PBFD
Großflächiger Gefiederverlust kommt bei Wellensittichen und anderen Vögeln während einer normal verlaufenden Mauser für gewöhnlich nicht vor. Weist ein Vogel größere Lücken im Gefieder oder gar kahle Stellen an seinem Körper auf und sind diese nicht innerhalb weniger Tage oder maximal Wochen mit neuen Federn bedeckt, ist bedauerlicherweise davon auszugehen, dass eine gravierende Gefiederstörung vorliegt. Für solche das Federkleid betreffende Gesundheitsstörungen kommen verschiedene Ursachen in Betracht, zum Beispiel das Federrupfen. Bei einigen Vogelarten, darunter auch bei Wellensittichen, tritt ferner recht häufig eine Virusinfektion namens PBFD in Erscheinung, die für massive Gefiederstörungen und einige weitere Gesundheitsprobleme verantwortlich ist.
Hinter der Abkürzung PBFD verbirgt sich eine Erkrankung mit dem englischen Namen „Psittacine Beak and Feather Disease“. Weil aber nicht alle Vögel dieselben Symptome zeigen, wird die Krankheit alternativ als PCD (Psittacine Circoviral Disease) oder als PCV (Psittacine Circovirus) bezeichnet. Im Deutschen wird sie mitunter „Schnabel- und Federkrankheit der Papageien“ genannt. Diese durch Circoviren hervorgerufene Infektionskrankheit kommt hauptsächlich bei Großpapageien und Kakadus (inklusive der Nymphensittiche) sowie bei Wellensittichen und einigen anderen kleinen Sitticharten vor, kann aber ebenso bei etlichen anderen Vogelarten auftreten. Infektionsfälle sind aus aller Welt bekannt, sowohl in wildlebenden Populationen, zum Beispiel bei australischen Kakadus, als auch bei in menschlicher Obhut lebenden Vögeln.
Symptome
Die Symptome der Krankheit PBFD sind nicht in jedem Krankheitsstadium und erst recht nicht bei jedem Vogel eindeutig. Vielmehr können sie höchst unterschiedlich sein. Wie sich die Krankheit äußert, hängt unter anderem davon ab, in welchem Alter ein Vogel erkrankt. Ein typisches Krankheitsbild, anhand dessen man einen infizierten Vogel grundsätzlich und immer sofort erkennen kann, existiert also nicht, zumal es ähnliche Krankheiten gibt, siehe weiter unten.
Betrachten wir zunächst, wie sich PBFD bei Altvögeln zeigen kann. Sie sind anfangs meist nicht als Virenträger zu erkennen, weil sie zwar bereits erkrankt sind, sich aber noch keine sichtbaren Symptome zeigen. Erst nach einiger Zeit verursachen die Circoviren charakteristische Wachstumsstörungen der Federn. Diese nehmen mit der Zeit zu, meist von Mauser zu Mauser. Bei vielen betroffenen erwachsenen Vögeln äußert sich die Erkrankung im Frühstadium darin, dass die Federn verdreht oder „schief“ nachwachsen und später meist symmetrisch, also auf beiden Körperseiten nach und nach ausfallen und bei der nächsten Mauser nicht mehr nachwachsen. Es kann zudem sein, dass sich die Farbe der Federn ändert, dies wurde bei einigen Vogelarten beobachtet. Bisher konnte ich (die Autorin von Birds-online.de) dies bei Wellensittichen noch nicht feststellen.
Fallen Federn eines an PBFD leidenden Vogels (zum Beispiel während der Mauser) aus, kann man an ihnen in vielen Fällen bestimmte Veränderungen erkennen. In dem hohlen mittigen Stift, also in Spule und Schaft, finden sich oft dunkle Verfärbungen. Hierbei handelt es sich um Einblutungen, die während des Wachstums der Feder entstanden sind. Sie sind auf Entzündungen der Federfollikel zurückzuführen, aus denen sich die Federn entwickeln. Neben PBFD gibt es allerdings weitere Ursachen für solche Einblutungen. Ergänzend sollte auf ein weiteres Detail geachtet werden. Viele Federn an PBFD erkrankter Wellensittiche zeigen charakteristische Einschnürungen an der Spitze des Kiels, also an der Federspule. Dieser Bereich, der vor dem Ausfallen der Feder in der Haut gesteckt hat, sollte glatt und sanft gerundet sein. Einschnürungen entstehen dort zumeist ebenfalls infolge von Entzündungen der Federfollikel. Gelegentlich sind diese Bereiche gelblich verfärbt und es klebt Blut an ihnen. Denn sind die Federfollikel infolge einer PBFD-Erkrankung entzündet, kann es dort zu kleinen Blutungen kommen. Sie sind kaum zu bemerken und äußern sich meist lediglich in den kleinen Blutkrusten an den Federspulen.
Bei vielen betroffenen Vögeln verändert sich mit dem Fortschreiten der Erkrankung außerdem die Beschaffenheit des Schnabelhorns. Das heißt, die Tiere zeigen nach einiger Zeit Schnabeldefekte. Meist ist dies vor allem am Oberschnabel sichtbar, doch auch der Unterschnabel weist häufig strukturelle Veränderungen auf. Typisch für PBFD ist bei Wellensittichen, dass sich das Schnabelhorn verfärbt. Es wird bei Wellensittichen oft gräulich oder dunkel, außerdem wird es porös und brüchig. Manche Vögel leiden unter Rissen und Kerben im Oberschnabel, die meist von den Seiten ausgehen. Bei anderen Vögeln splittert das Schnabelhorn sehr leicht ab. Zudem kann es zu einem verstärkten Wachstum kommen, bei dem der Schnabel nicht mehr seine ursprüngliche Form hat, sondern sehr klobig wirkt. Seltener sind die Krallen von der Krankheit betroffen, aber auch hier kann es zu Wachstumsstörungen und Deformationen sowie Veränderungen in der Beschaffenheit kommen.
Die zuvor genannten Symptome sind die sichtbaren Auswirkungen der Erkrankung. Unsichtbar für das menschliche Auge bleibt die Schwächung des Immunsystems, die eine ernstzunehmende Gefahr für die erkrankten Vögel darstellt. Dadurch erleiden PBFD-Patienten sehr viel häufiger Infektionen als gesunde Artgenossen mit intaktem Immunsystem. Bei Vögeln, die viele Federn verloren haben, kommen außerdem Hauterkrankungen hinzu, denn die empfindliche Haut wird bei ihnen nicht mehr durch das normalerweise vorhandene Federkleid geschützt und trocknet deshalb leicht aus. Ekzeme können die Folge sein. Ferner leiden an PBFD erkrankte Vögel verhältnismäßig oft unter Federbalgzysten.
Verlauf der Krankheit
Man unterscheidet grob vereinfacht formuliert zwischen akuten und chronischen Verläufen. Der Übergang zwischen diesen beiden Formen ist fließend und es finden sich deshalb viele unterschiedliche Verlaufsformen. Man kann jedoch sagen, dass Altvögel, die an PBFD erkranken, meist chronische Verläufe zeigen, also eine schleichende Verschlechterung ihres Gesundheitszustandes. Hierbei verschlechtert sich der Gefiederzustand infizierter Tiere stetig mit jeder Mauser, bis das Gefieder nach einigen Mauserzyklen sehr stark ausgedünnt ist. Weil häufig der Kopf kahl wird, kann man in solchen Fällen das Federrupfen als Ursache ausschließen, denn kein Vogel kann sich selbst Federn am Kopf ausreißen.
Darüber hinaus wächst der Schnabel in vielen Fällen überdurchschnittlich schnell und oft schief oder missgestaltet, was für den Laien ein relativ leicht erkennbares Merkmal der Krankheit PBFD ist, jedoch auch auf andere Ursachen wie zum Beispiel einen Leberschaden zurückzuführen sein kann. Eine Abklärung durch einen Tierarzt ist deshalb wichtig. Tritt ein abnormer Schnabelwuchs jedoch in Kombination mit schweren Gefiederstörungen auf, hat man es meist mit PBFD zu tun.
Ist die Erkrankung weit fortgeschritten, sind viele betroffene Vögel weitestgehend oder vollständig nackt, wie die Abbildung in der Nähe dieses Absatzes zeigt. Auf der unbefiederten Haut bilden sich bei vielen infizierten Vögeln nach einiger Zeit weiße, schorfige Beläge oder es entstehen rötliche Stellen, siehe Markierung 1. Hierbei handelt es sich um Entzündungsherde, da die nackte Haut äußerst empfindlich ist und durch kleinste Verletzungen Bakterien wie Staphylokokken in sie eindringen können. Außerdem entstehen vergleichsweise oft Federbalgzysten, die als gelbliche Pusteln oder Verdickungen unter der Haut zu erkennen sind, siehe Markierung 2. Auch hierbei können Staphylokokken die Auslöser für die Zystenbildung sein.
Übermäßig lange Krallen können in diesem späten Stadium der Erkrankung ebenfalls auftreten. Nach dem Ausbruch führt PBFD bei erwachsenen Wellensittichen häufig nach ein bis maximal zwei Jahren zum Tod. Es sind allerdings auch Fälle bekannt, in denen Vögel bis zu fünf Jahre und mehr mit der Krankheit gelebt haben. Die Überlebensdauer hängt maßgeblich davon ab, wie effizient das Immunsystem des erkrankten Vogels noch arbeitet. Deshalb ist es immer sinnvoll, einen an PBFD leidenden Vogel mit Präparaten und/oder Medikamenten zu behandeln, die das körpereigene Abwehrsystem unterstützen. Welche Wirkstoffe eingesetzt werden sollten, ist im Einzelfall mit einem vogelkundigen Tierarzt und/oder Tierheilpraktiker abzuklären.
Anders stellt sich der akute Verlauf von PBFD dar, den meist Jungtiere zeigen. Sie sterben in aller Regel sehr rasch, da die starken Gefiederwachstumsstörungen bei ihnen mit einer allgemeinen Immunschwäche, Durchfall, Erbrechen und Abgeschlagenheit einhergehen. Unter Jungtieren sind in diesem konkreten Zusammenhang Küken beziehungsweise Nestlinge zu verstehen, die sich noch im Wachstum befinden. Infizieren sie sich mit Circoviren, indem sie sich beispielsweise bei ihren Eltern anstecken, beträgt die Inkubationszeit der Krankheit bei ihnen meist nur wenige Tage bis etwa zwei Wochen. Der Tod tritt nach dem Ausbruch der Erkrankung in aller Regel sehr schnell ein, weil Jungtiere im Wachstum ausgesprochen empfindlich auf die Circoviren reagieren.
Neben den genannten Formen existiert eine dritte Variante, die keine echte Verlaufsform im eigentlichen Wortsinne darstellt. Es ist möglich, dass ein Vogel Träger des Virus ist, ohne selbst daran zu erkranken. Somit kann dieses äußerlich unauffällige und kerngesund wirkende Tier die Krankheit auf Artgenossen übertragen, ohne selbst jemals krank zu werden und Symptome zu zeigen. Dies macht PBFD zu einer besonders tückischen Krankheit, denn sie ist mit bloßem Auge nicht zu erkennen, wenn ein Vogel lediglich Träger der Viren ist, ohne erkrankt zu sein. Lediglich eine Laboruntersuchung kann klären, ob ein Vogel Virenträger ist oder nicht, siehe weiter unten.
Darin liegt ein großes Problem: Viele Halter lassen neue Vögel nicht standardmäßig auf Cirvoviren testen und setzen ohne es zu ahnen einen Virenträger zu gesunden Vögeln. So kann die Krankheit ganze Vogelschwärme betreffen, weil ein unerkannter Virenträger ohne vorherige Eingangsuntersuchung inklusive Circoviren-Test in die Gruppe integriert wurde. Wer einen neuen Vogel aufnimmt, um bereits vorhandene Tiere zu vergesellschaften, sollte deshalb sicherheitshalber grundsätzlich einen PBFD-Test durchführen lassen!
Übertragungswege
Infizierte Vögel scheiden die Viren über ihren Kot aus. Ihr Gefiederstaub sowie ihr Kropfinhalt sind ebenfalls infektiös. Meist stecken sich Jungtiere bereits im Nest bei ihren Eltern an, die die Viren in sich tragen und eventuell selbst (noch) keine Symptome zeigen. Altvögel können sich ebenfalls durch das Einatmen virushaltiger Stäube oder durch den Kontakt mit virenhaltigem Kot oder Kropfinhalt anstecken.
Im Fall einer Ansteckung ist die Inkubationszeit, also diejenige Zeit, bis die Krankheit ausbricht, vom Alter des Vogels abhängig. Nestlinge erkranken meist nach wenigen Tagen. Dagegen kann es bei Altvögeln mehrere Monate, bis sich bei ihnen erste Symptome der Krankheit PBFD zeigen. Laut Fachliteratur wurden ebenfalls einige wenige Fälle beobachtet, bei denen die Zeit zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krankheit mehrere Jahre betragen hat. Die durchschnittliche Inkubationszeit wird bei Altvögeln mit etwa zwei Monaten angegeben.
Nachweis der Krankheit
Gewissheit darüber, ob ein Vogel an PBFD erkrankt ist oder die auslösenden Circoviren in sich trägt, liefern die Untersuchung einer Blutprobe oder einer frisch gezogenen, im Idealfall bereits veränderten Feder. Diese Proben werden in ein klinisches Labor geschickt und dort analysiert. Für den Halter heißt das in einem Verdachtsfall: Ein potenziell infiziertes Tier wird zu einem Tierarzt gebracht, der Blut- und/oder Federproben entnimmt und diese an das Labor schickt. Auch neue Vögel, die in einen Vogelschwarm ziehen sollen, sollten am besten vorab auf PBFD untersucht werden. Normalerweise dauert es zwischen drei und sieben Tagen, bis das Testergebnis vorliegt.
Problematisch ist hierbei, dass auf die Testergebnisse nicht immer hundertprozentig Verlass ist. Ein Vogel, der negativ getestet worden ist, kann dennoch mit PBFD infiziert sein. Mitunter scheiden infizierte Vögel vorübergehend keine Viren aus, sodass ein Test, der exakt in einer solchen Zeitspanne durchgeführt wird, ein negatives Resultat liefert, obwohl der Vogel Circoviren in sich trägt – man spricht von einem falsch-negativen Befund. Ferner ist es denkbar, dass die ausgerissene Feder nicht genügend genetisches Material getragen hat und der Test dadurch fälschlicherweise negativ ausgefallen ist.
Deshalb sollte man im Zweifelsfall nach drei Monaten erneut einen Test durchführen lassen, wenn man mehr Gewissheit erlangen möchte. Allerdings kann hierbei genau dasselbe Phänomen eintreten. Rein statistisch gesehen, geschieht es selten, dass man zwei falsche Testergebnisse erlangt. Dennoch besteht immer ein gewisses Restrisiko.
Um ein falsch-negatives Ergebnis aufgrund fehlenden genetischen Materials auszuschließen, kann man einen Test in Auftrag geben, der zugleich das Geschlecht des Vogels ermitteln soll. Wenn keine Geschlechtsbestimmung anhand der Federprobe möglich ist, dann ist nicht genug Material vorhanden, mit dessen Hilfe Rückschlüsse auf das Geschlecht möglich sind. Damit ist gleichzeitig der Beweis erbracht, dass nicht genügend Material zum Nachweis von Circoviren vorliegt. Dieser spezielle Test ist zwar teurer als eine reine PBFD-Analyse, aber man kann auf diese Weise falsch-negative Testergebnisse sofort erkennen.
Behandlung und weitere Maßnahmen
Eine Behandlung mit dem Ziel einer Heilung der Erkrankung existiert für PBFD leider derzeit nicht. Vögel, die an PBFD erkrankt sind oder Circoviren in sich tragen, sollten vom Halter möglichst gesund und ausgewogen ernährt werden und es ist darauf zu achten, dass ihr Immunsystem unterstützt und gestärkt wird. Ihr behandelnder Tierarzt wird Ihnen sicher passende Präparate empfehlen können und Ihnen Tipps für die Ernährung geben.
Steht die Diagnose PBFD bei einem Vogel fest, ist es ratsam, alle Vögel aus demselben Bestand untersuchen zu lassen. Nur so können Sie sicherstellen, ein klares Bild der Situation zu erlangen. Infizierte Vögel, die schon länger mit anderen Tieren zusammengelebt haben, bei Bekanntwerden der Erkrankung aus dem Schwarm zu nehmen, wird zwar oft empfohlen. Aber leider dürfte zuvor bereits eine Ansteckung stattgefunden haben, weshalb die Maßnahme überflüssig ist. Achten Sie darauf, dass Sie infizierte Vögel niemals mit gesunden Tieren in Kontakt bringen. Das kann unter Umständen beispielsweise bedeuten, dass Sie Ihre Vögel während Ihres Urlaubs nicht mehr einfach woanders in Pflege geben können.
Zeitlebens müssen im Bedarfsfall die Krallen und Schnäbel der erkrankten Vögel gekürzt werden und dem Auftreten von Sekundärinfektionen ist möglichst vorzubeugen. Auch was diese Details angeht, sollten Halter von PBFD-Vögeln einen fachkundigen Tierarzt kontaktieren.
Seit geraumer Zeit wird in einigen Ländern ein Impfstoff gegen die PBFD auslösenden Circoviren erprobt. Bisher ist dieser Impfstoff aber noch nicht überall erhältlich.
Keine Einzelhaltung von PBFD-Vögeln!
Erkrankte Vögel sollten niemals allein gehalten werden. Leider ist PBFD inzwischen sehr weit verbreitet, sodass es viele infizierte Vögel gibt. Mit ebenfalls infizierten Artgenossen kann man kranke Tiere normalerweise problemlos vergesellschaften. Ist es einem Halter nicht möglich, einen an PBFD erkrankten Vogel mit Artgenossen zu vergesellschaften, sollte das Tier in einen infizierten Bestand geben werden. Über Internetforen lassen sich Halter von PBFD-positiven Vogelschwärmen finden und oft sind diese Tierfreunde bereit, weitere Vögel aufzunehmen. Von einer Einzelhaltung eines infizierten Vogels ist unbedingt abzuraten! Es findet sich erfahrungsgemäß immer ein Platz in einem infizierten Vogelschwarm, wenn man sich die Mühe macht, danach zu suchen.
Ethische Aspekte
Wenn es um PBFD geht, sollten einige ethische Aspekte berücksichtigt werden. Es gibt einige Experten, die die Ansicht vertreten, infizierte Vögel sollten sofort nach dem Nachweis der Erkrankung getötet werden, damit sie keine anderen Vögel anstecken können. Die Tötung sollte laut Ansicht dieser Experten auch dann erfolgen, wenn es den Tieren noch gut geht, also auch dann, wenn sie selbst (noch) keine Symptome zeigen.
Dieses Vorgehen halten einige andere Menschen für unethisch, weil sie der Ansicht sind, dass PBFD-Vögel untereinander vergesellschaftet werden können und im besten Fall einige Jahre bei guter Lebensqualität weiterleben können. Während dieser Zeit besteht allerdings tatsächlich immer das Risiko, dass sie Viren ausscheiden und diese zum Beispiel in Form von Gefiederstaub, der an der Kleidung der Halter haftet, mit gesunden Vögeln in Berührung kommen. Es kann also unter Umständen geschehen, dass ein Halter von an PBFD erkrankten Vögeln einen anderen Halter mit gesunden Vögeln besucht und diese über den in der Kleidung haftenden Gefiederstaub infiziert. Dieses Risikos sollten sich alle Halter von PBFD-Vögeln bewusst sein und entsprechend umsichtig handeln.
Aus Sicht derjenigen, die die sofortige Tötung infizierter Vögel für sinnvoll halten, ist es ethisch nicht vertretbar, gesunde Vögel einer potenziellen Gefahr auszusetzen, wie sie durch den an der Kleidung haftenden Gefiederstaub hervorgerufen werden kann. Wie man das Ganze auch dreht und wendet – beide Sichtweisen sind zumindest in Teilen nachvollziehbar und jeder Halter, der mit der Diagnose PBFD konfrontiert wird, sollte sich dieses ethischen Dilemmas bewusst sein. Eine Handlungsanweisung oder Empfehlung möchte ich an dieser Stelle nicht aussprechen. Jeder Halter muss selbst entscheiden, welche Entscheidung beziehungsweise Vorgehensweise er vor sich selbst rechtfertigen kann.
Ähnliche Erkrankungen
Zwar sind die mit einer fortschreitenden PBFD-Infektion einhergehenden Gefiederstörungen und Schnabelveränderungen häufig mit einem Blick zu erkennen. Dennoch ist es in aller Regel nicht möglich, einen betroffenen Vogel als an PBFD erkrankt zu identifizieren, denn es treten ähnliche Erkrankungen in Erscheinung. Außerdem können auch Federrupfer, also Vögel, die sich selbst die Federn ausreißen oder ihre Federn zerbeißen, mit einem an PBFD erkrankten Tier verwechselt werden. Die folgende Gegenüberstellung von Bildern soll dies verdeutlichen.
Schwerer Nährstoffmangel kann vor allem bei Jungvögeln zu massiven Gefiederstörungen führen, die denen ähneln, die durch eine PBFD-Erkrankung ausgelöst werden. Wird ein junger Vogel während der Wachstumsphase nur unzureichend mit Nährstoffen versorgt, stehen seinem Organismus nicht genügend Ressourcen zum Bilden gesunder Federn zur Verfügung. Das Problem kann jedoch sogar noch früher auf den heranwachsenden Vogel wirken: Wird seine Mutter während der Produktion der Eier nur unzureichend mit Nährstoffen versorgt, wird der Dotter, aus dem sich die Embryonen im Ei ernähren, nicht ausreichend nahrhaft. Oft sterben die Jungvögel dann schon im Ei ab oder sie kommen geschwächt zur Welt und entwickeln in den ersten Lebenswochen in vielen Fällen ein lückenhaftes und stumpf wirkendes Gefieder.
Fazit
Jeder Vogel, der schwere Gefiederstörungen aufweist, sollte unbedingt von einem fachkundigen Tierarzt untersucht werden, damit von ihm gegebenenfalls Laboruntersuchungen in Auftrag gegeben werden können. Nur so lässt sich Gewissheit über den Gesundheitszustand des jeweiligen Vogels erlangen. Auf Blickdiagnosen sollte sich kein Vogelhalter einlassen, denn sie sind zu unsicher!