Neues vom 9.9.2005

Liebe Vogelfreund*innen,

Blick in einen der verschmutzten Käfige am Tag der Abholung der Vögel
Blick in einen der verschmutzten Käfige am Tag der Abholung der Vögel

ich möchte zunächst einmal im Namen der Vögel Danke für die rege Anteilnahme und die große Hilfs- sowie Spendenbereitschaft unter Ihnen sagen. Es ist fantastisch, wie viele Menschen tiefes Mitgefühl empfinden und helfen. Die aktuelle Höhe der Spendengelder weiß ich nicht, gestern war die Zwischenbilanz jedoch schon dreistellig – mit einer 4 vorne! Das ist grandios, denn in die Genesung der Vögel wird eine Menge Geld investiert werden müssen.

Die Wittener Vogelfreundin Annette Dau, die von Anfang an in die Rettungsaktion involviert war, hat heute einige weitere Informationen zusammengetragen, die ein ganz anderes Licht auf den alten Herrn werfen, aus dessen Haushalt die Vögel stammen. Sie sind ihm nicht einfach weggenommen worden. Vielmehr hat er von sich aus den Amtstierarzt zurate gezogen. Dieser hat dann allerdings die Tierhaltung nur noch verbieten können. Das heißt demnach, dass der alte Mann selbst bemerkt haben muss, dass etwas nicht stimmte. Dazu kann ich nur sagen: Besser spät als nie. So kann einigen seiner Vögel nun doch noch geholfen werden. Viele ihrer Freunde sind allerdings leider längst gestorben und für sie kommen Einsicht und Hilfe zu spät.

Außerdem hat Annette Dau erfahren, dass das Tierheim Dortmund Dorstfeld sich stark darum bemüht hat, in dem Fall zu helfen. Leider vergebens, denn der Mann hatte seine Vögel nicht dorthin geben wollen. Ganz offensichtlich hatte das Tierheim dann wohl keine Handhabe, was sehr tragisch ist, weil sonst schon eher etwas hätte geschehen können. Aber das ist jetzt nicht mehr zu ändern.

Am Auge hatte dieses Weibchen eine schwere Verletzung
Am Auge hatte dieses Weibchen eine schwere Verletzung

Kommen wir nun zu den Vögeln. Es gibt einige Neuigkeiten über unsere kleinen „Sorgenkinder“, die ich Ihnen, liebe Vogelfreunde, nicht vorenthalten möchte. Ursprünglich hatten am Dienstag die drei auf dieser Seite abgebildeten Vögel zusammen in einem separaten Käfig gesessen, nachdem sie beim Tierarzt gewesen waren. Das Weibchen, deren Augenlid verletzt ist, benötigt zweimal täglich antibiotische Augentropfen/-salbe. Um den beiden Männchen Stress zu ersparen, weil die Dame so oft herausgefangen werden muss, hat man das Weibchen in einen Einzelkäfig gesetzt, der in der Nähe der anderen Vögel steht. Das ist für die Henne zwar sicherlich etwas unerfreulich, aber die Hähne haben mehr Ruhe. Und die brauchen sie dringend, denn sie sind leider gesundheitlich schlechter beieinander als das Weibchen.

Von seiner Krankheit geschwächt, konnte dieses Männchen anfangs nur auf dem Boden des Käfigs stehen
Von seiner Krankheit geschwächt, konnte dieses Männchen anfangs nur auf dem Boden des Käfigs stehen

Das Männchen mit der allgemeinen bakteriellen Infektion, das in der Nähe dieses Absatzes zu sehen ist, ist nach wie vor sehr schwach und unser Wackelkandidat – und das in erschreckendem Wortsinne, weil der Vogel wegen seiner Entkräftung so sehr zittert. Er kann sich deshalb kaum auf der Stange halten. Die meiste Zeit hält er sich am Boden des Käfigs auf. Dort läuft er allerdings seit gestern immerhin ein wenig herum und nimmt eigenständig Nahrung auf. Das hat er zuvor nicht getan. Noch am Mittwoch hat er nur schlafend auf dem Boden gelegen und konnte nicht einmal stehen. Es scheint also durchaus ein wenig bergauf zu gehen. Heute um 13 Uhr hat er erneut eine Portion des für ihn ausgewählten Antibiotikums erhalten, das nun hoffentlich für eine weitere Verbesserung seines Zustandes sorgen wird.

Nach dem Essen wurde ihm zwar noch immer ein wenig übel, aber es ging dem Männchen schon etwas besser
Nach dem Essen wurde ihm zwar noch immer ein wenig übel, aber es ging dem Männchen schon etwas besser

Unser zweiter großer Sorgenvogel ist das andere Männchen. Der Vogel leidet an einer schweren Atemwegsinfektion, aber inzwischen „hustet“ und würgt schon sehr viel weniger als noch am Tag der Vogelrettung. Ihm geht es demnach ebenfalls besser. Auch er hat heute eine weitere Injektion seines Medikaments erhalten, er muss noch einige Zeit mit einem Antibiotikum behandelt werden. Genau wie der andere kranke Vogelmann steht er unter ständiger Beobachtung, sein Zustand wird ständig überwacht.

Ja, und dann ist da noch einer aus der Truppe mit mehr Federn, der schon dreimal Näpfe ausgehebelt hat, um sich zu ungenehmigtem Freiflug zu verhelfen. Die Pfleger haben ihn schon als „Ausbrecherkönig“ bezeichnet. Jetzt sind die Näpfe mit Klebeband gesichert. Das Männchen zerrt wütend schimpfend von innen an den Näpfen und wirkt ein wenig ungehalten darüber, dass er nicht mehr ausbrechen kann. So was aber auch … 😉

Um es noch einmal ganz deutlich klarzustellen: Dass der exakte Aufenthaltsort der Vögel nicht genannt werden kann, hat unterschiedliche Gründe. Das wichtigste Stichwort lautet in diesem Zusammenhang „deutsche Bürokratie“. Wir haben am Dienstag bei der Rettungsaktion einige Dinge über den „kleinen Dienstweg“ geregelt, die unter normalen Umständen nicht so einfach möglich gewesen wären. Mitunter muss man aber etwas unkonventionell handeln, um sofort helfen zu können – und eben nicht erst in zwei Wochen, weil man folgsam sämtliche bürokratischen Regeln einhält … Aber wir haben nichts Illegales getan, das wäre nicht in unserem Sinne und niemand würde das verantworten wollen/können. In einer rechtlichen Grauzone haben wir uns allerdings durchaus bewegt.

Sobald es weitere Neuigkeiten über die Vögel gibt, werde ich natürlich wieder über sie berichten.

Das Titelbild dieser Seite zeigt die Wellensittichdame Sternchen.