Finchen

Hallo,

Finchen kurz nach ihrer Rettung
Finchen kurz nach ihrer Rettung

mein Name ist Finchen. Ich grüße Euch aus der schönen Wetterau! Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, wie froh ich bin, hier gelandet zu sein – es war aber auch ein langer Weg bis dahin. Ich wurde in eine für mich nicht gerade erbauliche Welt geboren, lebte in einer recht chaotischen Wohnung inmitten gaanz vieler anderer Wellis bei einem alten Mann. Er meinte es sicher nicht schlecht mit uns, war aber schon zu alt, sich um uns alle zu kümmern. So vegetierten wir eher, als dass man es leben nennen konnte …

Dann kamen nette Menschen und retteten uns – lange hätten wir es in dem Durcheinander nämlich nicht mehr ausgehalten. Einige meiner Freunde und meiner Verwandten waren sehr krank und schwach. Bei den Tierfreunden wurden wir dann erst mal richtig aufgepäppelt, bekamen alle genug zu fressen – richtig gute Sachen. Ich war froh, dort gelandet zu sein.

Da ich ja noch klein war und wenig Lebenserfahrung hatte, wusste ich nicht, was die Zukunft mir und den anderen bringen würde. Das ängstigt mich schon ein wenig. Die Großen tuschelten oft – ich bekam etwas von Vermittlung und ansteckender Krankheit mit … Hmmm, was meinten die nur?

Als sehr junger Vogel gelangte Finchen in die Obhut der Tierschützer und wurde bald vermittelt
Als sehr junger Vogel gelangte Finchen in die Obhut der Tierschützer und wurde bald vermittelt

Wochen vergingen. Wir wohnten zu mehreren in Käfigen, ab und zu kam die Tierärztin. Einmal mussten wir sogar zu einem anderen Tierarzt fahren, dann zupfte man an unseren Federn und machte noch andere komische Sachen mit uns. Irgendwie hatte ich damals wenig Hoffnung, dass noch mal was richtig Schönes in meinem jungen Leben passieren sollte. Aber weit gefehlt!

Eine Frau namens Kati hatte ein Bild von mir im Internet gesehen – so viel zum Thema Vermittlung, jetzt verstand ich, was damit gemeint war. Sie verliebte sich gleich in mich und beschloss, mich zu adoptieren! Außerdem sollten noch der kleine Balou und sein Freund Tom mitkommen, wir sollten zu Gwenny nach Karben ziehen. Gwenny kann nämlich auch nicht fliegen und sie war ganz alleine.

Aber so einfach war das alles nicht. Wir waren alle krank – manche mehr, manche weniger. Und deshalb zog sich die Geschichte in die Länge. Kurz vor Weihnachten 2005 jedoch war es endlich soweit. Kati sollte uns holen kommen. Doch Pustekuchen – nochmaliger Aufschub – es brach ein Schneechaos aus und es wäre mit dem Auto zu gefährlich gewesen.

Ich war schon ein bisschen enttäuscht. Außerdem stellte sich heraus, dass Tom und Balou zu krank für eine Vermittlung nach Karben waren. Also sollte ich alleine zu Gwenny umziehen.

Eine Woche später klappte es dann! Endlich stand mein neues Frauchen vor meinem Käfig. Ich wurde begutachtet, zeigte mich natürlich von meiner besten und schönsten Seite. Sie war entzückt! Dann ging alles sehr schnell. Ich wurde in den Transportkäfig gehoben und ab ging es im Auto in meine neue Heimat. Nach zwei Stunden waren wir da. Autofahren ist nur halb so schlimm, wie es immer beschrieben wird – es schaukelt ganz toll und dauernd lief gute Musik. Da hab‘ ich ein bisschen mitgesungen.

Finchen und Gwenny im neuen Zuhause
Finchen und Gwenny im neuen Zuhause

Im neuen Zuhause staunte ich nicht schlecht. Ein riesiger Käfig mit unendlich vielen Kletter- und Spielmöglichkeiten wartete auf mich. Gesundes Futter, Gemüse und Obst, eine Badewanne, Kolbenhirse – und natürlich Gwenny. Die Kleine hatte ja überhaupt keine Flügel und keinen Schwanz! Das sah komisch aus! Ich kann ja auch nicht fliegen, aber ich sehe wenigstens wie ein normaler Welli aus. Tzzz.

Gwenny war die ersten beiden Tage recht reserviert, wollte sich gar nicht mit mir unterhalten. Heute ist das anders, wir verstehen uns gut, kraulen uns und machen Wettklettern. Es ist schön, eine Freundin und so ein schönes Zuhause gefunden zu haben. Ich habe mich rasch eingewöhnt, lasse mich von Frauchen auch schon mal am Bäuchlein kribbeln. Sie ist ja immer so lieb zu mir. Ach ja – das Leben ist schön!!!!!

Euer Finchen

Autorin des Textes: Kati Seybold, 7.2.2006

Nachtrag

Finchen ist nach mehreren schönen und für sie ereignisreichen Jahren am 12.4.2011 aufgrund einer schweren chronischen Lebererkrankung, die nicht mehr behandelbar war, leider gestorben. Die beiden im Text erwähnten Männchen Balou und Tom hatten sehr viel weniger Glück als Finchen. Wenige Wochen nach der Rettung starb Balou, am 5.12.2005 schloss er seine Augen für immer. Bedauerlicherweise hatte er nicht in ein neues Zuhause vermittelt werden können. Sein Freund Tom folgte ihm bald, er starb am 21.12.2005 – ebenfalls, ohne dass er hätte vermittelt werden können.