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Blitzlicht: ja oder nein?
Kameras vom Smartphone über Kompaktkameras bis hin zu Spiegelreflexkameras – siehe Beitrag über Kameratypen – sind mit integrierten Blitzgeräten oder einer Beleuchtungsfunktion ausgestattet, die bei vielen Motiven wunderbare Dienste leisten. Für zusätzlich montierbare externe Blitzgeräte, die sich an Spiegelreflexkameras und manchen Bridge-Kameras montieren lassen, gilt freilich dasselbe.
Wenn es aber darum geht, Vögel aus der Nähe zu fotografieren, können Aufhellblitze aber durchaus Schwierigkeiten bereiten – und das aus mehreren Gründen. Zunächst einmal sei angemerkt, dass ein Fotoblitz, der nur ein kleines Stück von Vögeln entfernt aufleuchtet, die Tiere blenden kann. Dass sie dadurch erblinden, wird an vielen Stellen behauptet. Allerdings ist mir bisher kein Fall bekannt, in dem dies geschehen wäre – übrigens ebenso wenig bei Menschen. Gerade hoch bezahlte Models müssten recht schnell erblinden, wenn von Blitzgeräten so große Gefahren ausgehen würden, doch das ist zum Glück nicht der Fall. Nichtsdestotrotz sollten Vogelhalter und Fotografen den Tieren nicht zu viel zumuten und lieber sehr vorsichtig sein.
In diesem Kapitel erfahren sie, welche weiteren Probleme in Bezug auf die Bilder von Fotoblitzen ausgehen können. Denn es kommt vergleichsweise leicht dazu, dass die Ausleuchtung nicht passt. Ist das Motiv zu nah an der Kamera, kann ein Blitz zu überbelichteten Fotos führen. Oder aber das Objektiv der Kamera wirft einen Schatten auf den Vogel und er ist nur teilweise richtig ausgeleuchtet. Je nach Einfallswinkel des Lichtes können auf den Fotos zudem später die gefürchteten „roten Augen“ zu sehen sein. Mittels Software lassen sie sich allerdings vergleichsweise leicht entfernen. Darüber hinaus kann es sein, dass ein zu heller Hintergrund die Automatikfunktion der Kamera dazu veranlasst, das Blitzlicht doch nicht aufleuchten zu lassen, wodurch das eigentliche Motiv auf dem Foto unterbelichtet ist. Doch zunächst soll aufgezeigt werden, in welchen Situationen das Verwenden eines Aufhellblitzes sinnvoll sein kann.
Unterbelichtung durch Lichtmangel
Sitzt ein Vogel im Schatten oder hält er sich in einem schlecht ausgeleuchteten Bereich im Innenraum auf, dann werden Fotos ohne Aufhellblitz oftmals nicht hell genug. Das Resultat ist ein Bild, auf dem das Tier farblich blass und irgendwie verwaschen aussieht – vielleicht sogar ein wenig unscharf, weil es sich geringfügig bewegt hat, während der Belichtungsprozess der Kamera ablief. Auch der Mensch selbst kann an der Bewegungsunschärfe schuld sein. Denn je weniger Licht zur Verfügung steht, desto länger muss die Kamera belichten. Dadurch können minimale Bewegungen des Motivs oder des Fotografen zu unscharfen, verwaschenen Bildern führen. Ein minimales Zittern des Sitzastes des Vogels oder der Hand des Fotografen reicht da meist schon aus. Um in Situationen mit wenig Licht einer schlechten Qualität vorzubeugen, hilft häufig der Einsatz eines Aufhellblitzes.
Gegenlicht überstrahlt das Motiv
Befindet sich das Motiv vor einem sehr hellen Hintergrund, können wir es mit unseren Augen meist noch etwas besser erkennen, als es Kameras möglich ist. Die meisten Geräte stellen ihre Belichtung so ein dass der helle Hintergrund richtig belichtet ist. Dadurch wird das eigentliche Motiv zwangsläufig zu wenig belichtet – der Vogel ist vor dem hellen Hintergrund praktisch kaum zu erkennen. Im Extremfall sieht man den Vogel nur noch als dunkle Silhouette. Manchmal lohnt es sich, dies bewusst als Stilmittel einzusetzen. Aber in den meisten Fällen ärgern sich Fotografen über solche Bilder, weil ihre Tiere kaum wirklich zu sehen sind. Ein Aufhellblitz sorgt hier für Abhilfe, auch wenn es auf den ersten Blick seltsam erscheint, bei viel Licht einen Blitz einzusetzen. Entscheidend ist hierbei tatsächlich der Aspekt, dass das Licht für den Fotografen aus der falschen Richtung kommt – nämlich von der Rückseite des Motivs, was in aller Regel zum Fotografieren eher ungünstig ist.
Überbelichtete Fotos durch zu starke Ausleuchtung oder falsche Belichtung
Bei vielen Kameras leuchtet das Blitzlicht immer gleich hell und kann nicht an die Situation angepasst werden. Das führt dazu, dass es unter bestimmten Umständen zu viel Licht für gute Fotos gibt. Wenn Sie diese typischen Fallen kennen, lassen sich überbelichtete Bilder oft vermeiden. Wichtig ist dabei, dass für die Belichtungsmessung der richtige Bereich des Bildausschnitts erfasst wird. Ein Beispiel: Ein Vogel mit relativ hellem Gefieder sitzt vor einem dunklen Hintergrund. Erfasst die Kamera den dunklen Bereich für ihre Belichtungsmessung, wird das Bild später mit hoher Wahrscheinlichkeit einen überbelichteten Vogel zeigen. Achten Sie darauf, dass das Messfeld den Vogel erfasst und die Belichtung auf ihn abstimmt. Die folgenden beiden Beispielbilder demonstrieren dies. Sie sind mit derselben Blitzstärke angefertigt worden, lediglich die Belichtungsdauer wurde von der Kamera angepasst.
Wenn sich ein Vogel sehr nah vor der Kamera befindet und per Blitzlicht angestrahlt wird, kann es ebenfalls geschehen, dass er auf dem Foto überbelichtet aussieht. Vermeiden Sie es insbesondere bei Vögeln mit sehr hellem Gefieder deshalb, die Tiere aus zu großer Nähe zu fotografieren.
Falls Sie mehrere Vögel ablichten möchten und eines der Tiere besonders helles Gefieder hat, kann es geschehen, dass die anderen Vögel auf dem Bild richtig ausgeleuchtet sind und der eine helle Vogel überbelichtet aussieht. Dies lässt sich vermeiden, indem Sie die Kamera entweder per Mehrfeldmessung die Helligkeit bestimmen lassen oder aber den hellen Vogel als Referenzpunkt wählen. Dann sind allerdings die Vögel mit dunklerem Gefieder auf den Fotos meist ein wenig unterbelichtet.
Fotografen nennen solche stark überbelichteten hellen Bereiche „ausgefressen“. Strukturen sind in diesen strahlend hellen Flächen nicht mehr zu erkennen. Anstelle feiner Federzeichnungen sieht man nur Helligkeit. Die folgenden beiden Fotos verdeutlichen diesen unerwünschten Effekt des Aufhellblitzes.
Teilweise Überbelichtung durch zu starke Kontraste
Oftmals tritt ein weiteres Belichtungsproblem in Erscheinung, bei dem die Kamera quasi vor einer unlösbaren Aufgabe steht und das Resultat im Grunde nur schlecht ausfallen kann. Wer unter Einwirkung von Kunstlicht die Belichtungsautomatik bei einem Vogel anwendet, der einen vergleichsweise dunklen Körper und einen hellen Kopf hat, erhält nicht immer brauchbare Fotos. Die Kamera stellt die Belichtung häufig so ein, dass der dunkle Körper des Vogels gut ausgeleuchtet ist, wodurch der Kopfbereich überbelichtet wird. Es kann in solchen Fällen helfen, das künstliche Licht auszuschalten und die Belichtungsmessung bei normalem Tageslicht erfolgen zu lassen. In vielen Fällen ergeben sich dadurch besser ausgeleuchtete Fotos.
Schlagschatten vermeiden
Beim Einsatz eines Aufhellblitzes wird nicht nur Licht auf eine Szene geworfen, sondern es werden dadurch auch Schatten produziert. Befindet sich in der Reichweite dieser Schatten ein Hindernis wie beispielsweise eine Wand, sind diese Schlagschatten darauf zu sehen. Manchmal sitzen Vögel im Geäst und vor dem eigentlichen Motiv liegende Zweige können gar einen Schatten auf die Tiere werfen. Fotos mit teilweise verschatteten Motiven sehen oft nicht wunschgemäß gut aus. Deshalb ist beim Wählen der Position für das Anfertigen der Bilder auf möglicherweise im Vordergrund liegende Objekte zu achten, die einen Schatten werfen könnten. Der vom Motiv selbst verursachte Schlagschatten im Hintergrund wird oft ebenfalls als störend empfunden. Es hilft, die Vögel nach Möglichkeit nur an Stellen zu fotografieren, hinter denen es offene Bereiche und nicht in kurzer Distanz eine Wand oder Ähnliches gibt, worauf Schatten sichtbar werden könnten. Eine weitere Option ist es, sich mit der Kamera so zu positionieren, dass das Motiv seinen eigenen Schlagschatten weitestgehend verdeckt.
Spiegelnde Flächen als Hintergrund vermeiden
In unserem Wohnumfeld gibt es einige spiegelnde Flächen wie zum Beispiel Fensterscheiben, Deko-Spiegel oder Vitrinentüren, die uns das Leben schwer machen können, wenn wir einen Blitz einsetzen. Wenn sich das Fotomotiv zwischen dem Fotografen und einer solchen Oberfläche befindet und ein Blitz aufleuchtet, wird dieser von der Fläche im Hintergrund reflektiert. Er ist als sehr heller Bereich hinter dem Vogel zu sehen und kann im Bild enorm störend wirken. Für Abhilfe kann man leicht sorgen, indem man sich ein wenig schräg stellt. Dann gibt es keine direkte Lichtreflexion im Hintergrund des Motivs, die Lichtstrahlen werden in eine andere Richtung abgelenkt und treffen nicht auf die Kamera und damit auf den Fotosensor in ihrem Inneren.
Rote Augen
Werden Vögel mit Blitzlicht fotografiert, kann es bei ihnen ebenso wie bei Menschen auf den Bildern später rote Augen geben. Bei Tieren, die von Natur aus rote oder rötliche Augen haben, zeigt sich dieser Effekt oft umso stärker. Und gerade bei diesen Vögeln lassen sich die roten Augen später auch nicht so leicht per Software entfernen. Diese würde die Augen einfach schwarz färben, was aber bei diesen Tieren zu einer verfälschten Darstellung führen würde – schließlich haben beispielsweise Albinos in Wahrheit keine schwarzen Augen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass der Rote-Augen-Effekt auftritt, ist umso größer, wenn die Lichtstrahlen direkt ins Auge fallen und von dort in die Kamera reflektiert werden. Wird ein Auge frontal angeblitzt, dann sieht man die unschöne Aufhellung entsprechend oft. Es ist hilfreich, den Vogel leicht schräg anzublitzen, damit die am Augenhintergrund reflektierten Lichtstrahlen nicht direkt in die Kamera fallen können.
Blitzlicht als Erkennungshilfe für Gesundheitsprobleme
Bestimmte Veränderungen in den Augen der Vögel können dazu führen, dass die Tiere auf Fotos plötzlich graue oder weißlich-rötliche Reflexe in den Sehorganen zeigen. Vor allem bei sehr alten Vögeln tritt eine Graufärbung des Auges beim Einfall von Blitzlicht auf, wenn sich bei den Tieren ein Grauer Star, also eine Eintrübung der Linse, entwickelt. Weitere Augenerkrankungen oder -verletzungen können zu seltsamen Reflexionseffekten führen. Wenn sich beispielsweise infolge einer Einblutung ins Auge die Netzhaut abgelöst hat, erscheint das Sehorgan beim Einfall von Blitzlicht weißlich und die Pupille ist oft ständig geweitet. Weil die betroffenen Tiere in aller Regel vollständig blind sind, ziehen sich die Pupillen selbst bei starkem Lichteinfall nicht mehr zusammen.
Falls Sie solche Effekte bei einem Ihrer Vögel auf Fotos erkennen, sollten Sie unbedingt schnellstmöglich einen vogelkundigen Tierarzt oder einen Tier-Augenarzt aufsuchen und Ihren gefiederten Schützling untersuchen lassen.