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Französische Mauser
Die Französische Mauser ist eine Krankheit, die durch Viren ausgelöst wird. Sie kann bei Vögeln in jedem Lebensalter auftreten. Sind junge Vögel betroffen, äußert sich die Erkrankung oft darin, dass ihnen zunächst ein normales Gefieder wächst. Ist dieses voll ausgebildet, fallen plötzlich die langen Federn an den Flügeln (Schwungfedern) und am Schwanz aus; dies kann einige Federn oder alle betreffen. In anderen Fällen tritt dieses Problem erst nach der Jugendmauser auf. Während die Tiere durchmausern, verlieren sie die großen Federn und diese wachsen dann nicht mehr nach. Bei erwachsenen Vögeln, die mit Polyomaviren infiziert sind, zeigen sich die Gefiederstörungen meist ebenfalls im Rahmen der Mauser. Die Verläufe der Französischen Mauser sind nicht immer gleich, sondern können sehr individuell ausfallen. Manche Tiere verlieren durch sie ihr gesamtes Großgefieder, wohingegen andere Glück im Unglück haben und nur vereinzelte Federn einbüßen. Meist ist das Kleingefieder nicht von der Krankheit betroffen. In einigen Fällen werden jedoch auch Missbildungen am Körpergefieder beobachtet oder das Kleingefieder fällt stellenweise aus und wächst nicht nach.
Ein Großteil der betroffenen Vögel bleibt zeitlebens flugunfähig, da das Großgefieder später gar nicht oder stark ausgedünnt nachwächst. Weil viele der an der Französischen Mauser erkrankten Vögel nicht fliegen können, nennt man sie Renner und die Gesundheitsstörung wird analog dazu auch als Rennerkrankheit bezeichnet. Manche Literaturquellen sprechen im Zusammenhang mit dieser Art des Federverlustes alternativ von der Hopserkrankheit und bei einem davon betroffenen Vogel von einem Hopser. Die Flugunfähigkeit ist aber nicht für jeden betroffenen Vogel ein endgültiges Schicksal. Es sind Fälle bekannt, in denen bei Vögeln, die als Jungtiere erkrankten und Symptome zeigten, im Erwachsenenalter sämtliche Federn nachwuchsen, wodurch die Vögel später flugfähig wurden.
Für Vogelhalter ist es wichtig zu wissen, dass die Krankheit unterschiedliche Erscheinungsformen haben kann. Sie ist vom Laien deshalb durch bloßes Betrachten eines Vogels nur schwer zu erkennen, zumal andere Erkrankungen ähnliche Symptome und Gefiederschäden verursachen können. Somit ist es von großer Bedeutung, eine sichere Diagnose durch einen erfahrenen Vogel-Tierarzt stellen zu lassen. Um im Fall einer solchen Diagnose gut gerüstet zu sein, ist es für Tierhalter hilfreich, die wichtigsten Fakten über die Erkrankung zu kennen. Dieses Kapitel informiert über die Auslöser, die Ansteckungsgefahr und andere Details rund um die Französische Mauser.
Auslöser der Krankheit und ihre Übertragung
Verursacher der Französischen Mauser sind sogenannte Polyoma-Viren. Bisher ist noch nicht gänzlich geklärt, wie es zu einer Ansteckung mit diesen Viren kommt. Es wird vermutet, dass die Ansteckung wahrscheinlich bereits im Ei erfolgt. Ob und wann sich Symptome zeigen, ist offenbar von vielen weiteren Faktoren abhängig, denn nicht jeder infizierte Vogel weist Gefiederschäden auf. Vögel, die selbst nicht zwangsläufig Symptome zeigen, können demnach die Viren in sich tragen und die Krankheitserreger somit bereits im Nest auf ihre Nachkommen übertragen. Demnach ist es grob fahrlässig, wissentlich mit Wellensittichen zu züchten, die nachweislich an der Französischen Mauser erkrankt sind oder Virenträger sind! Solche Vögel würden die Krankheit mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit auf ihre Nachkommen übertragen und man würde eine weitere Generation infizierter Vögel großziehen lassen.
Vögel, bei denen das Gefieder stark geschädigt ist, sind häufig körperlich schwer eingeschränkt, was sich in ihrem Alltag negativ äußern kann. Zwar können flugunfähige Vögel in einem auf ihre speziellen Bedürfnisse abgestimmten Umfeld ebenso ein erfülltes Leben führen wie fliegende Artgenossen. Allerdings ist es ethisch fragwürdig, bewusst mit infizierten Tieren zu züchten und somit absichtlich gehandicapten Nachwuchs von ihnen in die Welt setzen zu lassen, zumal die Polyomaviren bei einigen Küken zu tödlichen Infektionen führen können. Bedauerlicherweise sind einige Züchter der Ansicht, das Problem würde überbewertet und die Behinderungen der Vögel seien vernachlässigbar. Andere Vogelzüchter gehen hingegen so weit, erkrankte Jungtiere sofort einschläfern zu lassen, weil sie die Ausbreitung der Krankheit auf diese radikale Weise unterbinden wollen.
Weil die chronisch verlaufende Infektion mit Polyoma-Viren nicht bei allen Vögeln sichtbar ist, tritt die Französische Mauser oftmals wie aus dem Nichts in Zuchtbeständen auf. Man sieht es einem Polyoma-Viren tragenden Vogel nicht in jedem Fall an, dass er infiziert ist, denn wie bereits weiter oben erwähnt verlieren nicht alle Tiere ihr Gefieder oder es wächst im Laufe der Zeit wieder nach. Wer ganz sicher sein möchte, sollte deshalb vor dem Züchten seinen gesamten Vogelbestand oder zumindest die Zuchttiere auf eine versteckte Infektion mit Polyoma-Viren untersuchen lassen.
Ist eine Ansteckung zwischen Altvögeln möglich?
Wie groß die Ansteckungsgefahr tatsächlich ist, die von einem Rennervogel für seine erwachsenen Artgenossen ausgeht, ist nicht vollständig geklärt. Manche Tierärzte gehen davon aus, dass infizierte Altvögel gesunde Artgenossen anstecken können. Bei diesen Altvögeln komme es nicht zu einem Federausfall, aber sie seien fortan Träger der Viren, lautet die Vermutung. Würden diese infizierten Vögel Nachwuchs großziehen, würde sich der Kreis schließen und die schlüpfenden Jungvögel wären mit hoher Wahrscheinlichkeit infiziert – so lautet zumindest die Theorie.
Eine andere Meinung ist die, dass eine Ansteckung zwischen Altvögeln nur sehr selten erfolgt oder nicht möglich ist. Es gibt Experten, die davon ausgehen, dass sich nur Jungtiere anstecken können, und die Ansteckung erfolgt für gewöhnlich im Nest durch den Kontakt zu ihren die Viren tragenden Eltern.
Bedauerlicherweise stehen für beide Theorien endgültige Beweise aus, sodass man als Vogelhalter sehr genau abwägen muss, ob man bewusst einen infizierten Vogel aufnimmt und zu gesunden Tieren gesellt oder nicht. Denn falls die erste These korrekt ist, könnte ein einziger infizierter Vogel einen kompletten Bestand anstecken und somit für die Zucht untauglich werden lassen. Ist man hingegen nur einfacher Halter und möchte man mit seinen Tieren nicht züchten, würde es keine infizierten Jungtiere geben, was man bei der Entscheidungsfindung bedenken sollte.
Eine Empfehlung, wie die Haltung von Rennervögeln zu handhaben ist, kann und will ich an dieser Stelle nicht geben. Jeder Vogelhalter muss für sich selbst entscheiden, wie wichtig ethische Aspekte sind und ob es überhaupt gefiederten Nachwuchs geben soll. In meinem Vogelschwarm, der überwiegend aus gehandicapten und alten Vögeln besteht, habe ich schon öfter Renner mit Nichtrennern vergesellschaftet. Bisher hat sich nie ein Krankheitsausbruch bei einem Altvogel gezeigt und auch wenige Wochen alte Wellensittiche, die jedoch bereits voll ausgewachsen waren, als sie in meine Obhut gelangten, zeigten nach dem Kontakt mit den Rennervögeln keine Symptome der Krankheit. Vielleicht hatte ich bisher aber auch einfach Glück, dass es zu keinem Krankheitsausbruch kam. Mit Sicherheit sagen kann ich das nicht.
Ist die Französische Mauser heilbar?
Bislang ist keine Therapie bekannt, mit der sich die Französische Mauser heilen lässt. Rennervögeln, denen extrem brüchige Federn wachsen, kann man lediglich durch die Verabreichung von Aufbaupräparaten wie zum Beispiel Korvimin oder AviConcept und durch eine erhöhte Kieselsäurezufuhr helfen. Neu entstehende Federn werden dadurch mit Nährstoffen versorgt und wachsen meist kräftiger nach. Mehr Informationen zum Thema „Ernährung während der Mauser“ finden Sie hier. Generell empfiehlt es sich, das Immunsystem dieser Vögel zu unterstützen. Fachkundige Tierärzte können hierzu Empfehlungen geben und darauf abgestimmte Nahrungsergänzungsmittel nennen.
Die Erscheinungsformen der Französischen Mauser
Die Französische Mauser tritt in verschiedenen Ausprägungen in Erscheinung. Relativ harmlos ist die Rennerkrankheit ausgeprägt, wenn ein Vogel ein lückenloses Kleingefieder aufweist und ihm nur einige Schwung- und Schwanzfedern fehlen. Oft sind dann die kleinen Steuerfedern am Schwanz vorhanden und es fehlen lediglich die beiden sehr langen Schwanzfedern. Je nachdem, wie viele der langen Federn an den Flügeln fehlen, können die betroffenen Vögel schlecht bis gar nicht fliegen oder allenfalls durch die Luft gleiten. Wenn diese Vögel von einem erhöhten Platz aus starten, können sie zwar nicht an Höhe gewinnen, fallen aber meist nicht wie ein Stein zu Boden, sondern können einen zielgerichteten Sinkflug absolvieren. Das Flugvermögen muss im Einzelfall überprüft werden, um sicherzustellen, dass stark in ihrer Flugfähigkeit eingeschränkte Tiere keine Unfälle erleiden können.
Die am häufigsten zu beobachtende Ausprägung der Erkrankung zeigt sich wie folgt: Das Kleingefieder ist intakt, wohingegen die großen Schwung- und Schwanzfedern vollständig fehlen. Das heißt, die betroffenen Vögel wirken sehr klein und aufgrund der fehlenden Federn an den Flügeln sind sie gänzlich flugunfähig. Oft sind die kurzen Federn der Flügel zerzaust, sofern es sich um Tiere handelt, die sich mit ihrem Schicksal nicht abgefunden haben und ständig versuchen, trotzdem umher zu fliegen. Dabei stürzen sie und der Zustand ihres Gefieders leidet darunter. Solche Tiere sind stark unfallgefährdet und der Halter sollte sicherstellen, dass sie nicht zu hoch klettern können. Denn je höher der Ort, von dem sie abspringen, desto größer ist die Gefahr von Knochenbrüchen oder inneren Verletzungen.
In einigen wenigen Fällen kommt eine sehr stark ausgeprägte Form der Französischen Mauser vor, bei der den betroffenen Vögeln nahezu sämtliche Federn fehlen; auch das Kleingefieder ist dann von der Erkrankung betroffen. Der Federverlust verläuft in aller Regel schleichend. Anfangs fallen die Schwung- und Schwanzfedern aus, dann wachsen mit jeder weiteren Mauser immer weniger kleine Federn nach, bis sich kahle Stellen bilden. Diese Vögel sind nicht nur flugunfähig, sondern können ihre Körpertemperatur nicht in dem Maße regulieren, wie es einem voll befiederten Individuum möglich ist. Das heißt, vor allem im Winter muss der Raum, in dem ein solcher Vogel lebt, immer mindestens 20 Grad Celsius warm sein, damit das Tier nicht auskühlt. Einige Experten gehen davon aus, dass ein solch extremer Verlauf nur bei der ebenfalls zu schweren Befiederungsstörungen führenden Erkrankung namens PBFD auftreten. Sie wird durch Circoviren verursacht, die bei den sehr stark betroffenen Vögeln möglicherweise in Kombination mit Polyomaviren auftreten; die Tiere würden somit an einer Mehrfacherkrankung leiden. Erforscht ist dies jedoch meines Wissens bislang nicht.
Ähnliche Gefiederstörungen bei Jungtieren
Schwerer Nährstoffmangel kann vor allem bei Jungvögeln zu massiven Gefiederstörungen führen, die denen ähneln, die durch die Französische Mauser hervorgerufen werden. Wird ein junger Vogel während der Wachstumsphase nur unzureichend mit Nährstoffen versorgt, stehen seinem Organismus nicht genügend Ressourcen zum Bilden gesunder Federn zur Verfügung. Das Problem kann jedoch sogar noch früher auf den heranwachsenden Vogel wirken: Wird seine Mutter während der Produktion der Eier nur unzureichend mit Nährstoffen versorgt, wird der Dotter, aus dem sich die Embryonen im Ei ernähren, nicht ausreichend nahrhaft. Oft sterben die Jungvögel dann schon im Ei ab oder sie kommen geschwächt zur Welt und entwickeln in den ersten Lebenswochen in vielen Fällen ein lückenhaftes und stumpf wirkendes Gefieder.