Tägliche Nahrungsmenge

Tägliche Nahrungsmenge

Einer der größten Risikofaktoren für diverse Erkrankungen ist sowohl bei bei Wellensittichen als auch bei etlichen anderen Ziervogelarten die Fehlernährung. Ist die Auswahl des gereichten Futters zu begrenzt, kann es bei den Vögeln leicht zu Mangelerscheinungen wie etwa Vitaminmangel kommen. Aber auch eine falsche Dosierung der Nahrungsmenge kann Vögel ernsthaft erkranken lassen. Erhalten sie zu wenig oder zu nährstoffarmes Futter, ist dies auf die Dauer eine Belastung für ihren gesamten Organismus, weil ihnen wichtige Substanzen und Energie fehlen. Doch auch eine zu üppig bemessene Futterration kann zum Problem werden: Viele der in menschlicher Obhut gehaltenen Vögel sind erheblich zu dick, was für den Körper der Tiere im wahrsten Sinne des Wortes schwerwiegende Konsequenzen haben kann, denn Übergewicht ist nicht nur für uns Menschen schädlich. Deshalb sollte man als Vogelhalter wissen, wie viel Nahrung ein Heimvogel täglich benötigt, ab wann die Portionen zu groß sind und wovon es ruhig ein bisschen mehr sein darf.

Um zu verstehen, weshalb gerade Wellensittiche häufig dazu neigen, bei einer zu üppig bemessenen Nahrungsmenge übergewichtig zu werden, sind einige Hintergrundinformationen wichtig.

Weshalb fressen Wellensittiche mehr, als sie zum aktuellen Zeitpunkt benötigen?

Ein ganz entscheidender Punkt wird häufig unterschätzt: Wellensittiche fressen nicht nur aus Hunger. Manche Vögel – dies gilt insbesondere einzeln gehaltene Individuen – fressen zuweilen auch aus Langeweile. Hinzu kommt ein weiterer Faktor, der bei Wellensittichen für die starke Tendenz zum Übergewicht verantwortlich ist. Ihre natürlichen Instinkte geben es den Vögeln vor, sich bei reichlich verfügbarer Nahrung so viele Fettreserven wie möglich anzufressen. In ihrer Heimat, dem australischen Outback, kann dieses Verhalten überlebenswichtig sein. Dort ziehen die wilden Wellensittiche als Nomadenvögel umher und sind ständig auf der Suche nach guten Futterplätzen. Da vor allem die wüstenhaften, trockenen Gebiete des Outbacks meist nicht viel Nahrung hergeben, fressen Wellensittiche dort, wo sie etwas finden, soviel sie können. Schließlich wissen sie nicht, wann sich die nächste Gelegenheit dazu bieten wird, Nahrung zu sich zu nehmen.

Über diesen Instinkt verfügen auch die als Heimvögel gehaltenen Wellensittiche. Viele von ihnen fressen sich Fettreserven an, was jedoch problematisch ist, weil ihre Näpfe jeden Tag reichlich gefüllt sind. Letztlich werden sie immer dicker und ihr Instinkt, der in der australischen Wildnis sehr sinnvoll ist, wird ihnen zum Verhängnis. Sie verstehen nicht, dass sie täglich genügend Futter erhalten und essen gewissermaßen ständig „auf Vorrat“. Freilich werden nicht alle Vögel gleichermaßen dick, aber Fakt ist, dass ein Großteil der in menschlicher Obhut gehaltenen Wellensittiche relativ schwer ist.

Das Maß aller Dinge: der Teelöffel

Um einen Wellensittich gesund und munter sowie bei Kräften zu halten, benötigt dieser täglich lediglich 1 bis maximal 1,5 gestrichene Teelöffel Körnerfutter – nicht mehr und nicht weniger! Für viele Vogelhalter mag dies nach einer erschreckend klein bemessenen Portion klingen. Aber tatsächlich ist diese Menge die von Tiermedizinern empfohlene Tagesration für einen 40 Gramm schweren Wellensittich, siehe auch die Ausführungen zum Normalgewicht. Am besten reichen Sie die Hälfte dieser Tagesmenge morgens und die andere Hälfte am späten Nachmittag oder frühen Abend, so hat der Vogel dann auch nachts kein Hungergefühl. Bedenken Sie bitte darüber hinaus, dass Kolbenhirse und Knabberstangen letztlich ebenfalls nichts anderes als Körnerfutter sind. Diese Futtermittel sind somit in die tägliche Nahrungsmenge von 1 bis 1,5 Teelöffeln mit einzubeziehen. Und dabei ist unbedingt zu bedenken, dass der Teelöffel nicht übermäßig groß sein sollte, denn es gibt unterschiedliche Ausführungen. Die Rede ist von einem normalen Teelöffel, der 5 ml Flüssigkeit fasst.

Sie sollten außerdem nicht dem Irrglauben verfallen, Körnerfutter sei die einzige Nahrung, die ein Vogel jeden Tag erhalten sollte. Zweifelsohne stellen Körner und Saaten beziehungsweise extrudiertes Futter die Basis der Ernährungspyramide des Wellensittichs dar. Allein über das Körnerfutter können die Tiere jedoch nicht sämtliche von ihnen benötigten Nährstoffe aufnehmen. Deshalb ist es ausgesprochen wichtig, den Vögeln täglich Gemüse, Obst und andere Frischkost wie Küchenkräuter anzubieten. Da diese frischen Nahrungsmittel fettarm sind, dürfen die Vögel bei den meisten von ihnen nach Herzenslust zulangen. Lediglich beim Obst ist Vorsicht geboten, weil es zuckerhaltig ist und in größeren Mengen zu Übergewicht führen kann. Auch einige Gemüsesorten wie zum Beispiel Paprika enthalten Zucker.

Sollte Ihr Wellensittich zu dick sein und der Tierarzt eine Diät angeordnet haben, servieren Sie Ihrem Vogel bitte neben der täglichen Portion Körnerfutter viel frische Kost. An Karotten, Gurken und Co. kann sich Ihr Sittich richtig satt fressen, ohne dass es seiner Gesundheit schaden würde. Ausführliche Erläuterungen zum Thema Diätfutter finden Sie hier.

Schwierig wird es allerdings, wenn ein Wellensittich seinen Partner über alle Maßen und ständig füttert. Falls Sie in einem Vogelschwarm einen solchen „Dauerfütterer“ haben, ist der Partnervogel wahrscheinlich übergewichtig und es sollte dann gemeinsam mit einem Tierarzt überlegt werden, wie dieses Problem zu lösen ist.

Leckerbissen: ja oder nein?

Wenn Ihr Sittich hin und wieder eine etwas üppiger bemessene Portion seines Lieblingsfutters – meist ist dies Kolbenhirse – haben möchte, besteht normalerweise keine Notwendigkeit, ihn zu enttäuschen. Die Dosis macht bekanntlich das Gift, und gelegentlich darf auch ein Wellensittich über die Stränge schlagen. Oder essen Sie nie ein Stück Torte, fettige Fritten oder eine Pizza mit extra viel Käse? Solange es nicht zur permanenten Gewohnheit wird, dass Sie Ihrem Vogel große Mengen seines Leckerbissens reichen, ist nichts dagegen einzuwenden, dass Ihr Vogel hin und wieder zur „Naschkatze“ wird. Wenn er ansonsten gesund und ausgewogen ernährt wird und kein Übergewicht hat, ist auch Genießen erlaubt.