhalb des Körpers. Tut beispielsweise ein Bein weh, nimmt das Tier die Extremität in die Schonstellung und belastet das Bein nicht. Der Fuß wird ins Gefieder gezogen und beim Gehen und Klettern humpelt das Tier. Das nebenstehende Foto zeigt einen Katharinasittich, dessen rechter Fuß aufgrund einer Verletzung geschmerzt hat. Das Tier hat das Bein deshalb ins Gefieder gezogen. Häufig legen sich Vögel auf den Bauch, wenn beide Beine oder Füße schmerzen. So können sie ihr Körpergewicht und damit den Druck von den schmerzenden Körperteilen nehmen. Eine andere Möglichkeit als das Hinlegen bleibt ihnen nicht, sie können nicht wie wir Menschen einfach die Beine hochlegen. Beim Fliegen ist einem Tier, das Schmerzen in den Beinen empfindet, hingegen meist nichts anzumerken, aber bei der Landung ist ein deutliches Straucheln und Hinken zu beobachten.
Schmerzende Flügel oder Schultern äußern sich sehr häufig dadurch, dass die betroffene Extremität nicht in der normalen Position am Körper gehalten wird. Häufig hängen schmerzende Flügel mehr oder minder auffällig herab, außerdem meiden die Tiere das Fliegen. Müssen sie dennoch fliegen, geben viele von ihnen ächzende oder leise quietschende Geräusche von sich. Es handelt sich dabei oft um Schmerzenslaute, also im übertragenen Sinne so etwas wie das „Aua“ beim Menschen. Insgesamt bewegen sich Vögel, deren Flügel schmerzen, vergleichsweise wenig. Sie vermeiden es nicht nur zu fliegen, sondern klettern auch seltener. Der Grund dafür ist, dass sie hierbei ihre Flügel zum Ausbalancieren des Körpers nutzen, was ihnen wie das Fliegen Schmerzen bereiten würde – somit klettern sie meist nicht gern, wenn sie Schmerzen haben. Aus ähnlichen Gründen werden schwankende Sitzgelegenheiten nur noch ungern aufgesucht, da auf diesen ebenfalls ein Ausbalancieren nötig ist.
Bei Schmerzen innerhalb des Körpers ist der Vogel insgesamt sehr ruhig, meidet jede unnötige Bewegungen und schläft oder döst viel. Zwar kann er normalerweise recht gut klettern, gehen und fliegen. Aber ein Vogel, der unter Schmerzen im Körper leidet, vermeidet diese Anstrengungen so weit wie möglich. Wird durch eine Schwellung im Körper – zum Beispiel durch einen Tumor – Druck auf die Nerven im Rücken ausgeübt, kann es zu Scherzen und Lähmungen in einem der Beine beziehungsweise in schweren Fällen gar in beiden Beinen kommen. Ein Vogel, dessen Bein wegen eines eingeklemmten Nervs wehtut, belastet es nicht und kann weder gut laufen, noch klettern. Das Bein wird dann sehr weit hochgezogen und häufig sind die Zehen dabei ausgestreckt, wie es auf dem Foto des gelben Wellensittichs auf dieser Seite zu sehen ist.
Struppig aufgeplustertes Gefieder
Fühlt sich ein gesunder Vogel wohl und plustert er sein Gefieder auf, ist die Silhouette normalerweise rund. Bei kranken Vögeln oder bei Tieren, die unter starken Schmerzen leiden, ist das Gefieder ebenfalls häufig aufgeplustert. Allerdings weist die Silhouette typische Ecken und Kanten auf. Oft wird vor allem das Gefieder am Rücken sehr stark aufgeplustert, siehe Foto rechts. Das auf der Abbildung gezeigte Tier litt unter starken Schmerzen in den Füßen und hatte sich zur Schonung der Beine auf den Bauch gelegt. Weitere Details über ein „unrund“ aufgeplustertes Gefieder als Anzeichen für massives Unwohlsein bietet das Kapitel kranke Vögel erkennen.
Die Stellung der Augenlider bei Wellensittichen mit Schmerzen
Wer Schmerzen hat, kneift mitunter unwillkürlich die Augenlider in einer typischen Weise zusammen. Das hat vermutlich jeder Mensch schon einmal selbst getan oder bei einem anderen Menschen gesehen. Es mag erstaunlich klingen, aber sogar einige Tiere zeigen ein ähnliches Verhalten. Bei Wellensittichen und anderen Vögeln kann man in vielen Fällen anhand der Lidstellung erkennen, ob das jeweilige Tier Schmerzen hat oder nicht. Ist ein gesunder Vogel entspannt und schließt er beim Ausruhen die Augenlider, dann bedecken das Ober- und Unterlid normalerweise in etwa zu gleichen Teilen das Auge. Sie berühren sich in der Mitte des Auges und werden locker gehalten.
Viele Wellensittiche, die unter Schmerzen leiden, ziehen hingegen das Unterlid sehr weit hoch, wenn sie das Auge schließen. Auch bei geöffnetem Auge schieben sie mitunter das Unterlid hoch, siehe Foto rechts. Es liegt dann teilweise über der Pupille und ist dabei mitunter sogar ein wenig faltig. Generell wird die „verkniffene“ Augenlidstellung mitunter auch von gesunden Vögeln vorübergehend eingenommen. Das heißt nicht, dass sie Schmerzen haben. Erst dann, wenn diese typische Augenlidstellung über einen längeren Zeitraum (mindestens mehrere Minuten oder gar Stunden) und häufiger zu beobachten ist, besteht Grund zu der Annahme, dass ein Vogel unter Schmerzen leiden könnte. Bei Vögeln mit sehr üppigem Kopfgefieder ist die Stellung der Augenlider in den meisten Fällen nur schwer zu erkennen, deshalb ist sehr genaues Hinschauen erforderlich.
Mitunter kneift ein Vogel seine Augenlider zusammen, weil die Nase oder die Nebenhöhlen Schmerzen verursachen. Oft wird dann nur ein Auge auf diese Weise geschlossen, und zwar das Auge, das sich in der jeweiligen schmerzenden Gesichtshälfte befindet.
Die Fotos unter diesen Zeilen sollen Ihnen dabei helfen zu beurteilen, ob Ihr Vogel aufgrund von Schmerzen seine Augenlider zusammenkneift oder ob Ihr Vogel seine Augenlider ganz entspannt und voller Wohlbehagen geschlossen hält.