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Negative Folgen der Handaufzucht
Werden junge Wellensittiche zu früh von ihren Eltern getrennt, ist dies ein traumatisches Erlebnis für beide Seiten. Die Eltern leiden darunter, dass ihr Nachwuchs plötzlich nicht mehr da ist und die Jungtiere werden in einer Phase ihres Lebens von ihrer Familie getrennt, in der sie viel Körperkontakt benötigen. Das, was mit dem oft verklärten Begriff „Nestwärme“ bezeichnet wird, brauchen junge Wellensittiche, um zu körperlich und seelisch zu gesunden Tieren heranwachsen zu können. Fehlt der innige Körperkontakt, fühlt sich ein Jungtier nicht ausreichend geborgen und könnte dadurch später schwere Verhaltensauffälligkeiten wie zum Beispiel starkes Federrupfen entwickeln. Das gilt insbesondere dann, wenn es von Artgenossen gänzlich isoliert und sogar ohne Geschwister aufwachsen muss.
Ein Jungtier, das zu früh von seinen Eltern und und eventuell sogar von seinen Geschwistern getrennt wird, ist zunächst einmal schrecklich einsam und fühlt sich in dieser Situation wahrscheinlich mehr als unwohl, denn Wellensittiche sind Schwarmtiere. Ihnen ist das Bedürfnis nach arteigener Gesellschaft gewissermaßen angeboren. Das einsame, noch immer anlehnungsbedürftige Jungtier schließt sich in seiner Verzweiflung dem Menschen an und wird mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit auf ihn fehlgeprägt. Es „vergisst“ im ungünstigsten Fall vollständig, dass es ein Wellensittich ist, und akzeptiert später seine Artgenossen oftmals nur nach langen Gewöhnungsphasen.
Bei Großpapageien ist der Grad der Fehlprägung auf den Menschen häufig noch gravierender und die Tiere lassen sich nur unter erheblichen Schwierigkeiten mit ihresgleichen vergesellschaften. Anders als vom Menschen aufgezogene Wellensittiche, die sich schlicht und ergreifend nicht für ihresgleichen interessieren, sind fehlgeprägte größere Papageien ihren Artgenossen gegenüber in vielen Fällen extrem aggressiv. Die daraus resultierenden Beißereien können tödlich enden.
Gelingt es später doch noch, einen fehlgeprägten Krummschnabel mit viel Geduld wieder mit seinesgleichen zu vergesellschaften, fehlen dem Tier dennoch grundlegende Kenntnisse des artspezifischen Verhaltens. Nicht alles ist angeboren, eine Reihe von Dingen erlernen Vögel, indem sie ihre Eltern und auch andere Artgenossen beobachten und mit ihnen interagieren. Das heißt, sie probieren beispielsweise aus, wie weit sie gehen können – und werden nach typischer Wellensittichart in ihre Schranken verwiesen. So lernen sie, was sich unter ihresgleichen gehört und was nicht.
Es verwundert deshalb nicht, dass fehlgeprägte Handaufzuchten später auf Artgenossen vielmals mit für diese irritierendem Verhalten reagieren und dass es unter den Vögeln zu Missverständnissen kommt. Außerdem sind viele von Hand aufgezogene Papageien nicht dazu in der Lage, selbst erfolgreich zu brüten. Ihnen fehlen gewissermaßen die Grundkenntnisse im Umgang mit ihren Artgenossen und somit mit potenziellen Partnern. Außerdem haben sie nicht erlebt, wie Eltern mit ihren Jungen umgehen. In jener sensiblen Phase, in der sie es sich bei den eigenen Eltern hätten abschauen können, waren sie längst von ihnen getrennt.
Wird ein Jungvogel aus einer Notsituation heraus von Hand aufgezogen, um sein Leben zu retten, dann sind diese negativen Aspekte gewissermaßen der Preis, den man bezahlen muss. Doch allein aus Profitgründen, also um die Handaufzuchten später teuer verkaufen zu können, sollten Züchter junge Wellensittiche nicht von den Eltern trennen. Sie allein des Geldes wegen der Chance zu berauben, in einem normalen „sozialen Umfeld“ aufzuwachsen und zu lernen, ein Wellensittich zu sein, ist nicht akzeptabel.