Schockmauser oder Schreckmauser

Achtung: Die auf Birds-Online.de angebotenen Texte und Bilder rund um das Thema Erkrankungen von Vögeln sind als Informationsquelle gedacht. Bitte bringen Sie Ihre erkrankten Vögel immer schnellstmöglich zu einem fachkundigen Tierarzt!
Nachdem eine Diamanttaube eingefangen und medizinisch behandelt werden musste, blieben Federn in der Hand zurück, weil das Tier eine Schockmauser erlitten hat.
Nachdem eine Diamanttaube eingefangen und medizinisch behandelt werden musste, blieben Federn in der Hand zurück, weil das Tier eine Schockmauser erlitten hat.

Während der normalen Mauser erneuert ein Vogel sein Gefieder, das einem natürlichen Verschleiß unterliegt. Hierbei vollzieht sich der Verlust der alten Federn gemächlich, sie fallen nach und nach über einen längeren Zeitraum aus. Gänzlich anders verhält es sich bei der sogenannten Schockmauser oder Schreckmauser. Hier deuten bereits beide Bezeichnungen darauf hin, dass es sich um eine Mauser infolge eines für die betroffenen Vögel bedrohlichen Ereignisses handelt. Der Federverlust ereignet sich dabei sehr plötzlich, sie werden vom Körper quasi abgeworfen und nicht ausgerissen. Es handelt sich bei dieser speziellen Form der Mauser um einen natürlichen Schutzreflex des Vogelkörpers. Doch wie kann eine plötzliche Mauser einen Vogel vor Gefahr schützen? Ein Blick auf das Leben der Wildvögel verdeutlicht es.

In ihrem Alltag werden Wildvögel durch viele potenzielle Gefahren bedroht, unter anderem können sie Opfer von Fressfeinden werden. Greift beispielsweise eine Katze oder ein Marder sie an, hält der Angreifer sie entweder zwischen den Pfoten oder zwischen den Kiefern fest. Werden nun mehrere Federn gleichzeitig abgeworfen, lockert sich oft der Griff und mit etwas Glück kann der Vogel entkommen. Dies geschieht in vielen Fällen auch, wenn die Vögel irgendwo hängen bleiben, etwa in einem Dornengestrüpp. Bei dem Versuch zu fliehen, reißen sie sicherlich die eine oder andere Feder aus, aber es kann auch eine Schreckmauser einsetzen. Sowohl die Schwanzfedern als auch das Kleingefieder am Rücken und Bauch können im Zuge der Schreckmauser abgeworfen werden. Mitunter werden zudem kleine Federn der Oberseite der Flügel abgeworfen. Niemals verlieren die Vögel bei einer Schreckmauser hingegen ihre Schwungfedern, also die langen Federn an den Flügeln. Sie abzuwerfen würde bedeuten, nicht mehr richtig fliegen zu können – dann wäre eine Flucht unmöglich.

Oft wird angenommen, dass ein Vogel, der seine Schwanzfedern verloren hat, nicht mehr fliegen kann. Das ist aber nicht der Fall. Die Schwanzfedern dienen zur Stabilisierung des Flugs, zur Lenkung und zum Bremsen. Sind sie nicht mehr da, ist das Fliegen für einen Vogel zwar schwieriger, aber trotzdem noch möglich. Es kann somit lebensrettend sein, wenn beispielsweise eine Katze die Schwanzfedern eines Vogels packt, diese abzuwerfen und zu fliehen. Auch wenn das bedeutet, einige Tage bis Wochen unter erschwerten Bedingungen fliegen zu müssen, denn so lange dauert es, bis die Federn nach einer Schockmauser wieder nachgewachsen sind.

Bei in Menschenobhut gehaltenen Vögeln kommt es nur selten zu einer Schockmauser. Typische Situationen, in denen es zu einer Schockmauser kommen kann, sind Angriffe durch andere Haustiere wie Hauskatzen oder Hunde. Oder die Vögel erschrecken sich, wenn sie vom Halter eingefangen und mit der Hand festgehalten werden, um ihnen zum Beispiel ein Medikament einzugeben. Auch wenn kleine Kinder einen Vogel packen, kann ihn dies unter Umständen erschrecken und es kann zu einer Schockmauser kommen. Nach einer Schockmauser muss ein Vogel normalerweise nicht zum Tierarzt gebracht werden, die Federn sollten von allein wieder nachwachsen. Dies gilt, wenn nur einige wenige Federn ausgefallen sind. Wurden gleichzeitig Federn ausgerissen oder liegt ein sehr großflächiger Federverlust vor, sollte sicherheitshalber ein vogelkundiger Tierarzt zurate gezogen werden.

Diamanttauben gehören zu den Vogelarten, die sehr schreckhaft sind und beim Einfangen oft eine Schockmauser erleiden.
Diamanttauben gehören zu den Vogelarten, die sehr schreckhaft sind und beim Einfangen oft eine Schockmauser erleiden.

Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Vogel eine Schockmauser erleiden könnte, ist nicht bei allen Vogelarten gleich groß. Papageien und Sittiche sind im Allgemeinen relativ robust und reagieren in den meisten Fällen eher mit Protestgeschrei oder Beißen, wenn sie festgehalten werden. Doch auch bei ihnen kann es zu einer Schockmauser kommen. Zu den Vogelarten, die sehr anfällig für diesen plötzlichen Federverlust sind, gehören unter anderem Diamanttauben. Sie sind meist sehr scheu und eher ängstlich, weshalb sie oft einige Federn abwerfen, wenn sie in die Hand genommen werden müssen.


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