Tumoren

Achtung: Die auf Birds-Online.de angebotenen Texte und Bilder rund um das Thema Erkrankungen von Vögeln sind als Informationsquelle gedacht. Bitte bringen Sie Ihre erkrankten Vögel immer schnellstmöglich zu einem fachkundigen Tierarzt!
Ein großer Hauttumor über der Wachshaut eines Wellensittichs.
Ein großer Hauttumor über der Wachshaut eines Wellensittichs.

Von Tumoren spricht man bei Wellensittichen und anderen Vögeln meist, wenn es sich um Wucherungen handelt, die oft relativ schnell zu stattlicher Größe heranwachsen und die normalerweise von sich aus nicht wieder kleiner werden. Vergleichsweise oft bestehen sie aus Fettgewebe und bilden sich im Bauch- und Brustbereich der Vögel. Sie werden dann als Lipome oder Fettgeschwülste bezeichnet. Streng genommen sind Lipome also tatsächlich Tumoren, obwohl sie landläufig anders bezeichnet werden. Gerade deshalb und weil sie von vielen Vogelhaltern nicht als solche aufgefasst werden, gibt es über Lipome einen ausführlichen Beitrag. Dagegen geht es auf dieser Seite vor allem um Tumore, die keine Lipome sind. Bei einigen Tumoren handelt es sich tatsächlich um etwas ganz Ähnliches wie den bei uns Menschen gefürchteten Krebs.

Zudem sei angemerkt, dass nicht alle hier genannten Tumorerkrankungen die Haut der Vögel betreffen, obwohl sich der Beitrag in der Unterrubrik über Hauterkrankungen befindet. Der besseren Übersicht halber finden Sie deshalb auf dieser Seite auch Informationen über Tumoren der inneren Organe und der Knochen.

Wo können Tumoren bei Vögeln entstehen?

Unmittelbar neben der Bürzeldrüse hat sich bei diesem Wellensittich ein Tumor gebildet.
Unmittelbar neben der Bürzeldrüse hat sich bei diesem Wellensittich ein Tumor gebildet.

Theoretisch können Tumoren im Körper eines Vogels an jeder Stelle auftreten. Manche Körperteile sind aber überdurchschnittlich selten und andere dagegen sehr häufig betroffen. Hinzu kommt, dass es Vogelarten gibt, die weniger anfällig für Tumoren zu sein scheinen als andere. Zu den Vögeln, bei denen sich vergleichsweise oft Tumoren zeigen, gehören die Wellensittiche.

Auf dieser Seite werden jene relativ häufig auftretenden Tumorarten näher vorgestellt, darüber hinaus kommen jedoch noch weitere vor. Indem Sie auf einen der folgenden Listeneinträge klicken, gelangen Sie sofort zur entsprechenden Beschreibung weiter unten auf dieser Seite beziehungsweise in einem weiteren Kapitel dieses Internetprojekts.

Außerdem erfahren Sie weiter unten etwas über die allgemeinen Behandlungsmöglichkeiten.

Nierentumoren

Nierentumoren sind von außen meist nur daran zu erkennen, dass die betroffenen Vögel sehr flüssigen oder gar blutigen Urin absetzen und verklebte Federn an der Kloake haben.
Nierentumoren sind von außen meist nur daran zu erkennen, dass die betroffenen Vögel sehr flüssigen oder gar blutigen Urin absetzen und verklebte Federn an der Kloake haben.

Diese Tumoren entstehen im Innern des Vogelkörpers und sind meist fest mit den Nieren verwachsen. Genau genommen entstehen sie aus unkontrolliert wucherndem Nierengewebe. Von außen sieht man diese Geschwülste für gewöhnlich nicht; das gilt zumindest für kleine Nierentumoren. Sehr große Tumoren an diesen Organen können sich von außen durchaus aus diffuse Schwellung bemerkbar machen. Doch auch dann, wenn man von außen (noch) keinerlei Schwellung sind, gibt oft bereits Hinweise auf eine tumoröse Wucherung an den Nieren: In vielen Fällen verändert sich die Konsistenz der Kotballen, da die erkrankten Nieren nicht mehr ordnungsgemäß arbeiten und der Körper bei vielen betroffenen Vögeln dann vermehrt Urin ausscheidet. Die Kotbällchen werden somit oftmals extrem flüssig, wie es beispielsweise auch bei einer Niereninfektion der Fall sein kann. Allein durch das Betrachten des Vogelkots ist es demnach nicht möglich, eine exakte Diagnose zu stellen. Es besteht zudem für den Laien eine hohe Verwechslungsgefahr mit Durchfallerkrankungen. Zu feuchte Kotballen sind somit nicht grundsätzlich gleichbedeutend mit einem Nierentumor, aber sie können ein Hinweis darauf sein.

Aufgrund der Position der Nieren im Körper der Vögel führen Nierentumoren ab einer gewissen Größe meist zu starken Schmerzen, da sie einige Nervenstränge einklemmen. Jene Nervenbahnen erstrecken sich bis in die Beine der Vögel und durch den Druck wird die Beweglichkeit eingeschränkt. Abhängig davon, wo der jeweilige Nerv durch einen Nierentumor eingeklemmt wird, lahmen die Vögel mit dem rechten oder linken Bein. Deshalb ist es unbedingt erforderlich, einen Vogel beim Auftreten einer Lähmung eines Beines schnellstmöglich auf das Vorhandensein eines Nierentumors untersuchen zu lassen. Dies gilt umso mehr, wenn das Tier als weiteres Symptom sehr feuchte Kotballen zeigt.

Erfahrene Tierärzte können Nierentumoren oft ertasten oder gegebenenfalls Röntgenbild anfertigen, auf dem sie die Wucherung dann meist erkennen. Bedauerlicherweise kann man diese Art von Tumoren normalerweise nicht mittels eine Operation entfernen. Hat sich ein Nierentumor erst einmal gebildet, ist es fast immer nur noch eine Frage der Zeit, bis der erkrankte Vogel entweder an akutem Nierenversagen stirbt oder aber bis er so starke Schmerzen und Lähmungen erleidet, dass man ihn lieber einschläfern lassen sollte. Es besteht lediglich die Möglichkeit, eine Behandlung mit Spinnengift zu versuchen, was allerdings nicht in sämtlichen Fällen ratsam ist und auch nicht immer zum Erfolg führt. Manche Mediziner raten deshalb von derlei Versuchen grundsätzlich ab. Weitere Informationen zu dieser Therapieform aus der Naturheilkunde finden Sie weiter unten.

Tumoren an den Geschlechtsorganen (Hoden und Eierstöcke)

Bei diesem Wellensittich handelt es sich um ein Männchen, dessen Nase (Wachshaut) infolge eines Hodentumors braun verfärbt ist.
Bei diesem Wellensittich handelt es sich um ein Männchen, dessen Nase (Wachshaut) infolge eines Hodentumors braun verfärbt ist.

Manche Vogelmännchen, darunter viele männliche Wellensittiche, erkranken im Laufe ihres Lebens an einem Hodentumor. Tiermediziner sprechen dabei auch von sogenannten Gonadentumoren. Oft handelt es sich bei den Hodentumoren der Wellensittiche um sogenannte Sertolizelltumoren.

Weshalb gerade Wellensittichmännchen so anfällig für Hodentumoren sind, konnte bislang noch nicht geklärt werden. Ist ein Vogel-Männchen an einem Hodentumor erkrankt, können Lähmungen sowohl im rechten als auch im linken Bein, in besonders schlimmen Fällen sogar in beiden Beinen gleichzeitig auftreten. Doch bevor die betroffenen Tiere zu hinken beginnen, zeigt sich meist ein anderes Symptom: Erkrankt ein Wellensittich-Männchen an einem Hodentumor, wirkt sich dies auf seinen Hormonhaushalt aus und mit der Zeit kann es zu einer Verfärbung der Wachshaut (Nase) kommen. Das „Männchen-Blau“ verändert sich zusehends zu einem schmutzigen, dunklen Braun, wobei die Nase normalerweise weniger krustig ist als die eines Wellensittichweibchens. In extremen Fällen können hiervon betroffene männliche Wellensittiche nach einiger Zeit wie Weibchen in Brutstimmung aussehen. Achtung, einige Vogelmännchen werden durch die von einem Hodentumor verursachten hormonellen Veränderungen sehr aggressiv, wobei das angriffslustige Verhalten mitunter phasenweise auftritt.

Eine vollständige Heilung ist bei Hodentumoren meist nicht zu erreichen, denn Operationen sind in aller Regel nicht möglich. Im Einzelfall kann eine Behandlung mit Spinnengift in Erwägung gezogen werden, sie ist aber nicht zwingend Erfolg versprechend, siehe weiter unten. Früher versuchte man im Fall eines Hodentumors mitunter eine Hormontherapie, die aber nicht immer zum Verschwinden der Tumoren führte. Den Tieren wurden hierfür in einem bestimmten zeitlichen Abstand männliche Geschlechtshormone per Spritze verabreicht. Inzwischen gibt es einen anderen Behandlungsansatz, der jedoch noch nicht flächendeckend angewandt wird: Befindet sich die Erkrankung in einem frühen Stadium, wird einem betroffenen Vogelmännchen ein Langzeitmedikament implantiert, das über mehrere Wochen bis hin zu mehreren Monaten Hormone direkt in seinem Körper freisetzt. Die Hormone können in manchen Fällen das Tumorwachstum deutlich reduzieren. Jedoch kann es zu Nebenwirkungen kommen, unter anderem besteht die Möglichkeit, dass die Vögel nicht mehr aus der Narkose erwachen, die für das Implantieren des Medikaments erforderlich ist. Zudem sollte man bedenken, dass man diese Tumorerkrankung mit Hormonimplantaten in aller Regel nicht heilen kann, sondern nur ihr Fortschreiten verzögert. Letztlich sind Hodentumore normalerweise über kurz oder lang tödlich für die betroffenen Vögel.

An den Hoden dieses Wellensittichs begann sich ein Tumor zu bilden, weshalb die einstmals blaue Wachshaut bräunlich zu werden begann.
An den Hoden dieses Wellensittichs begann sich ein Tumor zu bilden, weshalb die einstmals blaue Wachshaut bräunlich zu werden begann.
Mit fortschreitendem Wachstum hat der Hodentumor dieses Wellensittichmännchens zu einer Braunfärbung der Nase (Wachshaut) geführt.
Mit fortschreitendem Wachstum hat der Hodentumor dieses Wellensittichmännchens zu einer Braunfärbung der Nase (Wachshaut) geführt.
Im Bauch dieses Wellensittichweibchens befand sich ein großer Tumor an einem der Eierstöcke.
Im Bauch dieses Wellensittichweibchens befand sich ein großer Tumor an einem der Eierstöcke.

Nicht nur die männlichen Geschlechtsorgane können von Tumoren betroffen sein. Manche Vogelweibchen erkranken an Eierstocktumoren. Dieser Tumortyp tritt bei ihnen allerdings durchschnittlich betrachtet etwas seltener auf als beispielsweise Nieren- oder Hauttumoren. Dennoch sollte man ein Vogelweibchen, dessen Bauchraum stark anschwillt, unbedingt auf das Vorhandensein eines Eierstocktumors untersuchen lassen. Hat eine solche Geschwulst eine bestimmte Größe erreicht, kann sie zu Lähmungen im linken Bein des betroffenen Vogels führen, das rechte Bein ist bei dieser Art von Tumoren normalerweise nicht von Lähmungen betroffen.

Bei Wellensittichweibchen kann sich aufgrund der durch einen Eierstocktumor verursachten Störung des Hormonhaushaltes die Wachshaut verfärben. Sie verliert ihre braune Färbung und ist später hellblau, fast weiß gefärbt. Aber Achtung: Auch andere schwere oder langwierige Erkrankungen können dazu führen, dass die Wachshaut eines Wellensittichweibchens hellblau wird. Es muss also nicht zwangsläufig ein Eierstocktumor hinter der Farbveränderung stecken. Zudem kann eine solche Verfärbung mitunter ohne einen schwerwiegenden Grund auftreten. Sicherheitshalber sollte ein Tierarzt zurate gezogen werden, um möglicherweise vorliegende gravierende Gesundheitsprobleme möglichst frühzeitig zu entdecken.

Lebertumoren

Der Lebertumor dieses Wellensittichs ist von außen daran zu erkennen, dass der Oberschnabel zu lang ist und an der Spitze dunkle Flecken trägt; dabei handelt es sich um typische Einblutungen.
Der Lebertumor dieses Wellensittichs ist von außen daran zu erkennen, dass der Oberschnabel zu lang ist und an der Spitze dunkle Flecken trägt; dabei handelt es sich um typische Einblutungen.

Aus Leberzellen können bei Vögeln Tumoren entstehen. Sie wachsen meist rasch und schränken die Funktion des Organs relativ bald deutlich ein. An einer Leberstörung erkrankte Vögel fühlen sich matt, haben häufig eine schlechte Verdauung und in vielen Fällen übermäßig starkes Krallen- sowie Schnabelwachstum. Glücklicherweise steckt nicht in jedem Fall ein Lebertumor hinter diesen Beschwerden, sondern mitunter „nur“ eine Infektion oder anderweitige Veränderung des Organs, zum Beispiel eine Fettleber. Allerdings sollte im Verdachtsfall möglichst schnell ein fachkundiger Tierarzt aufgesucht werden, um die Erkrankung genau diagnostizieren zu lassen. Manche gefiederte Lebertumorpatienten lassen im Endstadium der Erkrankung die Flügel hängen und zeigen zudem die typischen Schnabelveränderungen; dies sind neben einem zu starken und schnellen Längenwachstum bei Wellensittichen häufig Einblutungen an der Spitze des Oberschnabels.

Bitte beachten Sie Falls die Diagnose Lebertumor gestellt wird, gibt es für den betroffenen Vogel leider keine Rettung. Wucherungen an diesem lebenswichtigen Organ sind normalerweise inoperabel und somit nicht heilbar.

Knochentumoren

Dieser Wellensittich hat an einem seiner Beinknochen in Gelenknähe einen großen Tumor, der stark durchblutet ist und deshalb dunkelrot durch die Haut schimmert.
Dieser Wellensittich hat an einem seiner Beinknochen in Gelenknähe einen großen Tumor, der stark durchblutet ist und deshalb dunkelrot durch die Haut schimmert.

Wucherungen an den Knochen treten bei einem gesunden Skelett normalerweise nur selten auf. Viel häufiger kommt es an geschädigten Knochen zu tumorösen Veränderungen. Bricht sich ein Vogel beispielsweise einen Flügel oder ein Bein und wird dieser Knochenbruch nicht rasch vom Tierarzt behandelt, können seine Enden schief verwachsen. Ist dies der Fall, kann es später zu einem unkontrollierten Wachstum der Knochensubstanz an einer der Bruchkanten kommen. Bedauerlicherweise wachsen solche Tumoren oft sehr schnell und nicht immer sind sie problemlos operabel. In vielen Fällen lassen sie sich nur durch eine teilweise oder vollständige Amputation der betroffenen Gliedmaße operativ entfernen.

Mitunter können Knochentumoren von außen kaum zu sehen und dennoch sehr aggressiv sein. Sie schädigen den Knochen von innen und zersetzen ihn regelrecht. Im davon betroffenen Körperteil empfinden die Tiere dann meist sehr starke Schmerzen und schonen sie. Nicht immer können solche Patienten durch eine Amputation gerettet werden, deshalb ist im Einzelfall abzuwägen, wie vorzugehen ist. Es ist ratsam, sich hierbei von einem auf die Behandlung von Vögeln spezialisierten Tierarzt beraten zu lassen.

Flügeltumoren

Am äußeren Flügelglied dieses Wellensittichs ist ein Tumor entstanden.
Am äußeren Flügelglied dieses Wellensittichs ist ein Tumor entstanden.

Die Flügel der Vögel können auf unterschiedliche Weise von Tumoren betroffen sein. Diese können auf dem Flügel oder unter ihm wachsen. Ist letzteres der Fall, sieht man die Wucherung nicht gleich, sondern es fällt anfangs nur auf, dass der betroffene Flügel ein wenig höher gehalten wird als der andere Flügel. Liegt ein Flügeltumor relativ weit außen am Flügel, kann er mitunter durch eine Teilamputation operativ entfernt werden. Zwar überleben die Tiere dann, können aber in aller Regel nicht mehr fliegen. Diese Art von rettendem Eingriff ist nicht möglich, wenn sich ein Flügeltumor in unmittelbarer Nähe des Schultergelenks oder in diesem bildet. Tumoren, die im Schultergelenk wachsen, verursachen den betroffenen Vögeln in aller Regel sehr starke Schmerzen, weshalb es sinnvoll ist, sie durch einen Tierarzt rasch von ihrem Leiden erlösen zu lassen.

Einige Krankheiten wie die Xanthomatose oder bestimmte Ekzeme, zum Beispiel die des EMA-Komplexes, können Flügeltumoren recht ähnlich sehen. Ein auf die Behandlung von Vögeln spezialisierter Fach-Tierarzt kann eine sichere Diagnose stellen, was sehr wichtig ist, um dem erkrankten Vogel schnellstmöglich helfen zu können.

Hauttumoren

An der Wange knapp unterhalb des Gehörgangs hat sich bei diesem Wellensittich ein Tumor entwickelt.
An der Wange knapp unterhalb des Gehörgangs hat sich bei diesem Wellensittich ein Tumor entwickelt.

Am gesamten Vogelkörper können Hauttumoren wachsen, die aus verändertem, wild wucherndem Gewebe bestehen. Sind diese Wucherungen leicht beweglich und nicht fest an einem Knochen oder Muskel festgewachsen, ist es in vielen Fällen vergleichsweise leicht, solche Tumoren operativ zu entfernen. Ein solcher Eingriff wird unter Narkose durchgeführt, die bei weitem nicht mehr so gefährlich ist wie früher, als es noch gängige Praxis war, sie per Spritze zu verabreichen. Bei Operationen zum Entfernen größerer Hauttumoren besteht das Risiko, dass es zu einer schweren Blutung kommen kann. Erfahrene Ärzte wissen jedoch darum und kalkulieren dies ein. Einen Vogel aus Angst vor möglichen Operationsrisiken nicht behandeln zu lassen, wäre der falsche Weg, denn Hauttumoren können sich sehr unschön entwickeln.

Je größer ein Hauttumor wird, desto höher ist das Risiko, dass der Vogel irgendwann ein starkes Spannen der Haut verspürt und sich blutig beißt. Oder der Vogel stürzt beim Fliegen, weil der Tumor ihn einschränkt, und beim Aufprall kann die über dem Tumor gespannte Haut platzen. Geschieht dies, ist es meist schwierig, die entstehende Blutung zu stoppen. So weit sollte es ein verantwortungsbewusster Vogelhalter deshalb lieber nicht kommen lassen.

Schnabeltumoren

Die rechte Hälfte des Oberschnabels dieses Wellensittichs wurde durch einen Tumor zerstört.
Die rechte Hälfte des Oberschnabels dieses Wellensittichs wurde durch einen Tumor zerstört.

Am Schnabel eines Vogels kann ebenfalls ein Tumor entstehen, was allerdings nur selten der Fall ist. Wenn es zur Bildung eines Schnabeltumors kommt, wächst dieser oft zu einem klumpigen, meist dunkelrot bis schwarz gefärbten Gebilde heran. Manche Tumoren bringen das Schnabelhorn dazu, zu zerbrechen und der betroffene Vogel kann keine Nahrung mehr zu sich nehmen. Andere Schnabeltumoren führen zu verstärktem Schnabelhornwachstum, sodass regelmäßig ein Tierarzt aufgesucht werden sollte, um den Schnabel zu kürzen beziehungsweise in Form zu bringen. Weil das Tumorgewebe stark durchblutet wird, sollte man auf keinen Fall versuchen, den Schnabel selbst zu begradigen oder zu kürzen, denn es könnte zu sehr massiven Blutungen kommen.

Für gewöhnlich sind Schnabeltumoren inoperabel, das heißt, sie können vom Tierarzt nicht chirurgisch entfernt werden. Therapieversuche mit Spinnengift (Tarantula bzw. Theranekron, siehe weiter unten) sollen in einigen Fällen zu einer Verkleinerung des Tumors geführt haben, Verlass ist auf eine solche Therapie aber nicht grundsätzlich. Manche Schnabeltumoren trocknen mit der Zeit aus und fallen von allein ab, wobei eine mehr oder minder starke Blutung am Schnabel auftreten kann. Darauf sollten Vogelhalter vorbereitet sein und vorab mit ihrem Tierarzt klären, wie man Erste Hilfe leistet und eine solche Blutung stoppt.

Weshalb sich Schnabeltumoren bilden, ist bisher nicht besonders intensiv erforscht worden. Einige Experten vermuten einen Zusammenhang mit der Viruserkrankung PBFD, der bislang allerdings keineswegs bewiesen ist.

Tumoren in der Nähe der Kloake (innerlich und äußerlich)

Infolge eines Tumors im Bauchraum litt dieser Wellensittich unter einer starken Schwellung der betroffenen Körperpartie.
Infolge eines Tumors im Bauchraum litt dieser Wellensittich unter einer starken Schwellung der betroffenen Körperpartie.

Treten Tumoren im Bereich der Kloake, also an der am hinteren Körperende liegenden Ausscheidungsöffnung der Vögel auf, können die entstehenden Schwellungen zu Problemen beim Absetzen des Kots führen. Dies geschieht ganz unabhängig davon, ob sich der Tumor im Körperinneren (zum Beispiel am Darm wachsend) oder eher außen (an der Haut wachsend) befindet. So oder so ragen die Schwellungen nicht nur nach außen, sondern vor allem nach innen, wodurch der Darm eingeengt wird. Außerdem liegen manche Tumoren so ungünstig, dass sie in Richtung des Rückens wachsen und dort in der Nähe der Wirbelsäule Nervenstränge quetschen. Dies führt dazu, dass die betroffenen Vögel ihre Beine nicht mehr richtig bewegen können und unter sehr starken Schmerzen leiden. Wird ein solcher Tumor diagnostiziert und ist keine Operation möglich, sollte über das Einschläfern des betroffenen Vogels nachgedacht werden, um ihm Qualen zu ersparen.

Nicht alle Schwellungen der Kloakengegend sind auf einen Tumor zurückzuführen. Bei geschlechtsreifen Vogelweibchen kann es geschehen, dass sich ein Ei bildet, ohne dass es im Legedarm weit genug wandert, um normal gelegt zu werden. Solche Eier, die zu lange im Legedarm bleiben, verwachsen unter Umständen mit dem umliegenden Gewebe. Dies kann nach einiger Zeit zu einer schweren Entzündung der gesamten Bauchhöhle beziehungsweise zu einer Legedarmentzündung führen. Verwachsene Eier müssen aus diesem Grunde so schnell wie möglich von einem fachkundigen Tierarzt operativ entfernt werden. Je eher die Operation erfolgt, desto höher sind meist die Überlebenschancen des Vogels. Ist die Bauchhöhle erst einmal entzündet, besteht für das erkrankte Weibchen meist in vielen Fällen noch Hoffnung. Wenn sich bei einem geschlechtsreifen Vogelweibchen binnen weniger Tage eine Beule am Unterbauch zeigt, das Tier jedoch kein Ei legt und ganz offensichtlich nicht unter einer typischen Legenot leidet, sollte deshalb umgehend ein fachkundiger Tierarzt hinzugezogen werden.

Doch nicht nur Legedarmentzündungen können zu solchen Schwellungen führen. Darüber hinaus könnten möglicherweise ein Bauchdeckenbruch (eine sogenannte Hernie) oder eine Bauchwassersucht (Aszites) vorliegen. Beides führt zu starken Umfangsvermehrungen des Unterbauchs, die vergleichsweise plötzlich auftreten und sowohl Vogelmännchen als auch Vogelweibchen betreffen können.

Augentumoren

Meist beginnt der Leidensweg eines Vogels, der an einem Augentumor erkrankt, mit anfangs unmerklich geschwollenen Augenpartien und -lidern. Der Zustand verschlechtert sich schleichend und es kann Tage oder Wochen dauern, bis dem Tierhalter bewusst wird, dass etwas nicht in Ordnung ist. Ein Tierarzt, der nicht auf die Behandlung von Vögeln oder auf Tier-Augenheilkunde spezialisiert ist, diagnostiziert in einem solchen Fall nicht selten zunächst eine Erkrankung, die ähnliche Symptome hervorruft, darunter beispielsweise eine Bindehautentzündung oder eine Entzündung der Nasennebenhöhlen (Sinusitis).

Oftmals werden dann Augentropfen oder -salben verabreicht, die dem betroffenen Tier jedoch nicht helfen. Aus diesem Grunde ist es von großer Bedeutung, einen Vogel, der an einer Schwellung im Augenbereich leidet, entweder von einem auf die Behandlung von Vögeln spezialisierten Tiermediziner oder aber von einem Tier-Augenarzt untersuchen zu lassen. Wichtig ist es in diesem Zusammenhang noch zu erwähnen, dass Augentumoren mitunter auf beiden Seiten gleichzeitig entstehen können, sodass man also nicht einfach davon ausgehen kann, dass es sich bei einer beidseitigen Schwellung zwangsläufig um eine ansteckende Erkrankung handeln muss.

Problematisch an dieser Art von Wucherungen ist: Augentumoren sind bei Vögeln normalerweise nicht heilbar. Sie erfordern eine aufmerksame Überwachung, denn wenn sie eine gewisse Größe erreicht haben, verursachen sie dem betroffenen Vogel entsetzliche Schmerzen, weshalb man ihn durch einen Tierarzt von seinen Leiden erlösen lassen sollte. Auch wenn es schwerfallen mag, einen Vogel einschläfern zu lassen, ist dies doch für ein Tier, das unter starken Schmerzen leidet und unheilbar krank ist, der weniger qualvolle Weg. Der behandelnde Tierarzt wird Ihnen dabei helfen, den richtigen Zeitpunkt für diesen endgültigen Schritt festzulegen.

Behandlungsmöglichkeiten

Durch einen Tumor am Darm hatte dieser Wellensittich eine kugelförmige Schwellung am Bauch.
Durch einen Tumor am Darm hatte dieser Wellensittich eine kugelförmige Schwellung am Bauch.

Da Tumoren aufgrund des raschen Stoffwechsels der Vögel in vielen Fällen recht schnell wachsen, besteht nur wenig Handlungsspielraum. Bemerkt man die ersten Vergrößerungen im Körperumfang oder sieht man Hautveränderungen, sollte man den erkrankten Vogel umgehend einem vogelkundigen Tierarzt vorstellen.

Leider existieren wie weiter oben mehrfach erwähnt nur wenige Behandlungsmöglichkeiten. Häufig bleibt keine andere Möglichkeit, als den erkrankten Vogel zu operieren. Unter Vollnarkose wird das Tumorgewebe entfernt, sofern dies im Einzelfall möglich ist. Mitunter müssen Gliedmaßen, an denen sich das Tumorgewebe befindet, ebenfalls entfernt werden. Solche (Teil-)Amputationen führen zu einer lebenslangen Beeinträchtigung der körperlichen Fähigkeiten, die von den Vögeln oftmals jedoch in aller Regel recht gut verkraftet werden. Einige Tumorarten sind inoperabel, das heißt, man kann sie nicht chirurgisch entfernen. Die einzige Möglichkeit, einem hiervon betroffenen Vogel zu helfen, ist es, ihn rechtzeitig einzuschläfern, sobald er unter Schmerzen oder einer zu starken vom Tumor verursachten Einschränkung leidet.

Vor allem Tierheilpraktiker, aber auch einige Tierärzte wenden zur Behandlung mancher Tumoren ein Präparat namens Theranekron an. Hierbei handelt es sich um ein Spinnengift, weshalb das Mittel aufgrund seines Ursprungs mitunter auch Tarantula genannt wird. Das hochverdünnte Tarantelgift wird dem gefiederten Patienten per Spritze verabreicht. Schlägt die Therapie an, verkleinert sich der Tumor oder er verkapselt sich; dann ist er im Gewebe verschiebbar. In sehr seltenen Fällen sollen Tumoren unter der Gabe von Theranekron sogar ganz verschwinden können. Allerdings ist diese Behandlung nicht immer erfolgreich und man sollte einen Vogel, der trotz einer Spinnengift-Therapie nachweislich keinerlei Besserung seines Befindens aufweist sowie weiteres Tumorwachstum zeigt, nicht zu lange seinem Leid überlassen und ihn rechtzeitig von seinen Qualen erlösen lassen.

Weitere Lesetipps zum Thema
Erfahrungsbericht Manni

Erfahrungsbericht Manni

Fallbeispiel eines Wellensittichs, der an einem tödlichen Bürzeldrüsentumor litt
Tumor-Bildersammlung

Tumor-Bildersammlung

Abbildungsbeispiele verschiedener Tumoren
Erfahrungsbericht Kloakentumor

Erfahrungsbericht Kloakentumor

Erfahrungsbericht über einen Wellensittich, der an einem Kloakentumor litt