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Nickhautentzündung
Anders als wir Menschen haben Vögel nicht nur zwei Augenlider (Ober- und Unterlid), sondern noch ein drittes Augenlid, das als Nickhaut bezeichnet wird. Dieses dünne, bei Wellensittichen und einer Reihe anderer Vogelarten transparente Häutchen wird nicht von oben nach unten bewegt, sondern vom vorderen Augenwinkel aus schräg nach hinten. Bei gesunden Wellensittichen ist die Nickhaut durchsichtig, weshalb sie meist nicht allzu leicht zu erkennen ist. Bei einigen anderen Vogelarten ist die Nickhaut nicht transparent, sondern weißlich. Typische Vertreter der Vögel mit weißlicher Nickhaut sind viele Entenarten. Doch ganz unabhängig davon, welche Farbe die Nickhaut bei den einzelnen Vogelarten hat: Sie sollte bei einem Individuum stets gleich aussehen, glatt und nicht gerötet sein. Unter bestimmten Umständen kann es jedoch zu einer Reizung der Nickhaut kommen, die so gravierend ist, dass sich dieses zarte Augenlid entzündet. Dann verändert sich ihr Aussehen deutlich.
Entstehung einer Reizung oder Entzündung
Für gewöhnlich ist die Nickhaut unter den beiden anderen beweglichen Augenlidern gut geschützt. Gelangen jedoch Krankheitserreger wie Bakterien ins Auge eines Vogels, kann eine Entzündung des membranartigen Augenlids entstehen. Meist geht einer solchen Entzündung eine mechanische Reizung oder winzige Verletzung voran. Es kann beispielsweise geschehen, dass ein Staubpartikel, ein Sandkorn aus der Käfigeinstreu, eine Futterspelze oder ein ähnlich kleiner Gegenstand in das Auge des Vogels gerät, darin scheuert und die Nickhaut dadurch wund reibt. Oft geht dann alles sehr schnell und es setzen sich Krankheitserreger wie Bakterien in ihr fest, das heißt, es entsteht eine bakterielle Infektion der Nickhaut. In manchen Fällen kann es zudem aufgrund einer Veränderung des Nickhautgewebes zu einer Entzündung kommen. Entsteht in der Nickhaut ein Lipom oder ein Tumor, kann dies zu Schwellungen und Mikroverletzungen und dadurch letztlich zu Entzündungen führen.
Eine entzündliche Reaktion des Gewebes ist nichts anderes als eine körpereigene Reaktion auf die anwesenden Krankheitserreger oder die mechanische Reizung. Entzündetes Gewebe schwillt an, wird stärker durchblutet und erhitzt sich dadurch. Die Folge ist eine Rötung des Gewebes, wodurch die Nickhaut fleischig und blutunterlaufen wirkt, wenn sie sich entzündet. Solche Entzündungen bilden sich in den meisten Fällen recht rasch, sie entstehen oft innerhalb weniger Stunden. Außerdem ist nicht immer nur ein Auge betroffen, sondern in vielen Fällen beide. Weil innerhalb des Schädels eine Verbindung zwischen den Augen besteht, übertragen sich Bakterien oder andere Krankheitserreger leicht auf die noch gesunde, bis dahin nicht gereizte Nickhaut des anderen Auges, sodass sie sich ebenfalls entzündet.
Ansteckung
Oftmals sind es normale Umgebungskeime, also ständig in der Umwelt vorhandene Krankheitserreger, die zu einer Entzündung der Nickhaut führen, wenn diese zuvor mechanisch gereizt worden ist. Allerdings kommen auch ansteckende Augeninfektionen vor, die sich für gewöhnlich allerdings eher auf die Bindehaut auswirken als auf die Nickhaut. Das heißt: Treten Nickhautschwellungen und -rötungen bei mehreren Tieren eines Bestandes gleichzeitig auf, dann liegt sehr wahrscheinlich eine ansteckende Krankheit vor. Ist hingegen nur ein Vogel betroffen, hat er sich wahrscheinlich entweder eine winzige Verletzung an der Nickhaut zugezogen, die sich entzündet hat, oder aber es hat sich eine Wucherung an diesem Körperteil gebildet, die wiederum möglicherweise eine Entzündung zur Folge hatte. Doch so oder so muss jeder Vogel, bei dem sich die Nickhaut verändert oder entzündet ist, umgehend von einem vogelkundigen Tierarzt untersucht werden.
Behandlung
Weil Vögel wie wir Menschen sehr stark auf ihre Augen angewiesen sind, ist mit Erkrankungen, die die Sehorgane oder die Augenlider betreffen, bei ihnen nicht zu spaßen. Es empfiehlt sich deshalb nicht, nach dem Auftreten einer Schwellung der Nickhaut erst einmal abzuwarten. Betroffene Tiere sollten umgehend zu einem Vogel-Tierarzt oder Tier-Augenarzt gebracht werden, der die Augen gründlich untersuchen sollte. Dies muss geschehen, um zu gewährleisten, dass keine weiteren Entzündungsherde vorliegen und tatsächlich nur die Nickhaut betroffen ist. Für gewöhnlich kommen im Fall einer Nickhautentzündung bei Heimvögeln entweder antibiotische Augentropfen oder Augensalben zum Einsatz. Hausmittel wie Kamillenteekompressen oder Ähnliches reichen zur Behandlung einer Nickhautentzündung in aller Regel nicht aus.
Die Behandlung sollte rasch eingeleitet werden, denn eine entzündete Nickhaut verursacht Schmerzen oder mitunter Juckreiz. Der betroffene Vogel könnte sich verletzen, um sich durch Kratzen oder Reiben Linderung zu verschaffen. Häufig wird dabei die Haut rund um das Auge verwundet, auch eine Verletzung des Ober- und Unterlids kann auftreten. Durch eine einmal begonnene Blutung wird häufig ein Teufelskreis in Gang gesetzt: Das in das Gefieder gelangte Blut verkrustet und führt zu noch mehr Juckreiz, weshalb das Tier erneut zu kratzen beginnt und die Lage verschlimmert. Für einen hiervon betroffenen Vogel ist dies äußerst unangenehm und nur ein schnell erfolgender Tierarztbesuch kann dem gefiederten Patienten dauerhafte Linderung verschaffen. In einigen Fällen kann es erforderlich sein, einem an einer Nickhautentzündung erkrankten Vogel vorübergehend eine Halskrause anzulegen, damit er sich nicht am Auge kratzen kann.
In einigen besonders extremen Fällen kann es geschehen, dass eine Nickhautentzündung nicht mit Medikamenten in den Griff zu bekommen ist. Dann besteht die Möglichkeit, das entzündete Gewebe in einer Operation zu entfernen. Dabei wird meist die gesamte Nickhaut entnommen. Vögel können ohne ihre Nickhaut leben, sofern das Ober- und Unterlid intakt sind. Es besteht dann keine übermäßig große Gefahr einer Austrocknung des Auges.
Heilungsdauer
Normalerweise heilen Nickhautentzündungen und -reizungen relativ schnell ab, sofern ein wirksames Medikament zum Einsatz kommt. Spätestens innerhalb von zwei bis drei Tagen sollte in den meisten Fällen eine nennenswerte Besserung eintreten. Ist dem nicht so, muss der behandelnde Tierarzt darüber informiert werden, um gegebenenfalls andere Therapieschritte einzuleiten oder detailliertere Untersuchungen durchzuführen. Denn gegebenenfalls sind die Krankheitserreger gegen das zum Einsatz kommende Medikament resistent. Das heißt, es ist wirkungslos und es muss deshalb ein anderes Präparat zum Einsatz kommen.
Nickhautentzündungen niemals auf die leichte Schulter nehmen!
Weil sich die Augen sehr dicht am Gehirn befinden, besteht bei einer außer Kontrolle geratenen Infektion der Lider und Nickhäute die Gefahr, dass sich die Krankheitserreger im Schädel weiter ausbreiten und so in das Gehirn gelangen. Deshalb sollte man eine Entzündung im Bereich der Augen niemals auf die leichte Schulter nehmen und sich unbedingt an einen Tierarzt wenden.
Ähnliche Erkrankungen
Bei Vögeln kann eine Reihe unterschiedlicher Augenerkrankungen auftreten, die einer Nickhautentzündung ähneln können. Verletzte Ober- und Unterlider sind stark gerötet und geschwollen. Auch Bindehautentzündungen oder Nasennebenhöhlenentzündungen (Sinusitis) führen oft zu ähnlichen Schwellungen und Rötungen an den Augen, die vom Laien nicht immer sicher von einer Nickhautentzündung unterschieden werden können. Darüber hinaus können sich an der Nickhaut Lipome (Fettgeschwulste) bilden.
Darüber hinaus kann es vorkommen, dass sich auf der Nickhaut Polypen bilden. Diese sind oft dunkel rötlich gefärbt und wuchern mitunter so, dass sie aus dem Auge herausragen. Solche Polypen müssen meist chirurgisch entfernt werden.