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Wellensittich Josy: Erfahrungsbericht über einen Kloakentumor
Text und Bilder von Cora Freudenberger, März 2009
Mit Josy fing alles im Januar/Februar 2008 an: Eines Morgens kam ich zum Käfig und wollte die beiden Piepmätze füttern, als ich sah, dass Josy den Kot nicht richtig absetzen konnte und somit alles im Gefieder hing. Einen Teil ihrer (normalerweise braunen) Wachshaut rieb sie sich kurz darauf an eine Sitzstange im Käfig ab. Als ich sie rausgefangen habe, putze ich ihren Kot mit einem mit Wunddesinfektionsmittel angefeuchteten Wattestäbchen ab. Leider war der Kot schon etwas angetrocknet, sodass es der kleinen Josy ein wenig im Gefieder ziepte.
Beim fachkundigen Welliarzt wurde festgestellt, dass die restliche Wachshaut sich ganz leicht ablöste. Zum Vorschein kam eine blaue Wachshautschicht, was eindeutig auf Hormonstörungen hindeutete. Außer, dass sie ein paar Gramm zu viel auf den Rippen hatte, wurde hier weiter nichts festgestellt. Das Mittel „Bird Bene-bac“ sollte Josy helfen, die Verdauung wieder in Schwung zu bekommen. Täglich ein kleines Tröpfchen in den Schnabel zu geben, war meine Aufgabe. Zudem wurde sie von mir auf Diät gesetzt, das heißt sie erhielt nur noch circa einen halben Kaffeelöffel Körner und viel frisches Obst und Gemüse am Tag. Das Gewicht bekamen wir in den Griff und dank Bird Bene-bac auch die Verdauung. Der kleinen Wellidame ging es von Tag zu Tag besser und nach einigen Wochen hatte sie auch wieder die üblich aufgeraute und abstehende Wachshaut.
Im Januar/Februar 2009 (also ein Jahr nach oben genannter Krankheit) bemerkte ich, dass die Kleine oberhalb der Kloake einen kleinen herausstehenden „Bauch“ hatte. Beim Abtasten bemerkte ich, dass dieser „zusätzliche Bauch“ glücklicherweise weich war und weniger auf ein Ei hindeutete. Trotz allem ließ es mir keine Ruhe und ich suchte gleich noch an einem Samstag einen Tierarzt auf. Leider gab es hier keine guten Nachrichten: Da der abgesetzte Kot wieder am Gefieder verklumpte, deutete alles darauf hin, dass Josy wieder erkrankt war. Allerdings sollte es diesmal schlimmer sein als vor einem Jahr. Der Verdacht war, dass Josy an einem Tumor oder einer Fettgeschwulst litt, wobei die Ärztin eher zu einer Fettgeschwulst tendierte. Durch eine Diät sollte die Geschwulst nicht weiter wachsen können beziehungsweise verringert werden. Auszuschließen war jedoch, dass die Geschwulst eines Tages komplett verschwinden würde.
Bei einigen Sitticharten kann eine Fettgeschwulst auftreten, was nicht ungewöhnlich ist. Es heißt jedoch nicht, dass der betroffene Vogel daran sterben muss, im Gegenteil: Mit einer Geschwulst können Sittiche gut leben und trotzdem alt werden. Meist tritt eine solche Wucherung bei Sittichen zwischen dem zweiten und dritten Lebensjahr auf (Josy war zu diesem Zeitpunkt etwas über zwei Jahre alt). Aber um genauer zu überprüfen, ob es sich bei Josy tatsächlich um einen Tumor oder eine Geschwulst handelte, hätte die kleine Dame geröntgt werden müssen, wovon wir Abstand genommen haben. Denn der Tierarzt hätte den Vogel narkotisiert (was nicht alle Ärzte tun). Ein per Spritze verabreichtes Narkotikum kann nur schwer für ein so kleines Tier dosiert werden, meistens sterben die Wellis danach an einer „Überdosis“. Was jedoch nicht im Fall einer Inhalationsnarkose gilt, diese lässt sich meist recht gut dosieren und es kommt nicht zum Tod.
Binnen vier Wochen nahm die Kleine um vier Gramm zu, und das trotz Diät! Die Geschwulst wuchs weiterhin. Sie war mittlerweile relativ groß, sodass sie beim Sitzen auf der Stange auflag. Josy ging es jedoch weiterhin sehr gut. Sie konnte nicht mehr ganz so ausgiebige Flugstrecken täglich vornehmen wie sonst und atmete beim Klettern auch wesentlich schwerer. Trotz allem fraß sie, zwitscherte, flog umher, erforschte das Zimmer und war eigentlich putzmunter. Wenn man die Geschwulst und die blaue Wachshaut (bei einem gesunden Mädchen ist diese ja normalerweise braun) gesehen hätte, hätte man meinen können, dass sie gesund ist.
Letztlich störte Josy diese Geschwulst und sie begann sich die Federn um die Kloake auszurupfen, wobei hier schon einmal kein Kot mehr im Gefieder hängen blieb. Anfang März war es dann so weit: Die kleine Wellidame war morgens sehr ruhig und kaum aktiv. Abends bemerkte ich gegen 18.00 Uhr, dass sie sehr schwach war und stark atmen musste. Sogar die leckere Kolbenhirse verschmähte sie! Der Todeskampf dauerte 30 Minuten an, dann schloss sie die Augen und legte sich auf unseren Fußboden und schlief ein.
Was ich jedem Wellihalter noch ans Herz legen möchte
Es ist sehr schwer für einen Halter, einen Welli zu verlieren. Trotz allem sollte man bei einem Paar daran denken, dass auch der übrig gebliebene Welli sehr trauert. Bei uns ging es sogar so weit, dass unser Snowball Angst mir gegenüber hatte und mir kein Stückchen vertraute (er war vorher handzahm). Es ist sehr schwer, gleich wieder einen „Ersatzwelli“ zu holen, jedoch ist es sehr wichtig. Nachdem unsere Josy vier Tage zuvor gestorben war und unser Snowball merklich trauerte, holten wir von einem Züchter eine neue Dame, die etwa in seinem Alter ist. Obwohl sie zunächst noch in Quarantäne lebte, konnte man ansehen, dass nach und nach der hinterbliebene Witwer wieder munter und fröhlich wurde! Daher mein Appell an alle Wellihalter, die ein Pärchen hatten und bei denen ein Vogel verstorben ist: Nicht lange zögern, sondern den hinterbliebenen Welli wieder vergesellschaften!