- >>
- Birds Online
- >>
- Gesundheit & Handicaps
- >>
- Gesundheit der Vögel
- >>
- Haut- und Schnabelerkrankungen
- >>
- Bürzeldrüsenveränderungen
- >>
- Erfahrungsbericht Trudi
Erfahrungsbericht Trudi
Text und Bilder von Ina Emser-Rinck, September 2007
Trudi war eine Henne aus dem Tierheim, ich hatte sie vor circa 2,5 Jahren von dort übernommen. Sie war total verfettet, auch die anderen drei Partner, die von ihrem Vogelhalter schnell abgeschoben werden mussten und bei mir ein neues Zuhause gefunden hatten, waren übergewichtig.
Trudi wurde laut Beringung 2001 geboren, sie war also nicht mehr die Jüngste. Durch ihr hohes Gewicht konnte sie nur kurze Strecken fliegen, die Gefiederpflege fiel ihr offensichtlich schwer. Aber sie nahm einige Gramm ab, trotzdem wurde sie nie eine sehr vitale Henne und schaute sich das Geschehen lieber behäbig von ihrer Schaukel aus an.
Mir fiel vor einiger Zeit auf, dass Trudis Schwanzfedern nach der Mauser nicht mehr nachgewachsen waren, auch ihr restliches Gefieder war recht stumpf. Das kam mir seltsam vor, wobei ich doch die Vögel in der Mauser immer für die neue Gefiederbildung mit nährstoffreichen Präparaten unterstützte. Allerdings war äußerlich nichts zu erkennen, auch schien es Trudi sehr gut zu gehen.
Einige Tage später beobachtete ich Trudi genauer, sie benutzte ihre Bürzeldrüse beim Putzen nicht. Ich nahm sie in die Hand und wollte mir die Drüse genauer anschauen und da sah ich es: In dieser Körperregion befand sich eine erbsengroße Verdickung, die man unter dem Gefieder gar nicht gesehen hatte. Die Verdickung war fest und schien ihr keine Schmerzen zu bereiten. Das nebenstehend gezeigte Foto entstand einige Tage nachdem ich die Geschwulst entdeckt hatte. Die Lage änderte sich jedoch rasch, denn die Wucherung wuchs sehr schnell, wie ich im Text weiter unten genauer erkläre.
Wenige Tage später stand dann der Besuch beim Tierarzt auf dem Plan. Der Arzt diagnostizierte nach einer eingehenden Untersuchung eine durchblutete tumoröse Veränderung der Bürzeldrüse. Ich war erschrocken, der Tumor hatte seine Größe schon innerhalb von zwei Tagen so gut wie verdoppelt. Der Tierarzt gab mir zu bedenken, dass Trudi mit sechs Jahren schon recht alt wäre und durch ihr hohes Gewicht, das sie vermutlich auch schon in der Vergangenheit mit sich herumgetragen hatte, wahrscheinlich nicht sehr herzstabil sei. Ob sie die Operation überleben würde und wie hoch auch der Blutverlust sei, könnte er mir nicht sagen, es würde 50/50 ausgehen.
Mein Gedanke war, dass eine Operation eine Überlebenschance für Trudi bedeuten würde, ich würde sie ansonsten bei diesem rasenden Wachstum des Tumors mit Sicherheit bald verlieren. Ich konnte somit nur einer Operation zustimmen und hoffen, dass sie diese übersteht und zudem kein weiteres Tumorwachstum nachkommen würde. Ich legte somit einen Termin für die Operation fest und begann gleich damit, Trudi mit entsprechenden Aufbaumitteln zu unterstützen und auf den Eingriff vorzubereiten. In diesen wenigen Tagen sah man den Tumor regelrecht wachsen und mittlerweile fing Trudi an, daran herumzupicken.
Zu meiner Freude war dann die Operation, bei der die gesamte Bürzeldrüse entfernt werden musste, sehr gut verlaufen. Der Tierarzt konnte das Tumorgewebe vollständig entfernen und ihr Herz blieb stabil. Das Foto rechts zeigt Trudi unmittelbar nach der Operation. Bis heute ist auch nichts mehr nachgekommen und Trudi erfreut sich bester Gesundheit.
Es war die einzig richtige Entscheidung. 🙂 Das Gefieder ist zwar immer noch recht matt und es fehlen die langen Schwanzfedern, aber sie kann auch ohne Bürzeldrüse sehr gut leben. Und ich hoffe, dass ihr Leben noch sehr lange währen wird.