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Erfahrungsbericht verklebter Nymphensittich
Ein Beitrag von Sandra Hencl, Juni 2007
Mein Freund und ich waren der Meinung, die Zimmer, in denen sich unsere Vögel frei bewegen dürfen, vogelsicher gestaltet zu haben. Doch manchmal ist man so schrecklich gedankenlos … Es passierte zwei Tage vor unserem Myanmar-Urlaub.
Die Anspannung bei uns war entsprechend groß und wir waren völlig im Stress. Wir hatten uns in unser Arbeitszimmer zurückgezogen, um Taschen zu packen und unseren zahmen Nymphi Harald (Henne) mitgenommen. Haraldine ist sehr auf den Menschen geprägt und immer unglücklich, wenn sie nicht dabei sein darf.
Normalerweise halten sich unsere Vögel in diesem Zimmer nicht auf. Eine meiner Pflanzen hatte diese kleinen schwarzen Fliegen (sie heißen Trauermücken) im Topf, die man eigentlich nur mit Gelbstickern in den Griff bekommt. Deswegen hatte sie ins andere Zimmer umziehen müssen.
Beim Kofferpacken hörten wir plötzlich bitterliches Geschrei und unser Nymphi kam uns von der Fensterbank entgegen geschossen – mit dem Gelbsticker im Gefieder! Durch ihre Zahmheit hat sie sich Gott sei Dank zu uns geflüchtet, sodass wir sie nicht noch jagen mussten. Ihre Angst muss schrecklich gewesen sein, mit diesem klebenden gelben Ding auf Flügel und Rücken!
Beim Durchlaufen durch die Pflanzen muss sich der Sticker ins Gefieder geklebt haben. Als wir sie festhalten wollten, hat sie sich dann den Sticker mitsamt vieler Federn ausgerissen. Nun war das Ding weg, aber das Gefieder unter einem Flügel, oben auf dem Flügel und an Teilen des Rückens war total klebrig und sah ganz zerrissen aus. Wer schon mal einen solchen Sticker in den Händen hatte, der weiß, dass die Dinger wirklich penetrant kleben! Ursprünglich hing der Sticker wohl nur oben auf dem Flügel und durch Haralds Flug hatte er sich so richtig schön ins Gefieder „eingearbeitet“.
Da saßen wir nun, guter Rat war teuer. Unser vogelkundiger Tierarzt ist circa eine Autostunde entfernt und zudem war auch noch Sonntag! Kurze Zeit hatte ich Angst, dass der Vogel kollabiert. Sie war vollkommen mit den Nerven runter, hatte Schnappatmung und zitterte in Schüben. Wir haben sie dann erst einmal 20 Minuten zur Ruhe kommen lassen und dabei aufgepasst, dass sie nicht an die verklebten Stellen gegangen ist.
In der Zwischenzeit haben wir unseren Tierarzt per Handy erreicht. So recht konnte er auch nicht weiterhelfen. Wir sollten dem Vogel auf jeden Fall zur Ruhe kommen lassen, damit er keinen tödlichen Schreck erleidet, und wir sollten verhindern, dass er den Kleber beim Versuch sich zu putzen aufnimmt. Das Zeug ist sehr giftig und verklebt alles!
Wir sollten vorsichtig versuchen, den Vogel mit einem milden Shampoo zu waschen und ihn dann vor die Rotlichtlampe setzen. Wenn nichts anderes geholfen hätte, wären wir zu ihm gefahren und er hätte den Vogel in Inhalationsnarkose gelegt (wenn ihr Zustand es erlaubt hätte) und sämtliche verklebten Federn abgeschnitten.
Natürlich haben wir erst das Waschen probiert, aber nach zwei Versuchen aufgegeben. Durch das Waschen wurde der Klebstoff nur mehr verteilt und verschmiert. Auch wir beiden Menschleins waren völlig mit den Nerven runter. Unser geliebtes Tier so zu sehen, tat uns in der Seele weh.
Ein Bekannter hat mir dann auf meine Frage, womit man Kleber neutralisieren kann, Aceton empfohlen. Die Rettung, ich hatte Nagellackentferner daheim! Damit muss man aber sehr, sehr vorsichtig sein. Nach Möglichkeit soll er die Haut nicht berühren und darf auf keinen Fall in Augen, Ohren oder Mund (Schnabel) gelangen. (Anmerkung der Autorin von Birds-Online.de: Aceton ist für Vögel sehr gefährlich. Sicherer ist es deshalb, den Leim wie auf der Wildvogelhilfe-Seite oder im Textkasten unten auf dieser Seite beschrieben zu lösen.)
Wir haben dann vorsichtig mit einem Wattepad gearbeitet und mit mildem Shampoowasser und sehr viel Wasser nachgespült. Nach zwei bis drei Waschungen war eine akzeptabler Zustand erreicht. Wichtig ist, den Vogel zwischendurch ausruhen zu lassen und ihn dabei aber am Putzen zu hindern. Wir haben dann zum Trocknen Rotlicht angeboten, was sie dankbar angenommen hat. Letzte kleine Kleberreste haben wir dann mit Mehl bestäubt, wodurch die klebende Wirkung neutralisiert wird.
Einige Wochen später konnten nur wir als Halter die Gefiederlücken noch erkennen. Rückblickend haben wir unsere Haraldine mit zwei blauen Augen aus dieser Aktion herausbekommen und haben gelernt, noch mehr auf die Sicherheit unserer Wohnung für unsere kleinen Freunde zu achten.